Orden und Ehrenzeichen

Verdienstorden passen nicht mehr in unsere Zeit. Solche Orden wurden von jeher als obrigkeitsstaatliches Mittel genutzt, eine heroische Elite zu basteln und mit dem Orden öffentliche Anerkennung und Privilegien, zu verteilen, sich irgendwie mit dem Verleihungskick moralisch an den Ordensverteiler zu binden und die vermeintlich „Guten“ im Leben vorbildhaft zu markieren. Orden geraten immer mehr in Vergessenheit, weil es in der aufgeklärten Welt keiner Belobigungen von oben Bedarf und die Mehrzahl der Guten leer ausgeht. Orden taugen vor allem für das Flohmarktgeschäft. Seit 60 Jahren ist das Bundesverdienstkreuz der einzige Nachfolger eines deutschen Ordensimperiums. Das Bundesverdienstkreuz ist mit einer grandiosen Staffelung von mehr oder weniger Ehrungsimpakt nach Vorschlagsrechten und Quoten ausgestattet. Der Karnevalsorden ist als leere Ehrung in der Inflation der Ehrungen noch am ehesten so bedeutungsleer wie das Bundesverdienstkreuz.
Der überzeugte Hanseat und ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt hat sich übrigens nicht an fremden Mächten ausgerichtet, sondern das Bundesverdienstkreuz in hanseatischer Verfassungstradition abgelehnt.
Wenn man weiß, wie beispielsweise das Prozedere zur Verleihung des Bundesverdienstkreuz läuft und welche zweifelhaften Personen damit ausgezeichnet wurden (unter anderen die Diktatoren Ceausescu, Tito und Blatter und in jeder Legislaturperiode automatisch 30 Abgeordnete des Bundestages) und das Kreuz mit gutem Grund abgelehnt haben, dann wird spätestens klar, dass solche Orden immer noch das sind, was sie immer waren. Sie schminken das Land mit einem humanen Gesicht und sind bei höchster Werbewirksamkeit besonders billige Förderer einer fortgesetzten Lobpreisung der tradierten Obrigkeit.

Wenn nun eine Studentin beim Schlichten eines Streits zu Tode geprügelt wird, dann hat sie das Beileid aller mitfühlenden Menschen auf ihrer Seite. Sie lebt im Angedenken fort und stiftet auch posthum den Anlass, das Leben friedfertig zu gestalten.
Ich halte es allerdings für eine ganz üble Instrumentalisierung, wenn sie nun von ungebremsten Webaktivisten, selbsternannten Petitionsrechtunternehmern aufstrebenden Randpolitikern und Teilen der Presse als eine Kandidatin für das Bundesverdienstkreuz aufgebaut wird und damit anderen zur Beachtung und zum Geld verhilft.
Hoffentlich muss sie nicht mit weiteren Verdienstkreuzträgern ihren Platz im Jenseits teilen!
Wahrscheinlich wollte sie leben, wahrscheinlich wollte sie auch kein Bundesverdienstkreuz!

Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.