Alle Gemeinden brauchen auch Geld, um ihre Aufgaben erledigen zu können. Bestimmte Einnahmen sind den Gemeinden vorbehalten und sie haben viel Fantasie, um mit wenig Aufwand viel Geld einzunehmen. Grundsätzlich finde ich das auch richtig, so lange nicht die Gerechtigkeit und die Wirtschaftlichkeit auf der Strecke bleiben. Ich kenne unzählige Beispiele aus eigener Erfahrung.
In diesen Tagen flatterte wieder eine fragwürdige Geldforderung auf meinen Tisch. Es ging um das Regenwasser, was nicht im Garten versickert, sondern über das städtische Kanalisationssystem entsorgt wird. Man weiß offenbar genau, wieviel Wasser vom Himmel kommt und dann auf das Haus und andere versiegelte Flächen fällt. Aufs Jahr wird das genau ausgerechnet und mit dem Preis einer bestimmten Einheit multipliziert. Bei mir kommen bei weitgehend normalem Wetter ungefähr 150 Euro im Jahr zusammen. Weil die Stadt das Geld nicht im Nachhinein haben will, sondern dann, wenn der Regen gerade gefallen ist, gibt es ein Pauschalsystem, an 6 Stichtagen im Jahr jeweils einen Teilbetrag zu leisten. Einmal im Jahr wird abgerechnet und dann weiß man, wie viel Geld übrig ist oder zu wenig gezahlt wurde. Ich hatte in diesem Jahr ein Guthaben von 32,81€. Und meine neuer Teilbetrag lag – wie der alte – bei 33€. Daraus folgte, das ich dem Guthaben noch genau 19 Cent hinzufügen musste, um den ersten Teilbetrag zu gewährleisten.
Und jetzt kommt es:
Weil die Teilbeträge auf Erfahrungen und Schätzungen beruhen und die Stunde der Wahrheit nur einmal im Jahr schlägt, habe ich entschieden, die Schätzungen nun nicht mit einer Überweisung von 19 Cent aufzufüllen und stattdessen getrost die nächste Jahresabrechnung abzuwarten. Das ist doch wohl sehr vernünftig!
In diesen Tagen kam nun aber ein dreiseitiger Brief der dreistautomatischen Art als „Zahlungserinnerung“.
Zitat: „Vielleicht haben Sie den Termin der Fälligkeit übersehen“ Und dann wird mir vorgerechnet, dass tatsächlich 19 Cent bei der ersten Abschlagszahlung fehlen.
Als ich das oberflächlich gelesen hatte, habe ich zunächst ja gedacht, ich selbst wäre ziemlich aus der Spur. Dann habe ich mir den Vorgang einmal auf den Desktop legen lassen. Anschließend wurde ich wütend ob der verschwendeten Zeit – nicht nur meiner Zeit.
Ich hätte dem Fachbereich Steuern und Grundbesitzabgaben der Stadt antworten können, dass mir nichts entgangen ist, und dass ich am Ende des Abrechnungszeitraum ohnehin mit einem Guthaben rechne, das nicht einmal verzinst wird. Ich habe in jedem Jahr ein Guthaben. Ich würde gern die 19 Cent als entgangene Zinsen für mich buchen. Hilfsweise würden die 19 Cent in der Endabrechnung zweifelsfrei ihren rechtmäßigen Eigentümer finden. Aber weil ich ja verschwenderisch viel Geld habe, habe ich nun spitzfindig 19 Cent überwiesen, um den Empfänger zu beschämen.
Aber ich vermute längst, dass denen das Produkt Blödsinn überhaupt nicht auffallen wird. Deshalb schicke ich denen einmal diesen Text. Ja – das mache ich …