Mehr Trainer als sonswatt

Das Fußballspiel findet für jeden Akteur stets zwischen Sieg und Niederlage statt. Anderenfalls gäbe es ja auch kein Publikum. Bestimmte Dauersieger leben in einer Epoche, die dem Publikum abverlangt, eine Niederlage zumindest für möglich zu halten. Für jede Mannschaft gibt es gute und schlechte Zeiten, die mit der Zeit verklären. Damit bleibt allen ruhmreichen Mannschaften ein ewiger Glanz. Die Beliebtheitsführer haben meist die Niederlagen und Verletzungen jeder Art gut genutzt, um für ein erfolgreiches Spiel zu lernen.

Die deutsche Nationalmannschaft der Frauen ist nun als gehandelter Favorit nicht zufällig in der Vorrunde der Weltmeisterschaft gescheitert. Die Kontrahenten in der Welt haben aus emanzipatorischem, finanziellem und sportlichem Interesse den Abstand zu den wenigen Weltmarktführern sichtbar verkürzt. Die Versuche, auch hierzulande den Fußballsport weiter zu optimieren und die Premiumrolle zu behalten, haben dazu geführt, dass eine Phalanx von Experten für jedes erdenkliche Detail Pläne entwickelt hat, die in Verhaltensvorschriften für alle Akteure auf dem Platz und abseits davon münden. Damit ist man auf alles vorbereitet, aber nicht auf die Wechselfälle des Spiels. Im Spiel kann sich mit diesem Hintergrund sehr schnell Hilflosigkeit und eine Irritation zwischen Plan und Wirklichkeit breit machen. Bei fast allen vermeintlich großen der Branche erlebt man in großen Turnieren mittlerweile stets, dass sie gegen  vermeintlich kleine Gegner schlecht aussehen. Sie werden mit einem unbedingten Siegeswillen und mit einer ausgesucht einfachen Taktik überrascht und können dann ihr Spiel nicht mehr aufziehen. Hätte die Elf, deren Qualität ja nicht anzuzweifeln ist, auf dem Platz den Instinkt und die Freiräume von Hobbykicker, wäre so ein Spiel eher zu gewinnen. Man würde blitzschnell neue Wege finden, ohne sich treu bis zum Ende an einen Schlachtplan zu halten, der sich mitten im Spiel überlebt hat. Die ganz großen Fußballhelden machen in solchen Situationen ihr Ding und verschwistern sich auf dem Spielfeld in Windeseile mit allen Teilen der Mannschaft. Plangerecht unterzugehen oder mit einem ungeplanten Impuls die Siegerstraße zu betreten ist eine Entscheidungsfrage, die eher den großen Mannschaften vorenthalten wird.

Ich bin ja schon lange von der Frauennationalmannschaft sehr überzeugt und aber auch auf Niederlagen vorbereitet. Es wäre nur gut, wenn die Öffentliche Berichterstattung nicht zur Lobhudelei verkommt und infolgedessen das Publikum dem Sieg auf ganzer Linie für realistischer hält als er ist. Das führt nur zur umfassenden Enttäuschung, über die dann auch wieder kritikhudlerisch berichtet wird.

Ich bin überzeugt, dass die Fans schon bald wieder gute und siegreiche Spiele erleben werden.

Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.