Finale Verhöhnung

Ich halte ja sehr viel davon, wenn der sprechende Mensch sich nicht nur reproduzierend weiter entwickelt. Er sollte sicher auch durch Spracherfindungen und modifizierte Sprachverwendungen Aufmerksamkeit erarbeiten – solange er im Sinn hat, sich irgendwie verständlich zu machen. Ist der innovative Sprachgebrauch erst einmal hörbar verständlich, ist er für den allgemeinen Sprachgebrauch freigegeben. Eine (kulturelle) Aneignung gibt es im Sprachgebrauch per se nicht, sonst gäbe es ja ein Patent für ein Wort und wir würden fortan stumm agieren.

Es bedarf allerdings einer gewissen Aufmerksamkeit, wenn scheinbare Sprachinnovationen werbewirksam vermittelt durch Massenmedien von oben in den Sprachmarkt gedrückt werden. Dadurch werden Sprachentwicklungen scheinbar und mit autoritärer Absicht umgangen. Dagegen sollte man sich wehren.

Ein Beispiel:
Der Plural von Finale lautet Finale. Daran kann man sinnvollerweise nicht rütteln. Jetzt gibt es „Die Finals“, eine publikumsnah ausgerichtete Sportveranstaltung, bei der – medial gewollt und gefördert – in einem kurzen Zeitraum die deutschen Meisterschaften sehr vieler unterschiedlicher Sportarten in der Öffentlichkeit stattfinden, also tatsächlich dort, wo die Menschen eh schon sind. Diese Veranstaltungsform finde ich gut und längst überfällig. Dass es nicht „Die Finale“ heißt, ist aber nicht begründet. Es liegt wohl daran, dass sich Werbetexter nur noch in der englischen Sprache wohlfühlen. Damit disqualifizieren sie sich aber für ihren Job und verkaufen ihren mutmaßlich naiven Auftraggebern, dass es so sein müsste. Ich kann beim besten Willen keine Innovation in „Die Finals“ ausmachen, bestenfalls eine arroganter Verhöhnung des Publikums, gleichgültig, ob man den deutschen oder den englischen Zungenschlag verwendet.

Kommentar

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