Gefahr ist selten rar

In der Zeitung lese ich, dass der Feuerzeugwerfer endlich gefasst ist. Endlich!
Er hatte in einem Fußballpokalspiel zwischen Mannschaften aus Osnabrück und Leipzig ein Feuerzeug auf das Spielfeld geworfen, den Schiedsrichter getroffen und damit sogar das Spiel entschieden. Er ist wohl ein Fan der Osnabrücker Mannschaft. Das Spiel wurde abgebrochen und für die Gastmannschaft gewertet. Der Wurf war offenbar nicht erlaubt. Dabei war er im  Szenario doch nur der Endpunkt übelster aggressiver Beschimpfungen und Bedrohungen, an denen auch Spieler beteiligt waren. Es war im Grunde nur eine naheliegend konsequente Handlung. Das sei alles branchenüblich – bis auf den Feuerzeugwurf – sagt man nun scheinheilig.
In einer Versuchsreihe habe ich festgestellt, dass es ein Zufallstreffer gewesen sein muss. Selbst von Jahrmarktgeschäften wissen wir, dass es nicht so einfach ist, mit ungenormtem Wurfwerk, das ursprünglich ganz anderen Zwecken dienen sollte, leere Dosen umzuwerfen.
Diese Feuerzeuge sind, wie es nun scheint, saugefährlich. Das habe ich bisher nicht gewusst. Ich hätte es wissen müssen, wie der werfende Jüngling auch. Nun wird gegen den jungen Mann wegen gefährlicher Körperverletzung (§224 StGB) ermittelt. Sein Wurfglück paart sich allerdings mit dem Glück, wenigstens noch nach den Maßgaben des Jugendstrafrechts verurteilt werden zu können. Es ist trotzdem nicht nur abzusehen, dass er sein weiteres Leben als Straftäter gestalten muss, er muss auch noch mit zivilrechtlichen Forderungen rechnen, die ihn dauerhaft in der Armut halten, weil seinem Verein vermutlich ein Millionenschaden entstanden ist. Denn Fußball ist ein großes Geschäft, in das sich der junge Mann ganz nebenbei in Tateinheit auch noch eingemischt hat. Beim Geld hört bekanntlich der Spaß auf.
Ich bin neuerdings dafür, Feuerzeuge zu verbieten oder wenigstens nach den Regeln zu behandeln, die auch für andere Waffen gelten. Was war das eine glückliche Zeit, als wir uns noch brennende Streichhölzer nachwarfen, die mit abnehmendem Lichtschein und zunehmendem Rauchwölkchen in der Flugbahn verglühten. Ohne Feuerzeuge würde ich nichts vermissen. Und ich würde nach Gartenfeten nie mehr von allen Fensterbänken, Tischen und Mauern vereinsamte Feuerzeuge zusammentragen, die nun ungenutzt in Kramschubladen liegen und vergeblich darauf warten, gebraucht zu werden. Ich vermute auch eine totale Überfremdung: Deutschland beherbergt sehr viel mehr Feuerzeuge als Menschen. Wir sind nicht der Friedhof der Feuerzeuge dieser Welt!
Ich glaube ernsthaft, dass ein geworfenes Feuerzeug ebensoviel Schaden anrichtet, wie ein geworfenes Butterbrot. Herabfallende Dachziegel sollten dagegen unter das Kriegswaffenkontrollgesetz fallen. Und schon höre ich sie alle rufen: „Scheiß der Hund auf’s Feuerzeug!“ Feuerzeug
Doch ich warne: Der Hund ist in urbanen Lebensräumen auch nicht unproblematisch zu handhaben.

Leeve Jong

Ich bin ungern auf der Seite von Kim Jong Un, dem wahnsinnigen Alleinführer Nordkoreas.

Dass er nun aber die auf ihn gerichteten gigantischen Lautsprecheranlagen Südkoreas als Kriegserklärung deutet, kann ich gut verstehen.

Wenn meine Nachbarn mich ungefragt mit ihre volkstümliche Musik – „Du hast mich 1000mal belogen …“ – beschallen, dann habe ich auch immer so ein kleines süßes Kriegserlebnis.

Ich kann das also gut beurteilen.

Die Flucht scheitert meist an den Nichtflüchtigen

Die Flucht gehört immer schon, und wohl auch auf absehbare Zeit, zur Menschheitsgeschichte.
Im 17. Jahrhundert flohen beispielsweise die Hugenotten von Frankreich durch ganz Europa. Die de Maizières gehörten dazu. Sie wurden als Flüchtlinge aufgenommen. In Hugenotten wurde sogar erfolgreich investiert. Es regte sich damals auch ein Widerstand der Einheimischen, der dann aber einsichtig und schnell aufgegeben wurde.
Der deutsche  Bundesinnenminister de Maizière steht also in einer bemerkenswerten Tradition, wenn er Flüchtlinge vor der Tür warten lässt und anstatt der Hilfe mit populistischen Argumenten Regelungen einfordert, um die Flüchtlinge nach scheinheiligen Kriterien einer kategorialen Sonderbehandlungen zuführen.
Flüchtlinge haben gemeinsam, dass ihre Lebenswelt mit nahezu allen Bestandteilen des humanen Lebens zerbrochen ist und ihnen in einer extremen Belastungssituation nur noch der Tod, die Flucht und das tagtäglich unkalkulierbare Überlebensrisiko zur Wahl stehen.
Die konstruierten Sonderbehandlungen machen in Deutschland zunächst aus allen Flüchtlingen Asylbewerber, weil es das rechtliche Öhr ist, in Deutschland einen Status zu bekommen, damit sie materiell versorgt und als Rechtsperson behandelt werden.
Im Verfahren werden aus ihnen Menschen, die Asyl erhalten, weil sie nachweislich politisch verfolgt werden (2%).
Alle andren nutzen dieses Verfahren notgedrungen. Sie wissen in der Regel überhaupt nicht, was Asyl bedeutet und finden sich danach als Kontingentflüchtlinge wieder, denen die Regierung mit humanitärem Anspruch für die Zeit einer lebensfeindlichen Situation im Herkunftsland den vorübergehenden Aufenthalt gestatten oder  genießen einen anderen subsidiären Aufenthaltsschutz  (46%). Oder sie werden als sogenannte Wirtschaftsflüchtlinge zur Abschiebung frei gegeben. Das ist also ungefähr jeder zweite.
Damit wird die erforderliche Gleichbehandlung von Flüchtlingen vermieden. Verfahrenstechnisch angewandt suggeriert das beliebte Wort Asylbewerber, hier würden sich Menschen, wie bei der Bewerbung um eine Stelle, einem Wettbewerb stellen, bei dem 98% durchfallen. Dieser Gedanke ist bereits menschenunwürdig und ungerecht, wenn man die gemeinsame Grundlage der Flucht zur Grundlage nimmt.
Hinzu kommt, dass sich ein gesellschaftspolitischer Druck an Staatsgrenzen aufbaut, weil die koloniale und dann die neokoloniale Ausbeutung eine gleiche Verteilung von Rechten, Chancen und Wohlstand in der Welt bis heute vermieden hat. Selbst die rechtzeitige Vorbereitung auf den Ansturm der ungerecht behandelten Menschen galt als derart kostspielig, dass stattdessen eine Grenzsicherung favorisiert wurde.
Getrennt von der Flüchtlingsfrage versucht man allerdings die Eliten jenseits der Grenze an der Grenze vorbei zu locken, weil im selbstgewählten reichen Ghetto die Völker drohen, an einer Vergreisung zugrunde zu gehen. Wäre dieser Versuch erfolgreich, würden die Länder hinter dem Zaun bei einem Exodus der Experten ebenfalls weiteren Schaden nehmen und der Weltfrieden würde weiter entrücken.
Herr de Maiziėre und allen anderen Rettern des Abendlandes sei empfohlenen, die Grenze abzubauen und die Vielfalt und den Umgang mit ihr vor Ort zuzulassen, einzuüben und als gut zu bewerten. Mit den Hugenotten hat es ja geklappt. Warum sollte das nicht auch mit anderen Menschen möglich sein?
Ganz nebenbei schlage ich das Wort Asylbewerber als Unwort des Jahrhunderts vor und rate an, bei Flüchtling zu bleiben.

Dressur pur

Dass Dressur und Freiheit gegensätzlich sind, ist unumstritten. Es bedarf einiger Überzeugung aus der Branche der Dressurreiter, zu vermitteln, dass die Unfreiheit der Dressur die edle Freiheit des wilden Pferdes nur vervollkommnet. Die Überzeugungskraft reicht dann auch nicht sehr weit. Außerhalb der Dressurbranche guckt man ungläubig oder wendet sich schnell anderen Sportarten zu. Nur neurotische Perfektionisten können eine als Sport getarnte Tierdressur mögen, die jeden freien Schritt unterbindet und deshalb Kunstfiguren hervorbringt, die lediglich einer konzeptionell gemachten Logik folgen.

Jetzt wurde bei einer Europameisterschaft in Aachen ein krankes Pferd auf die Reitbahn geschickt, damit es sich amortisiert anstatt die Freiheit zu bekommen, die dem Kranken grundsätzlich zusteht. Es ist schief gegangen und die Eigner des Pferdes taten so, als wollten sie es zunächst nicht glauben. Jetzt ist klar, dass sie den Aufschrei des Pferdes totgeschwiegen und sein Humpeln sogar im Wettbewerb großzügig übersehen haben.

Ich sehe in diesem Fall, dass der Umgang mit dem Tier dem Umgang mit einem toten Sportgerät entspricht.
Es sollte doch so sein: Der Tierfreund fragt das Pferd, bevor er sich draufsetzt. Üblicherweise sagt das Pferd auch dann nein, wenn es unverletzt ist. Das ist zu respektieren.
Herrenreiter sind Relikte einer untergegangenen Welt, die mit Geld eine geraubte Anmut falsch inszenieren.
Das Reitpferd steht auch dann nicht kurz vor dem Abitur, wenn es den Ansprüchen genügt und als kostspielige Wertanlage gehandelt wird. Es will vermutlich trotzdem nur ein Pferd sein, auch wenn die journalistischen Berichterstatter es durchaus für möglich halten, dass solche Pferde rechnen und schreiben können und nicht einfach nur flüchten, wie es die Biologen sagen.

die SZ schreibt

Koppelungen

Es passiert immer wieder, dass brisante Themen durch ihre Kopplung an Beachtung gewinnen. Unser Umgang mit den Nazis ist so ein Thema und unser Umgang mit den Flüchtlingen auch. Nun sorgen die Nazis mit ihrem abwehrenden Angriff auf alles Unbekannte zunächst selbst für eine Kopplung der Themen. Die gesteigerte Aufmerksamkeit nutzt ihnen. Mittlerweile etabliert sich diese Kopplung aber, und wir neigen dazu, bei dem einen Thema immer auch an das andere zu denken. Weil es vor allem ein Flüchtlingsleben ohne Nazis gibt, tun wir aber gut daran, es aus dieser Verbindung zu lösen, damit die Aufmerksamkeit für die Nazis ohne Flüchtlinge stattfindet.
Es ist witzig, wenn Netzaktivisten gern einen Nazi gegen einen Flüchtling eintauschen wollen. Ich lese das öfter. Aber es hilft eher den Nazis als den Flüchtlingen, beachtet zu werden.

Auf dem Weg zur optimierten Wohnung für Flüchtlinge

Als wir noch nicht alles geregelt hatten, um allem vorzubeugen, als noch nicht die betriebswirtschaftliche Sparsamkeit um jeden Preis als Orientierungsnorm galt, da konnte man noch spontan und wirksam helfen und es fehlte damit auch der Nährboden für eine Flüchtlingsindustrie.
Aktuell braucht man stattdessen lange Vorlaufzeiten, die man zur Kostenreduzierung auch gern mal ungenutzt lässt.
Und plötzlich stehen da viele hilfsbedürftige Menschen noch nicht einmal vor der Tür, weil es noch gar keine gibt.
Man muss also nicht, wie die Frau Klöckner von der CDU es will, einen Absenkung der Standards der Wohnungen für Flüchtlinge, sondern die Öffnung, also die Abschaffung der Standards in der Verbindung mit einer Orientierung daran, was ein menschenwürdiges Leben ausmacht. Es fällt uns sogar spontan ein, was das ist.

Hanfparade

Hanf ist bekanntermaßen eine vielseitige Pflanze ohne negative Eigenschaften. Jetzt läuft gerade die Hanfparade in Berlin, um den Umgang mit dem Hanf zu legalisieren, also zu vereinfachen.
Als Droge ist sie grundsätzlich nicht gefährlicher als die legalen (?!) Drogen, die fleißig Gelder in öffentliche Kassen spülen. Das Problem sind die Suchtpersönlichkeiten, die für irgendeinen Kick ihr letztes Hemd geben. Ohne Suchtstoff werden sie unmittelbar einen neuen erfinden. Solche Leute sind meistens auch die Opfer einer hyperdynamischen Entwicklung, die den sensiblem Menschen entwurzelt, um ihn im Kreislauf der Drogenwirtschaft zu Tode zu melken. Die Legalisierung aller Hanfprodukte ist überfällig, obwohl es fast schon zu spät ist.
Die Shitbiologen haben insbesondere In den Niederlanden mittlerweile eine Pflanze gezüchtet, in der der Wirkstoff THC in vielfacher Konzentration heranwächst und je nach Konsumprodukt in der Aufbereitung noch weiter gesteigert wird. Es ist vorbei mit dem gemütlichen Joint. Cannabis ist eine erwachsene Droge! Eine frühzeitigere Freigabe hätte die Sache einfacher gemacht.

Offene Fragen …

Dass Geheimdienste im Geheimen arbeiten ist banal, aber schon längst nicht mehr selbstverständlich. In der vernetzten Öffentlichkeit gibt es nur noch private Geheimnisse und gerade diese werden von Geheimdiensten unterlaufen. Die Parlamente haben mit ihrer Regierungsmehrheit offenbar nichts dagegen.

Der Bürger, der selbstverständlich seine Geheimnisse nicht preisgeben will, und die fortgeschrittene Lauschtechnik sichern die Existenz der Geheimdienste wie nie zuvor. Es ist kein Wunder, wenn die Geheimdienste nervös werden, weil der Bürger nicht mitspielt und die Technik auch von anderen genutzt wird. Die Geheimdienste arbeiten deshalb schon lange nicht mehr an ihren Aufträgen, sondern für ihr eigenes Überleben – also sinnlos. So hat ja wohl auch der Verfassungsschutzpräsident Maaßen unlängst ausgedrückt, er wolle mit der Anzeige wegen Landsverrates den Geheimdienst vor den Aufklärern retten.

Es ist ein bekanntes Phänomen, dass Organisation, denen der Zweck abhanden gekommen ist, alles tun, um im Todeskampf ihr Überleben zu rechtfertigen. Das war bei der NATO so und so ist es auch bei den weltweit eingerichteten Anti-Doping-Institutuionen.

Die Geheimdienste haben in ihrem Überlebenskampf die Unterstützung der Regierung. Die aktuelle Inszenierung eines Landesverrats wirft sehr viel mehr Fragen auf, als beantwortet werden. So steht es in jeder Zeitung. Der Bürger und seine Volksvertreter im Parlament erfahren jedoch nichts und stoßen auf die selbstgefällige Gegenwehr der Regierung.

Im normalen Alltag gäbe es in solchen Fällen stets tiefe Zerwürfnisse oder psychiatrische Gutachten, wenn jemand an entscheidender Stelle nichts als blödsinnige Rechtfertigungen produziert und jede Aufklärung blockiert. Das lässt sich niemand bieten.

Offenbar reicht eine Regierungsmehrheit aus, um den grundlegenden Parametern der Vernunft und der Aufklärung auszuweichen und so zu tun, als sei alles normal. In der Politik ist offenbar eine Opposition viel wichtiger als wir immer denken. Sie hindert uns daran, in konstruierten Psychodromen die Welt zu deuten.
Wir  brauchen dringend einen Ungeheimdienst, also einen Öffentlichkeitsdienst, wie es die investigativen Journalisten in ihren Netzwerken bereits vormachen. Warum auch nicht?!

Tendenzbetrieb

Es besteht weitgehende Einigkeit darüber, was jetzt, mit dem August 2015, auch mit langer Verzögerung in Arbeitsverhältnissen mit der Katholischen Kirche angewendet werden soll: Man darf beispielsweise mehrmals nacheinander heiraten, ohne auf seinen Arbeitsplatz verzichten zu müssen. Eigentlich müssen Tendenzbetriebe ihrer Tendenz ja treu bleiben. Denn diese Tendenz ist ihr existenzieller Markenkern. Deshalb hatte ich gegen die teils skurrilen Vorschriften bei aller Ungerechtigkeit nichts einzuwenden. Denn der Mensch ist ja frei, sich anderen Betrieben zuzuwenden. Kritisch sah ich es nur dort, wo Tendenzbetriebe sich überwiegend mit Geldern des Staates finanzierten. Bei den Kindergärten ist das beispielsweise der Fall. Ich glaube fest daran, dass der aktuelle Verzicht auf alte Tendenzregeln nicht das Ergebnis einer theologisch fundierten Erneuerung ist, sondern lediglich dem Überleben in einer Welt dient, die sich ungestraft und kaltschnäuzig über die Regeln der Kirche hinweg setzt. Der Nebeneffekt ist, dass der Tendenzbetrieb an Profil verliert. Ganz nebenbei ist das auch schade. Ich mag Institutionen lieber, wenn sie mit ihren Grundsätzen streitbar untergehen, als wenn sie sich mit aufgehübschten Schokoladenseiten in die ewige Zukunft quälen.