Mein Diebstahl

Gerade wird die Statistik der Übeltäter öffentlich, die die Preise aller Konsumgüter steigen lassen: Es sind die Diebe. Dass der Handel die geklauten Milliarden durch Preiserhöhungen reinholt, stört den ehrlichen Konsumenten. Es gibt sogar Belege, dass der Handel die Preise  mit Diebstählen begründet soweit erhöht, dass er sogar daran verdient.

Ich habe noch nie geklaut. Ich bin so erzogen. Aber ich hatte – das sage ich ehrlich, ein Erlebnis, seit dem ich mich als Dieb fühle. 

Damals als der Praktiker-Baumarkt noch nicht Pleite war, habe ich dort einen dicken teuren Hammer gekauft. Daneben lag ein Plastikteil, dass man auf den Hammerkopf stecken konnte, um die Kraft des Hammers nicht in Zerstörungen umzusetzen zum müssen. Dieses Teil war sehr billig. Ich habe es ebenfalls für den Kauf mitgenommen und zum einfachen Transport direkt auf den Hammer gesetzt. Die Hammer samt Zusatzteil hatte nun zwei Preise. Ich habe darauf nicht geachtet, weil ich noch weitere Einkäufe hatte. Mit dem Einkauf am Auto angekommen, kam mir die Kassiererin hinterher gerannt. Ich hatte den Hammer vergessen einzupacken. Ich habe mich freundlich bedankt. Erst zu Hause habe ich dann gemerkt, dass die nette Kassiererin nur den Preis des unbedeutenden Zusatzzahl berechnet hatte, den Hammer nicht. Seit dieser Zeit bin ich unentschieden, wie ich dieses Erlebnis moralisch sauber bewältigen kann. Ich habe mich an den Hammer gewöhnt, er ist mir aber nicht als Herz gewachsen.

Es ist wie mit der Portion Fritten mit aufliegender frittierter Kakerlake. Ich habe das keimfreie Tier mit dem Finger weggeschnippst und genüsslich gegessen. Schon am nächsten Tage fiel mir das Tier wieder ein  und dann Tag für Tag abermals. Und das ist bis Heute so geblieben. Und Fritten sind für mich nicht nur Fritten, sondern beinhalten möglicherweise auch Angriffe auf meine Weltordnung.

Frisch aus der Blase

Ich habe einen Beitrag, der in meine Timeline geschwappt war, der facebookinternen Selbstkontrolle gemeldet. Der Grund war ein offenbar werbewirksamer Gesetzesverstoß. Ich bin froh, dass das in meiner Timeline gestrandet ist, denn sonst hätte ich die Hässlichkeit der Welt nicht so unmittelbar erfahren können. 

Im Rechtsstaat gibt es bekanntlich ja auch immer viel Unrecht, aber nicht so eine privatindividualistische Instanz, die noch mal eine Bewertung auspackt, die die Rechtslage neu deutet und sich ihr sogar entgegenstellt.

Jedenfalls konnte man mit den Richtlinien des Konzerns nichts anfangen, um dem geschilderten Rechtsverstoß auf die Spur zu kommen.

Und dann kam aus der Richtlinienblase ein gedankenloser Angriff mit rücksichtsvoller Sorge um mein Seelenheil: Zu meiner Entlastung hat man nur für mich – nicht für andere – die beanstandete Werbung einfach nur weggeknipst. Damit ist dann das passiert, was ich auf keinen Fall will: Eine sich selbst regulierende Scheinwelt wird an das künstlichen hergestellte Gefühl gekoppelt, man sei wirklich ein einflussreicher und geachteter Kapitän im Weltgeschehen. Die Facebookblase wird von Tag zu Tag also nichtssagender und fächert dort alles Unbedeutende nur auf, wo der mutmaßlich errechnete Bürgerwille erfahrungsgemäß so gern klickt. Reichweite bekommst du nur, wenn du dich irgendwie ausziehst. Die echte Innovation ist zu anstrengend für die Märkte.

Manchmal habe ich das Gefühl, dass meine ganzen Facebook-Postings gar keinen Einfluss auf das allgemeine Weltgeschehen haben.

Waffenhändler

Jetzt gibt es große Aufregung, weil der heilige Fussball sich mit dem Waffenhändler Rheinmetall gemein macht. Heckler und Koch wird dann wohl auch bald den Sport mit Geld und seinen Vorstellungen zu verbessern suchen.

Als die aktuellen Kriege begannen, die Schlagzeilen zu beherrschen, habe ich ja noch aus Spaß gesagt, nun müsse man Rüstungsaktien von Rheinmetall kaufen. Um reich zu werden, hätte ich damit sogar recht gehabt. So einfach ist also alles ökonomisieren zum eigenen Vorteil. Konzerne, die die Waffen schon in ihren Katalogen zeigen, können nicht anders, als damit ehrlich zu sein. Sie streiten nichts ab, sondern basteln lediglich an Legenden, warum ein Krieg gut ist, wenn man ihn nur gewinnt und dass die Firma mit den begehrten Kriegsgeräten dazu beitragen kann, damit das auch so sein wird. Dieser erzwungenen Ehrlichkeit steht die Ehrlichkeit derer gegenüber, die zivile Güter produzieren, aber ein Auge darauf haben, was sie mit ihren Zwischenprodukten im Krieg verdienen können. Ich meine damit also die Hersteller von zunächst unverdächtigen Gegenständern wie beispielsweise in der Fahrzeug- und Raumfahrtindustrie. Sie tragen nämlich ganz gern auch zur Ausstattung von allerlei Kriegsgeräten, wie Raketen, Drohnen bei. Ihre Ersatzteile werden weltweit und nur schwer zu verfolgen in die Rüstungsindustrie befördert. Andererseits retten sie aber ihr heilvolles Image in dem sie beispielsweise ihre dem Leben dienliche Medizintechnologie werbend vor sich hertragen.

Ich finde es befremdlich, wenn die harten Rüstungskonzerne jetzt mit Panzern in Fußballtore schießen. Ich finde es aber noch eine Spur geschmackloser, wenn die weichen Rüstungskonzerne das gleiche tun.

Alles ist politisch, nur der ESC nicht

Mich beschäftigt gerade die Frage, ob der ESC eine politische Veranstaltung ist. Von mir aus wäre ich auf diese Fragestellung nicht gekommen. Aber nun gibt es nach Vorkommnissen bestimmte Presseberichte, die das behaupten.

Der ESC war in seinen Anfängen seit 1956 ein biederes Schlagerfestival mit guter Laune, geschöpft aus eher seichten Texten und mit einem Ambiente, das die Stimme der Sänger mit der Musik verband und schnörkellos darbot. Die Punktevergabe zur Siegerermittlung war langweilig, hielt das Publikum aber durch so eine Art Volks- und Experten-Abstimmung bei Laune. Daraus wurde mit den Jahren – seit ABBA – eine Showveranstaltung mit Kultstatus und Fangemeinde in ganz Europa und darüber hinaus. Gerade die abweichende Optik mit einem sympathisch aufgemotzten abweichenden Verhalten wirkte bombastisch, was nicht unbedingt gut bedeutet, aber stärker als je zuvor beachtet wurde. Man merkte durch die Jahre schnell, wie es um die länderübergreifenden Freundschaften bestellt war, die bei kühler Beleuchtung dann auch eher als eine Abhängigkeiten zu erkennen waren. An der Punktevergabe von Land zu Land konnte man das ablesen. Der ESC wurde politisch benutzt, obwohl die Darsteller samt Entourage mit der Politik nie etwas im Sinn hatten auch wenn sie ab und zu auch mal für den Weltfrieden im großen Theater gesungen und die Lampen immer wieder an und aus geknipst haben. 

Im Jahr 2024 war der ESC so schrecklich unpolitisch wie zuvor. Aber gerade deshalb bot er sich  an, für fragwürdige politische Botschaften genutzt zu werden und die breite mediale Öffentlichkeit damit aufzuladen. Aus dem Islam heraus wurde in zahllosen Demonstrationen in zahllosen Ländern, auch in der Veranstaltungsstadt Malmö vorgetragen, die israelische Sängerin dürfe nicht auftreten, weil Israel mit kriegerischen Mitteln gegen Palestinenser vorgeht. Dabei wurde durchgängig verschwiegen, dass dem israelischen Angriff ein beispiellos tödlicher und wahlloser Überfall an israelischen Bürgern durch die im Gasa regierenden Hamas vorausgegangen war. Bei aller berechtigten Kritik an der israelischen Regierung wurde in den Demos auch verschwiegen, dass Israel seit seiner Gründung als demokratischer Staat sehr gut funktioniert. In den mit der Hamas verschwisterten Ländern und Bewegungen ist das jedoch nicht so. Dort wird die Vernichtung Israels gefordert und angestrebt. Diese neuerlichen Demos im Umfeld des ESC stehen für eine ausgedachte Wahrheit, die mit allen Mitteln radikal verwirklicht werden soll und überall Aufmerksamkeit sucht, wo sich ein Trittbrett dazu anbietet.

Ich habe an keiner Stelle gesehen, dass der ESC politischer geworden ist. Die weltweit organisierten Fans wollen allesamt Spaß haben und in Ruhe gelassen werden, wenn es um mehr geht als einen Showpotpourri mit geringer Schöpfungshöhe.

Fragwürdige Regelwerke

In meiner Kindheit spielte meine Oma gern in geselliger Runde Rommé. Sie hatte dabei stets eine Sonderrolle, die ihr bereits in meiner damaligen Einschätzung nicht Zustand. Sie legte ihre Spielkarten in ein quer aufgeschlagenes großes Buch. Kein anderer machte das, zumal die Karten von der Seite wohl doch einsehbar waren. Die Begründung für das Konstrukt meiner Oma war, dass ihre Hände zu klein seien, um alle Karten in der Hand zu halten, wie andere es tun. Meine Oma war 1,55 cm groß und hatte bereits beim Schuhkauf groß Probleme, weil sie verständlicherweise keine Kinderschuhe haben wollte. Mit den Händen war sie aber tatsächlich nicht behindert. Man gruppiert ja alle Spielkarten um einen einzigen Punkt herum wie ein Fächer. Die kleinste Hand kann das bewältigen. Die von ihr selbst formulierte Sonderrolle – klein aber oho – gab meiner Oma zeitlebens viele Möglichkeiten, sich die Welt zurecht zu legen, wie ihr es in den Kram passte. Eine Aufklärung zum Halten von Spielkarten hätte sie zeitlebens nie geduldet.

Me and my Selfie

Die meisten Erfindungen werden ja mehrmals gemacht. Da spielt es keine Rolle, wer der Erste war, zumal das nur zu Streitereien führt, wenn man behauptet der Erste gewesen zu sein.

Leider gehöre ich auch dazu. _ Ich habe das Selfie erfunden!

Hier mein Beweisfoto mit meiner ersten Langspielplatte „The freewheelin` Bob Dylan“ im elterlichen Wohnzimmer im Jahr 1964 … Mittlerweile habe ich die Platte für Archivzwecke weitervererbt und höre digital – und fotografiere digital.

Cool …

Gefahr im Vollzug …

Meine Großeltern väterlicherseits wohnten in dem abgebildeten Haus (Parterre links). Mein Opa war zu meiner Zeit, in den 50er Jahren, Rentner, wie sehr viele andere mit „Steinstaublunge“. Das war das Schicksal der Bergleute. Mein Opa hatte links vom Haus einen Garten und Hühner. Das war sein ein und alles. Er war lustig und den Kindern im Haus zugewandt. Ich war gern dort, hatte Freunde und einen Sandkasten. Manchmal hat mein Opa die Kinder zu ihren Müttern geschickt, Persil zu holen, weil der Onkel Ortmann ja die Hühner waschen muss. Ich aß immer von der Brotkruste die man Opa für die Hühner abschnitt und freute mich sehr, als ich eines Tages zum Geburtstag einer Riesentüte mit Brotkrusten bekam. Für die Erwachsenen war das auch einer seiner üblichen Scherze. Aber ich habe mich tatsächlich sehr gefreut.

Zwanzig Jahre vor meiner Zeit gab es dort ein fürchterliches Unglück. Das war wohl der Anlass für das Foto. Auf dem Bild sieht man das Loch und eine Absperrung.

Auf der Rückseite des Bilder schreibt der Chronist:

„Der Erdrutsch in der Helmholtzstr. am Donnerstag den 19/6 1930 Abend 8 1/4 Uhr.“

Infolge des Bergbaus war die Fahrbahn eingebrochen. Bei näherer Betrachtung sehe ich auch einen Polizisten mit Tschako, einer merkwürdigen Mischung aus Mütze und Helm. Diese Kopfbedeckung kenne ich auch noch aus den 50er Jahren. Von dem Ereignis wurde zu meiner Zeit immer noch so erzählt, als ob es gestern gewesen wäre. In meiner Fantasie und in meinen Träumen sind ganze Fuhrwerke in dem Loch verschollen.

Was ich gehört und was ich gedacht habe, kann ich heute nicht mehr auseinander halten. Als Kinder haben wir aber immer wieder in alle möglichen Deckel und Löcher geguckt um zu sehen, was da so in der Unterwelt los ist. Mein Opa mütterlicherseits war „Zechenbeamter“ und in der Bergschädenabteilung von Stinnes für die Regelung solcher Schäden zuständig. Bei anderen Schäden konnte es sein, dass man im Bett liegend plötzlich Sterne durch die Zimmerwand sehen konnte.

Kleiner Memesalat

Wenn man etwas zum Meme zurechtkürzt, dann muss man vorsichtig zu Werk gehen.

Das Wort Hass unterliegt sehr stark dem Bedeutungswandel und wird vollkommen unspezifisch eingesetzt. Es hat jedenfalls gerade Konjunktur und wird liebend gern in volkstümlichen Texten zur Politik verwandt. Welchen Hass es in NRW gab, gibt und geben wird, ist noch völlig unerforscht.

Beim Rassismus ist es anders: Auch im Bereich des heutigen NRW hat Rassismus eine jahrhundertealte Tradition, die insbesondere in NRW bis in die jüngste Gegenwart vor der Thematisierung bewahrt wurde.

Wenn man sich gegen Rassismus ausspricht, wäre es eigentlich der erste Schritt, den real existierenden Rassismus zu markieren. Erst damit wird man wissen, was zu tun ist.

Fazit: Ich halte den Text (offenbar einer ungenannten Werbeabteilung) für unseliges Gequatsche. Selbst der Rassist wird wissen, dass er hier eine Heimat hat. Man kann das ändern, muss es dann aber auch tun …

Und anstatt „hat“ muss es „haben“ heißen. Das merkt man spätestens, wenn man überlegt, was man denn da geschrieben hat.