In der renommierten medizinischen Fachzeitschrift „urban sickness“ wird jetzt über ein bedenkliches Symptom berichtet, das vorrangig Kinder aus dem Bereich Köln befällt. Sie greifen wahllos in den Kinderzimmern zu Bauklötzen und anderem Spielzeug und werfen die Sachen mit einem lauten „Alaaf“ in das elterliche Wohnzimmer. Auf das Vorgehen angesprochen, sagen sie dann immer nur unzusammenhängend „Kamelle“. Bisher ist vollkommen unklar, welcher Erreger dahinter steckt. Eine Infektion gilt als wahrscheinlich. Eine wirksame Therapieform muss erst noch entwickelt werden. Die Kinderärzte stehen wie die Eltern den Kindern hilflos gegenüber und warten auf weiterführende Forschungsergebnisse zum Arbeitsbegriff „Südstadtvirus“.
dick & chic
Gottlos
„Es waren Gottlose“, sagt man gern, wenn andere gewalttätig werden. In diesen Tagen sagt das der türkische Staatspräsident Erdogan nach einem Terrorakt des IS auf türkischem Boden. Offenbar wähnen sich die Täter und die Kritiker gleichermaßen auf der Seite Gottes und haben ihn doch weit hinter sich gelassen. Gott steht nämlich dummerweise immer auf der Seite des anderen und lässt sich nicht einfangen. Es ist also uninteressant, ob jemand meint, Gott auf seiner Seite zu haben. Interessant ist es aber unter der profanen Perspektive, wer etwas mit dem Gütesiegel gottgewollt/gottgeprüft kennzeichnet. Bei ihm ist größte Vorsicht geboten!
Will kommen!
Architekten und Designer wittern ein Geschäft anlässlich der verschlafenen Notwendigkeit, die Flüchtlinge zu beherbergen.
Der von mir frei erfundene Experte für völkerverstängenden Schlichtbau sagt: „Wir sind gut vorbereitet. Die 3D-Drucker zur Herstellung von Herbergen für Flüchtlinge arbeiten unaufhörlich. Auch die Beflauschung von Lego-Steinen macht Fortschritte. Es wird kinderleicht sein, damit in Windeseile Wohnraum mit kuscheliger Anmutung zu gestalten. Wenn jetzt der Alteingesessene diese hippen Wohnformen ebenfalls nachfragt, werden wir lediglich die Herstellungskapazitäten hochfahren.“
DOMINOXIT POST GREFERENDUM
Dominoxit post Greferendum
Grexit
Espexit
Zyprexit
Finexit
Belgixit
Estllaxit
Irlaxit
Itaxit
Lettxit
Litxit
Luxit
Malxit
Netherexit
Austrexit
Porxit
Slowaxit
Slowexit
Francexit
Germaxit
Grexperte
Machen sie Platz, ich bin Arzt!
Ärzte sollen Kinder nun auch auf Internetsucht untersuchen. So will es zumindest die Drogenbeauftragte der Bundesregierung.
Kangalfisch
Der Name des Brotes
Brote sind mit gutem Grund ein nur schwer verzichtbares Lebensmittel. Die Brotsorten gehen in die Tausende. Früher wurden Brote nach dem Herstellungsverfahren, nach den Zutaten und später dann oft nach den Orten bezeichnet, an denen sie ursprünglich besonders viel Beachtung fanden. Es war bei der Verständigung im Bäckerladen alles noch sehr einfach. Selbst Zugereiste auf fernen Ländern konnten ohne weitreichende Probleme mitreden.
Mittlerweile ist es anders. Man verlässt mit dem Eintritt in den Bäckerladen seinen angestammten Sprachraum weitgehend und lässt sich mit Backwerkbezeichnungen eindecken, für die es kein allgemein gültiges Wörterbuch gibt. Man ist also sprachlos zwischen Weltmeisterbrot, Fitnessbrötchen Mini-Sonne, scharfem Griechen, Nonnenfurz und Ostblock. Es ist offenbar so, wie es auf Speisekarten schon länger üblich ist: Es werden Kosakenzipfel kreiert und sie dürfen vom Foodartisten dann so ausgerufen werden. Er bastelt also, um es im Jargon der Betriebswirtschaft zu sagen, einen Namen als Alleinstellungsmerkmal. Perfide wird die ganze Sache, wenn der Kunde an dieser Bezeichnung nicht vorbei kommt. Das beliebteste Brot ist deshalb seit Jahren das Das-da.
Der emanzipierte Gesprächsteilnehmer verweigert es also, den Sprachgebrauch um sinnlose Vokabeln zu erweitern und stößt damit auf Unverständnis im Bäckerladen. Er steht zwischen den Kunden in einer Sackgasse und versteht fast nichts mehr. Dem Menschen aus einem fernen Land wird auch der Mönchsstengel nur schwer zu vermitteln sein.
Ich habe mich entschlossen, eine präzise Zeigefingergestik einzuüben und arbeite damit. Die Antwort war heute: „Meinen sie die Bauernwecken? – mit oder ohne?“
Ich bin uneingeschränkt dafür, dass der Kunde sagt, was er will und ihm nicht vorgegeben wird, was er sagen soll. Der Rest regelt sich von allein: „Geben sie mir bitte ein Onjeschwedde!“
Meine Höchststrafe wäre es, wenn ich zu einer unbekannten Bäckerei mit dem Auftrag geschickt würde, ein Radlerbrot mitzubringen.
Da fällt mir noch eine Geschichte ein:
Vor vielen Jahren war der Hans aus Düsseldorf auch dabei, als wir mit einer großen Gruppe in den Schwarzwald fuhren. Wir waren so sehr gebildet, dass wir wussten, dass Holländer Kirsch in Düsseldorf Tusnelda heißt. Hans war aber offenbar die Ausnahme. Er bestellte im Café also eine Tusnelda und war fortan in ein erkenntnisleeres Gespräch verwickelt, das noch andauerte, als alle anderen bereits jeweils ein Stück Schwarzwälder Kirsch gegessen hatten.
Übrigens: Man sollte stets das Bier trinken, das am Ort gebraut wird.
Der Ring der Flaschen
Ideologie und Mundgeruch
Frau Merkel sieht eine Ideologie als etwa grundsätzlich Böses. Ihr griechischer Kollege Tsipras ist ihr beispielsweise zu ideologisch und hart, um als Gesprächspartner angemessen zu agieren. ¥ Sie ist damit nicht allein.
Der Literaturtheoretiker Terry Eagleton hat 1993 gegen solche Positionen den journalistischen Merksatz geprägt: “Ideologie ist wie Mundgeruch immer das, was die anderen haben.” Er nutzt dabei einen Vergleich als ein Stilmittel, das heutzutage das politische Kabarett prägt. Wendet man jedoch die Prämisse Merkels und anderer ins Gegenteil – und es gibt gute Gründe, das auch zu tun – dann gilt aber auch der Merksatz Eagletons nur bedingt:
Eine Ideologie müssen wir uns nämlich als etwas grundsätzlich Gutes vorstellen. Für den Mundgeruch gilt das grundsätzlich nicht. Grundsätzlich gibt es aber auch Ausnahmen.