Studideldumm …

DieWirtschaftskonzerne und ihre Verbände sprechen neuerdings davon, dass Hochschulabsolventen für die Praxis schlecht ausgebildet sind und fordern, daran etwas zu ändern.

Sie verwechseln offenbar aus Eigeninteresse ein Studium mit einer Berufsausbildung. Während in einer Berufsausbildung feststeht, welche Kenntnisse und Fertigkeiten zur Berufstauglichkeit gehören, ist das Studium voraussetzungslos darauf ausgerichtet, selbstverantwortlich um der Erkenntnis willen die Einzelheiten des jeweiligen Fachbereichs – durchaus auch mit Erkenntnissen und Methoden anderer Fachbereiche – in Frage zu stellen.
Nun ist es in dem umstrittenen Bolognaprozess der EU mit Anfeuerung der Wirtschaftskonzerne gelungen, alle Studiengänge mit Studienordnungen so zu verschulen, dass es unter Beibehaltung des Namens Studium zur Berufschulausbildung verkommen ist. Studenten beklagen das, doch sie wissen bald nur noch über historische Dokumente, wie ein Studium sein könnte und spielen die Fortsetzung der Schule mit, denn das können nach einem langen Schülerleben.
Die aktuelle Initiative der Wirtschaftskonzerne ist offenbar darauf ausgerichtet, ihre Investitionen in die Berufsausbildung einzusparen und sie auf Kosten der Allgemeinheit auf die Hochschulen zu verlagern. Der Bachelor ersetzt folgerichtig den Facharbeiter und er ist auch finanziell nicht besser gestellt. Die hohe Zahl der Hochschulabsolventen deutet also nicht unbedingt auf ein hohes Bildungsniveau hin. Arme und reiche Menschen trennt immer mehr, der Hochschulabschluss vereint sie aber alle. Die Wirtschaftskonzerne wollen mit gleicher Zielsetzung auch keine Arbeitslosen oder Flüchtlinge ausbilden, sondern die Zuwanderung ausgewiesener Experten aus anderen Ländern, in denen diese selbstverständlich vorrangig gebraucht werden.
Die Wirtschaft steuert ihre Gewinne über die Herrichtung von Märkten und Konsumenten, die speziell für den erwarteten Konsum sozialisiert sind, damit auch noch die letzten Armutsgroschen zu Ihnen zurück fließen. Abweichendes Verhalten, Verweigerungen und Überforderungen sind nicht gern gesehen. Ein richtiges Studium könnte so etwas jedoch fördern. Deshalb geben sich die Wirtschaftskonzerne auch mit Halbheiten nicht zufrieden. Es zählen bereits diverse Gesundheitsapps unsere Schritte, um uns so zu optimieren. Nur noch über das Zeitgeistsyndrom Burnout finden wir einen Ausstieg hin zur großen Freiheit.
Es bleibt daran zu erinnern, dass der Fortschritt nur über abweichendes Verhalten möglich ist. Alles andere endet in einem geschlossenen System, in dem die Superreichen ihr Vermögen im Investitionsnotstand gern auch mit wohltätiger Attitüde immer wieder weitergeben und der Ausgebildete sich dem Kanon der für ihn gruppierten Inhalte und Verfahren auf ewig beugt.

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