Pommes als Maßstab

Pommes
Wenn die TAZ heute, die Bildzeitung zitierend, schreibt, dass die Pommes kürzer werden, weil auf die Wirtschaft ein Minuswachstum zukommt, dann wird das wohl stimmen.
Das bringt mich aber auf eine andere Idee, die nicht beim Wirtschaftswachstum, sondern bei der Kaufkraft ansetzt:
Es wäre sehr bürgernah, zunächst die Normlänge der Pommes auf sagen wir mal 10 cm festzulegen und dann, je nach der Entwicklung der Kaufkraft, die Pommes immer wieder ein Bisschen proportional einzukürzen oder gegebenenfalls auch zu verlängern. Der Bürger hätte damit tagtäglich einen Maßstab vor Augen, der den Wert seines Geldes und das zugehörige Magengefühl direkt und alltagspraktisch ausdrückt und verständlich macht.

Ein letztes Ding

Wenn Apple Produktneuvorstellungen ankündigt, dann brodelt unmittelbar die Gerüchteküche.
Für ein paar Wochen bleibt das Elend der Welt vor der Tür und der Nerd konzentriert sich auf belanglose Halbwahrheiten und reißt alle anderen mit.
Jetzt ist einem freien Investigativmitarbeiter vom Fachmagazin MacFuror eine Aufnahme im Allerheiligsten der Applezentrale in Cupertino gelungen. Offenbar trägt ein Model bei den Proben zu dem für den 9. September 2015 anstehenden Enthüllungsevent bereits die lang und breit erwartete Apple Watch Peta.
AppleWatch
© by Walter Watch, MacFuror
Dabei handelt es sich um eine protzige Unisexausführung dieser Computeruhr, die  ganz im Entwicklungstrend liegt: Sie fällt um jeden Preis auf und wird sich wohl am Markt schon bald als kollektives Alleinstellungsmerkmal etablieren.
Wieder einmal wird Apple der Konkurrenz etwas vormachen.

Ein Wanderer

Länder, die Einwanderer haben wollen, erarbeiten Regeln dafür, wie der Einwanderer zum Bürger wird. Das ist dann ein Einwanderungsgesetz.
Wenn die Einwanderer einfach so kommen, dann könnte man das auch machen, hat aber die Zeit verpasst, als es noch aus freien Stücken möglich war.
In Deutschland ist die Situation einmalig verfahren. Man nutzt das hochgelobte und in der Verfassung verankerte Asylrecht mit seinen hohen Anforderungen, nun alle Flüchtlinge in das langwierige, aufwändige Asylverfahren zu pressen.

Menschen, die politisches Asyl suchen sind häufig Flüchtlinge. Doch Flüchtlinge suchen nur zum geringen Teil politisches Asyl. Zur Abwehr der Einwanderer wurde das deutsche Asylrecht mit Bedingungen ausgestattet, die nur 2% der Einwanderer erfüllen. Dennoch schiebt man nun Hunderttausende von Flüchtlingen durch ein aufwändiges und individuelles Asylverfahren und nennt die Flüchtlinge vorsichtshalber und gegen ihren Willen Asylbewerber. Selbst die Flüchtlinge, die jetzt aus Syrien kommen, erhalten übrigens kein Asyl. Sie erhalten lediglich für eine gewisse Zeit ein Aufenthaltsrecht als sogenannte Kontingentflüchtlinge.

Das Asylverfahren ist also mit seinen bestehenden Vorschriften gänzlich ungeeignet, mit Hunderttausende von Flüchtlingen irgendwie human umzugehen. Die Folge ist, dass die Bureaukratie überfordert ist und alle Einwanderer in einer eher dauerhaften Ungewissheit leben, die eigentlich nur vorübergehend sein sollte. Ihre Ungewissheit betrifft alle Lebensbereiche und führt tagtäglich zu physischen und psychischen  grenzwertigen Höchstleistungen, dies zu ertragen.

Die Schweden machen es ganz anders und sind damit in dem Umgang mit Einwanderungen vorbildlich: Jeder Flüchtling erhält einen Ausweis und Hilfen, sich im Land zurecht zu finden und kann fortan überall arbeiten.

Das deutsche Verfahren zeigt sich dagegen brüchig mit einer höchst inhumanen Wirkung. Es ist nämlich nicht sinnvoll, in aller Ruhe ein Formular auszufüllen, wenn die nachdrängenden Flüchtlinge sogar auf dem Boden der EU ein neues Elend am Budapester Bahnhof vorfinden oder in Lieferwagen ersticken.
Dass die Politik vorsagt hat, schreiben gerade alle Zeitungen. Darüber besteht Einigkeit. Vergessen wir aber nicht, dass die Politik in unserem Namen handelt. Es ist an der Zeit, dass der Bürger selbst einen neuen Auftrag ausgibt. Er ist der Souverän.

Dieser Auftrag an die Politik kann nicht bis zur nächsten Wahl aufgeschoben werden:

  • Die EU-Länder haben sich unmittelbar auf eine Verteilung aller Flüchtlinge zu einigen. Sinnvoll wäre ein gemeinsamer Fond, aus dem eine Unterbringung an Orten finanziert wird, an denen die Willkommenskultur auch gut zu belegen ist.
  • Die Drittstaatenregelung hat sich als sinnlos, unwirksam und protektionistisch erwiesen und ist unmittelbar aufzugeben.
  • An Grenzen, Küsten und Wüsten gestrandete Menschen sind unmittelbar an sichern Orten unterzubringen und zu versorgen.

 

Salat von der Drohne

Es ist ja immer schon so, dass Hunde und Katzen entlaufen und Wellensittiche und Kanarienvögel entfliegen.

In einem unkontrollierten Augenblick suchen sie das Weite. Deshalb wir auch überall und immer wieder nach ihnen gesucht. Die sozialen Netze sind dabei überaus hilfreich.

Eine neue Qualität hat es, dass nun aber auch unbemannte Luftfahrzeuge, sogenannte Drohnen, entfliegen.
Obwohl es technisch sehr anspruchsvolle Wesen sind, kann man sie nicht nur über die sozialen Netze suchen oder gar mittels technischer Aufspürhilfen. Es geht auch analog mit einem Zettel am Baum.
Drohne
Aber vielleicht war es ja so, dass die Drohne ihrem Steuerungsgehilfen nur eins auswischen wollte, weil er sich partout geweigert hatte, ihren Namen richtig zu schreiben.
Wahrscheinlich wird sie demnächst  in den Wipfeln rund um die Tummelwiese eigenmächtig das Herbstlaub schreddern.
Nicht unerwähnt bleiben soll, dass Drohnen auch zu einem bemannten Fluggerät gekoppelt werden können. Mit 54 Rotoren hat es so ein Drohnenwahnsinniger bereits in die Luft geschafft …

„Auau“

auau

Dieses Foto habe ich in den späten 80ern fotografiert.

Ursprünglich stand an einer Garage in Oberhausen-Schmachtendorf „Ausländer raus“.

Bereits nach wenigen Tagen hatte ein kreativer Mensch daraus ein „Auau“ gemacht.

Wir sehen hier also einen Dialog zwischen einem Menschen, mit einem neonationalsozialistischen Standardspruch und seinem mahnenden Widersacher.

Gespräche sind das, was wir brauchen.

On TV: Hart aber Herrmann

Gestern ging es in der ARD-Sendung „Hart aber fair“ um Flüchtlinge.

Und wieder einmal war Herrmann dabei. Es kann ja sein, dass ab und zu ein Innenminister eines Bundeslandes in einer Talkshow mitreden soll. Aber es muss doch nicht immerzu der Bayrische Innenminister Joachim Herrmann sein. Er kann das doch nicht.

ßSeine menschenverachtende Klassifizierung von Flüchtlingen kann kaum noch als freie Meinungsäußerung durchgehen, weil sie rassistisch aufgeladen ist. Er ist also ein Wegbereiter auch der dumpfsten Rassisten, gegen die er ins Feld zu ziehen behauptet. Wenn er Roberto Blanco als „wunderbaren Neger“ ins Feld führt, gehört er nolens volens ins rechtsradikale Haudraufkabarett im Hinterzimmer und nicht ins öffentlich rechtliche Fernsehen.

Sprachspiel

Ich dokumentiere hier einmal einen bemerkenswerten Dialog aus der Kölner Südstadt.

Die zweijährige K. unterhält sich mit der Oma.
K.: „Oma, du bist alt.“
Oma: „Ja – und du bist jung.“
K.: „Nein, ich bin ein Mädchen!“

Hinweis für Nichtrheinländer: Bekanntlich verwendet der Kölner als Anrede lediglich Jong. Es ist überaus sympathisch, dass er dabei weder Geschlecht noch Alter unterscheidet.
Der Dialog ist deshalb wahrscheinlich auch nur in Köln möglich, wo Jong in nahezu jedem Satz vorkommt und Jong und jung nur durch den Sinnzusammenhang zu unterscheiden sind.

Über den Roman

Was macht einen guten Roman aus?
Es werden viele Fragen gestellt, die bisher unbekannte Bewegungen des Denkens und Fühlens auslösen und es werden keine Antworten gegeben.
Mein Lieblingsroman hat den Inhalt: Vorsicht! Baustellenfahrzeug. Sonst nichts. Man kann ihn bequem auf einen Muldenkipper schreiben.
Um nur einige Fragen anzudeuten:
Was in aller Welt ist ein Baustellenfahrzeug? Was machen Baustellenfahrzeuge auf der Autobahn? Ist nicht jedes Fahrzeug eine ewige Baustelle? Warum ist Vorsicht geboten? Das berührt mich alles sehr stark und lässt mich nicht mehr los. Die unterschiedlichsten Szenarien bevölkern meine Gedankenwelt.
Mein neuer Roman lautet: Calm your tits. Aber das ist wieder eine andere Geschichte. Ich habe noch Bedenken, ob er in einer deutschen Übersetzung nicht doch an Qualität einbüßt.

Schönheit kann sich doch jeder leisten

Es gehört zu den Sommer-Themen, wenn die Medien einer nebensächlichen Sache Beachtung schenken und am Ende das steht, was man zuvor schon gewusst hat.
Nehmen wir einmal die Vorschriften von Schulen, die Sommerkleidung der Schüler zu reglementieren.
Es ist ja unbestritten so, dass Kleidervorschriften die Freiheit der Person tangieren und berechtigt unbeachtet bleiben. Für viele andere Vorschriften gilt das im übrigen auch. Sie gelten oft mit Recht als überholt. Die uniformierte Gleichmacherei von oben herab diente der Einordnung individueller Bestrebungen zum abweichenden Verhalten. Die Zeit ist längst vorbei, als abweichendes Verhalten immer nur schlecht aussah, weil man dem Mainstream huldigten sollte. Wie soll man sich auch eine selbstentwickelte Außendarstellung erarbeiten, wenn man dem Diktat derer folgt, die zu wissen glauben, wie man gut angezogen ist? An die Stelle der Vorschrift sind verschiedene Techniken getreten, sich die Welt anzueignen. Man beobachtet, man probiert aus, man spricht darüber und man wird im Laufe der Zeit sicher, dass man auch rein äußerlich mit sich im Reinen ist. Dazwischen liegen Anfreundungen mit Subkulturen, die ihren eigenen Mainstream haben und zahlreiche Versuche und auch Irrtümer, die in einer gelungenen Entwicklung immer auch mit Selbstvergewisserungen über die Reaktionen der anderen verbunden sind. Und es ist klar, ab und zu erfordert die Kleidung auch etwas Wettergerechtigkeit, im Sommer wie im Winter.
Wenn nun, wie es oft geschrieben und gesagt wird, „Schüler den Lehrern aufreizend gegenübertreten“, dann sind es eigentlich nicht die Schüler, sondern die Lehrer, die mit einer unerwarteten Situation überfordert sind. Lehrer haben traditionell gelernt, belastende Schulsituationen stets zu Lasten der Schüler aufzulösen und das Schulleben gegen jede Erneuerung fortzuschreiben. Sie machen es auch in diesem Fall.
Ich habe selbst auch sehr lange an einem neuen Erscheinungsbild des Nikolauses gearbeitet und erst nach vielen Irrungen und Wirrungen meinen Stil gefunden. Das ist doch alles ganz normal.
Ich weiß also, wovon ich rede.152

Ey – rück die Kohle raus!

Man stellt sich das in der Bundespolitik gern so vor, wie bei dem unverhofften Lottogewinn eines Familienvaters: Frau und Kinder bekommen ein dickes Eis und der Rest von den 100 Euros versickert im Haushaltsgeld.
In der Politik ist es aber ganz anders: Haushalte werden vom Parlament als Gesetze verabschiedet. Das Parlament entscheiden darüber, ich welcher Rangfolge welche Vorhaben wie stark finanziert werden. Und es sind gute Argumente und Mehrheiten erforderlich, ein bestimmtes Vorhaben zu bevorzugen.
Wenn nun also gesagt wird, das vom Verfassungsgericht einkassierte Erziehungsgeld und die ungeplanten Steuermilliarden müssten in die Kindertagesstätten oder die Flüchtlingshilfe gesteckt werden, dann entspricht das dem Denken zur Verteilung eines kleinen Lottogewinns. In einem öffentlichen Haushalt geht das ganz anders. Dort werden mit gutem Grund Einnahmen und Ausgaben zunächst getrennt betrachtet. Hätte man einen Automatismus, der beispielsweise Einnahmen aus der Kfz-Steuer dem Straßenbau zuweisen würde, wäre das Parlament seiner wichtigsten Aufgabe beraubt und der Manipulation durch populistische Argumente und windige Steuern Tür und Tor geöffnet. Die Regierung, die eigentlich Parlamentsentscheidungen umsetzen soll, hätte das Parlament selbstgefällig entmachtet.
Zu fordern ist also, was dem Bürger auf der Seele brennt. Solche Forderungen sind ebenfalls gut zu begründen, um bevorzugt beachtet zu werden. Zu entscheiden hat das Parlament, das dem Bürger erklären muss, wo seine Forderungen geblieben sind. Ob der Bürger das durchgehen lässt, bleibt seine Sache.
Auf keinen Fall ist es aber so, dass der Bürger seine Forderungen direkt auch an Finanzierungsvorschläge koppeln muss. Forderungen sind in sich zu begründen. Finanzierungsvorschläge erhöhen nur den argumentativen Ablehnungsspielraum der Parlamentarier. Sie fordern deshalb solche Finanzierungsvorschläge allzu gern ein und werden regelmäßig von großen Teilen der Presse bedient. Dem Bürger wird damit populistisch vorgeführt, die Haushaltspolitik könnte eigentlich auch jeder unbedeutende Lottogewinner ganz allein machen.
Ob wir uns bei anstehenden Wahlen wundern werden, entscheidet ganz allein der Bürger.