Der höchst selbstgerechte und fremdgerechte Egomane Hoeneß bastelt sich jetzt auch seine Resozialisation selbst zurecht.
Sein Steuerbetrug bis zum bitteren Ende zeugt von einem Menschen, der die Welt als einen Baukasten betreibt, der ihm jedes Heil für seine sensible Seele liefert. Es war kein Zufall, dass er bei der Wahl seines Nachfolgers als Präsident des FC Bayern lediglich die Bösartigkeit der Welt beklagte, die für ihn, dem entlarvten Verbrecher, nichts Gutes mehr übrig hat und ihn in seinen Grundfesten aus der Verankerung zu reissen droht. Der neue Präsident war ihm Nebensache. Selbst der Almosengeber Hoeneß erscheint plötzlich in einem neuen Licht als selbstgefälliger Regler, der die Gerechtigkeit in der Welt nicht braucht, weil er mit irgendwelchen Geldgeschenken dem einen oder anderen armen Teufel selbst aus der Patsche hilft und darüber berichten lässt.
Als dem als Bundestrainer designierte Daum im Jahr 2000 Kokaingebrauch nachgewiesen wurde, hat Hoeneß das mit dem allgemeinen Merksatz: „Kriminelle haben im Fußball nichts zu suchen“ kommentiert.
Jetzt will Hoeneß als weltbekannter Verbrecher selbst noch einmal gern so ein mächtiger Vereinspräsident werden, wie er es vordem schon einmal war. Es ist nun zu erwarten, dass er seinen Merksatz nun auch auf sich selbst anwendet oder doch zumindest erklärt, warum es ihm mittlerweile gleichgültig ist, ob da ein Krimineller den Fußball bespielen lässt. Man hört dazu nichts. Offenbar haben alle Resozialisationsversuche für Hoeneß bisher nicht viel gebracht. Seine verhängnisvolle Grundorientierung hat wohl doch unbeschadet überdauert.
Ohne Hoeneß ist die Welt sogar so weit, dass sie Kriminelle vom Fußball grundsätzlich eben nicht ausschließt. Andererseits ist die Welt aber nicht so blauäugig, dass sie den Kriminellen – mir nichts, dir nichts – auf den Posten durchwinken, der über allem angesiedelt ist und ein Höchstmaß an Verständnis für die Welt, für den anderen und auch für sich selbst erfordert. Und ein Resozialisationsprogramm wäre in einer Chefetage ohnehin nicht wirksam. Als Assistent des Zeugwarts wären die Bedingungen weitaus besser, sich auch für noch verantwortungsvollere Aufgaben zu empfehlen.
Erstaunlich ist nicht, dass Hoeneß so bleibt wie er war. Erstaunlich ist, dass die Idee verbreitet wird, die Tat und der Täter gingen getrennte Wege. Der Täter wäre also nach der Tat und der verbüßten Strafe in der Rolle eines unbeschriebenen Blattes. Das erinnert doch stark an den mittelalterlichen Ablasshandel. Dahinter verbirgt sich hoffentlich nicht eine Initiative der Trumpianer, die mit ihrem Geld die öffentliche Meinung pachten, um den entfesselten Egomanen zum unerreichbaren Vorbild zu stilisieren.
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