Lecker Ayran

Die völkerübergreifende Dehnbarkeit des Begriffs Beleidigung ist bemerkenswert.

An manchen Orten gibt es gar keine Beleidigung. Selbst wenn man es will, geht es nicht. Man kann also sagen, was man will und bekommt eine passende Antwort.

Die Entkriminalisierung solcher Ehrdelikte ist weit fortgeschritten.

In der Türkei kann man dagegen derzeit sogar Ayran, das türkische Yoghurtgetränk, beleidigen. Das ist aber sehr, sehr teuer! 

Es wäre doch wirklich gut, wenn wir uns alle ein kleines bißchen mehr beleidigen könnten: Du beleidigst meine Schwester und ich beleidige dein Ayran!

Und so weiter …

 

Leidgeprüft

Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu sprach in Dortmund die deutsche Haltung zum Völkermord an den Armeniern an.
Die Welt schreibt heute:
Da ist es wieder:
Das Beleidigtsein ohne vorausgegangene Beleidigung.

Das ist Betroffenheit ohne betroffen zu sein.
Es wird ja oft zu wenig beachtet:
Man neigt gern einmal dazu, Gefühle zu zeigen, die man gar nicht hat, um jedem Argument vorzubeugen. Denn geäußerte Gefühle zweifeln wir fast nie an, weil es der Respekt vor dem anderen so vorgibt.
Ob man überhaupt die Geschichte beleidigen kann, das glaubt der Sprecher wohl selbst nicht. Er zieht sich das Beleidigtsein an und spricht so, als sei nur die Geschichte beleidigt worden.

Sei doch nicht immer gleich beleidigt!

In letzter Zeit ist alle Welt beleidigt. Sogar meine Mutter wird immer wieder beleidigt.

Jetzt soll laut WAZ der Manager von Bayern München den Manager von Werder Bremen beleidigt haben. Zitat: „Sammer beleidigt Eichin: ‚Zu häufig ’nen Puck an den Kopf bekommen'“ (WAZ vom 12.3.2015)

Ist es nicht vielmehr so, dass die angebliche Beleidigung nicht den Angriff auf den anderen ausmacht, sondern die Behauptung, man selbst oder irgend jemand anderes sei beleidigt worden? Das Beispiel ist offenbar das Konstrukt eines Angriffes zur Aufmerksamssteigerung der Zeitungsleser.

Dass die Beleidigung in der aufgeklärten Welt ihren Charakter ändert, wird oft unterschlagen. Früher konnte ja schon die selbstgewählte Position im Raum beleidigend sein. Beleidigung wird juristisch als ein Ehrdelikt gehandelt.

Ich kenne die aktuelle Reinform des Beleidigtseins in der Alltagspraxis vor allem von den gut glaubensintegrierten jungen Moslems männlichen Geschlechts, die hauptsächlich dafür leben, ihre Lieben vor Beleidigern zu schützen. Und prompt werden sie fündig, so wie nun auch die WAZ.

In der aufgeklärten Gesellschaft ist es allerdings überlebenswichtig, Kritikern nicht das Wort zu verbieten, in dem man den Beleidigten spielt und auch noch Gefühle ins Feld führt, die es nicht gibt, nämlich die trendigen sogenannten „religiöse Gefühle„.
Die Toleranz der Demokraten lässt sich nicht aus der Grundposition des Beleidigten und Dauerverletzten heraus praktizieren.

lustige Beleidigung

„Beleidigen und beleidigt sein“
sind einem Psychodrom längst vergangener Zeiten zuzuordnen, als man sich einen Gegner aufbaute, indem man aus heiterem Himmel behauptete: „Der hat mich beleidigt!“.

Ich verstehe immer noch nicht, warum immer noch in diesem Muster argumentiert wird.

Jetzt soll doch tatsächlich, so die Süddeutsche Zeitung – die Verlobte eines bekannten Tennisspielers den Gegner beleidigt haben. Ohhhhh Gott!

Weil es so schön ist, hier das Zitat:
„Kim Sears, Verlobte von Andy Murray, hat dessen Gegenspieler Tomas Berdych während des Halbfinales der Australian Open  heftig beleidigt. Die in der Box sitzende 27-Jährige hatte während des Halbfinal-Sieges von Murray (6:7, 6:0, 6:3, 7:5) mehrmals das „F-Wort“ im Zusammenhang mit dem Tschechen benutzt. „F***** have it, you Czech flash f***“, sagte Sears. TV-Kameras fingen den Vorfall ein, das Video kursiert nun im Internet.“
„Beleidigungen“ sind einfach nur lustig! – wie damals als mich die Jungs von Monty Python beleidigt haben …