Ein Lieblingshotel

Wenn es um die Umwelt geht, melden sich immer auch Initiativen und Organisationen, die auf der Seite der Natur und einer verträglichen Umwelt stehen. Sie müssen dabei auch ihre Zielgruppen pflegen, die ihnen Zuspruch geben und ihre Finanzen sichern.

Und da haben wir ein großes Problem, das ich einmal am Beispiel der Wildbienen verdeutlichen will.

Richtet man sich an die Zielgruppen der Experten und der besonders aufgeweckten Amateure, geht es um eine zurückgebaute Lebensweltgestaltung, die eine Vielfalt an Habitaten möglichst macht. Richtet man sich an die Zielgruppen der oberflächlichen Mehrheit unter den Menschen, dann verkauft man „Hotels“ für Bienen, Insekten und viele andere kleinen Tiere und konkurriert dabei sogar mit Baumärkten.

Bienen- und Insektenhotels — hier tagesaktuell bei Aldi Süd

Wir wissen es ja eigentlich selbst: Wenn wir gut wohnen, dann brauchen wir keine Hotels.

Siehe auch „Bienen im Hotel“

Übersinnlich

Seit Jahren hat mir mal wieder ein karnevalistischer Büttenredner in einer Fernsehsendung die volle Aufmerksamkeit abverlangt. Als er Siri sagte – offenbar ein Codewort, das eine gewisse Übergriffigkeit auszulösen imstande ist – schallte es sehr laut in der Wohnung: „Ich bin nicht sicher, ob ich dich richtig verstanden habe.“ Es war sensationell erschreckend, zumal ich ja gar nichts gesagt hatte.

Zur Entwarnung fällt mir aber ein Erlebnis aus den weitgehend analogen 70er Jahren ein, als ich ein paar Tage in der Nähe einer talentierten multiethnischen tierischen Lebensgemeinschaft wohnte. Das einzige Pferd war mit der Kutsche zu einer Ausflugsfahrt unterwegs, als es in seiner Lebensgemeinschaft unverständlicherweise kräftig wieherte. Es stellte sich dann heraus, dass der Papagei ihn lautstark vertreten hatte.

Mein Zusammenleben mit Wespen ist abenteuerlich

Die Wespenvölker siedeln Jahr für Jahr neu. Meine Lebenswelt bietet offenbar auch ein gutes Pflaster für Wespen. Im Garten ist das nichts besonderes. Es gab sogar mal ein Wespennest in meinem Komposthaufen. Das ist soweit kein Problem. Aber die Wespen machen sich auch unter meinen Dachpfannen breit und schwappen immer mal wieder in meinen Wohn- und Arbeitsbereich da oben unterm Dach. In einem Jahr hatte ich sogar mal einen Kammerjäger da, nachdem ich von sinnlos umher torkelnden Wespen gestochen worden war und unter der Holzverkleidung da oben des Nachts ein an- und abschwellendes Summen kein Ende nahm, das die Anmutung eines Hochleistungsgebläses hatte. Der Kammerjäger machte dem Spuk ein Ende, indem mit einer Lanze am Einflugloch eine Giftration zwischen die Dachpfannen schoss. Es dauerte dann etliche Stunden, bis der Spuk ein Ende hatte. Unzählige verstorbene und von mir gemeuchelte Wespen haben die Staubsaugerbeutel gefüllt. Einmal saß eine Wespe am frühen Morgen in meinem Pantoffel und hat mich stärker geweckt, als ich es gewünscht hätte. Mittlerweile habe ich mein Zusammenleben mit Wespenpopulationen kultiviert. Das muss man ja machen, wenn es gelingen soll. In diesem Jahr kommen sie auf unerfindlichen Wegen in den Raum. Vermutlich gibt es Schneisen zwischen Hauswand und Dach. Wenn ich die Fenster öffne, fliegen sie zwar manche raus, die meisten tummeln sich aber überall und suchen am Ende der Saison auch merkwürdige Ecken aus, um dort zu sterben. Wenn ich die Fenster schließe, hindert sie die Scheibe daran, weg zu fliegen. Sie sammeln sich dann dort in größeren Gruppen mit bis zu 40 Exemplaren, laufen an der Scheibe hoch, inszenieren einen Sturzflug bis unten, um dann erneut flügelunterstützt wieder hoch zu laufen. Nach rechts oder links laufen sie selten. Wenn es dämmert, kehrt Ruhe ein. Sie sitzen dann am Rand der Scheibe einzeln oder gruppiert still zusammen. Das ist der günstigste Zeitpunkt, um sie kurz und schmerzlos in den Staubsauger zu ziehen. Anderenfalls würden sie direkt mit dem Beginn der Morgendämmerung Licht im Raum suchen und zum Beispiel rund um meine Nachttischlampe unkontrollierbar werden. Das Ende des Wespenlebens ist, wie es ist. Es als irgendwie grausam zu bezeichnen wäre reines Menschenwerk. In diesem Jahr war die letzte Wespe bis in den Advent hinein aktiv. Sie wirkte sehr bemitleidenswert. 

Bienen im Hotel

«Da es dem König aber wenig gefiel, dass sein Sohn, die kontrollierten Strassen verlassend, sich querfeldein herumtrieb, um sich selbst ein Urteil über die Welt zu bilden, schenkte er ihm Wagen und Pferd. ‚Nun brauchst du nicht mehr zu Fuss zu gehen‘, waren seine Worte. ‚Nun darfst du es nicht mehr‘, war deren Sinn. ‚Nun kannst du es nicht mehr‘, deren Wirkung.» (Günter Anders, Die Antiquiertheit des Menschen, 1956)

Und nun bieten sogar die für ihren Schotter bekannten Baumärkte allesamt Bienenhotels als fernöstliche Bastelarbeit an. Und die Biene selbst denkt nicht einmal an Hotels, da hat der voreilige Naturfreund schon ein Pauschalangebot hergerichtet, damit die bienenfeindliche und kultivierte Naturwüchsigkeit fortleben kann, während die Gräber der Menschen mit Kunstrasen oder Marmorplatten abgedeckelt sind und das Wort Hotel auf alle Fälle und sinnlos überlebt.

Gartenillusionen

Vor ungefähr 30 Jahren hatte ich einmal eine Solitärpflanze im Topf, die damals in den Markt für Gartenpflanzen gedrückt wurden. Es ist der so bezeichnete Kirschlorbeer oder Lorbeerkirsch. Mit Kirschen und auch mit Lorbeer hat die Pflanze aber nichts zu tun. Sie hatte ursprünglich keinen Namen, weil sie in Kleinasien und Umgebung zu Hause ist. Es ist in Mitteleuropa eine ziemlich unsinnige Pflanze, die nur immengrün vor sich hinwuchert. Ich habe sie dann, weil sie zu groß wurde, als Sichtschutz ein Beet gepflanzt. Ein Gärtner vermittelte bei der Terassengestaltung die Idee, die Pflanze als Endpunkt einer ganzen Kirschlorberhecke zu nehmen. Vor einigen Jahren habe ich aber den ganzem Mist rausgerissen. Es hatten sich in der Hecke zwei Krankheiten breit gemacht. Kein Vogel hat sich für die Hecke interessiert. Die Blätter verrotteten kaum. Nur einmal hatte ein Vogel notgedrungen ein Nest in eine Zweiggabelung gebaut. Die Enkelkinder interessierten sich dann irgendwann für die giftigen Pflanzenteile, um irgendwelche Suppekochspiele mit Biomaterial anzureichen. Jetzt habe ich eine Hainbuchenhecke und bin sehr zufrieden damit.

Über den Irrsinn des Kirschlorbeers ist viel geschrieben worden. Das mag ich jetzt hier nicht wiederholen. Es hat aber meinen Blick für diese Pflanze geschärft.

Heute habe ich einen Neujahrsspaziergang durch die Wald- und Wohngegend hier ringsum gemacht. Ich habe in der überwiegenden Zahl der Hausgärten und an den Waldrändern davor unzähligen Kirschlorbeerpflanzen gesehen. Sie waren durchweg verwildert, manche bis zu 3 Metern noch. Sie wirken allesamt deplatziert und störend. Wer die Chance hatte, die Pflanzen vor dem Grundstückszaun zu pflanzen und damit die Verantwortung abzugeben, hat zumindest einen exzellenten Sichtschutz und einen passablen Schallschutz. Grundstücke ohne Kirschlorbeer habe ich nur wenige gesehen.

Als ich einmal aus dem Kirschlorbeer heraus angegriffen wurde …

In der letzten Zeit beklagt man ja zu Recht die Schottergärten. Die habe ich auf meinem Spaziergang auch gesehen. Die Kirschlorbeergärten sollten die gleiche Beachtung erfahren.