Streit um ein Wort – da irrt der Autor

Ein Redakteur der ZEIT, Kai Biermann, meint, man könne der AfD-Sprecherin Pauly den Gebrauch des Wortes völkisch streitig machen. Dabei wartet das Wort, wie jedes andere Wort auch, selbst auf einen Streit. Eine Definitionsprivileg hat Frau Petra nicht, aber der gegnerische Redakteur auch nicht!

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Da irrt der Autor: Wörter dienen der Verständigung und stehen jedem Sprechenden frei zur spezifischen Bedeutungszuweisung zur Verfügung. Weil er allerdings verstanden werden will, nimmt er Rücksicht auf den Mainstream in der Gemeinschaft der Sprechenden und erforderlichenfalls ein paar Nebenstreams der Bedeutungszuweisung und differenziert seinen Sprachgebrauch. Verbrannte Wörter entstehen dadurch, dass es bei einer dominante Bedeutungszuschreibung kaum mehr eine Chance für einen abweichenden Sprachgebrauch gibt. Das Wort ist daran unschuldig. Und die Sprechenden akzeptieren das im Alltag auch. Anstatt einen Friedhof der Sprachlosigkeit mit Wörtern auszubauen, auf dem potentiell jedes Wort zu liegen kommen wird, ist eine Rehabilitierung erforderlich, die die Vielfalt der Ausdrucksmöglichkeiten zurück gewinnt.

Die Versuche zur Herrschaftsgewalt über Wörter ist nicht nur im Roman 1984 von George Orwell gescheitert, er scheitert auch bei einer petryschen Neudefinition als auch bei der Bewahrung ihrer Bindung an vergangenes Unrecht, so wie es der Autor macht. Zudem zeigt der Autor mit seinem Rekurs auf Definitionen selbst, dass man das besagte Wort gar nicht benötigt, um eine bestimmte Bedeutung auszudrücken.

Die Wörter gehören niemandem.
Respektiert sie bitte.
Und wenn ihr Gebrauch zu einem Missverständnis führt, dann sprecht miteinander. Das ist der alltäglich Normalfall der Kommunikation. Die hundertprozentige Verständigung ist eine Fiktion und hätte die Sinnlosigkeit jeder Verständigung zum Ergebnis.

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