Höckes „für Deutschland“ oder das „Wunder von Bernd“

„Alles für Deutschland“ soll dieser verpeilte Herr Höcke gesagt haben. Das soll auch einmal ein Motto der SA gewesen sein, der paramilitärischen „Sturmabteilung“ der Nazipartei NSDAP. Nun ist dieses Motto derart inhaltsleer, dass es für alles und nichts zu gebrauchen ist. Wenn ein Nazi das sagt, wird es wahrscheinlich auch nationalsozialistisch aufgeladen. Dieses Motto hat also eine derart geringe Schöpfungshöhe, dass es dafür beim besten Willen keine Urheberschaft geben kann, die zudem auch noch in jedem Fall toxisch aufgeladenes Unheil anrichtet. 

Jetzt gibt es dazu wohl ein Strafverfahren.
Ich wusste bisher überhaupt nicht, dass das Motto nationalsozialistisch verankert ist. Es wurde wahrscheinlich vor und nach dem Leben mit der SA in vielen alltäglichen Zusammenhängen genutzt, die mit Sicherheit meist gar nicht im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus stehen. Es wird im Grunde mitten aus dem Sprachgebrauch heraus eine bestimmte Wortkombinationen für unbrauchbar erklärt. In der Folge müsste sich ja jeder abbremsen, der einen schnellen Gesprächsbeitrag leisten will und in der Geschichte nachforschen, wer denn dieses oder jenes schon einmal gesagt hat. War es ein Nazi schweigt er, war es kein Nazi, dann muss er das als Zitat kennzeichnen. Erst wenn das erarbeitet ist, wird er reden können, obwohl die Sprechsituation sich bis dahin so geändert hat, dass sein Beitrag nicht mehr passt.

Ich halte den Höcke ja für einen sehr üblen Zeitgenossen und zweifle auch kaum daran, dass er da eine Nazianleihe ins Feld führt.

Die Worte allein ähnelt ja sehr auch stark der ersten Strophe der deutschen Nationalhymne, die zwar nicht gesungen wird, die aber vom Deutungshorizont ebenso nichts sagend und vielfältig aufladbar ist – eine Hülse eben.

Ich würde die Kirche im Dorf lassen und den Sprachgebrauch in diesem Fall nicht beklagen. Es wirkt gerade so, als ob einem da nichts besseres einfallen mag bei einem Typen, der eben ideologisch verpeilt ist und deshalb auch kritisiert werden muss. An Ansatzpunkte mangelt es da doch wohl nicht.

Das Familienfoto im Laufe der Zeit (ohne Foto)

Es gibt ein Foto der Familie meiner Oma. Sie war die Jüngste von ziemlich vielen Kindern. Das Foto ist noch im 19. Jahrhundert entstanden. Ich habe das Foto nicht, es ist aber fest in der Erinnerung gespeichert.

Alle Familienmitglieder sind auf dem Foto außergewöhnlich adrett angezogen. Die Mädels sind fein frisiert. Einige der Jungen haben Tennisschläger in der Hand. Auf meine Frage, ob die denn Tennis gespielt haben, sagte mir meine Oma, dass das nicht so war.

Vielmehr gehörte es zur Ausstattung aller Fotografen zu jener Zeit, Accessoires der gehobenen Freizeitaktivitäten vorzuhalten und auf solchen Fotos zu platzieren und damit zu inszenieren. Dabei wurde wohl nicht gefragt, ob die Dekorierten das haben wollten oder damit etwas anzufangen wussten. 

Von Familie zu Familie ist mit solchen Fotos kaum zu entscheiden, welchen sozialen Status eine Familie einnimmt. Alle sind in ihrem Status stark angehoben, ziemlich ernst und irgendwie wohlsituiert.

Für die Babys hatte der Fotograf selbstverständlich als Unterlage auch ein Bärenfell dabei.

Ich habe einmal ein vergleichbares Foto der damaligen Familie des deutschen Kaisers gesehen. Das war kaum anders. Selbst die Tennisschläger waren im Einsatz. Aber im Vordergrund lagen vier Tennisbälle wie zufällig herum. Es gibt die Geschichte, dass bei Kaisers damals tatsächlich Tennis gespielt wurde. Das Bild selbst taugt aber als Beleg nicht.