Anti

Okay — ich bin nun mal immer „anti“.  – Das ist so.

Ich will daran nicht viel ändern, auch wenn der eine oder die andere einmal dumpfe Schmusesolidarität einfordert.

Aber — ich bin ja auch irgendwie ziemlich auf Pasti aus. Man kann es nicht unbedingt auf den ersten Blick sehen. Ich bin vor allem anti Salzkartoffeln.

Vielleicht trifft man sich ja einmal zu reichlich Antipasti.

Hurensöhne

Der Fußballspieler „Schweini“ Schweinsteiger singt vor einer Kamera über Dortmunder Hurensöhne, entschuldigt sich dann aus dem Urlaub per Video dafür und die Dortmunder finden das ganz ok so und bieten Gesangsunterricht an —

Das erinnert doch stark an den rheinische Katholizismus: Man darf im Suff alles ungestraft machen, wenn man anschließend nur ordentlich beichtet und zur Strafe etwas von Helene Fischer singt.
Warum ist die Fankultur auch für Weltmeister in der Kreisklasse stecken geblieben?

Über die Sprachlosigkeit

Die Linguistik und die Entwicklungspsychologie wissen mittlerweile viel darüber, wie der Mensch die Sprache erwirbt. Aber die deutsche Politik weiß es vermeintlich besser. Das wundert nicht, weil die Politik immer auch ein Wettbewerb der Besserwisser um die Gunst des Publikums ist. Wenn nun die Politik falsch liegen würde, bedeutete das ja, dass der Mensch, wenn er Probleme beim Spracherwerb hat, also beispielsweise bei einer nichtdeutschen Zielsprache, in die falsche Richtung geschickt wird oder dass gar sein gelungener Erwerb einer Sprache erst gar keine Anerkennung findet, wenn es nicht die deutsche Sprache ist. Es ist aber so: Die politische Debatte über die Migration kreist seit Jahrzehnten ohne Fortschritt um politische Annahmen, denen die fachliche Grundlage fehlt.

Es lohnt sich also, die linguistischen und entwicklungspsychologischen Erkenntnisse für die Politik aufzubereiten. Ob es gelingt, sie dort auch einzuschleusen, bleibt zweifelhaft. Die Zielsprache, das ist die erste Sprache, die ein Mensch erwirbt und keine zweite, kann man sich nicht frei aussuchen. Sie ist bereits vorgeburtlich in Ansätzen vermittelt und schon festge- legt. Es ist die Sprache der Mutter und ihrer unmittelbaren Lebenswelt. Diese Zielsprache wird also nicht unterrichtet sondern in einem höchst individuellen Entwicklungstempo von Kindern erworben. Eine insgesamt förderliche Umgebung erleichtert den Spracherwerb. Die erworbene Zielsprache führt zu Begriffen, Begriffe ermöglichen das Denken und das Denken führt zur Bildung. Ist der Spracherwerb erfolgreich, dann ist es auch für Kinder kein Problem, sogar mehrere weitere Sprachen zu lernen. Diese Sprachen zu lernen, setzt aber stets den Erwerb der Zielsprache voraus. Die Kehrseite der so beschriebenen gelungenen Entwicklung ist, dass ein fehlerhafter oder unvollständiger Erwerb der Zielsprache nicht nur das Denken und die Bildung behindert, sondern dass die weiteren Sprachen nur mühsam und mit Paukelementen gelernt werden. Das erlernen einer weiteren Sprache kann das Defizit beim Erwerb der Zielsprache auf alle Fälle nicht ausgleichen. An der Zielsprache führt also kein Weg vorbei.

Nun ist auch politisch richtig erkannt, dass die Sprache grundsätzlich ein gutes Werkzeug ist, in der Welt zurecht zu kommen. In Deutschland ist man nun gut beraten, auch die deutsche Sprache zu nutzen, weil damit der Austausch zwischen den Menschen am einfachsten gelingen wird. Deutsch sprechen die meisten. Man ist aber nicht gut beraten, Anforderungen zu formulieren, in denen die deutsche Sprache zur unumgänglichen Zielsprache deklariert wird. Trotzdem sind politische Programme zum Thema Migration voll davon. Es bleibt trotzdem so: Kinder mit Eltern, die eine nichtdeutsche Zielsprache haben, werden die deutsche Sprache eben nur als Fremdsprache lernen können. Dies wird allerdings mit sehr gutem Erfolg gelingen, wenn der Erwerb der Zielsprache dem voraus geht.

Wenn man nun das Werkzeug „Deutsche Sprache“ verfügbar machen will, ist es also kontraindiziert, Deutschkurse zu protegieren, wenn die Zielsprache Probleme macht. Kontraindiziert ist es vor allem, die Zielsprache zu unterdrücken und „Deutsch“ zur einzig zulässigen Sprache zu machen. Wenn also auf Berliner Schulhöfen das Türkische als Sprache verboten wird (die Presse berichtete darüber), dann ist der Applaus aus der Politik sicher. Der Sinn des Spracherwerbs und der Verständigung, also die Bildung, ist allerdings ad absurdum geführt. Der Gebrauch der deutschen Sprache in der Schule ist verhaltenstherapeutisch nicht zu bewirken, wenn man von kleinen Paukerfolgen absieht.

Wenn der türkische Ministerpräsident Edogan wieder einmal 90 Minuten in großen Hallen vor Landsleuten spricht, dann formuliert er die Essenz linguistischer und entwicklungspsychologischer Erkenntnisse: „Türken sollen zunächst türkisch lernen und dann deutsch“. Auf der deutschen politischen Bühne wirkt so eine Festlegung abstrus. Deutsche Politiker antwortet dann auch für viele andere: „Kinder, die in Deutschland groß werden, müssen zu allererst deutsch lernen.“ Pointiert wird die ganze Vorstellung dadurch, dass der Patriotismus der Türken das ganze Szenario auch noch emotional einkleidet. Dabei gehört der Patriotismus zu einer grundsätzlich unkritisierbaren kulturellen Besonderheit, an der man Türken häufig erkennt. Sie halten im türkischen Selbstwertgefühl bisweilen neben der türkischen sogar auch die deutsche Fahne mit überbordender Leidenschaft hoch.

Ob Herr Erdogan seine Position linguistisch und entwicklungspsychologisch begründet, das ist bisher nicht bekannt. Aber irgendwie hat er trotzdem recht. Hoffentlich ergeht es ihm besser als es ihm in der deutschen Politik gehen würde. Dort wurde unlängst die Wertschätzung der Wissenschaft ganz und gar aufgegeben und ein Verteidigungsministers Guttenberg für außergewöhnlich gut befunden, nachdem er eine Dissertation versucht hatte, die zusammengestohlen war. Für eine Ministerin Schavan, die ebenfalls plagiiert hatte und Amt und Titel nun los ist,  haben gar Spitzenwissenschafter in ihren Verbänden für eine unbegründete Milde insistiert.

In der Politik, sogar in der Wissenschaftspolitik ist es also ausdrücklich gefragt, die Wissenschaft zur Marginalie zu machen. Denn sonst gingen ja alle Argumente verloren, denen die Wissenschaft entgegen steht. Eigentlich sollte es darum gehen, den Zielspracherwerb zu fördern. Dann ist der Umgang zwischen den Kulturen ein Kinderspiel und die Vielfalt zwischen den Kulturen ist einfach nur reichhaltig und gut. Schließlich kann man mittels der Sprache darüber befinden. Die verschrobenen Vorstellungen hinter dem völlig randunscharf gebräuchlichen Wort Integration verlieren ihren Gegenstand aus den Augen.

Aber: Es passiert einfach! Es ist alles schon da. Es gibt einen Grund zu sprechen: „Diversity and Inklusion“.

Israeli und Palästinenser

Israeli und Palästinenser haben sehr viel miteinander zutun:

Sie teilen nicht nur in kultureller Nähe eine Vorliebe für Falafel und viele andere Speisen und Getränke. Sie teilen auch das Land. Sie teilen sogar ihre Geschichte seit Sem, einem Sohn des Urvaters Noah, wie die jüdischen, islamischen und auch christlichen verbindlichen Texte es darstellen. Wenn man so will, sind Juden und Moslems also allesamt Semiten. Insofern wäre der immer wieder aggressiv polarisierend diskutierte Antisemitismus als ein Angriff auf Israeli wie auch auf Palästinenser zu verstehen.
Der Staat Israel ist aus einer langen Sehnsucht der Juden nach ihrem eigenen Land auf historischem Boden entstanden, dann aber schließlich aus der Not anlässlich des Holocaust in Deutschland auch eingerichtet worden. Die ursprünglich entspannte Situation zwischen den Völkern in Palästina zum Beginn des 20. Jahrhunderts findet man auch heute noch in vielen nachbarschaftlichen Begegnungen. In Jugendbegegnungen und Kulturprojekten wachsen Freundschaften.
Die Situation hat sich trotzdem zugespitzt in einem Kampf um Ressourcen. Der verfasste jüdische Staat Israel hatte dabei die wirksamen Mittel, das Leben der Juden im eigenen Staat mit Ressourcen auszustatten und zu etablieren. Die soziale Lage war schließlich der Anlass, mit Widerstand für die Rechte und den Wohlstand der Palästinenser zu sorgen. Erfolgreich war dieser Widerstand eigentlich trotz aller Radikalisierungen nie. Die Strategie Israels war es immer, mit unmittelbarer Vergeltung das an sich doch sehr kleine Staatsgebiet zu sichern und in gewaltreduzierten Zeiten und Gebieten die Infrastruktur so herzurichten, dass eine autonome Entwicklung eines palästinensischen Gemeinwesens nicht möglich war. Wenn also – um es an einem Beispiel deutlich zu manchen – ein Palästinenser Gemüse für den europäischen Markt anbaut, braucht lediglich sein Weg zum Flughafen aus vermeintlich übergeordneten Interessen blockiert werden, damit er nach sehr hohen Investitionen kurzfristig in der Insolvenz endet.
Die israelische Politik hat auf internationalen Druck Zugeständnisse in der Autonomie gemacht, aber stets die Infrastruktur so kontrolliert, dass sich autarke palästinensischen Gemeinwesen nicht entwickeln konnten. Irgendwann wurde dann die militärisch-politische Palästinenservertretung Fatah nach einer Wendung zur Friedfertigkeit zum akzeptablen Gesprächspartner, dies aber freilich nicht unter Aufgabe der israelischen Militärdoktrin und der wirtschaftlichen Infrastrukturkontrolle. Hamas füllte das Vakuum und setzte den grundlegenden Widerstand der Fatah fort, während sich die politische Spitze der Fatah irgendwie mehr oder weniger wohlständig etablierte, ohne allerdings die Mehrzahl der Palästinenser auf diesem Weg mitzunehmen. Das Konkurrenzverhältnis von Fatah und Hamas entwickelte sich immer extremer. Es verbirgt sich allerdings häufig hinter einer gemeinsamen Feindschaft gegenüber Israel, die mittlerweile als kleinster Nenner aller Moslems der Region gilt. Die Konkurrenz ist so extrem, dass sich die Parteien sogar die für Palästinenser reservierten Autonomiegebiete teilen. Auf diese Weise wurde Hamas zur herrschenden Kraft im Gazastreifen, einem sehr kleinen und völlig überbevölkerten Landstrich. Eine Gemeinsamkeit der beiden Bewegungen zur Ausgestaltung Palästinas zum Staat findet trotz vieler Versuch bisher nicht statt. Im Gazastreifen geht es nicht demokratisch zu, weil eine Vielfalt politischer Meinungen und Parteien bisher nicht entwickelt ist und sich wohl auch nicht entwickeln kann, wenn Hamas die Szene militärisch beherrscht und das militärische Handeln zudem allein schon räumlich unmittelbar mit dem Leben der Menschen verbunden ist.
In der zugespitzten aktuellen Situation erfährt Israel deutlich, dass die Doktrin der durchgreifenden Kampfhandelns bei Angriffen die Verhältnisse nicht zum Besseren wendet. Hamas kann nach alledem auch nicht überrascht sein, dass Israel mit aller Kraft zurückschlägt. Hamas erzwingt die Toleranz und Zustimmung der Bevölkerung, die einfach nur den menschenwürdigen Frieden haben will, aber ausweglos gebunden und ausgeliefert ist. Hamas sollte sich allererst für ein vielfältiges Gemeinwesen mit politischer Willensbildung stark machen und damit eine Selbstbestimmung der Palästinenser auf den Weg geben. Angesichts des beidseitig zu verantwortenden Massensterbens bleibt es allerdings fragwürdig, ob sich die Hamas – vielleicht nach dem Vorbild der Fatah – wandeln kann und will, zumal sie hauptsächlich ideologisch und materiell durch die Moslembrüder aus Ägypten und die Herrscher Katars belebt wird und ihre Existenz bereits durch Friedfertigkeitsversuche aufs Spiel setzen würde.
im Gegensatz zum Gazastreifen verfügt Israel über eine demokratische Willensbildung, die allerdings in ständiger Angst und mit einer bestimmten Geschichte auch nicht so einfach mit friedfertigeren Impulsen fortgeschrieben werden kann. Jeder Israeli kennt persönlich Menschen, die zu Opfern von Attentaten wurden. Angesichts eines nicht endenden Raketenbeschusses und wildester Tunnelgraberei unter der Grenze neigt auch der wohlwollende Israeli dazu, damit mit allen Mitteln ein für alle mal Schluss machen zu wollen. Weil die Hamas unendlich nachgerüstet wird, ist so ein Erfolg aber wohl unrealistisch.

Aktuelle Proteste in anderen Ländern weisen zurecht darf hin, dass es so nicht weitergehen kann. Einseitige Stellungnahmen, die offenbar überwiegen, die also einen der Kontrahenten verurteilen und den andern loben, sprechen eigentlich für die Gewalt, die zum Problem geworden ist. Das Szenario wirkt in diesen Tagen insgesamt wie eine fast weltumspannende Kampagne gegen „die Juden“. Der Einsatz von Kindern bei diesen Protesten zeigt, dass für eine weltweite Stimmungsmache jedes Mittel Recht ist. Die Kinder werden instrumentalisiert, wie offenbar auch mit mehr oder weniger Druck zahlreiche Exilpalästinenser und Moslems unterschiedlicher Herkunft. Mit dieser Art des Protestes werden die Bürgerrechte extensiv ausgenutzt. Es wird nicht nur dazu aufgerufen, im Namen der Menschenrechte die Menschenrechte des eingerichteten Feindes zu unterbinden, es werden eben auch die Rechte der eigenen Kinder derart unterlaufen, dass es an einen Missbrauch des Sorgerechts grenzt, wenn Eltern ihre Kinder für so einen Protest auflaufen lassen.

Der Protest meiner Wahl wäre die öffentlich exponierte Präsentation einer Nähe zwischen Juden und Palästinensern als Semiten, wie ich sie selbst aus Israel und Palästina kenne und wie es sie vielerorts auf der Welt gibt.

Macht das doch einfach mal!

Türe zu!

Es gibt Substantive, die man dudengerecht mit oder ohne ein „e“ enden lassen kann. Ein Beispiel ist die „Tür“ die in so weit beanstandungslos auch als „Türe“ bezeichnet werden kann. Ein anderes Beispiel ist das „Maß“, das auch als „Maße“ genutzt werden kann.
Ich bin aber fest der Ansicht, dass man auf die „Türe“ in großem „Maße“ verzichten muss, wenn sie nicht ausnahmsweise einen Reim sicherstellt.
Es ist beim Sprechen – auch in schriftlicher Form – wie beim Autofahren: Es ist nicht erlaubt, einfach so um den Block zu fahren, wenn man damit also keinen Zweck verfolgt, für den so ein Auto da ist.
Die Sparsamkeit bei den Buchstaben hat nur Vorteile! Wer gibt uns die Zeit zurück, die wir lebenslang mit überflüssigen „e“s verschwenden?
Über die „zue Türe“ wollen wir erst gar nicht reden.