⚽️ Spielermaterial

Spielermaterial ist auch in der Fachwelt des Fußballs ein umstrittenes Wort. Es macht den autonomen, individuellen Spieler zur fremdverfügbaren Sachen. 

Ich aber sage euch: Das Wort heißt Spieler – einfach nur Spieler! — Etwas dranzuhängen bedeutet nur, dass der Sprecher wichtig genommen werden will, ohne etwas Wichtiges zu sagen.

In der diskutierten Vorschlagsliste zur Umbenennung wird Kader gesagt – ein Begriff aus der Militärfachsprache …

Die Stadt und der Ball ⚽️ 

Nachdem Gelsenkörken von britischen Schlachtenbummlern der Fußballeuropameisterschaft 2024 als „Shithole“ aus der Riege sehenswerter Städte aussortiert worden ist, kontert  nun die Oberbürgermeisterin der Stadt freundlich, dass das Beste  an Gelsenkirchen die Menschen der Stadt sind.

Ist das nicht ein Angriff auf viele andere Städte, deren Bevölkerung unübersehbar ziemlich mies sein könnte? 

Das erinnert mich an einen alten Stadtfilm aus dem benachbarten Oberhausen (der Filmstadt schlechthin). Wie der Film berichtet, ist dort ist wohl auch ein bodenständiger Menschenschlag zu Haus. Das beste an der Stadt sollen aber die vielfältigen Autobahnen ringsum sein – die beim Verlassen der Stadt verdammt dienlich sein können. Viele fahren von dort zwangsläufig Richtung Gelsenkirchen.

Ich bezweifle nicht, dass Gelsenkirchen – wie auch Oberhausen – einiges zu bieten hat. Vielleicht erfährt man ja einmal etwas davon.

Schlachtenbummler im Wandel der Zeit ⚽️

Der Fußballfan hat in vergangener Zeit als unverkleideter Schlachtenbummler angefangen.

Vor allem die zunehmende Selbstverständlichkeit des Reisens und die Entwicklung der Markentauglichkeit von Vereinen haben den Schlachtenbummler zum Fan werden lassen, der die Fanzones dieser Welt – mit Fanartikeln angereichert – bevölkert.

Der Schlachtenbummler stellte sich auf den Sportplatz in der Nähe. Der Fan geht brav in die Fanzone, während der Premiumfan im Stadion sitzt. Der Fan ist völlig ausgelassen und respektiert haarscharf mit einer Aufsicht die Grenzen geltenden Rechts. – Fröhlich ist das nicht so sehr!

Das Stempeln in der Fußballsprache  ⚽️ 

„Gehste Stempeln?“ hieß es bereits vor über 100 Jahren. Um Arbeitslosengeld zu beziehen erhielt man eine Karte, die als Nachweis und Kontrolle immer abgestempelt wurde, wenn das Geld ausgezahlt wurde. Stempeln gehen war also ein fester Begriff über Jahrzehnte bis zur rationalen Einführung des bargeldlosen Übereignung und starb dann zeitgleich mit der Lohntüte. 

Neuerdings findet Stempeln eine Renaissance im Fußballsport. 

Um besser zu sein als der Gegner gibt es viele Tricks, die nicht immer das eigene Vermögen eines Spielers steigern, sondern auch das Vermögen des Gegners zunichte machen. Meistens gilt das als Foul und führt dazu, dass der Ballbesitz an Ort und Stelle wechselt. Meist ist es ein bedachtes Kalkül, bei dem die Folgen des Fouls weniger drastisch erscheinen als ein Verzicht auf ein Foul. Fouls als Ergebnis überzogenen Eifers gibt es auch, werden im Profisport aber immer seltener. Die absichtlichen Fouls sind dabei im Idealfall so ausgestaltet, dass sie als absichtsloser Zufall erscheinen. Eine Art, solche Fouls zu begehen, ist nun das „Stempeln“. Man unterbindet die freie Bewegung des Gegenspielers mit einem gezielten Tritt auf einen der Füße. Ein heftiger Schmerz und eben die fehlende Beweglichkeit sind wenigstens für einen Moment die Folgen. Es ist wie beim abstempeln einer Briefmarke, obwohl ich nach meinem Geschmack sehr viel lieber von Trethupe sprechen würde. 

Gerade läuft die Fußballeuropameisterschaft 2024. Man merkt, dass das Stempeln öfter reportiert wird als je zuvor. Schön, dass der Begriff Stempeln in der digitalen Welt noch eine analoge Lücke gefunden hat.

Die FußballEM ⚽️: Die Autospiegelsocke

Als ich vom Rundumsorglosfußballfanpaket für 8€ gelesen habe, blieb ich gedanklich an der Spiegelsocke hängen. Ich dachte zwar nicht daran, meinen rechten, löchrigen Nikolausfansocken endlich auszuziehen und das Loch bis zur Spiegeltauchlichkeit zu erweitern, sondern daran, wie eine geänderte Aerodynamik das Fahrverhalten eines besockten Autos beeinträchtigt. 

Im Grunde muss man bei der Anbringung von Devotionalien ohnehin die Symmetrie einhalten, damit die Lenkung nicht nur in eine Richtung abgelenkt wird. Das könnte gefährlich werden. Mit zwei Spiegelsocken ist aber – je nach Sockengewebe – der Windwiderstand (CW-Wert) allerdings erheblich und steigt mit der Fahrgeschwindigkeit exponential. Niedrigmotorisierte Fahrzeuge bleiben damit ohnehin in der errechbaren Höchstgescheindigkeit hinter der Norm zurück. Für alle Fahrzeuge gilt aber ein erhöhter Spritverbrauch. Man kann also manche potentiellen Beifahrer und Beifahrerinnen für sich gewinnen, wenn ma plötzlich 20 Liter auf 100 km verbraucht und damit prahlt.

8 € für das ganze Paket ist verdammt teuer bezahlt, wenn nicht schnell die Patriotenmehrwertsteuer von 3% eingeführt wird und den Verkaufspreis purzeln lässt.

STIMMUNG!! ⚽️

Wenn die Fernsehreporter in diesen Tagen durch die Fanzone wandern – nicht zu verwechseln mit der Ostzone – und nach der fußballgerechten Stimmung fragen, stellen sie nur blöde Fragen, die meist noch blöder beantwortet werden. Es gibt offenbar nichts zu sagen. Alle grinsen und schreien sich schlapp und sehen damit die gute Stimmung als gesichert an. Das sind äußerst dünne Belege, sofern Fußballfieber nicht doch eine Krankheit ist. Vom feeling her hab wir jedenfalls alle ganz, ganz große Gefühle. 

Unter Freunden: Der Spendenlauf

Meine Freundin F. (9 Jahre) fragt bei mir telefonisch an, ob ich beim diesjährigen Spendenlauf der Schule, wie in den letzten Jahren, wieder eine Spende geben werde, die sich mit den gelaufenen Runden multipliziert. Dann sagt sie noch: „Aber bitte nich so viel Geld wie im letzten Jahr.“ Offenbar hat die Klassenlehrerin darum gebeten. Das erstaunt mich dann doch etwas. Wenn man Geld für einen hoffentlich guten Zweck sammelt, dann kann es ja eigentlich nie zuviel sein. Das meint F. irgendwie aber auch. Ich lege also meinen Betrag pro Rund rücksichtslos und ohne Widerspruch auf 1,09€ fest. Im letzten Jahr waren es noch 0,99€. Ich nehme bei solchen Projekten zur  Förderung der fröhlichen Rechenkünste stets einen krummen Betrag.

Als wir das Gespräch beendet hatten, wurde mir erst so richtig deutlich, dass es im Klassenverbund unweigerlich einen Wettbewerb um möglichst hohe Beträge gibt. Im Ergebnis spiegelt sich in so einem Projekt in hervorragender Weise die soziale Ungleichheit in der Gesellschaft. Wer in einem vergleichsweise finanzkräfigen Gefüge lebt und dort noch über viele Ansprechpartner verfügt und zudem viele förderliche Unterstützung erhält, ist unverschuldet im Vorteil, während andere im unverschuldeten Nachteil sind. Einen Unterschied machen auch die sportliche Leistungsfähigkeit der einzelnen Kinder und die Bereitschaft und das Vermögen, das auch zu zeigen. Aber auch diese Möglichkeiten sind grundsätzlich nicht gleich verteilt. Die Ungleichheit ist Realität und beschämt die Armen, ohne dass die Reichen das unbedingt merken. Durch eine verabredete Begrenzung – also Deckelung der Beträge – würden eine Ungleichheit nur etwas verschleiert.

Man müsste die allgemeine Ungleichheit zunächst abschaffen, wenn man will, dass sie kein Schulprojekt trübt. Man könnte aber so eine Schulklasse für ein Projekt der sozialen Gleichsetzung nutzen. Die Gesamtsumme des Schullaufs könnte man anteilig den Kindern geben. Danach wäre jedes Kind aufgefordert, den Zweck des Schullaufs zu bedenken und ihm eine bestimmte Summe zuzuordnen. 

Ich zweifle nicht daran, dass meine Freundin – für mich eine riesige Sportskanone – wie der Blitz läuft, bis die Sonne untergeht. Um ihr das zu sagen, brauche ich kein Geld, aber es stört mich auch nicht. Soziale Ungleichheit stört alle Menschen, meine Freundin auch.

Das Neuß, die Polizei und damals

Man erzählt gerade in allen Medien, dass die Polizei aus ganz Fußballeuropa aus der Stadt Neuß heraus die polizeiliche Arbeit  zur Fußballeuropameisterschaft steuert. Das stört mich gerade erheblich in meiner Erinnerungsarbeit. 

Das dazu ausgewählte Gebäude, das wohl schon lange Jahre für die Ausbildung der Polizei genutzt wird und nun im Fokus der Berichterstattung steht, wurde einmal in den Rheinauen nahe der Erftmündung als Pädagogische Hochschule (PH) gebaut. Ich war dort einer der letzten Studenten, die mit der Einverleibung aller PHs in Nordrhein-Westfalen in die jeweils benachbarten Universitäten befasst waren. Am Ende der 70er Jahre war das überfällig, aber nicht unumstritten. Ich habe in der PH vor allem die Atmosphäre der Übersichtlichkeit und des kommunikativen Gesamtgefüges von Angesicht zu Angesicht geschätzt. Selbst Stunden in der Mensa waren letztlich hochwirksame Bildungsveranstaltungen und Seminare auf einer der vielen Wiesen rundum waren Standard. Die Studentenpolitik war höchstwirksam, kooperativ und lehrreich bis hin zu legendären Feten bis zum nächsten Morgen.

So eine Europameisterschaft findet heutzutage sicher nicht besinnlich statt. Sie ist hauptsächlich ein Ereignis logistischer Planung und der Finanzierung ganz seltsamer Zwecke. Erst wenn eines der Spiele sich etwas von der Planung entfernt, entstehen Freiräume, um mit kongenialen Fertigkeiten sehenswerte Tore zu schießen.

Fußballzeit ⚽️

Und hier noch eine Entdeckung aus diesen Tagen:

Die Industrie ist mittlerweile so trendsicher wie die Reichsbürger, während der handwerkliche Bäcker sich qualitätsvoll zugrunde schuftet.

Ich würde das niemals essen.

Was schon bei Fischstäbchen nicht klappt, nämlich sie auf der kleinsten Fläche anzubraten, klappt auch bei diesem Kuchenstück nicht. Wie soll man es um Himmels Willen platzieren, damit es normgerecht die Deutschlandfahne abbildet?