Spielart des globalen Altruismusgewerbes

Wer weiß es besser als der Beobachter von Facebook und ähnlich heißgelaufenen Webcommunitys:

Wer Zustimmung will, braucht knallharte, einfache Positionen, damit er likefähig bleibt. Ob die Position ethischen, fachlichen und praktisch Ansprüchen genügt, ist dabei unwichtig. Positionen mit Feindbild entsprechen also sehr gut dem Ideal der unbedingten Likefähigkeit.

Jetzt sammeln wenige Manager des Unheils nach diesem Muster verstörte Bürger um sich und um ein Akronym, das eine Bewegung nahelegt, wo es keine gibt. Und in der Gegenbewegung sammeln nun in der Folge selbsternannte Bessermenschen in Pseudopetitionen die „Likes“ für eine Gegenbewegung. Und alle aus dem simulierten antifaschistischen Widerstand machen mit.
Dabei geht es – wie schon in den Wirren der Weimarer Republik – nicht darum, wer die größte Zahl hinter sich weiß, sondern um den herrschaftsfreien Dialog der Subjekte.
Anstatt einer unregierbaren Frontenarithmetik per Mausklick und der Eingliederung in Marschformationen der Widersacher sollte das Gespräch von Angesicht zu Angesicht genutzt werden, die versäumten Grundlagen zu erarbeiten, die ein selbst- und mitverantwortliches Leben in einer vielfältigen, inkludierten Welt erforderlich machen. – Dass das nicht so einfach ist, räume ich ein. Das ist aber auch gut so!
Es wird aber auch unvermeidlich sein, die Bürgerverdrossenheit der professionalisierten Politikerkaste auf den Prüfstand zu stellen und Gerechtigkeit im Wohlstand auf den Weg zu geben anstatt so zu tun, als seien die Bürger verdrossen. Wenn der Bürger den Politiker ablehnen, dann nicht deshalb, weil der Politiker Maut, Soli usw. nicht hinreichend vermittelt hat, sondern weil der Bürger es nicht will, weil es ungerecht ist und den Wohlstand einschränkt.
Nachtrag:
Jetzt passiert, was ich vermutet habe. Das globale Altruismusgewerbe macht den Durchmarsch:
Wer bei #nopegida unterschrieben hat, bekam von Change, der Plattform für Onlinepetitionen, die Empfehlung, das auch bei der Pro-„Pegida“-Aktion zu tun, die nun ebenfalls Gefolgsleute sammelt.
 
Es ist daran zu erinnern, dass die sogenannten Onlinepetitionen ein Geschäft sind, aber keine Petitionen im Sinn des Grundgesetzes, die im Artikel 17 geregelt sind.
 
siehe auch

Bewegte Bürger

Ich lese gerade, dass der Zulauf von FRIGIDA, oder wie das heißt, damit zu begründen sein soll, dass der Bürger parteien- und politikverdrossen ist. Dem folge ich nicht!

Es ist nämlich so, dass jedes im Kern demokratisch ausgerichtete Volk über Volksvertreter in Parlamenten und Regierungen verfügt, die es selbst gewählt hat. Deshalb gilt der Satz, dass Politik grundsätzlich nicht besser und nicht schlechter ist, als das Volk selbst. Abweichungen werden in Wahlen korrigiert.
Dem Reden von der Verdrossenheit liegt zudem eine Verwechslung zugrunde. Nicht der Modalbürger ist verdrossen. Er spiegelt nur die Verdrossenheit einer scheinbar professionell abgehobener Politikerkaste, die meint, sie wäre nicht mehr abwählbar. Politiker sind also bisweilen Bürgerverdrossen und nicht umgekehrt.
Umso wichtiger ist es, die fatale Genügsamkeit des Es-ändert-sich-ja-doch-nichts zugunsten einer fundierten und gut diskutierten Wahlentscheidung aufzugeben. Zum Lohn gibt es dann die Politik, die wir verdienen.

Musik als Weihnachtsgeschenk

Ich habe als Weihnachtsgeschenk für zwei Halbwüchsige unter 3 Jahren eine Doppel-CD gebastelt, auch weil sie bereits dabei sind, die Kinderlieder hinter sich zu lassen.

Dazu habe ich aus meinem Fundus einzelne Musikstücke ausgewählt, die mir gefallen, jeweils mit einem Seitenblick auf die beiden, die beschenkt werden sollen. Das Ganze ist als unverwüstliches Bilderbuch gestaltet, in dem die Musiker zu sehen sind. Ich habe Fotokollagen beschriftet und in Folien eingeschweißt. Die CDs sind in dieses Buch integriert in eigens geschweißten Taschen, die entstehen, wenn man eine passend gefaltete Papiertüte, die aus der Schweißfolie heraus ragt, mit einschweißt und die schließlich abgeschnitten und mit einem flachen Plastikdruckknopf verschlossen wird. Alle 10 Seiten wurden an der Seite gelocht und dann mit Hülsenmuttern und Schrauben miteinander verbunden.

Man könnte das Buch sogar noch erweitern oder auch mit Sekundenkleber an den Schrauben unauflöslich gestalten.

Jetzt bin ich mal gespannt, wie das Buch mit den CDs ankommt.

Auf die Idee bin ich auch gekommen, weil beide nun seit langer Zeit mit ebenfalls selbstgemachten aber kleineren Fotobilderbüchern spielen, die ich ebenfalls nach gleicher Grundidee selbst hergestellt habe.

 

FlatToMove

Der Silberstreif

So lange die FDP – die Presse berichtet darüber – breitere Parkstreifen für breitere Autos in engen Innenstädten fordert, wird es ihr nicht helfen, wenn sie die Farben und das Logo der Partei ändert.
Es sagt der Protagonist Eddie Felson im Film „Die Farbe des Geldes“ von Martin Scorsese zum Schluss: „I’m back!“

  • Ein typischer Cliffhanger!

Mal sehen wie es weiter geht.

Protest der Bewahrer

Ein paar Typen spielen islamophorb, geben sich das als Akronym beeindruckende Label #PEGIDA und sammeln alle naiv angstgeschüttelten Widersacher jeder Innovation gegen andere „Rassen“ um sich, um sie gegen die kulturelle Vielfalt öffentlich zu platzieren. Die meisten aus der versammelten Menge haben aber noch nie einen Ausländer näher erlebt. Mit gutem Grund können sie also nichts Schlechtes und nichts Gutes über Ausländer sagen. Sie sind geprägt durch die unaufhörliche Orientierung am Staus quo einer homogenen Gesellschaft, in der der eine so denkt wieder andere und deshalb das Fremde stört und verunsichert.
Dagegen steht der Einzelne, der immer nur der Erste ist in einer bunten vielfältigen Welt, die sie stets neu erfindet und entwickelt und ihren Mitgliedern abverlangt, dass sie sich für ein erfülltes Leben ebenfalls täglich neu orientieren. Sie treibt es nicht zur Vereinigung unter ein Akronym.

Ich warne davor, große Mengen gleichgerichteter Menschen für eine soziale Bewegung zu halten. Sie behindern lediglich Entwicklungen durch Verweigerung und scheitern über kurz oder lang als Werkzeuge ihrer Wortführer an vernünftigen Entwicklungen, die sich nicht aufhalten lassen. Es erinnert an zahlreiche Aufmärsche in der Geschichte, in denen der Wille sortierter Individuen als scheinbarer Volkswillen mit schlechten Erfahrungen zur Stimmungsmache ins Feld geführt wurde.

Orden und Ehrenzeichen

Verdienstorden passen nicht mehr in unsere Zeit. Solche Orden wurden von jeher als obrigkeitsstaatliches Mittel genutzt, eine heroische Elite zu basteln und mit dem Orden öffentliche Anerkennung und Privilegien, zu verteilen, sich irgendwie mit dem Verleihungskick moralisch an den Ordensverteiler zu binden und die vermeintlich „Guten“ im Leben vorbildhaft zu markieren. Orden geraten immer mehr in Vergessenheit, weil es in der aufgeklärten Welt keiner Belobigungen von oben Bedarf und die Mehrzahl der Guten leer ausgeht. Orden taugen vor allem für das Flohmarktgeschäft. Seit 60 Jahren ist das Bundesverdienstkreuz der einzige Nachfolger eines deutschen Ordensimperiums. Das Bundesverdienstkreuz ist mit einer grandiosen Staffelung von mehr oder weniger Ehrungsimpakt nach Vorschlagsrechten und Quoten ausgestattet. Der Karnevalsorden ist als leere Ehrung in der Inflation der Ehrungen noch am ehesten so bedeutungsleer wie das Bundesverdienstkreuz.
Der überzeugte Hanseat und ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt hat sich übrigens nicht an fremden Mächten ausgerichtet, sondern das Bundesverdienstkreuz in hanseatischer Verfassungstradition abgelehnt.
Wenn man weiß, wie beispielsweise das Prozedere zur Verleihung des Bundesverdienstkreuz läuft und welche zweifelhaften Personen damit ausgezeichnet wurden (unter anderen die Diktatoren Ceausescu, Tito und Blatter und in jeder Legislaturperiode automatisch 30 Abgeordnete des Bundestages) und das Kreuz mit gutem Grund abgelehnt haben, dann wird spätestens klar, dass solche Orden immer noch das sind, was sie immer waren. Sie schminken das Land mit einem humanen Gesicht und sind bei höchster Werbewirksamkeit besonders billige Förderer einer fortgesetzten Lobpreisung der tradierten Obrigkeit.

Wenn nun eine Studentin beim Schlichten eines Streits zu Tode geprügelt wird, dann hat sie das Beileid aller mitfühlenden Menschen auf ihrer Seite. Sie lebt im Angedenken fort und stiftet auch posthum den Anlass, das Leben friedfertig zu gestalten.
Ich halte es allerdings für eine ganz üble Instrumentalisierung, wenn sie nun von ungebremsten Webaktivisten, selbsternannten Petitionsrechtunternehmern aufstrebenden Randpolitikern und Teilen der Presse als eine Kandidatin für das Bundesverdienstkreuz aufgebaut wird und damit anderen zur Beachtung und zum Geld verhilft.
Hoffentlich muss sie nicht mit weiteren Verdienstkreuzträgern ihren Platz im Jenseits teilen!
Wahrscheinlich wollte sie leben, wahrscheinlich wollte sie auch kein Bundesverdienstkreuz!

Bundestagsreden – eben!

Im Bundestag gilt der Standard, dass alle Mitglieder des Parlaments und nahezu alle Gäste, denen dort das Mikrofon aufgedreht wird, an bestimmte Interessen und soziale Konstellationen gebunden sind und deshalb wohlgedrechselte Worte wählen, um den Status quo des politischen Gleichgewichts nicht zu sehr zu belasten.
Wolf Biermann war nun der erste, der dieser Art der Rücksichtnahme nicht folgen muss und deshalb rücksichtslos seine Position vertritt.
Seine Position mag man kritisieren. Lobenswert ist aber der starke Wind der Freiheit, der dem hohen Haus zurück gegeben werden muss.
„Freedom´s just another word for nothing left to lose“ [Kris Kristofferson]

Am 9. November ist was los …

Nur wird allerorts gesammelt, was der Deutsche denn so am 9. November vor 25 Jahren gemacht hat. Wenn er nicht gerade die Berliner Luft geatmet hat, dann wird er wohl am Fernsehgerät verfolgt haben, wie die Bürger den tödlich überregelten Staat mit einfach formulierten Interessen in Windeseile überfordert haben. Die Geschichte lehrt, dass die Überforderungen dieser Art über kurz oder lang alle Verfassungen zum Einsturz bringen, wenn ihnen menschliche Interessen entgegen stehen.
Ich lag an diesem Tag vor 25 Jahren nach einer Knieoperation zu Hause auf dem Sofa und mit dem linken Bein zur Entlastung hoch auf der Lehne. Dazu gab es nett dekorierte Häppchen und ein kleines Glas Rotwein. Es war mein Geburtstag!
Heute kommuniziert mein Computer, dass ich damit nicht allein bin.

NOgeb

Ein gewisser Norbert Ortmann soll auch Geburtstag haben.

Ich zweifele nicht daran, dass jener auch mal hinter der Mauer auf den Putz gehauen hat, wie auch damals am 9. November gegen die Naziangriffe auf die Bürger jüdischen Glaubens und damals am 9. November gegen den Hitler-Ludendorffs-Putsch an der Münchener Feldherrnhalle, am 9. November für die Abdankung des Kaisers und am 9. November für die Märzrevolution, die eine demokratische Verfassung hätte bringen können.

Heute sitze ich da, mit einer Tasse Tee und genieße den für ein Menschenleben immerwährenden Frieden wie eben auch diesen Tee. Die Freiheit in Frieden will gewagt werden, täglich neu. Wenn man sie im sicheren Besitz wähnt, verändert sie unter Beibehaltung ihres Namens ihre Eigenschaften und schlägt als Bevormundung übel auf uns ein. Diese Wendungen werden immer spitzfindiger: Die Bevormundung begegnet uns gerade sehr stark im Mainstream bis hin zum Mainstream in Subkulturen.
Das Essen ist gut! –– und ein Doppelleben wäre nicht von schlechten Eltern!