Keniakoalition

In Sachsen-Anhalt planen sie jetzt die Keniakoalition. Warum nicht einfach mal alles andersherum aufziehen?

Bisher sucht man die von den Parteien bevorzugten Farben und bastelt sich mit journalistischer Absicht denkbare Koalitionen zusammen und sucht dann in der Liste der Nationalflaggen die passende aus.

Suchen wir und doch einfach eine schöne Flagge eines schönen Landes aus und wählen danach die Parteien mit ihren Farben für eine Koalition nach dem Flaggenvorbild zusammen. Nach den Bikoloren und den Trikoloren sind jetzt auch die Multikoloren durchaus Anwärter darauf, so eine Koalition zu benennen. Es geht also von der Haitikoaliton über die Deutschlandkoalition zur Mauritiuskoalition.

Ach ist das schön, wenn man die Politik mit so viel Eine-Welt-Flair füttert und ganz nebenbei Begriffe schöpft.

Luxuskaffee

Der Kaffee, vor Generationen noch als echter Bohnenkaffee im Angebot, hat sich zum billigsten Getränk entwickelt. Die Zeit ist vorbei, als die Oma auf der Wallfahrt ein Tütchen Kaffeepulver dabei hatte, um sich als Ergänzung vor Ort irgendwo etwas heißes Wasser zu erbitten. Der Kaffee ist so billig, dass die Kaffeebauern weltweit an den niedrigen Preisen zugrunde gehen. Wer den Kaffee im Laden kauft, der kann für wenige Euro nahezu endlos Kaffee trinken.

Aber es ist dem Kaffeehandel ein Dorn im Auge, wenn ein Edelprodukt in finanziell höchst entspannten Zeiten zum Billigprodukt abstürzt und verkommt.

Also wird eine Kaffeekultur hochgezogen, die es ehedem vielleicht in Wien oder in Italien im Dunst der besseren Kreise gab. Es werden also endlos viele Kaffeespezialitäten entwickelt, die den Preis steigen lassen. Eskortiert werden diese gepimpten Produkte durch Cafés und Kaffeehausketten, deren Vielzahl von Kaffeevarianten sich weder trennscharf auseinander halten lassen noch sinnvoll benennen lassen. Neu erfundene Eigennamen erfordern deshalb einen spezifischen Spracherwerb des Kunden. Jeder, der eine Fremdsprache gelernt hat, möchte sie bekanntlich auch anwenden. In diesem speziellen Fall geht man dazu in ein Café. Der Cafésommelier sichert die Fachlichkeit  der Kaffeevariationen ab. Vielleicht stellt er sie aber auch erst her. Es gibt über das Kaffeetrinken in Zeiten der Vielfalt bereits Kleinkunstprogramme. Der Kaffee-to-go, im Becher mit Deckel, ist als eine strategische Absicht eingeführt, das Kaffeehaus in die Welt zu tragen und Kaffee als an jedem Ort genießbar unter das Volk zu bringen. Auch dieser Name ist Programm.

Es fehlt also nur noch der Angriff auf die Privatwohnung. Dazu wurden zunächst sehr teure Espressomaschinen unter die reichen Leute gebracht. Die Preise gehen, wenn man es sich leisten kann, bis in die Tausende mit vertraglich geregeltem Reparaturservice over night at home oder so. Damit gab es eine Orientierungsnorm, den Kaffee zu verteuern. Sie war aber nicht volkstauglich. Um das zu erreichen wurden dann aber die Kapselmaschine und die Padmaschine konzipiert und das sagenhafte Image der Edelmaschinen auf sie übergeleitet. Sie werden nun bereits zu volkstümlichen Preisen angeboten, seitdem nahezu jeder Haushalt bereits eine hat. Selbst der vorkonfektionierte Kaffee kostet damit aber gleich das zigfache, ohne dadurch an Qualität zu gewinnen. Doch diese Analyse geht im Kaffeehype unter, gestützt von der Werbung, die einen Genuss suggeriert, wie er früher in der Tabakwerbung zu Hause war.
Jetzt versucht der Kaffeekonzern Tchibo den Konkurrenten das Wasser abzugraben. Er bastelt an würfeligen Kaffeekapseln und passenden Handyapps, damit das Handy der passenden Maschine übermitteln kann, welche ausgetüftelte Kaffeespezialitäten vom Consumer erwartet wird. Die Wahl des Consumer wird dann wahrscheinlich direkt über die Datennetze in den Konzern übermittelt. – „Wer Kaffee X wählte, interessiert sich auch für Kaffee y, z …“- wird das Handy dann sagen.

Irgendwie ist der billige Kaffee ganz schön teuer und der Kapselmüll erfordert schon bald spezifische Recyclingwege. Ich habe ja gute und preiswerte Erfahrungen damit, die handelsüblichen billigen Kaffeebohnen mit der Handmühle zu mahlen und mit so einem ganz einfachen und preiswerten Filter aufzubrühen, den man als Trichter direkt auf die Kaffeekanne stellt. Er ist ausgezeichnet! Und mein Geld bleibt frei, für Wohltaten an der Menschheit.
Die Kaffeekultur erscheint mir als eine grenzenlose Auffächerung unbedeutender Dinge, um mir das Geld aus der Tasche zu ziehen. Ich erkenne ihr den Status ab, Kultur zu sein – mangels Menschenfreundlichkeit.

Über den Sex mit Nazis

„Kein Sex mit Nazis“ – liest man ja immer wieder auf großen Plakaten.
Das gilt nach meiner Ansicht aber allein für den Sex, den Nazis untereinander veranstalten. Wer sonst, hätte gegen Sex mit Nazis nichts einzuwenden?
Auch die geschlechtliche Vermehrung der Nazis ist damit nicht mehr unumstritten produktiv.
Und nun kommt die Botschaft des Grauens: Dass Hitler in seiner Behodung einseitig benachteiligt war – wie jetzt die Presse berichtet -, wirft mich nicht um, aber ein eher düsteres Licht auf das neonationalsozialistische Sexszenario. Es ist eigentlich ganz einfach, als Evolutionsbremse seinem Vorbild nachzueifern, indem man sich einfach irgendeinen Hoden abbindet. Aber mich würde es nicht wundern, wenn die Neonazis sich mit halben Sachen in dieser Angelegenheit nicht zufrieden geben.

Kaufen im Advent

Als Weihnachtsgeschenk habe ich in den letzten Tagen ein Puppenbett gesucht. Leider hatte ich das aus Kant- und Sperrholz selbst zusammengeleimte Puppenbett aus den 80er Jahren irgendwann entsorgt. Nun gibt es aber landauf und landab keinen Laden, der etwas anders anbietet, als Puppenbetten in den bekannten grellen Mädchenfarben. Fieser geht es nicht! Und das sieht die zu beschenkende Freundin nicht anders. Sie bevorzugt mit ihren 3 Jahren sogar Oliven gegenüber Popcakes. Wenn man in den Geschäften fragt, dann heißt es oft, dass das, was käuflich ist, so ist, wie der Kunde es will. Offenbar ist unser kollektives Bild von den Kindern kräftig verschoben und vereinheitlicht: grellpink uns süß und mit Applikationen aus dem Kindermarkendschungel. Ich habe dann die Vielfalt im Internet gefunden und ein passendes Puppenbett ist bereits geliefert. Es ist also nicht so, dass früher alles besser war.

Rechtsruck

Ohhh, wie war der Erdkundelehrer böse, als wir Schweden oben und Italien unten auf der Landkarte gefunden haben und er hat uns für alle Zeiten die Himmelsrichtungen ins aktive Vokabular geschrieben.

Jetzt lese ich, dass ganz Frankreich nach rechts gerückt ist (Der Spiegel). Ich bin erstaunt.
Ist das nicht Osten?
Mit Erziehung und Bildung wäre das sicher nicht passiert.

Kleinigkeit

Sibylle Berg (deren Texte zu lesen sich immer lohnt) schlägt zurecht vor, diesen IS in Die-mit-den-kleinen-Pimmeln umzubenennen, damit diese Gruppierung für junge Männer und dann auch Frauen unattraktiv wird.

All diejenigen, die jetzt mit Bombern Krieg veranstalten, ohne dass es eine Expertenposition gibt, die darin den Weg zum Frieden sieht, könnte man jetzt sinnvollerweise auch als Die-mit-den-kleinen-Pimmeln bezeichnen.

Es wird also schwer, die mit den großen Pimmeln überhaupt noch zu finden.
Sie sollten mal Eier zeigen!

Kann der Advent Spuren von bösen Elementen enthalten?

Die Firma Lindt vertreibt seit Jahren einen Adventskalender mit orientalisch anmutender Aufmachung und Schokolade hinter den Türen.

Jetzt plötzlich gibt es Widersacher, die in dem Kalender einen islamischen Einfluss und eine Gefahr für das christliche Abendland sehen. Sie bezeichnen sich als besorgte Bürger.

Gegen ein schönes gutes Bild für Werbezwecke ist ja nichts einzuwenden. Kritiker (Retter des Abendlandes) und Rechtfertiger (Fa. Lindt) argumentieren ohne Not ins Leere. Das Bild ist offensichtlich ein Phantasieprodukt, das Stimmung vermitteln und den Umsatz ankurbeln soll. Zur Zeit Jesu gab es dort und wohl auch anderenorts eine solche arabisch pointierte bunte Architektur überhaupt nicht. Die Art der dargestellten Ornamentik ist islamischen Ursprungs und deshalb erst ab dem 7. Jahrhundert möglich. Wer sich beispielsweise den zweiten Tempel in Jerusalem anguckt, merkt den Fehler sofort.

Ich kann mit dem Bild trotzdem bestens leben, obwohl es ja hilft, die Schokolade um ein Vielfaches teurer zu verkaufen als sie ist. Adventskalender ohne Schokolade sind auch nicht übel.

Und überhaupt: In allen Adventskalendern arbeiten vermutlich so kleine Spionagekameras! Warum wurden diese Kalender denn sonst in den letzten Jahren von 2 mm bis zur heutigen Normstärke von 2 cm aufgeblasen? Mit Schokolade allen lässt sich das doch wohl nicht erklären!

Mir fällt da noch etwas auf: Während der Nikolaus kapitalistisch ausgeräubert wird und der Weihnachtsmann als hyperkapitalistischer Konkurrent mit instanttheologischen Applikationen antritt, macht sich jetzt bei Penny ein hohler Zipfelmann aus Schokolade breit. Juhhhhh – da ist das Abendland in Gefahr! — Ich meine das nur so als Tip für besorgte Bürger.

Lecker Ayran

Die völkerübergreifende Dehnbarkeit des Begriffs Beleidigung ist bemerkenswert.

An manchen Orten gibt es gar keine Beleidigung. Selbst wenn man es will, geht es nicht. Man kann also sagen, was man will und bekommt eine passende Antwort.

Die Entkriminalisierung solcher Ehrdelikte ist weit fortgeschritten.

In der Türkei kann man dagegen derzeit sogar Ayran, das türkische Yoghurtgetränk, beleidigen. Das ist aber sehr, sehr teuer! 

Es wäre doch wirklich gut, wenn wir uns alle ein kleines bißchen mehr beleidigen könnten: Du beleidigst meine Schwester und ich beleidige dein Ayran!

Und so weiter …