Das Kabel als Fortschritt

Die EU hat sich jetzt einen Fortschritt ausgedacht, der jedem Bürger helfen soll: Die Ladekabel für Elektrogeräte  werden vereinheitlicht. Das klingt auf den erste Blick ja fantastisch. Aber die Sache hat bei näherer Betrachtung auch Nachteile und ist schon fast aus der Zeit gefallen.

Die sich entwickelnde Vielfalt  in allen Lebensbereichen garantiert stets Verbesserungen für die Zukunft. 

Das gilt ebenfalls für Ladekabel. Wir haben es ja selbst mitbekommen, dass das zusammenstecken mit jeder Innovation, also mit jedem neuen Stecker einfacher und das Laden leistungsfähiger geworden ist. Solche Entwicklungen werden bei Vereinheitlichungen abgeschnitten. 

Diese schnöden Ladekabel stehen auch ohnehin schon vor dem aus, so wie damals die analoge Bildaufzeichnung. Jeder Stecker kostet Geld und ist störanfällig. Kabellos wird es voraussichtlich besser gehen. Und ein Handy ohne Stecker ist sogar im Dreck und unter Wasser robuster.

Ich habe mich zudem noch nie in einem Ladekabelsalat verheddert und verloren. Fabrikneuer Elektroschrott fällt trotzdem immer wieder an. Man glaubt es aber erst, wenn die Dinge für ein Jahrzehnt gehortet worden sind.

Eine Kramkiste von vielen …

Ticket to paradise

Meine Ausgaben für Parkgebühren übersteigen in den letzten Jahren meine Ausgaben für handgefertigtes Speiseeis erheblich. Es war einmal andersherum, obwohl auch die Preise für Eis gestiegen sind. Um die alte Ausgewogenheit zurück zu holen, stelle ich in der Straße des favorisierten Eisdeales mein Auto ins Halteverbot – ohne den fließenden Verkehr zu beeinträchtigen oder etwas zu bezahlen. Die Parkplätze am Straßenrand sind ohnehin alle belegt. Ich stelle mich in eine Einfahrt, durch die ich noch nie ein Auto habe fahren sehen. Ich gehe dann die 20 Schritte zum Eisdealer, während meine eisliebende Mitfahrerin im Auto das Szenario durchgängig prüft und erforderlichenfalls mit dem Ordnungsamt verhandelt. Aber dann fahre ich ja auch schon wieder weiter:

Heute gab es „Strawberry Cheesecake“ und Limoncello“ …

Regen im Bett

Mein  gutes altes Dachfenster ist undicht, und zwar tropft es bei Regen an einer Stelle in mein Bett …

Ich sehe mich in romantischer Tradition schon als armen Poeten.

Der Dachdecker weiß Rat: Er hat über und neben dem Fenster – auch unter den Pfannen verdeckt – den Dreck der Jahre rausgeholt und gesagt: „Jetzt ist wieder alles okay!“ Ich hätte niemals geglaubt, dass die Lösung so einfach ist und bin schwer beeindruckt. Was will ich auch mit einem Schirm auf dem Söller …

Und heute sehe ich zur Freude etwas, was mein Dachdecker noch niemals gesehen hat – vermute ich.

Der Normalfall des Regens

Der normale Meteorologe hat offenbar eine besondere Freude an Spracherfindungen. Er lädt diese Erfindungen dann in der Fachsprache der Meteorologen ab. Da darf man also nur mitreden, wenn man fachlich dazu gehört. Die Zugriffsmöglichkeit eines Meteorologen auf die Allgemeinsprache ist dagegen unbedeutend, denn daran arbeitet jeder unter Gleichen mit, der eine Allgemeinsprache nutzt. Nun will der Standardmeteorologe aber sehr gern, dass sein außerfachliches Klientel seine Spracherfindungen nutzt und wissenschaftsgläubige Anerkennung rüberschiebt.

Ich wettere ja seit Jahren gegen die kommunikationsstörende Erfindung eines spezifischen Beginns der Jahreszeiten, den es überhaupt nicht gibt und eine eigenwillige Kategorisierung des Regens nach Heftigkeit. Ich schließe nicht aus, dass ich hier etwas wiederhole – aber höchstenfalls eine Nebensächlichkeit.

Nun hat der DWD – Deutscher Wetterdienst – den Bürger auf eine vage Bedeutung mit exakten Messspielräumen eingestimmt:

ARD -MIMA(den Wettermann habe mal abgeschnitten)

Dahinter verbirgt sich aber ein Kontinuum. Wenn es regnet, schwankt die Intensität des Regens – ständig. Das ist dem Meteorologen wohl zu variabel, um den Regen in den Griff zu kriegen. Mit willkürlichen Gefrierschnitten durch den Fall des Regens bildet er zum Zweck des Kategorisieres drei unterschiedliche Regen. Dann benennt er sie. Dabei verlässt er einmal kurz sein fachliches Interesse und ringt um Wörter anstatt die Kategorien als Hilfsmitten einfach formal zu benennen, also beispielsweise R1, R2 und R3. In fernen Zeiten käme dann wohl bei einem Jahrtausendregen noch R4 dazu. Der Meteorologe hat also zunächst den Regen, der einfach nur so herumregnet vor Augen. Wenn der Regen aber die bestimmten Kriterien erfüllt und stärker wird, dann heißt er ab einem bestimmten Punkt Starkregen. In einer Unsitte wertet er diesen qualifizierten Regen 1 mit einem neuen Namen auf, indem er das Adjektiv zum Bestandteil des Substantives macht. Das ist gerade so, als ob jemand schön träumt und fortan meint, er wäre ein Schönträumer – der vielleicht schon bald zum Horrorträumer mutiert. Bei der nächsten Stufe – Regen 2 – macht Meterologe den „Starkregen“ in der Wortwahl heftig. Stark und heftig haben dabei keinen merkbaren Bedeutungsunterschied. Wenn man den Heftiggstarkregen so nicht aussprechen mag, dann könnte man wohl verständlicherweise heftiger und starker Regen sagen. Und Regen 3 ist dann also der Extremheftigstarkregen den man so sicher nicht aussprechen mag. Regen 3 soll also ein extrem heftiger und starker Regen sein. Das ist sehr viel verständlicher, aber die drei Adjektive verschwimmen trennunscharf und bedeutungslos ineinander. Ich könnte für Regen 4 auch jetzt schon eins draufsetzen, befürchte aber etwas ganz Schlimmes: Die Kategorien werden schon bald zur weiter differenzierenden Dokumentation und Erforschung des Regens nicht ausreichen und durch ein neues Kategoriensystem, also beispielsweise Re1 bis Re10 ersetzt werden. Dann werden die Meteorologen wahrscheinlich final sprachlos und halten sich von Übergriffen auf die Allgemeinsprache fern.

Und dann noch: Das ZDF kündigt in den Nachrichten dieser Tage „Extrem ergiebigen Dauerregen“ an. – Da weiß ich jetzt auch nicht mehr weiter. Vielleicht kommt das ja übersetzt aus der Wetterkunde der Maori, die das Wetter  traditionell besser kennen als so ein fieseliger Thermo-Joe aus good old Europe mit Sprachstörungen.

Alles ist politisch, nur der ESC nicht

Mich beschäftigt gerade die Frage, ob der ESC eine politische Veranstaltung ist. Von mir aus wäre ich auf diese Fragestellung nicht gekommen. Aber nun gibt es nach Vorkommnissen bestimmte Presseberichte, die das behaupten.

Der ESC war in seinen Anfängen seit 1956 ein biederes Schlagerfestival mit guter Laune, geschöpft aus eher seichten Texten und mit einem Ambiente, das die Stimme der Sänger mit der Musik verband und schnörkellos darbot. Die Punktevergabe zur Siegerermittlung war langweilig, hielt das Publikum aber durch so eine Art Volks- und Experten-Abstimmung bei Laune. Daraus wurde mit den Jahren – seit ABBA – eine Showveranstaltung mit Kultstatus und Fangemeinde in ganz Europa und darüber hinaus. Gerade die abweichende Optik mit einem sympathisch aufgemotzten abweichenden Verhalten wirkte bombastisch, was nicht unbedingt gut bedeutet, aber stärker als je zuvor beachtet wurde. Man merkte durch die Jahre schnell, wie es um die länderübergreifenden Freundschaften bestellt war, die bei kühler Beleuchtung dann auch eher als eine Abhängigkeiten zu erkennen waren. An der Punktevergabe von Land zu Land konnte man das ablesen. Der ESC wurde politisch benutzt, obwohl die Darsteller samt Entourage mit der Politik nie etwas im Sinn hatten auch wenn sie ab und zu auch mal für den Weltfrieden im großen Theater gesungen und die Lampen immer wieder an und aus geknipst haben. 

Im Jahr 2024 war der ESC so schrecklich unpolitisch wie zuvor. Aber gerade deshalb bot er sich  an, für fragwürdige politische Botschaften genutzt zu werden und die breite mediale Öffentlichkeit damit aufzuladen. Aus dem Islam heraus wurde in zahllosen Demonstrationen in zahllosen Ländern, auch in der Veranstaltungsstadt Malmö vorgetragen, die israelische Sängerin dürfe nicht auftreten, weil Israel mit kriegerischen Mitteln gegen Palestinenser vorgeht. Dabei wurde durchgängig verschwiegen, dass dem israelischen Angriff ein beispiellos tödlicher und wahlloser Überfall an israelischen Bürgern durch die im Gasa regierenden Hamas vorausgegangen war. Bei aller berechtigten Kritik an der israelischen Regierung wurde in den Demos auch verschwiegen, dass Israel seit seiner Gründung als demokratischer Staat sehr gut funktioniert. In den mit der Hamas verschwisterten Ländern und Bewegungen ist das jedoch nicht so. Dort wird die Vernichtung Israels gefordert und angestrebt. Diese neuerlichen Demos im Umfeld des ESC stehen für eine ausgedachte Wahrheit, die mit allen Mitteln radikal verwirklicht werden soll und überall Aufmerksamkeit sucht, wo sich ein Trittbrett dazu anbietet.

Ich habe an keiner Stelle gesehen, dass der ESC politischer geworden ist. Die weltweit organisierten Fans wollen allesamt Spaß haben und in Ruhe gelassen werden, wenn es um mehr geht als einen Showpotpourri mit geringer Schöpfungshöhe.

Fußball ohne Geld

Der Verein Bayern München ist bekannt für sein exzellentes Personal. Das liegt am verfügbaren Geld und dem gezielten Einsatz von Geld. Doch plötzlich funktioniert der freie Markt anders.

Kein exzellenter Trainer lässt sich in dieser Zeit mehr von Bayern in München kaufen, weil der zu erwartende Schaden größer zu sein scheint als der erhoffte Erfolg. Die besten Trainer haben bereits abgesagt. Die Gefahr des drohenden Schadens träfe sogar schlechtere Trainer und dies auch noch sehr viel wahrscheinlicher. Das Risiko ist also nicht mehr in Geld zu beziffern. Da hilft nur ein ehrenamtlicher Jupp, der nichts beweisen muss und den Geld nicht interessiert. – Aber finde mal so einen in der drohenden glücklichen Endzeit seines Lebens.

Fußball ohne Geld könnte sehr schön sein- und der Spielertrainer aus der Urzeit des Fußballs käme vielleicht auch wieder zu Ehren.

Alles Luft

Nachdem ich gelesen habe: „Ich möchte nicht in einem Heißluftballon fahren. Ich habe Angst vorm fliegen.“ 

Nun meine These:

In der Fachsprache der Ballonfahrer – also zum Beispiel, wenn man sich mit einem Ballon durch die Luft bewegt – dann fährt der Ballon.

In der Allgemeinsprache – also wenn ein Unbeteiligter dabei zuschaut – dann fliegt der Ballon.

Meine Frage: Gibt es diese leichtfertige Unterscheidung auch in anderen Sprachen?