Die Grundzüge

Ich erkläre gerade die Grundzüge des Fußballspiels. Wann, warum und wie die Akteure in die Räume gehen, versetzt meine Zuhörer in ein erwartungsgeladenes Erstaunen.

Morgen werde ich die  Halbfeldchips ins Nichts erklären.

Und – angeregt durch die laufende Weltmeisterschaft – noch etwas:

Ich habe gerade entwickelt, wie eine Fußballmannschaft in einem Turnier bestehen kann, obwohl sie nach aller Erfahrung nicht zu den Topmannschaften zählt: Wenn man vergleichsweise sehr schnell laufen kann und in Bedrängnis den Schuss ins Seitenaus beherrscht – vorzugsweise mit einer unvermeidlichen Berührung durch den Gegner -, dann hat man schon die halbe Miete, die man noch mit punktueller und ungezügelter Leidenschaft anreichern kann. 

Die Regierung in Peking wird zweifelsfrei in ein paar Jahren eine Topmannschaft ins Feld schicken.

Die organisierte Ungläubigkeit

Dass der Papst reist, das ist mit der Zeit selbstverständlich geworden. Dass er am jeweiligen Reiseziel nicht umhin kann, mit Abordnungen von Menschen zu sprechen, die von der Katholischen Kirche missbraucht wurden, ist aber auch zur Selbstverständlichkeit geworden. Angesichts katholischer Entwicklungshemmnisse wird es zukünftig wohl ohne Ende so weiter gehen. Bei allem Verständnis für die Opfer, sollte der Papst auch Verständnis für die Täter und den katholischen Rechtfertigungs- und Vertuschungsraum aufbringen. Dann könnte er dem Spuk mit geeigneten Mitteln an beiden Fronten ein Ende setzen.

Der Herbst ist eine usselige Jahreszeit

Der Literarische Herbst in Leipzig lässt diesmal Alice Schwarzer mit einem selbstgeschriebenen Text in die Bütt. Dreiunddreißig Literaten verlangen nun eine Absage der Lesung wegen der seit langem umstrittenen Positionen der alternden Ikone der Frauenbewegung. Zahlreiche Kooperationspartner des Literarischen Herbstes haben sich wohl aus dem gleichen Grund zurück gezogen.

Ich meine: So eine Veranstaltung ist kein Ehrenpreis mit dem Kern Lobhudelei. Wenn man sie schon einlädt, soll sie lesen, was sie für wichtig hält und sich der Gegenrede stellen. – Das wäre auch ein guter demokratischer Brauch. — Eingeladen hätte ich sie freilich nicht. Sie ist nur noch ein Ärgernis.

Claude Ekel oder der Aufruhr der Aerosole

Immer wieder gibt es Berichte in den Medien, dass dem geöffneten Klodeckel beim Abspülen allergefährlichste Aerosole zu verdanken sind. Der Rat ist dann, stets den Deckel vor dem Abspülen zu schließen. Das behindert die Krankheitserreger, verhindert sie aber nicht. Wenn ich nun das Klo sauber verlassen will, öffne ich nach 15 Minuten, wenn sich der Aufruhr der Aerosole gelegt hat, den Deckel abermals, um mit der Klobüste nachzuarbeiten, wiederhole das Deckelprozedere und besetze oder verriegele den Toilettenraum für weitere 15 Minuten während die Bürste ungeschützt so vor sich hin sprenkelt.

Man beachte die zarte Klofußumpuschelung!

In der Theaterpause dürfte das nicht zu schaffen sein. Wir brauchen den gläsernen Klodeckel, der sich für eine bestimmte Zeit am Topf festsaugt und eine auf Knopfdruck selbsttätige Klobürste, die völlig unzugänglich arbeitet. Die Ingenieure vom Fach haben da wohl etwas verkackt.

Lost Garage

Es gibt Garagen, die es gar nicht gibt. Sie stehen gern in stark verdichteter Innenstädten mit ziemlich alter Bebauung. Man erkennt sie daran, dass sie für neuzeitliche Autos nicht die erforderliche Höhe und Breite haben, meist eine sehr alte zweiflügelige Holztür besitzen und eigentlich niemals geöffnet werden. Das angebrachte Schild „Ausfahrt bitte freihalten“, wird aber wohl öfter geputzt. 

Wenn ich nun jemanden unterstütze, der durch mehrere Handicaps lange Stadtwege nicht machen kann, dann parke ich in unmittelbarer Nähe, manchmal eben vor einer solchen Ausfahrt und warte dort. 

Heute kommt so ein EdelSUV und hält neben mir. Der Fahrer macht mir Zeichen, dass er meinen Parkplatz beansprucht. Bei heruntergedrehten Fenstern sagt er dann, dass er auf meinen Parkplatz will und begründet das mit den bezeichneten Schild. (Bild 1) Die ganze Straße ist zugeparkt. Ich sage ihm dann, dass ich den Parkplatz freigebe, wenn er die Garage öffnet, um dann da rein zu fahren. Er kündigt an, dass er mich mit meiner Zustimmung nun blockieren wird. Er fährt also zwei Meter vor und öffnet seinen Kofferraum. Er braucht zehn Minuten, um zehn Säcke Trockenputz auszuladen und durch einen zweiten kleinen Eingang ins Haus zu tragen. Blockiert war ich nicht wirklich. Ich hätte mit meinem smarten Cabrio da locker rausrangieren können. Dann setzt er seinen SUV auf einen anderen freigewordenen Parkplatz, nicht ohne wüste Mutmaßungen über mich und mein Seelenleben von sich zu geben und ohne mich anzugucken oder anzusprechen. Als er dann im Haus verschwindet, bekomme ich das Zeichen, um mein Auto wieder in Bewegung zu setzen.

Mir ist die Angelegenheit nicht so sehr gleichgültig, dass ich darauf verzichte, die Situation zu dokumentieren. In jeder Stadt gibt es vermutlich die eine oder andere „lost garage“ die ein Privatjudiz befeuert und für Unannehmlichkeiten sorgt. Ich kenne auf Anhieb fünf solcher Garagen, darunter eine Arztausfahrt (Bild 2), obwohl es den Arzt schon ewig lange nicht mehr gibt und am Garagentor die Wildkräuter wuchern, sowie ein als Garage getarntes Handwerkerlager in bester Verkehrslage.

Bild 1
Bild 2 „Arztausfahrt Tag u. Nacht freihalten“
Bild 3 – Da hat sich offenbar ein Kleinunternehmer ein innenstadtnahes Lager aufgebaut

Die vagabundierenden Zwerge

Ich finde heute in meiner Timeline ein Kaufangebot für Gartenzwerge mit einer AK47 dem Urvater der russischen Handfeuerwaffen und folgenden Text:

„😍🔥🎁Lassen Sie die militärischen Gartenzwergstatuen zum Highlight Ihres Gartens werden🪴💣 und zeigen Sie Ihren einzigartigen Geschmack und Ihre Persönlichkeit. Betreten Sie jetzt mit Ihrer Neugierde diese geheimnisvolle und wunderschöne Welt💖!✨“

Das erinnert doch stark an Mutter Courage, der Marketenderin, die gut vom Krieg lebt aber letztlich ohne ihre Kinder dasteht. Eine Mahnung an alle, die Geschäfte mit dem Krieg machen.

Mein „einzigartiger Geschmack“ veranlasst mich, die kämpfenden Gartenzwerge geschmacklos zu finden und vom Kauf abzuraten. – Es ist nicht lustig!

Die fette Beute

Ich habe schon oft etwas über Beutekunst und die Beninbronzen geschrieben.

Das Fazit ist – ganz kurz: 

1 Kunst gehört der Öffentlichkeit. Erst die Vermarktung erschafft Preise, die von ausgesuchten Kunstwerken losgelöst sind.

2 Kunst hat selten einen festen Ort und kann im Prinzip fest überall öffentlich verfügbar sein.

3 Geraubte Kunst ist kein Sonderfall. Vielmehr gehört es immer schon zur Kriegsführung (im weitesten Sinn) staatlich und auch privat Kunst zu enteignen oder mit Druckmitteln billig zu bekommen.

4 Meist kann man Beutekunst gar nicht zurückgeben, weil es Zweifel am rechtmäßigen Vorbesitzer gibt oder weil sich durch den Gang der Geschichte kein ehemaliger Eigentümer feststellen lässt. 

5 Das Königreich Benin – dem die besagten Bronzen entstammen – hat als zweifelhaften Rechtsnachfolger Nigeria, das noch in den 60er Jahren die Neugründung des Staates Benin mit Gewalt verhindert hat und nun die Schätze droht zu verscherbeln.

Eine Baumarktgeschichte

In der Outdoor-Gartenabteilung sprach ein älterer, wohl etwas desorientierter Kunde halb für sich und halb für mich.

Er wies auf eine unspezifische Werbetafel hin, nach der Rindenmulch gegen Unkraut nutzt. Er fand nun aber keinen konkreten Rindenmulch, der auf der Verpackung dieses Spezifikum aufweist. Ich habe ihm erläutert, dass das Mulchen grundsätzlich die Erde abdeckt und damit verhindert, dass irgendetwas keimt. Es ist ja eigentlich auch unvorstellbar und wohl auch unzulässig, dass Mulch mit Unkrautbekämpfungsmitteln aus dem Giftschrank aufgepimpt wird. Seine Erkenntnis war: „Das hilf mir ja alles nicht. Ich will Mulch, der Unkraut verhindert!“

Das ist mir mal wieder ein Beispiel dafür, wie richtige Informationen abwegige Assoziationen auslösen, die man auch vorbeugend nicht verhindern kann. Wo das Ende so einer Denkspirale ist, das weiß ich nicht. Es kann sein, dass das nur der Anfang des sich immer mehr verdichtenden Grumpy-old-man-Syndroms ist.