Der Markt ist ja seit altersher der Ort der Kommunikation und unverzichtbarer Bestandteil für öffentliche Kultur.
Am vergangenen Samstag war ich auf dem Markt zum einkaufen. Ich habe ja eigentlich immer eine Kamera dabei und nutze sie ständig. An diesem Tag hatte ich sie dummerweise vergessen.
Besonders bemerkenswert sind für mich zwei Episoden, die ich auch gern in Bildern dokumentiert hätte. Aber es geht auch so.
Episode 1:
Es gab einen Stand für Kulturkram. So stand es da. Er war begehbar, aber auch wuselig belagert. Man sah Stellwände mit Bildern und Texten und reichlich Kaffee und Kuchen, Tische und Stühle auf engstem Raum und das Angebot zum Gespräch.
Ein älteres Paar ging nur am Stand vorbei. Sie: „Was ist das denn da?“ Er: „Das ist bestimmt wieder was mit Asylbewerbern und Flüchtlingen. —- Die sollen bleiben, wo sie herkommen!“
Episode 2:
Am Rand des Marktes, aber exponiert, stand eine auffällig adrett gekämmte Frau, die dem Anschein nach das Berufsleben schon hinter sich hatte. Neben sich hatte sie eine aufgezogene Leinwand angelehnt. Solche Leinwände gibt es für den Hobbymaler in den großen Drogerieketten. Auf der Leinwand stand in großen Buchstaben: „Dies ist nicht mehr mein Land.“ Sie stand da gänzlich unbeachtet über lange Zeit.
Offenbar bereichert sich das Marktleben wieder um nonmaterielle Bestandteile, wie sie auf historischen Märkten üblich waren. Die größten griechischen Philosophen hatten ihre Auftritte gerade auch auf solchen Märkten und im Mittelalter sogar die Ärzte.
Offenbar gibt es aber heutzutage erhebliche Kommunikationsstörungen im Umgang mit solchen Innovationen am Markt.
Im ersten Erlebnis bedauert der unbeteiligte Beobachter, dass es nicht zu einem Gespräch gekommen ist. Es hätte ermöglicht, aus allen Wolken zu fallen.
Im zweiten Fall wundert sich der unbeteiligte Beobachter nur, dass sich niemand mit einer zweiten Leinwand spontan daneben gestellt hat: „Und warum bist du noch hier?“