Das Zertifikat – ein schlechter Rat!

Zunächst galt der Pilot der Flugmaschine, die von ihm vor eine Felsenwand gesteuert wurde als 100% tauglich, so eine Maschine zu steuern. Jetzt wissen wir, dass er 0% tauglich war, also ohne Einschränkung untauglich. Wir fragen uns, warum es nach bestem Wissen und Gewissen zwei so sehr gegensätzliche Einschätzungen gibt.

Ich verdächtige den Zertifizierungswahn: Er setzt falsche Maßstäbe. Der Konsument wird der Aufgabe enthoben, sich selbst ein Bild zu machen und veranlasst, einfach nur dem Zertifikat zu vertrauen. Das erlaubt auf der anderen Seite, ein differenziertes Urteil auszusparen und aus wirtschaftlichen Interessen mit fragwürdigen Parametern zu prüfen.
Hinter einem glänzenden Zertifikat verbirgt sich also stets eine differenzierte Wirklichkeit mit allen Höhen und Tiefen, bisweilen sogar Untiefen. Nur der ungebundene, der Aufklärung verpflichtete Experte, stellt den Kontakt zu den tatsächlichen Wirkparametern wieder her.
Wir sollten die Deutungshoheit rechtzeitig zurück erobern.

In aller Facebookfreundschaft!

Es wird ja gern so gehandhabt, dass man solchen Leuten, wie praktizierenden Bildzeitungslesern, die Freundschaft aufkündigt und seinen Teil dazu beiträgt, sie von der Meinungsvielfalt auszusperren.
Es ist manchmal unangenehm und ich will es auch niemandem ersparen:
Die Bildzeitung gehört in das Spektrum der freien Meinungsäußerung. Auch dumme Menschen gehören dazu. Dazu gehören auch üble Rechthaber, versprengte Exoten und Allesegalisten, also hauptsächlich Menschen, die sich von dir und mir heftig unterscheiden.
Die Möglichkeit des Entfreundens erlaubt Toleranz, wenn man sie nicht nutzt. Wenn Freunde die eigene Meinung nicht mehr kreuzen würden, würden wir in der Einfalt der Bequemlichkeit versinken.
Sicherlich hat auch die Toleranz Grenzen. Allein mit einem Klick lassen Sie sich allerdings keine Grenzen ziehen.
Ich kündige diese Facebookfreundschaften also grundsätzlich nicht! Wenn Sie mir allerdings angetragen worden sind, ohne dass ich die Person gekannt habe und ich danach mit Verschwörungstheorien der übelsten Sorte oder ständig wiederholender Werbung so stark eingedeckt werde, dass ich der Gegenrede überdrüssig werde, dann lasse ich trotzdem gern mit einem Klick die Lebenswelten getrennte Wege gehen. – Das habe ich bisher tatsächlich zweimal gemacht.
Das Löschen behält sich in seiner anmaßenden Allmacht ohnehin Facebook vor.

Von VIVAT zu FIFAT!

Wer die geheimdienstlichen Animositäten im Verhältnis der USA und Deutschlands und die gewinnträchtigen Intrigen des internationalen Fußballs aufgenommen hat, der wird angesichts des gestrigen Freundschaftsspiels – Deutschland gegen USA – sicher den Gedanken gehabt haben, dass das Ergebnis zuvor abgestimmt worden ist, um den einen ein Erfolgserlebnis zu vermitteln und den anderen für anstehende Aufgaben anzuspornen.

Dafür mache ich gleich noch einmal: VIVAT zu FIFAT!

Fußball mit dem Bein der Elfe …

Es ist ja richtig, dass die Gemeinschaft der Sprechenden darüber entscheidet, was die Sprache betrifft. Kein Rechthaber und kein Duden kann uns da etwas vorschreiben, auch nicht die Bundesregierung.
Gestern spielte in der Fußballweltmeisterschaft der Frauen die Mannschaft der Elfenbeinküste und verlor 0:10 gegen die deutsche Mannschaft.
Und da war es wieder: Die Reporterin brachte Ivorerinnen ins Spiel. Irgendwann sagte sie auch mal Afrikanerinnen, dann aber nur noch Ivorerinnen.
Gut – man gewöhnt sich ja an alles und es ist nicht auszuschließen, dass dieses Wort von der Gemeinschaft der sprechenden vermisst würde, wenn es bei der Suchen nach einer gerechten Sprache aussortiert würde.

Das Wort hat eine ruhmlose Geschichte:
Mit dem Beginn des Kolonialismus der Europäer waren zunächst die afrikanischen Küsten bekannt. Von dort aus wurden die verwertbaren Stoffe aus dem Hinterland verschifft. An einer Stelle waren es hauptsächlich Elefantenzähne und der Küstenabschnitt wurde fortan Elfenbeinküste genannt. Dass im Hinterland Menschen unterschiedlicher Kultur und Volkszugehörigkeit lebten war uninteressant, so lange sie den Abtransport nicht behinderten. Irgendwann wurde das Hinterland zur französischen Kolonie. Man behielt der Einfachheit halber den Namen und ordnete ihn der Kolonie zu: Côte d’Ivoire. Ein Name, der den Kulturen und Völkern im Koloniegebiet gerecht wird, gab es nicht. Es war ja auch eine Zwangsgemeinschaft von ungefähr 60 Volksgruppen, die sich allerdings auch nicht auf das Staatsgebiet beschränken. Die Grenzen waren ja nicht gewachsen, sondern wurden von der Obrigkeit gesetzt.
Nun hat sich der Name Elfenbeinküste bis heute gehalten. Er ist zumindest ab und zu ein Anlass, danach zu fragen, wie es zu diesem seltsamen Namen gekommen ist. Vollends kolonialistisch vernebelt wird die Benennung aber, wenn man die übergestülpte Amtssprache Französisch nutzt und aus den Menschen dort Ivorer macht. Ivoire heißt ja nichts anderes als Elfenbein. Ich weiß nun auch nicht, wie diese Menschen zu bezeichnen sind, wenn sie gemeinsam Fußball spielen. Ich bleibe aber pragmatisch bei Elfenbeinküster und könnte auch Elfenbeiner so eben noch im deutschen Sprachraum akzeptieren. Das öffnet wenigstens die aufklärende Frage, wie es zu einem derart merkwürdigen Namen kommt und ebnet den Weg zu einer Antwort. Das Wort Ivorer verschleiert dagegen den Blick auf gesellschaftliche und politische Gerechtigkeit und suggeriert dem naiv gläubigen Deutschsprechenden, hier habe ein völkerkundliches Expertenteam das alternativlos richtige Wort gefunden.
Das ist respektlos und menschenverachtend.

OFFENER BRIEF

Herrn Präsidenten
Владимир Путин
23 Ilyinka Street
Moscow 103132
Russia

Sehr geehrter Herr PräsidentPutin,

Ich bitte sie freundlich, mich auf die  schwarze Liste der Personen zu setzen, die sie mit einer Einreisesperre belegt haben.
Die öffentliche Beachtung und damit der Marktwert der von Ihnen für diese Liste ausgewählten Personen steigt erheblich. Diese Menschen können sich glücklich schätzen. Viele andere sind enttäuscht.
Ich bin gewiss auch ein ganz toller Typ, erhalte aber bei weitem nicht die Beachtung, die ich verdient hätte. Wenn ich von Ihnen gelistet würde, dann würde sich das schlagartig ändern.
Als humanitärer Querdenker werden sie mich für förderungswürdig halten und die erbetene Förderung würde sie fast nichts kosten. Ich zweifle nicht daran, dass sie mir in dieser Angelegenheit entgegen kommen.
Es tut mir ja selbst leid, dass diese spätkapitalistischen Wirkmechanismen die Vernunft und das Talent sehr alt aussehen lassen. Sie wissen ja selbst von vielen ihrer Mitarbeiter, die auf der Gegenliste der EU notiert sind, dass man sich sehr geehrt fühlt und den gesteigerten Marktwert auch gern annimmt, wenn man hoch gehandelt wird.
Mir fällt im Moment auch nichts besseres ein, um gerecht beachtet zu werden.
Ich sehe Ihrer Förderung hoffnungsfroh entgegen.
Mit freundlichem Gruß
Norbert Ortmann

Vater unser!

Der Staat sorgt sich um uns. Deshalb wird die Sicherheit der Arbeit ständig durch Richtlinien verbessert. Das ist auch gut so. Solche Richtlinien passieren unzählige Gremien in Bund und Land und dort will nun niemandem aufgefallen sein, dass der Bürger und andere nichtlizensierte Mitfahrer vom kultischen Paternoster ab de. 1. Juni 2015 ferngehalten werden. Es droht ein Bußgeld.
Nun gibt es landauf und landab niemanden, der das wirklich will. Auch das anfängliche Argument der Unfallgefahr ist vom Tisch.
Deshalb sollten wir alle für die Rettung des Paternoster und die unverzügliche Korrektur der besagten Vorschrift eintreten!
Ein Paternoster ist eine der besten Filmkulissen die ich kenne, jede Kabine ein Frame! Der Paternoster hat einen ehrwürdig schönen Namen. Er ist wartungsarm, kostengünstig und aufregend. Es gibt eigentlich nie Paternosterunfälle. Man lernt sogar von Etage zu Etage ständig neue Leute und Perspektiven kennen. Es ist herausragend, im Paternoster schönen Dingen Beachtung zu verleihen und beispielsweise Texte zu rezitieren, Bilder und Ansichten zu präsentieren oder abgefahrene Klamotten in einer Modenshow …
Letztens soll sogar ein Brautpaar den Paternoster neben dem Standesamt für eine Lustfahrt durch alle Etagen genutzt haben. Sie trafen dort auf Schüler eines benachbarten Gymnasiums, die im Paternoster ihre Pause verbrachten.
Wir sollten die Parternoster pflegen, als Orte der Kunst und Kommunikation zurück erobern und aus der Umklammerung von Richtlinien und dem Gehorsam insgesamt befreien!

FIFA als Episode

Die FIFA – so sagt man – ist in Aufruhr, seit Funktionäre unter Korruptionsverdacht verhaftet sind und Entscheidungen über die WM-Vergabe offenbar Ermittlungen ausgelöst haben, weil sie mutmaßlich manipuliert wurden. Aber im Zentrum der FIFA ist es so ruhig, wie im Zentrum eines Wirbelsturms.

Diese FIFA ist ja keineReligionsneugründung mitEwigkeitsanspruch, sondern nur ein Zweckverband, die Dinge des Fußballs weltweit abzugleichen und zu fördern, damit man überall ziemlich gleichberechtigt gegeneinander spielen kann.

Wenn ich nun in diesem Verband oder einen beliebigen anderen Verein Mitglied bin und feststelle, dass die Geschäfte grundlegend am Zweck vorbei gehen und keine Chance habe, daran etwas zu ändern, dann verlasse ich diesen Verein oder gründe einen neuen Verein. In vielen Sportarten ist es übrigens so, dass Verbände mit weltweiter Orientierung parallel arbeiten, sich ab und zu vereinen und abtrennen. Das ist manchmal ineffizient, dafür aber menschlich.
Bei der hohen Bedeutung des Fußballs in Europa wäre es für den europäischen Verband UEFA leicht, die FIFA als selbstgerechte Korrumpierungsanstalt bedeutungslos zu machen und weitaus gerechter zu arbeiten. Selbst ein Zusammenschluss von einigen europäischen Spitzenclubs des Fußballs könnte die FIFA bei einer Verweigerung das Fürchten lehren.
Offenbar sind alle anderen Fußballverbände und ihre Funktionäre aber in ihrer Grundausrichtung so sehr weit von der FIFA des Herrn Blatter nicht entfernt. Denn nur so erklärt sich ihre zaghafte Kritik im Mainstream der öffentlichen Diskussion, ohne dass es eine praktische Konsequenz gibt. Der in der Gegenkandidatur verbrannte jordanische Prinz Ali – in der sprechenden Presse liebevoll aber unverständlicherweise auf dem letzten Buchstaben betont – zeigt bei seinen Auftritten, dass er der Aufgabe nicht gewachsen ist und dass er Katar als WM-Ausrichter auch sehr viel mehr mag als uns lieb ist. Und der UEFA-Präsident Platini – er mag gern auf französische Art auch auf dem letzten Buchstaben betont werden, aber da sind die sprechenden Journalisten sich noch nicht einig – hat zur Stärkung seiner Vasallen ja bereits die letzte Europameisterschaft zum Wohle des Duos Ukraine/Polen durchgesetzt. Die Folge ist eine Dankbarkeit, die blattereske Züge trägt.
Eine Lösung ist offenbar nur zu erwarten, wenn sich der Fußballfan angewidert beispielsweise dem Völkerball oder dem Rhönradfahren zuwendet. Doch damit ist nicht zu rechnen.