Mein Zusammenleben mit Wespen ist abenteuerlich

Die Wespenvölker siedeln Jahr für Jahr neu. Meine Lebenswelt bietet offenbar auch ein gutes Pflaster für Wespen. Im Garten ist das nichts besonderes. Es gab sogar mal ein Wespennest in meinem Komposthaufen. Das ist soweit kein Problem. Aber die Wespen machen sich auch unter meinen Dachpfannen breit und schwappen immer mal wieder in meinen Wohn- und Arbeitsbereich da oben unterm Dach. In einem Jahr hatte ich sogar mal einen Kammerjäger da, nachdem ich von sinnlos umher torkelnden Wespen gestochen worden war und unter der Holzverkleidung da oben des Nachts ein an- und abschwellendes Summen kein Ende nahm, das die Anmutung eines Hochleistungsgebläses hatte. Der Kammerjäger machte dem Spuk ein Ende, indem mit einer Lanze am Einflugloch eine Giftration zwischen die Dachpfannen schoss. Es dauerte dann etliche Stunden, bis der Spuk ein Ende hatte. Unzählige verstorbene und von mir gemeuchelte Wespen haben die Staubsaugerbeutel gefüllt. Einmal saß eine Wespe am frühen Morgen in meinem Pantoffel und hat mich stärker geweckt, als ich es gewünscht hätte. Mittlerweile habe ich mein Zusammenleben mit Wespenpopulationen kultiviert. Das muss man ja machen, wenn es gelingen soll. In diesem Jahr kommen sie auf unerfindlichen Wegen in den Raum. Vermutlich gibt es Schneisen zwischen Hauswand und Dach. Wenn ich die Fenster öffne, fliegen sie zwar manche raus, die meisten tummeln sich aber überall und suchen am Ende der Saison auch merkwürdige Ecken aus, um dort zu sterben. Wenn ich die Fenster schließe, hindert sie die Scheibe daran, weg zu fliegen. Sie sammeln sich dann dort in größeren Gruppen mit bis zu 40 Exemplaren, laufen an der Scheibe hoch, inszenieren einen Sturzflug bis unten, um dann erneut flügelunterstützt wieder hoch zu laufen. Nach rechts oder links laufen sie selten. Wenn es dämmert, kehrt Ruhe ein. Sie sitzen dann am Rand der Scheibe einzeln oder gruppiert still zusammen. Das ist der günstigste Zeitpunkt, um sie kurz und schmerzlos in den Staubsauger zu ziehen. Anderenfalls würden sie direkt mit dem Beginn der Morgendämmerung Licht im Raum suchen und zum Beispiel rund um meine Nachttischlampe unkontrollierbar werden. Das Ende des Wespenlebens ist, wie es ist. Es als irgendwie grausam zu bezeichnen wäre reines Menschenwerk. In diesem Jahr war die letzte Wespe bis in den Advent hinein aktiv. Sie wirkte sehr bemitleidenswert. 

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