Burka und Konsorten

Die als Burkaverbot in ganz Europa gehandelte und diskutierte Einschränkung des Outfits von Staats wegen, ist ein Thema ohne Ende und eigentlich auch ohne Gegenstand.

Die verschwindend wenigen Leute, die jemals mit einer Burkaträgerin gesprochen haben, haben wahrscheinlich nie so ein Burkaverbot gefordert.

Aber ich sage gern noch einmal etwas dazu:
Grundlage demokratischer Verhältnisse ist, dass der Staat nichts zu verbieten, sondern die Vielfalt der Lebensführungen zu fördern hat. Zur Vermeidung oder Verhinderung privater Gewaltausübung schützt der Staat den Bürger durch Rechtsnormen und Verwaltungshandeln. Bei Interventionen sind vorab die Wirksamkeit und die Verhältnismäßigkeit der geplanten Intervention zu überlegen.

Auf jeden Fall hat der Staat keine Handhabe, über individuelle Lebensführungen etwas zu entscheiden, nur weil „der Bürger” es so will. Dies auch dann nicht, wenn es viele Bürger wollen.

In (beruflichen) Begegnungen mit Burkaträgerinnen habe ich nie den Eindruck, dass mir ein Verbot der Burka helfen würde. Das Gegenteil ist der Fall. Das Gespräch käme möglicherweise erst gar nicht zustande und die belastende Wirkung des Gesprächs durch die Ausschaltung alltäglich erforderlicher Kommunikationskanäle, könnte erst gar nicht thematisiert werden. Es könnte auch kaum vermittelt werden, dass das Gesprächsergebnis im bestimmten Fall auch nur bedingt oder gar nicht formuliert werden kann, wenn eine Burka im Spiel ist. Ich sehe überhaupt nicht, was so ein Burkaverbot verbessern könnte, zumal die Zahl der kommunikativen Begegnungen mit Burkaträgerinnen doch extrem klein ist.

Was in den Bereich der zwischenmenschlichen Kommunikation gehört, kann ohnehin nicht reglementiert werden.

Ergänzung:
Die Einladung einer verschleierte Frau in eine Talkshow erregte Aufsehen im öffentlichen-rechtlichen Fernsehen. Der Widerspruch war erheblich.
Es ist langweilig, nur das zu sehen, was gefällt.
Wo sonst, wenn nicht in den öffentlich-rechtlichen Medien kann man so etwas verantwortlich zeigen? Es ist nicht fahrlässig, denn es ist eingebunden in die große Welt der Widersprüche und damit gut eingeordnet. Die Aufgabe kann man dem Bürger nicht abnehmen, sich selbst ein Bild von der Welt mit allen Gründen und Abgründen zu machen.

Kommentar

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