All-Rheydt?

Rheydt war bis zur kommunalen Neugliederung 1975 eine Stadt, die mit 100.000 Einwohnern so groß wie Mönchengladbach war und trotzdem ganz anders. Allein der Name hat Charakter, der Mönchengladbach weit hinter sich lässt. Dass beide Städte direkt aneinander grenzten, war der Anlass, Rheydt zum Stadtteil mit seinerseits eigenen Stadtteilen zu machen. So lebe ich hier in Mönchengladbach-Rheydt-Pongs. Es ist klar, dass die allgemeine Liberalisierung der Verwendung von Autokennzeichen auch die Rheydter ermutigt, nostalgisch bis autonom das alte Kennzeichen wieder nutzen zu wollen. Der Gesetzgeber sieht angesichts der heutzutage einfachen und optimierten Datenverwaltung kein Hemmnis mehr, neue Domains zuzulassen und alte zu reaktivieren und sie bei einem Umzug auch weiterzuführen.
Eine Ratsentscheidung in Mönchengladbach folgt dem nicht. Die Rheydter sind in der Minderheit und ein Minderheitenschutz kommt dort niemandem in den Sinn.
Wenn Vielfalt per se gut ist, dann gibt es doch gar kein Argument, dagegen zu sein. Parlamente sollten ermöglichen anstatt zu verhindern. Aus der Ratsdebatte gibt es dann auch nur das Ersatzargument, dass man wichtigeres zu entscheiden habe, garniert mit etwas Polemik.
Na gut, man muss mit seinem MG-Kennzeichen ja nicht immer zwanghaft erklären, dass man in Wahrheit aus Rheydt kommt. Man kann damit auch ganz locker fahren. Man kann aber gelebte Vielfalt als ein Symbol setzen für eine offene Stadt, die stets dezentral eigenwillig ist.
Gegen die kommunale Zuständigkeit habe ich nichts. Ich würde auch verhindern wollen, dass der geliebte Enkel OMA als Hauptdomain beansprucht. Der Fokus von Ratsentscheidungen sollte allerdings sein, Möglichkeiten zu fördern anstatt sie zu verhindern. Weil so ein Rat das offenbar nicht selbst merkt und selbstgefällig entscheidet, sollte der Gesetzgeber der freien Entscheidung Grenzen setzen.
Mönchengladbach wird mir immer hässlicher. Aber im Karneval werden Rheydt und Mönchengladbach noch getrennt regiert. Dem Allerwelts-„Halt Pohl“ setzen die Rheydter ein „All Rheydt“ entgegen. Das erfreut auch den Nichtkarnevalisten immer mehr. Wie wäre es vorübergehend mit einem passenden Aufkleber für das Auto?

Kommentar

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