Monströse Lichterfahrten

Wenn ich die dösigen Lichterfahrten der Monstertrecker durch die niederrheinischen Dörfer mit blinkenden Krippenlandschaften auf den Schaufeln sehe, dann nehme ich nur noch lärmende, stinkende und gleißende Emissionen war. Mit Weihnachten und Besinnlichkeit hat das wohl nichts zu tun. 

Wenn schon der Wegfall der Steuerbegünstigung für landwirtschaftliche Dieselfahrzeuge die Veranstalter nicht ausbremst, dann hat die Steuerbelastung ihr Ziel noch nicht erreicht. Man sollte wohl noch etwas mehr an der Steuerschraube drehen, bis der letzte Bauer seiner Selbstinszenierung den Zündschlüssel zieht.

Nachtrag am 6.1.2024:

Zwischenzeitlich sausen diese Trecker bundesweit über alle Straßen und blockieren bisweilen strategische Punkte, um ihre Forderung – es soll unbedingt alles beim alten bleiben – durchzusetzen. Mir dem Piratenakt am 4.1.2024 wurde die Frage aufgeworfen, die Bauern würden rechtsradikal unterwandert. Die Bauern hatten nämlich einen Schiffsanleger blockiert, um ein Schiff mit dem Wirtschaftsminister Habeck gegen den Polizeischutz des Ministers zu entern. Die These von der Unterwanderung schützt die Bauern vor der Verantwortung für das was sie machen. Sie erlaubt aber auch eine große Solidarität aller Demokraten zu denen sich auch erkannte Rechtsradikale strategisch zurechnen. Nach meinem Geschmack ist aber wohl eher der Vermutung nachzugehen, dass es tatsächliche rechtsradikale Bauernkreise gibt.

Die ortsübliche Miete gerät in Bewegung

Irgendwo auf der Welt ist so eine Art Kreuzfahrtschiff mit Eigentumswohnungen im Bau. Damit war zu rechnen. Wer also bereits Homeoffice beim Arbeitgeber gebucht hat, kann sich auch direkt die passende Wohnung dazu suchen. Ja und dann ist da noch das Finanzamt. Steuerberater in der Fachdisziplin Offshorewohning haben schon entsprechende Geschäftsmodelle vorbereitet. Die ganze Sache rechnet sich! – 

Ich aber sage euch: Sie werden zwischen Sumba und Viti Levu ihre Seele verkaufen, nachdem ihr Display in die Welt unter der gleißenden Sonne kapituliert hat.

Zum Austreiben: Die Mautflausen

Es geht in diesen Tagen um die Maut und das Sterben der Brücken. Es ist fast wie damals, als an der Stelle der Brücke noch eine Furt war und der Deichselbruch eine Raststätte zur Folge hatte. Und dann kamen auch noch die Freibeuter der Meere und Wege, um dem König die Taschen zu füllen.
Legendär ist der Beamte des Königs in einem Kinderbuch von Janosch, der die Hälfte haben will, eine Dienstleistung verspricht, nämlich Schütz vor dem Räuber Hablitzel, die er nicht halten kann und dann schnell um den Wald läuft, um bei der nächsten Begegnung wieder die Hälfte zu verlangen usw.
Die Finanzierung im demokratischen Gemeinwesen ist dagegen ganz anders organisiert:
Die Entscheidung über den Haushalt ist eine der wichtigsten Aufgaben der Volksvertreter. Mit scheinbar zweckgebundenen Einnahmen wird die Prioritätensetzung in gewählten Parlamenten unterlaufen. Grundsätzlich sind Steuereinnahmen zweckbindungsfrei. Nun werden immer häufiger Einkünfte des Staats, der als Wegelagerer unterwegs ist, derart zweckgebunden positioniert, dass die Volksvertreter sich auf die populären Entscheidungen konzentrieren können. Und am Ende ist die Maut in ihrer Wirkung eine Steuererhöhung, bei der die soziale Gerechtigkeit daran ausgerichtet wird, ob man ein Auto fährt und wie groß es ist. Das Verfahren kennen wir schon ohne Ende vom „Soli“ und zahlreichen vertrauensbildenden Ankündigungen, diese oder jene Einnahme diene einem festen Zweck.
Das ist alles Quatsch:
Haushalte funktionieren nur mischkalkulatorisch auf der Basis parlamentarisch verantworteter Prioritätensetzung.
Ich rate, den Volksvertretern ihre Aufgaben zurück zu geben und über die Steuern (Einnahmen) und den Haushalt (Ausgaben) die soziale Gerechtigkeit zu steuern.
Alles andere ist ein administrativer Raubbau an demokratischen Errungenschaften.

Die Wurst der Gerechtigkeit

Es wird erzählt, der pressebekannte Wurstfabrikant und Sportmanager Uli Hoeneß könne auch als Gutmensch punkten und damit das stark belastete Leben als Steuersünder sogar im anstehenden Strafverfahren ausgleichen. Das widerspricht aber nun jeder Vernunft, denn dann könnte man ja zur Vorbereitung der fiesesten Sachen mal schnell eine Runde Würstchen unter das Volk werfen. Der rheinische Ablasshandel könnte zur Orientierung gedient haben, solche doch sehr unterschiedlichen Dinge gegenzurechnen. Er findet vornehmlich an Karneval Anwendung: Man begibt sich auf den Weg der Sünde, weil man sicher ist, mit ein paar Gebeten alles wieder aus der Welt schaffen zu können. Auch rein rechnerisch betrachtet würde der Bonus der angeblichen Wohltaten von Herrn Hoeneß den Malus der Steuerschuld bei weitem nicht ausgleichen. Es bleibt ein Defizit. Ich sehe eigentlich überhaupt keinen Gutmenschenbonus für Herrn Hoeneß. Es ist also gar nichts zu verrechnen. Die von ihm gestreuten Gelder von angeblich fünf Millionen Euro für Bittsteller, arme Teufel und kleine Sportprojekte, sind nämlich einer sehr bedenklichen Eigenschaft seiner Person geschuldet, die immer schon erkennbar war, aber von seinen Nutznießern gern unbeachtet blieb. Er hat sich im Laufe der Jahre ein Selbstbild nach Gutsherrenart konstruiert, in dem er sein Publikum mit Almosen zu Claqueuren machte. Er feiert mit ihnen sein selbstgewähltes Leben als Goldfinger. Die Almosen sind also nur eine Randerscheinung einer im Grunde armseligen Selbstinszenierung. Bei genauer Beobachtung ist schon lange klar, das er in seiner phantasierten Allmacht so eine Art „Lex Hoeneß“ für anwendbar hält. Er stilisiert sich gar zum besseren Finanzminister, der die Steueranteile seiner Gewinne viel besser anzulegen weiß. Wenn nun heute das NDR-Satiremagazin Extra3 schreibt: „Kein Vertrauen in die Justiz: Hoeneß regelt Bestrafung selbst.“, dann wird damit seine grundlegende Fehlorientierung auf den Punkt gebracht. Dem armseligen Würstchen Hoeneß verbunden, steht da eine geschlossene Garde treuer Vasallen, die allesamt huldigend den Herrscher bevorzugen, als sich selbst auf den herrschaftsfreien Dialog der Subjekte zu begeben. Ok – sie huldigen immer hin einem vermeintlich „guten“ Herrscher. Wenn wir Hoeneß jetzt nicht bremsen würden, dann würde er der Welt wahrscheinlich auf der Überholspur an Ludwig II vorbei dem Schloß Neuschwanstein noch weltbewegende Verbesserungen und ungeahnte Erweiterrungen hinzufügen, die ihn für alle Zeiten fest in den Herzen verankern …

Es gibt, wie er selbst sagt, mehrere Uli Hoeneß. Ich hoffe sehr, dass jetzt auch davon alle vor Gericht stehen. Was ich eigentlich sagen will: Wohltaten gibt es nicht per se und meistens auch nicht kostenfrei. Man muss sie in Kontexten deuten …