Der Monteur war pünktlich

Er tauschte den Ablaufschlauch der Spülmaschine und ich war mit einem Aufnehmer engagiert, die Kollateralspuren von Schmutz und Wasser zu beseitigen.
Dann eröffnete ich einen wegweisenden Dialog.
Ich so: „Da kann ich dann anschließend direkt auch die ganze Küche putzen.“
Er so: „Da wird sich ihre Frau freuen.“
Ich so: „Das glaube ich nicht. – Ich putze die Küche ja oft. – Also, ich will meine Frau nicht schlecht machen …“
Er so: „Ne, ne …“

Dann dachte ich daran, dass ich unlängst noch Bücher gesehen habe, jeweils mit Leselerngeschichten für Jungen und Leselerngeschichten für Mädchen. Die Maus bietet sie als Herausgeber für den Westdeutschen Rundfunk an. In dem einen geht es um wilde Piraten und in dem anderen um kuschelige Pferde. Man sieht das bereits auf dem Umschlag. Ich glaube, ich lese jetzt einmal das mit den Pferden …

Und ich werde ein Verfahren entwickeln, zum Erstaunen aller Piraten, mit einem Pferd die Küche zu entern und mit dem Pferdeschweif erfolgreich zu putzen.

Über die Sprachlosigkeit

Die Linguistik und die Entwicklungspsychologie wissen mittlerweile viel darüber, wie der Mensch die Sprache erwirbt. Aber die deutsche Politik weiß es vermeintlich besser. Das wundert nicht, weil die Politik immer auch ein Wettbewerb der Besserwisser um die Gunst des Publikums ist. Wenn nun die Politik falsch liegen würde, bedeutete das ja, dass der Mensch, wenn er Probleme beim Spracherwerb hat, also beispielsweise bei einer nichtdeutschen Zielsprache, in die falsche Richtung geschickt wird oder dass gar sein gelungener Erwerb einer Sprache erst gar keine Anerkennung findet, wenn es nicht die deutsche Sprache ist. Es ist aber so: Die politische Debatte über die Migration kreist seit Jahrzehnten ohne Fortschritt um politische Annahmen, denen die fachliche Grundlage fehlt.

Es lohnt sich also, die linguistischen und entwicklungspsychologischen Erkenntnisse für die Politik aufzubereiten. Ob es gelingt, sie dort auch einzuschleusen, bleibt zweifelhaft. Die Zielsprache, das ist die erste Sprache, die ein Mensch erwirbt und keine zweite, kann man sich nicht frei aussuchen. Sie ist bereits vorgeburtlich in Ansätzen vermittelt und schon festge- legt. Es ist die Sprache der Mutter und ihrer unmittelbaren Lebenswelt. Diese Zielsprache wird also nicht unterrichtet sondern in einem höchst individuellen Entwicklungstempo von Kindern erworben. Eine insgesamt förderliche Umgebung erleichtert den Spracherwerb. Die erworbene Zielsprache führt zu Begriffen, Begriffe ermöglichen das Denken und das Denken führt zur Bildung. Ist der Spracherwerb erfolgreich, dann ist es auch für Kinder kein Problem, sogar mehrere weitere Sprachen zu lernen. Diese Sprachen zu lernen, setzt aber stets den Erwerb der Zielsprache voraus. Die Kehrseite der so beschriebenen gelungenen Entwicklung ist, dass ein fehlerhafter oder unvollständiger Erwerb der Zielsprache nicht nur das Denken und die Bildung behindert, sondern dass die weiteren Sprachen nur mühsam und mit Paukelementen gelernt werden. Das erlernen einer weiteren Sprache kann das Defizit beim Erwerb der Zielsprache auf alle Fälle nicht ausgleichen. An der Zielsprache führt also kein Weg vorbei.

Nun ist auch politisch richtig erkannt, dass die Sprache grundsätzlich ein gutes Werkzeug ist, in der Welt zurecht zu kommen. In Deutschland ist man nun gut beraten, auch die deutsche Sprache zu nutzen, weil damit der Austausch zwischen den Menschen am einfachsten gelingen wird. Deutsch sprechen die meisten. Man ist aber nicht gut beraten, Anforderungen zu formulieren, in denen die deutsche Sprache zur unumgänglichen Zielsprache deklariert wird. Trotzdem sind politische Programme zum Thema Migration voll davon. Es bleibt trotzdem so: Kinder mit Eltern, die eine nichtdeutsche Zielsprache haben, werden die deutsche Sprache eben nur als Fremdsprache lernen können. Dies wird allerdings mit sehr gutem Erfolg gelingen, wenn der Erwerb der Zielsprache dem voraus geht.

Wenn man nun das Werkzeug „Deutsche Sprache“ verfügbar machen will, ist es also kontraindiziert, Deutschkurse zu protegieren, wenn die Zielsprache Probleme macht. Kontraindiziert ist es vor allem, die Zielsprache zu unterdrücken und „Deutsch“ zur einzig zulässigen Sprache zu machen. Wenn also auf Berliner Schulhöfen das Türkische als Sprache verboten wird (die Presse berichtete darüber), dann ist der Applaus aus der Politik sicher. Der Sinn des Spracherwerbs und der Verständigung, also die Bildung, ist allerdings ad absurdum geführt. Der Gebrauch der deutschen Sprache in der Schule ist verhaltenstherapeutisch nicht zu bewirken, wenn man von kleinen Paukerfolgen absieht.

Wenn der türkische Ministerpräsident Edogan wieder einmal 90 Minuten in großen Hallen vor Landsleuten spricht, dann formuliert er die Essenz linguistischer und entwicklungspsychologischer Erkenntnisse: „Türken sollen zunächst türkisch lernen und dann deutsch“. Auf der deutschen politischen Bühne wirkt so eine Festlegung abstrus. Deutsche Politiker antwortet dann auch für viele andere: „Kinder, die in Deutschland groß werden, müssen zu allererst deutsch lernen.“ Pointiert wird die ganze Vorstellung dadurch, dass der Patriotismus der Türken das ganze Szenario auch noch emotional einkleidet. Dabei gehört der Patriotismus zu einer grundsätzlich unkritisierbaren kulturellen Besonderheit, an der man Türken häufig erkennt. Sie halten im türkischen Selbstwertgefühl bisweilen neben der türkischen sogar auch die deutsche Fahne mit überbordender Leidenschaft hoch.

Ob Herr Erdogan seine Position linguistisch und entwicklungspsychologisch begründet, das ist bisher nicht bekannt. Aber irgendwie hat er trotzdem recht. Hoffentlich ergeht es ihm besser als es ihm in der deutschen Politik gehen würde. Dort wurde unlängst die Wertschätzung der Wissenschaft ganz und gar aufgegeben und ein Verteidigungsministers Guttenberg für außergewöhnlich gut befunden, nachdem er eine Dissertation versucht hatte, die zusammengestohlen war. Für eine Ministerin Schavan, die ebenfalls plagiiert hatte und Amt und Titel nun los ist,  haben gar Spitzenwissenschafter in ihren Verbänden für eine unbegründete Milde insistiert.

In der Politik, sogar in der Wissenschaftspolitik ist es also ausdrücklich gefragt, die Wissenschaft zur Marginalie zu machen. Denn sonst gingen ja alle Argumente verloren, denen die Wissenschaft entgegen steht. Eigentlich sollte es darum gehen, den Zielspracherwerb zu fördern. Dann ist der Umgang zwischen den Kulturen ein Kinderspiel und die Vielfalt zwischen den Kulturen ist einfach nur reichhaltig und gut. Schließlich kann man mittels der Sprache darüber befinden. Die verschrobenen Vorstellungen hinter dem völlig randunscharf gebräuchlichen Wort Integration verlieren ihren Gegenstand aus den Augen.

Aber: Es passiert einfach! Es ist alles schon da. Es gibt einen Grund zu sprechen: „Diversity and Inklusion“.

Türe zu!

Es gibt Substantive, die man dudengerecht mit oder ohne ein „e“ enden lassen kann. Ein Beispiel ist die „Tür“ die in so weit beanstandungslos auch als „Türe“ bezeichnet werden kann. Ein anderes Beispiel ist das „Maß“, das auch als „Maße“ genutzt werden kann.
Ich bin aber fest der Ansicht, dass man auf die „Türe“ in großem „Maße“ verzichten muss, wenn sie nicht ausnahmsweise einen Reim sicherstellt.
Es ist beim Sprechen – auch in schriftlicher Form – wie beim Autofahren: Es ist nicht erlaubt, einfach so um den Block zu fahren, wenn man damit also keinen Zweck verfolgt, für den so ein Auto da ist.
Die Sparsamkeit bei den Buchstaben hat nur Vorteile! Wer gibt uns die Zeit zurück, die wir lebenslang mit überflüssigen „e“s verschwenden?
Über die „zue Türe“ wollen wir erst gar nicht reden.

Jeden Dienstag Möpe

Hier weist der Facility-Manager die Cleaner darauf hin, wann der eine und der andere Mopp gegen einen hygienisch unbelasteten Mopp ausgetauscht werden kann.

Möpe

Wikipedia: Ein Mopp (Plural Mopps, Verbform moppen oder aufmoppen; in der Schweiz Flaumer) ist ein Gerät zur trockenen Reinigung glatter Fußböden, insbesondere zur Aufnahme von losem  (Plural Mopps, Verbform moppen oder aufmoppen; in der Schweiz Flaumer) ist ein Gerät zur trockenen Reinigung glatter Fußböden, insbesondere zur Aufnahme von losem Staub und Fusseln.

Mit der Erfindung des Fußbodens war kausal die Erfindung des Mops in Auftrag gegeben. Zunächst wurden Vertreter einer geeigneten Hunderasse namens Mops, gutmütig, aufnahmefähig und anpassungsbereit, an den Beinen zur Reinigung über den Boden gezogen. Seit dieser Zeit überdauert der Name Mops. Zunehmende Ausfallzeiten der Möpse durch Krankheiten und Urlaubsansprüche machten die Tiere nach und nach unwirtschaftlich. Der heutige Mop ist eine technische, auf die Funktion ausgerichtete Nachbildung, die den Namen beibehalten hat. In der Hochsprache ging mit der Zeit das „s“ verloren und das „p“ wurde akzentuiert und deshalbverdoppelt, in versteckten Sprachräumen hat es aber bis heute überdauert: „Mopse ma em die Bude durch!“

 

Nachdenkung über den Vergleich

Das kann man doch nicht vergleichen!
Es wird immer beliebter, in einer Auseinandersetzung zu behaupten, man könne das doch gar nicht vergleichen. Eigentlich wird damit immer nur eine von mehreren strittigen Positionen auf die Schiene des Siegers gehoben, ohne wirklich zu argumentieren. Die Redewendung entspricht der gewinntakischen Bedeutung der anderen Redewendung, dieses oder jenes wäre alternativlos. Man wird jeweils aufgefordert, die stets verfügbaren anderen Lösungen erst gar nicht zu prüfen. Die auch von der deutschen Bundeskanzlerin Merkel lange Zeit favorisierte Alternativlosigkeit wurde deshalb zum Unwort des Jahres 2010. Die Redewendung von der Unvergleichbarkeit beinhaltet aber noch etwas besonderes: Sie ist – unausgesprochen, wie grotesk – stets das Ergebnis eines Vergleiches. Man tut es also und behauptet gleichzeitig, dass es nicht ginge. Vergleichen kann man doch alles, wenn man denn ein Vergleichskriterium bestimmt. Sind Äpfel oder Birnen beliebter? Darauf gibt es eine Antwort. Manchmal hat man den Eindruck, dass das Reden von der Unvergleichbarkeit fälschlicherweise bedeuten könnte, dass bestimmte Dinge oder Sachverhalte nicht gleich sind. Aber das ist ja, wenn man genau misst, immer so. Es ist also nicht wert, hervorgehoben zu werden. Selbst der Klon kann den Platz nicht besetzen, den sein Ebenbild einnimmt.

What the fuck is a Pain Nurse?

Manchmal liest man ja Dinge, die man eigentlich gar nicht lesen will. Das ist beispielsweise so, wenn man in einem Wartezimmer sitzt. Da lag letztens die bunt und teuer aufgemachte Werbebroschüre eines Krankenhauses, die vermitteln sollte, dass sie eine Fachzeitschrift für Ärzte und Patienten ist. Faszinierend fand ich den Bericht über die Fortbildung einer Gesundheits- und Krankenpflegerin zur „Pain Nurse“. Sie kam auch selbst zu Wort. Um Missverständnissen vorzubeugen: Die Pein-Schwester ist eine Schwester, die sich mit der Pflege von Menschen auskennt, die unter erheblichen Schmerzen leiden. Sie betreibt wohl keinen Sado-Maso-Fachdienst. Ausgelöst von der pseudofachlichen Wortwahl  – PAIN NURSE – hatte ich unmittelbar erhebliche Schmerzen.