Im Eifer des Gefechts

In einem Achtelfinale der Fußballweltmeisterschaft der Frauen kommt es zu einer denkwürdigen Szene. Am Ende eines harten Zweikampf setzt sich die Engländerin Lauren James zunächst auf die Nigerianerin Michelle Alozie, steht dann auf und steigt auf das Gesäß ihrer Gegenspielerin, bevor sie den Rasen wieder betritt. Zunächst gab es dafür die gelbe, danach dann doch die rote Karte. Dann war der Star der Mannschaft ganz schnell verschwunden.

Ich sehe das einprägsame Bild als ein Symbol des Kolonialismus. Man macht es, weil man meint, es sich leisten zu können. Im Fußball wird so etwas stets individuell geahndet. Dabei basiert der Kolonialismus auf einer gut verbreiteten Idee, dass man selbst phantasierte Überlegenheiten wirtschaftlich nutzt. Die Idee verdichtet sich schnell in einer Ideologie, die Staaten erreichen und Gesellschaften dominieren kann. Mit der roten Karte werden die Zusammenhänge leider abgeschnitten. Man gewinnt den falschen Eindruck, dass mit der roten Karte der Fall abgeschlossen sei. Lauren James wird das so sicher von vorn herein nicht bedacht haben. Kolonialismus verwirklicht sich punktuell im kollektiven Eifer.

Kommentar

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