Die wirtschaftliche Bedeutung  und das Mysterium des Doppeldottereis

Ich dachte immer, dass das Doppeldotterei ein Kuriosum ist, das immer dann Aufmerksamkeit erzeugt, wenn man zufällig eins davon hat und es öffnet. Würde ich gefragt, ob Doppeldottereier wohl einen besonderen Markt mit speziellen Vertriebswegen haben, würde ich ohne zu überlegen nein sagen. Es wird wohl keine spezialisierten Produzenten geben und auch keine nennenswerte Nachfrage. Ein Handel würde also gar nicht zustande kommen. Würde ich allerdings zwei Spiegeleier machen wollen, so kommt mir in den Sinn, wäre ich mit einem Doppeldotterei bestens bedient: Es gäbe zwei Spiegeleier zum halben Preis. In einem Spiegeleierrestaurant würden Dopperdottereier sich unmittelbar bezahlbar machen. Wenn der Biologe keinen Weg findet, mit großer Sicherheit nur Doppeldottereier zu produzieren, dann müssen Röntgen- oder Ultraschallgeräte abgerichtet werden, im Eiermeer die gesuchten Exemplare aufzuspüren. Es bedarf schon eines außergewöhnlichen Werbekonzepts, um dann die Liebhaber des Spiegeleis ganz gehörig anzufixen.

Warum ich das hier schreibe, das hat einen Grund. Mir sagte nämlich jemand über einen gemeinsamen Bekannten, dass der immer wieder einen bestimmten Flohmarkt aufsucht, auf dem es einen Verkaufsstand gibt, der ausschließlich Doppeldottereier anbietet. Diese Eier würde der dort immer kaufen. 

Ich will nun gar nicht wissen, was er damit macht. Er ist bestimmt Handelsvertreter mit Paletten voller Eier und bereist bei Wind und Wetter die Spiegeleierrestaurants der Region, wenn er nicht gerade auf Flohmärkten ist. 

Doppeldotterei ist wohl eines der schönsten Wörter, die ich je gehört habe und schlägt meine altes Lieblingswort Wurstfinger um Längen.

Du Flasche

Der sich stetig vermehrende aggressive, besserwisserische und robuste Typ unter den Mitmenschen ist neuerdings fest der Meinung, dass seine Freiheitsrechte beschränkt werden, weil es nur noch Plastikflaschen gibt, an denen der Schraubverschluss nach dem öffnen aus Gründen stabil mit der Flasche verbunden bleibt. Sie schimpfen in ihren Medienkanälen, greifen „den Staat“ an und reißen schließlich den Verschluss mutwillig ab.

In meiner Versuchsreihe habe ich herausgefunden, dass der vorgesehene Verschlussgebrauch das Gießen aus der Flasche und selbst das Trinken aus der Flasche mit etwas Feingefühl nicht behindern. Der Verschluss läßt sich stets ohne Probleme wieder verschließen, wenn man den Verschluss möglichst gerade aufsetzt, dann zunächst mit etwas Druck mehrere Millimeter nach links dreht, bis das Gewinde hörbar einrastet, um schließlich mit der üblichen Rechtsdrehung die Flasche wieder zu verschließen.

Ich schreibe das jetzt hier nur, weil ich einen Beitrag zur Resozialisation leisten will.

Ein Link zum Thema: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/flaschen-deckel-umfrage-100.html

Ein Hoch auf die Eburonen

Der Sportreporter nennt anlässlich der Fußballeuropameisterschaft die spanischen Fußballspielerinnen im Spiel gegen die Belgierinnen Ibererinnen. Das hat mich doch etwas verwirrt. 

Ich möchte nach reiflicher Überlegung darauf aufmerksam machen, dass ich ein waschechter Eburone bin und schließe nicht einmal aus, dass die eine oder andere Eburonin jetzt für Belgien spielt.

Den Sportreporter nehme ich trotzdem gern in Schutz. Er spricht ja weitgehend frei, also ohne einen vorbereiteten Text. Das ist ja selten und zudem ganz schön schwer, wenn man verstanden werden will und oft auch noch  mit dem bewegten Bild konkurriert.

Alle wollen in der Mitte sein 

Die Mitte ist äußerst beliebt. Dabei ist es genau genommen nur ein kleiner Punkt im Spektrum der Vielfalt. Der Grund ist einfach. Es geht nämlich dabei nicht um die Politik, denn sonst müsste man ja streiten. Es geht um die statistische Normalverteilung. Sie ist als eine Sinuskurve (positive Halbwelle) beschrieben, die ihren Höhepunkt in der Mitte hat und rechts und links langsam aber sicher abflacht. Unter der Kurve gesellen sich vielfältige und freie Menschen in ihrer Vielfalt. In totalitär sortierten Gemeinwesen würde man eher eine Gleichverteilung als waagerechten Strich sehen und in einer Klassengesellschaft eher mehrere kleine Erhebungen, eben für jede Klasse eine.

Führende Politiker aller Parteien versammeln sich und ihr Wahlvolk rhetorisch in der Mitte, weil dort die meisten Menschen ihr Glück versuchen. Wenn man also ökonomisch wirksam sein will, wählt man per se die Mitte. Man wäre unwirtschaftlich, würde man es nicht tun. Man braucht auch nur zu sagen: „Wir sind die Mitte“. Das reicht meistens schon. Eventuell gibt man noch ein kurzes politisches Statement ab und sagt, dass es die Mitte markieren würde. Das alles ist ziemlich langweilig und gipfelt im berühmten CDU-Wahlplakat im Jahr 1957 „Keine Experimente“.

Nun trifft sich in der Mitte nicht nur die Mehrzahl, sie ist auch das Zentrum derDurchschnittsbürger und langweiligen Bewahrer. An den Rändern der Kontinuums findet man alles, was eher neu, zumindest aber nicht etabliert ist. Da siedeln Querköpfe, Splittergruppen, dem Mainstream fremde Kulturen, große Denker, wegweisende Künstler und Protagonisten des irgendwie verbesserten Lebens. Ich nenne sie insgesamt Außenseiter und gebe ihnen damit ein Gütesiegel im Kontinuum.

Weil nun der Durchschnittsbürger der Mitte für Kontinuität fester Werte und Sicherheit steht und der Außenseiter für Innovation und Risikobereitschaft, brauchen sich beide wechselseitig. Das Leben des einen ist ohne den jeweils anderen sinnlos und praktisch auch nicht durchzuhalten.

Das Problem ist nur, dass die Vielen in der Mitte in ihrer relativen Einigkeit überbewertet werden. Wenn sie Unterschriften mit Unterstützung von Klickmaschinen sammeln und das fälschlicherweise als Petition bezeichnen, verstecken sich meist laue Argumente hinter aufgeblasenen Daten. Der ewige Wunsch, die Politik an dem Zählergebnis von Bürgerbefragungen auszurichten ist nichts anderes – und die Massenmedien stimmen mit. Der Qualitätsjournalismus dümpelt derweil in letzten Nischen des Feuilletons dahin. Es wäre besser, die Außenseiter wertzuschätzen und zu fördern, damit sie ihren Anteil für die gesellschaftliche Entwicklung bereitstellen, um das geldorientierte Wirtschaften mit Impulsen zu korrigieren.

Wer also rechts und links gleichermaßen am Ziel vorbei schießt, hat rein statistisch die Mitte getroffen.

Der Kampf um die Mitte hat gute Argumente verdient anstatt einen Kampf um Zahlen, dem jedes Mittel recht ist. Dass die Mitte – beispielsweise – plötzlich keinen Klimaschutz will, präjudiziert keine sinnvollen Parteiprogramme.

Mein Schnaker

Ein Cutter, der Medienmaterial zusammenschnibbelt,  ist ein Schneider. Aber ein Schneider ist kein Cutter. Deshalb muss man für den einen Schneider einen anderen Namen finden, wenn man nicht Mehrdeutigkeiten mit unvermeidbaren Missverständnissen produzieren will. Weil der Weltmarkt der Sprachen aus Gründen sehr stark englisch geprägt ist, adoptiert man deshalb gern den Cutter. Tailor heißt der Schneider auf Englisch. Das wäre ja auch in Frage gekommen. Da wäre mir dann aber der französische Tailleur sehr viel lieber. Couturière – die französische Schneiderin käme auch in Frage. Sie heißt völlig anders als ihr männlicher Kollege, weil das Schneiderhandwerk für Männerkleidung und Frauenkleidung sehr stark separiert waren und auch sehr stark geschlechtsspezifisch ausgeübt wurden. Ich kann es mir den Begriff aber nicht aussuchen und mich würde gegebenenfalls auch niemand berstehen. Wenn ich es mir aber tatsächlich aussuchen könnte, nähme ich Schnaker – weil der Schneider (Vorsicht: Teekesselchen) auch den Namen Schnake hat.

Aspekte der Friedhofskultur

Mich interessieren immer schon urbane Lebensräume abseits vom Mainstream. Dazu gehören auch Friedhöfe. Sie entwickeln sich derzeit zu Parklandschaften, weil die Möglichkeiten der Beerdigung abseits von Traditionen vielfältiger geworden sind und die Nachfrage nach herkömmlichen Gräbern abnimmt. Nachdem in zurückliegenden Jahrhunderten Gräber die vermeintliche Bedeutung der Verstorbenen spiegelten und oft prunkvoll künstlerisch und architektonisch ausgestaltet waren, haben sich zwischenzeitlich in standardisierter Form das Einzelgrab und das kleine Familiengrab etabliert. Damit waren die Friedhöfe gut ausgelastet, während alte Prunkgräber nach und nach baufällig und dann meist eingeebnet wurden, auch wenn sie vielleicht als überdauerndes Denkmal getaugt hätten. Gerade für diese Prunkgräber war – und ist – der Wille des Verstorbenen meist nebensächlich. Den Nachkommen ist der Prunk schon eher wichtig, wenn sie überhaupt ein nachhaltiges Interesse an den verstorbenen Verwandten haben. Mittlerweile gibt es auf Friedhöfen meist einen gepflegten Bestand an Bäumen, Büschen und  Beetpflanzen. Der Friedhof wandelt sich zudem vom Ort der Andacht und Rücksichtnahme zum Ort der Naherholung und des Freizeitvergnügens. Radfahrer, die auf dem Friedhof den Weg freiklingeln gibt es häufig. Viele Friedhöfe gestatten versteckt den Autoweg zum Grab, so dass nicht nur gehandicapte Friedhofsbesucher – gern auch in Wagenkolonnen – zum Grab fahren.

Die meist kommunalen Friedhofsbetreiber müssen sich etwas einfallen lassen, um mit den Grabkosten auch die  Kosten des ganzen Friedhofsgeländes klein zu halten. Dazu gehören trendige Grabformen, die aber meist viel weniger Platz beanspruchen und damit pflegeleichter sind, als herkömmliche Gräber, in denen ein Sarg vergraben wird. Dadurch ändern sich die Friedhöfe komplett. Beerdigungsformen, also beispielsweise die Seebestattung oder die Verstreuung der Asche des Verstorbenen auf einer nach Koordinaten bestimmten Schweizer Bergwiese, bleiben herkömmlichen Friedhöfen verwehrt.

Der Friedhof Rheydt – von mir aus in wenigen Minuten zu erreichen – ist ein zum Park gewandelter Friedhof mit nach und nach nur noch vereinzelten Gräbern und einzelnen sehenswerten Grabprojekten und Friedhofsgärtnerprüfungsgräbern. Allein die hügelige Landschaftsgestaltung und Bepflanzung unter alten Bäumen ist bemerkenswert und vermittelt an Sonnentagen geradezu eine euphorisierende Stimmung zwischen Himmel und Erde, ohne dass die Gräber überhaupt ins Gewicht fallen. Zwei Grabprojekte sind allerdings bemerkenswert: Es gibt eine Mottoanlage, die den Fußballverein Borussia Mönchengladbach hervorhebt, und in der – so hat es den Anschein – hauptsächlich verstorbene Borussenfans begraben sind.

Und es gibt eine mittlerweile weitläufige Anlage mit im Stil und im Bauaufwand abgehobenen Grabgestaltungen. Dort sind Verstorbene der Roma, Kalderasch, Manuouches, Kalé, Sinti, Gitanos, Ashkali  und andere beerdigt, die aber trotz eines ortsungebundenen Lebens – das sieht man den Gräbern  an – feste heimatliche räumliche Bezugspunkte in der weiteren Umgegend bevorzugt haben. Diese Gräber sind riesengroß, teilweise sind es sogar verschließbare Häuser, in denen auf dem Marmor oft auch der Verstorbene in Lebensgröße dargestellt ist. Einige Gräber sind dort immer im Bau und es ähnelt dann dort einer Neubausiedlung mit Absperrungen, in der die Bauhandwerker Beton gießen, Fenster einbauen und alles nach und nach in glänzendem Marmor erstrahlen lassen. Ich bin am Ostermontag (AD 2025) einmal über den Friedhof in Rheydt gegangen und habe dabei fotografiert. Mein einführender Text erübrigt es, dass ich die Bilder kommentiere.

Ein Bild muss ich dann aber doch kommentieren, das ich zum Thema eines demokratischen Sprachgebrauchs schon oft zitiert habe: Da ist – wie man lesen kann – ein „Zigeunerkommissar“ beerdigt. Daran merkt man, dass im Alltag (des Friedhofes) die Alltagssprache dominiert und sich nicht von politischen Forderungen – etwa des Dachverbandes der Sinti und Roma – dominieren lässt. Deren Cancel-Culture-Vortrag folgt meist eine medial gestützte Vorgabe, was beleidigt und deshalb nicht mehr gesagt werden sollte. Dagegen ist die Alltagssprache hoffentlich noch lange unempfindlich und beinhaltet das, was die Menschen kollektiv so sagen. Eine Familie, die stolz das Wort Zigeuner im Schilde führt, macht sprachlich eine ganze Menge richtig und regt an, einmal darüber nachzudenke.

• Zum Motiv des letzten Bildes (64) hat sich ja jemand etwas wirre Gedanken gemacht. 

„Halten Sie Abstand vom Gerät!
Kinder müssen beaufsichtigt werden!
Eltern haften für ihre Kinder!

Ich bin ein Husqvarna Automower® und sorge hier für eine dauerhaft schöne Rasenfläche. Dabei arbeite ich leise, hinterlasse keine schädlichen Emissionen und bin bis zu 24 Stunden täglich aktiv, ganz unabhängig von der Wetterlage. Schau mir gerne zu und genieße wie ich arbeite, aber störe mich nicht dabei!“

Auch wenn man es immer wieder so liest: Eltern haften nicht für ihre Kinder! Niemals! Niemand haftet nach deutschem Recht für jemanden anderen. Wenn die Eltern ihre Aufsichtspflicht verletzen, dann trifft das zwar auch ihre Kinder, die Haftung betrifft aber nur das, was die Eltern selbst machen oder unterlassen. Sie haften dann möglicherweise im Rahmen ihrer Aufsichtspflicht.

Es ist doch etwas spooky, wenn auf einem Friedhof der Rasenmäher den Besucher anspricht. Er ist ja zudem automatisch. Also werden ihm hier Worte in den Mund gelegt. Das könnte doch sehr viel besser der Mensch beschreiben, der den Roboter einsetzt. Dann bekäme der Friedhof auch ein Gesicht von vielen.

Zur Geschichte der Aktualität

Wer liest schon, was alles so geschrieben steht?
Es werden nur wenige sein. Meistens haben sie auch nichts verpasst. Zum Beispiel den Hinweis darauf, dass eine Firma umgezogen ist. Ich habe das heute in Neuß lesen müssen. Hinter dieser Mauer war also eine Spedition. Der Innenhof ist zugepflastert und trägt einen spärlichen Bewuchs hartnäckiger Grünpflanzen. Unsortiert stehen in dem Hof ein paar Personenkraftwagen rum. Alles wirkt trostlos und aus der Zeit gefallen. Jetzt nehme ich mir zum Zweck der Erkenntnis das Schild noch einmal vor: Wir leben im November 2024. Dem Umzug wird im nächsten Jahr ein 20-jähriges Jubiläum zustehen. Ich hätte das nicht lesen sollen, spiele aber doch mit dem Gedanken, der Firma zu gratulieren.

Die Einbahnstraße

Wenn man bestimmte Orte öfter anfährt, folgt die Parkplatzsuche meist bestimmten Ritualen. Heute bin ich dabei von der falschen Seite in eine Einbahnstraße gefahren. Die Einbahnstraße gab es bisher nicht. Ich hatte es also nicht für nötig gehalten, die Beschilderung zu überprüfen. Allerdings hätte ich mich vermutlich auch bei einer kognitiveren Aufnahme der neuen Beschilderung von der unzulässigen Seite in die Straße begeben. Mein Parkplatz war nämlich der erste hinter dem roten Schild mit dem weißen Balken. Der zugelassene Weg dorthin wäre ungefähr einen Kilometer weit gewesen. Niemand würde um einen Park und einen großen Wohnblock herumfahren, um einen vielleicht noch unbelegten Parkplatz zu ergattern.

Als ich wieder weg fuhr, dachte ich einen Moment daran, dass meine übliche Sorgfalt durch Alterserscheinungen ausgebremst wird. Da fühlte ich mich dann aber doch rehabilitiert und gut aufgehoben, als ich meine Parklücke nicht verlassen konnte, weil auf der Straße ordentlich Verkehr war. Direkt hintereinander fuhren insgesamt sieben Autos – alle in der verbotenen Richtung. Ich hätte gern den Verkehr dort noch weiter beobachtet. Ich habe mich dann aber doch gezwungen, diesen wilden Tatort nachdenklich zu verlassen.

Die Rheydter Hauptpost

Die Rheydter Post ist ein imposantes Baudenkmal der wilhelminischen Neorenaissance uns seit weit über 100 Jahren auch heute wirklich noch eine Post. Ihre Renovierung von vor zehn Jahren ist längst vergessene Geschichte. Allerdings benötigt die Post heutzutage nur noch einen verhältnismäßig kleinen Bereich des Gebäudes. Der Rest des Gebäudes wurde in den letzten Jahren wohl umgenutzt und erscheint mittlerweile ungenutzt. Das Haus ist äußerlich so wenig gepflegt, dass man schon gar nicht wissen will, wie es innen aussieht. Der Postbetrieb ist aus dem Standardgestaltungspaket des Postkonzerns hergerichtet und wirkt im Postgebäude insgesamt als Fremdkörper. An der Hauswand machten sich büschelweise offenbar ungewünschte Wildkräuter breit. Neben den Radständern Marke Felgenbrecher steht ein Kinderwagen voller sehr merkwürdiger Müllteile. Ein Regenrohr wurde teilweise behelfsmäßig durch eine Plastikschlauchfolie ersetzt. Dazu hat man dann pragmatisch den Blitzableiter, der wohl mit dem Rohr verbunden war, außer Funktion gesetzt  und zur Wand hin weggebogen.

Die Post hat obendauf ein wunderschönes Türmchen, wahrscheinlich mit einem spektakulären Turmzimmer. Da würde man gern mal bei Kaffee und Kuchen einen Nachmittag verbringen.

Es ist zu befürchten, dass dereinst der Blitz einschlägt und das Gebäude anschließend von der Denkmalliste gestrichen wird.

Die Umverpackung

Die Entwicklung von Verpackungen haben mit Blick auf eine unbelastete Lebenswelt zur Unverpackung geführt. Es gibt Läden, in denen alle Waren unverpackt sind. Man sollte dorthin sinnvollerweise die Verpackung mitbringen, die weitgehend universell sind und dies und jenes aufnehmen können. Man ist dann aber nicht nur verpackungsarm, was der Umwelt dient, man ist aber auch dem Produkt mit allen Sinnen sehr nahe und frei, die gewünschte Menge zu wählen.

Ein gegenläufiger Trend ist die Weiterentwicklung der Umverpackung. Eine Umverpackung konkurriert im Material, in der Ästhetik und Passform und oft sogar im Preis mit der Ware, die darin verpackt ist. Erfahrungen im Marketing belegen, dass häufig für die Kaufentscheidung Umverpackungen einen großen Wert haben. Es gibt gar Umverpackungen, die auch ohne Inhalt vermarktet, gehandelt und genutzt werden. Wer ein neues Handy kauft, betrachtet die Verpackung nicht als Müll und erfreut sich an den funktionalen Designerteilen und bewahrt einen hohen Wiederverkaufswert seines Handys, wenn die Umverpackung dabei ist.

Gleich wohl ist die Umverpackung nur eine wertsteigernde Verpackung, die entbehrlich wäre, wenn man die Umwelt höher bewertet als die haptische Anmutung.

Einfach nur Verpackung zu sagen, das wäre angemessen. Stattdessen macht sich aber ein Unboxingkult breit. Es gibt sogar Auspackfilme, in denen der Käufer mit feuchten und bebenden Händen den eingekauften heißen Scheiß langsam aus der Verpackung löst, nicht ohne das Schlüsselwort unboxing in seine Sprache und seine Tags eingebaut zu haben.