In aller Facebookfreundschaft!

Es wird ja gern so gehandhabt, dass man solchen Leuten, wie praktizierenden Bildzeitungslesern, die Freundschaft aufkündigt und seinen Teil dazu beiträgt, sie von der Meinungsvielfalt auszusperren.
Es ist manchmal unangenehm und ich will es auch niemandem ersparen:
Die Bildzeitung gehört in das Spektrum der freien Meinungsäußerung. Auch dumme Menschen gehören dazu. Dazu gehören auch üble Rechthaber, versprengte Exoten und Allesegalisten, also hauptsächlich Menschen, die sich von dir und mir heftig unterscheiden.
Die Möglichkeit des Entfreundens erlaubt Toleranz, wenn man sie nicht nutzt. Wenn Freunde die eigene Meinung nicht mehr kreuzen würden, würden wir in der Einfalt der Bequemlichkeit versinken.
Sicherlich hat auch die Toleranz Grenzen. Allein mit einem Klick lassen Sie sich allerdings keine Grenzen ziehen.
Ich kündige diese Facebookfreundschaften also grundsätzlich nicht! Wenn Sie mir allerdings angetragen worden sind, ohne dass ich die Person gekannt habe und ich danach mit Verschwörungstheorien der übelsten Sorte oder ständig wiederholender Werbung so stark eingedeckt werde, dass ich der Gegenrede überdrüssig werde, dann lasse ich trotzdem gern mit einem Klick die Lebenswelten getrennte Wege gehen. – Das habe ich bisher tatsächlich zweimal gemacht.
Das Löschen behält sich in seiner anmaßenden Allmacht ohnehin Facebook vor.

Facebook auf Datentour

Facebook hat ja eine hervorragende Stellung unter den sozialen Medien. Das ist vor allem der überwältigend großen Zahl von Nutzern zu verdanken. Facebook ist und bleibt ein Instrument des Kapitalmaximierung und nicht der gleichberechtigten Verständigung, auch wenn die Nutzer immer noch nicht die Idee von der Gleichberechtigung im Netz aufgegeben haben. Facebook zeigt nur ab und zu einmal seine schäbige Seite. Man will ja die Nutzer nicht verschrecken. Jetzt hat man gerade die AGBs, also das Kleingedruckte selbstgefällig geändert. Der Nutzer braucht nur stillhalten und schon verschwinden seine Daten in Kanälen in denen sie Gewinn versprechen.

Nun sagt der Bürger schon seit Jahren, dass er eine ehrliche Haut ist und nichts zu verbergen hat. Diese Grundeinstellung kommt Facebook gelegen. Der Bürger erlebt es also eher als Entlastung, wenn die Algorithmen ihm den Weg weisen und dafür nach und nach seine Autonomie einkassieren und ihm vorgaukeln, dass seine Autonomie über die freie Wahl zwischen zahlreichen Mitteln gegen Prostataleiden gewährleistet sei.

Wenn ich also sage: „Ich erwarte von Facebook Respekt vor meinem geltenden Recht auf einen selbstbestimmten Umgang mit meinen Daten!“ dann stößt das häufig auf Unverständnis …

Ich rufe dem Tsunami entgegen: „Aber ich bin doch Nichtschwimmer!!!“

Lustig ist es aber nicht, wenn Facebook die Welle macht, um meine Daten in ihr Heiligstes zu spülen. Gemachte Wellen sind keine Naturgewalten und weder zwangsläufig noch unbeeinflussbar.
Wenn sich nun aber der Facebooknutzer lediglich in seiner vermeintlichen Bedeutungslosigkeit wegdrückt und auf Gegenrede und auf
verzichtet, dann bestätigt er, was Facebook schon lange weiß: Mit denen kann man es ja machen!
Der gefühlte Mehrwert von vielfach geteilten Posts – die ja eigentlich gar keinen Mehrwert bringen – wird schließlich höher bewertet als die fremdbestimmte Planung unserer Interessen nach einem fremden Algorithmus.
Meine geschätzten Freunde diskutieren die aktuelle Übergriffigkeit Facebooks kaum. Einer zieht sich zurück ohne zu löschen, alle anderen spielen weiter.
Ich  –––  spiele mein öffentliches Dreifachleben weiter und warte nun gespannt darauf, ob und wie das angekündigte Bußgeldverfahren gegen Facebook wirkt …
Auf dem Dachboden haben wir bereits die Schlinge installiert, und unsere Finger schweben unaufhörlich über dem Delete-Button …
Ach, los – sprechen wir doch lieber … [eye roll button] •KLIKK•