Lieblingsworte

  1. Wenn ich nicht bereits ein Lieblingswort hätte, dann wäre Schrumpfschlauch erste Wahl. 
    Ich nutze Schrumpfschläuche zur Stabilisierung der überall in Gebrauch befindlichen Käbelchen der neuen Kommunikationsgeräte und werde das Gefühl nicht los, dass so ein Schlauch auch erdrosseln kann.IMG_2684
  2. Wenn ich nicht bereits ein Lieblingswort hätte, dann wäre Hochsteckfrisur erste Wahl. 
    Ich nutze die Hochsteckfrisur, um die Ohrringe richtig zur Geltung zu bringen und werde das Gefühl nicht los, dass ich unter Brücken Anstoß nehme.
  3. Wenn ich nicht bereits ein Lieblingswort hätte, dann wäre Mehrtürer erste Wahl.
    Das ist also so jemand, der sein Leben für eine vermeintlich gute Sache geopfert hat. Dabei kommt es mir lediglich auf die Schriftform an. Als gesprochenes Wort bleibt es wohl dauerhaft unbedeutend.

Der Hut als Variable

Ich lese gerade, dass die englische Königin ungefähr 5000 Hüte haben soll.  Dazu gibt es nur unpassende Pressefotos.
Die Königin würde in der Totalen eines Weitwinkelfotos inmitten der ganzen Hüte zur Bedeutungslosigkeit verkommen.
Stolz bin ich auf den uns umgebenden Hochadel, wenn er aus eigener Kraft zur Bürgerlichkeit zurück findet und beispielsweise auf den Hut verzichtet. 
Der Hut lenkt ja nur die Aufmerksamkeit der Menschen ringsum ab. Sie werden zu Schaulustigen.
Dass ein Adelexit gegebenenfalls der Presse schadet, das würde ich in Kauf nehmen.

Die Fotobeispiele sind eine Notlösung.
Wir wollen ja stets Hüte sehen, also abgelenkt werden.
Sie tun nichts zur Sache!

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Der Dobrindt als Wegelagerer

Dobrindt liegt jetzt auf der Haut,
faul mit seiner Auto-Maut!

Und wir sind aufgefordert, wild zu spekulieren, weil ja von vornherein klar war, dass die EU-Kommisssion es nicht akzeptieren würde, dass die Deutschen eine neue Steuer einführen und sich selbst davon befreien, damit schließlich unsere europäischen Freunde allein zahlen.
Szenario 1:
Der Minister Dobrindt hat es wissen müssen und wird deshalb auch nicht enttäuscht sein. Er wird am Ende die Sache wohl nachbessern, so dass dann auch die Deutschen zahlen und die Kasse überhaupt erst klingelt. Er wird dann eine Steuer durchgesetzt haben und kann dann auf die böse EU als Verursacher verweisen.
Szenario 2:
Es kann aber auch sein, dass die Frau Merkel sich ihren zuletzt aufgegebenen Satz: „Mit mir wird es keine Maut geben!“ wieder aneignet.
Variante 1:
Dann würde entweder die ganze Mautidee begraben und Frau Merkel würde damit die ganze lästige CSU öffentlich vorführen und beschädigen oder
Variante 2:
Frau Merkel würde als Kanzlerin aufgeben und Herrn Dobrindt einen guten Mann sein lassen.
Ich wünsche mir das Szenario 2 in der Variante 1!
Gegebenenfalls werde ich es schade finden, dass sehr viel gebundene Kraft, Zeit und Geld von all denen investiert wurden, die das Fürundwider gutachterlich und argumentativ begleitet haben und damit ins Leere gelaufen sind.

Schleierhaft bleibt die Kraft der Symbole

Einer Juristin in Berlin entgeht ein Arbeitsplatz, weil sie ein Kopftuch trägt. Immer wieder geht es um die Präsentation des Kopfes und es schließt sich ein langer Schwanz von Ungereimtheiten an. Das passiert nicht, weil wir nichts Besseres zu tun haben, sondern weil wir die Annäherung an Menschen zunächst von bestimmten sichtbaren und fehlenden Symbolen ableiten. Manche Symbole verunsichern mehr als andere. Das Kopftuch ist so ein Symbol.
Schleier und Kopftuch sind Werkzeuge. Es kommt darauf an, welchen Zweck man damit verfolgt. Sowenig, wie der Hammer per se dem Mord dient, dienen Schleier und Kopftuch der Unterdrückung. Das Werkzeug weist also zurück auf seinen Benutzer und eventuell auch auf Machtkonstellationen. Als Symbol muss es gedeutet werden.

In Alltagsbegegnungen pauschalieren wir zunächst gern. Das erlaubt uns eine erste Annäherung. Wenn wir es dabei zu toll treiben, laufen wir vor jedem Handwerker und jeder Kopftuchträgerin weg, bevor wir eine Differenzierung vornehmen können. Wer solchen Differenzierungen ausweicht, sieht gern überall Feinde.
Meine Erfahrungen mitkopftuchtragenden Frauen sind nicht zu beanstanden. Meine Erfahrungen mit verschleierten Frauen sind dagegen schlecht. Die differenzierte Wahrnehmung des Gegenüber war stets derart eingeschränkt, dass weder die Beziehung gestaltet noch das anstehende Sachthema erörtert werden konnte.

Ich will trotzdem gegen den Schleier nichts sagen, sage aber gern, dass es schade ist, wenn sich jemand eines Werkzeuges bedient, um sich aus dem sozialen Miteinander auszuklinken und dass es nicht zu vertreten wäre, wenn fremde Mächte da mitspielen. Ich weiche dann gern – wenn es geht – auf gesichtzeigende Menschen aus und bleibe aber unsicher, ob das da ein begrenzter und bemitleidenswerter oder ein grenzenloser und autonomer Mensch hinter dem Schleier war.
Ich gestatte mir noch einen kleinen Exkurs über die beliebte Behauptung, dass Kopftücher ein Zeichen der Unterdrückung sind:
Zur empirischen Beweisführung, wie sie in der Wissenschaft gilt, ist eine Behauptung dann falsch, wenn es auch nur ein einziges Gegenbeispiel gibt. Als Standard wird immer angeführt, dass die Behauptung „Alle Schwäne sind weiß.“ dann als widerlegt gilt, wenn ein einziger schwarzer Schwan nachgewiesen wird. Das gilt auch für Kopftücher! Die Behauptung: „Kopftücher sind ein Zeichen der Unterdrückung“ ist falsch, wenn man einen Fall dokumentiert, in dem die Unterdrückung einer Kopftuchträgerin ausgeschlossen werden kann.
Eine Kollegin aus dem Deutsch-türkischen Kulturkreis ist stets bemüht zu erklären, dass sie das Kopftuch trägt, weil sie aus einer Laune der Natur heraus nur ganz wenige Haare auf dem Kopf hat und sich das Kopftuch bewährt hat, die Haare unauffällig zu verstecken.
Meine Lieblingsbehauptung ist aber:
„Unter Verschleierungen verbergen sich lediglich Männer, die unerkannt bleiben wollen.“ –
Jetzt bist du dran!

Zertifikate für eine Elite

Deutschland wehrt sich heute erfolgreich gegen die Absicht der EU, für Bio-Produkte verschärfte Grenzwerte festzulegen. Das finde ich richtig!

Wer es sich leisten kann, der kauft Bio. Wer Bio kauft,  zeigt seine Zugehörigkeit zu einer bestimmten Elite. Dabei hatten wir uns einst darauf verständigt, dass Grundrechte und damit auch das Recht auf gute Lebensmittel unteilbar sind. Deshalb gibt es auch hohe Standards, die Lebensmittel grundsätzlich einhalten müssen. In diesem Rahmen muss jeder an seiner Qualifikation arbeiten, gute und schlechte, alte und frische, aufgehübschte und bloß verwachsene Lebensmittel zu unterscheiden und ihre preiswürdiger zu bedenken. Doch einige zahlen gern ihr Geld dafür, die unbedingt anstehende Aufgabe der Auswahl von Lebensmitteln outzusourcen. Sie vertrauen gern den Zertifizierungen, die die Preise nach oben treiben und bilden für die Labelvermarkter die beliebte Zielgruppe der Eliteesser. Der Zertifizierungswahn ist dabei nicht auf Lebensmittel beschränkt. Selbst Dienstleistungen an den eigenen Kindern sind heutzutage zertifiziert. Zertifizierungen entheben uns unserer vornehmsten Aufgabe, uns ein Urteil über die Welt zu bilden und selbst handlungsfähig zu sein.
Das Biozertifikat ist besonders übel, weil es, angereichert durch verschärfte Normen, die Menschen außerhalb er Elite den scheinbar minderwertigeren Lebensmitteln überlassen soll. So will es wohl die EU. Nachdem wir in der Eisenbahn die Klassen reduziert haben und die Klassen der Krankenhausbehandlung nicht mehr so recht begründen können, neigen wir nun nach 15 Jahren der Einkommensstagnation bei den nicht gerade Superreichen dazu, für die verarmende Mittelschicht den Status aufzubessern: Sie verzichten auf autonome Positionen, in denen sich ihr objektives Leid spiegeln könnte und orientieren sich stattdessen an Zertifikaten und ähnlichen Labels und Essen nur noch Bio.
Daneben bleibt selbstverständlich, dass der Fortschritt im Umgang mit der Nahrung weiterhin unteilbar ist, ohne dass man das mit neuen Zertifikaten unsichtbar machen kann.

Kämpfer vor dem Herrn

Jetzt treibt den eigentlich schüchternen Militärische Abschirmdienst (MAD) die Idee, islamistische Kämpfer könnten sich in der Bundeswehr für eine sachgerechte Ausbildung interessieren. Das ist nicht besonders einfallsreich. Ist es denn nicht ganz allgemein so, dass man selbst darüber entscheidet, bei welchem Arbeitgeber man seine Berufsausbildung anwendet? Im Kriegshandwerk wird doch nicht nur bei der Bundeswehr gearbeitet und auch ausgebildet. Für Söldner, also Kriegshandwerker von Berufs wegen, gab es auch historisch immer eine große Nachfrage und keine Grenzen.
Es wäre allerdings zu überlegen, ob diese nahezu älteste Gewerbe der Welt einem höchst unmoralischen Anspruch folgt. Würde man daraus die Konsequenzen ziehen, würde das Kriegsgewerbe insgesamt zur Disposition zu stellen sein. Es ist doch sehr kleinlich, wenn man bestimmte Kämpfer vor dem Herrn brandmarken will, nur weil sie berufliche Freizügigkeit nutzen und alle anderen an anderen Stellen der Welt einfach weiterkämpfen sollen.

Das Zertifikat – ein schlechter Rat!

Zunächst galt der Pilot der Flugmaschine, die von ihm vor eine Felsenwand gesteuert wurde als 100% tauglich, so eine Maschine zu steuern. Jetzt wissen wir, dass er 0% tauglich war, also ohne Einschränkung untauglich. Wir fragen uns, warum es nach bestem Wissen und Gewissen zwei so sehr gegensätzliche Einschätzungen gibt.

Ich verdächtige den Zertifizierungswahn: Er setzt falsche Maßstäbe. Der Konsument wird der Aufgabe enthoben, sich selbst ein Bild zu machen und veranlasst, einfach nur dem Zertifikat zu vertrauen. Das erlaubt auf der anderen Seite, ein differenziertes Urteil auszusparen und aus wirtschaftlichen Interessen mit fragwürdigen Parametern zu prüfen.
Hinter einem glänzenden Zertifikat verbirgt sich also stets eine differenzierte Wirklichkeit mit allen Höhen und Tiefen, bisweilen sogar Untiefen. Nur der ungebundene, der Aufklärung verpflichtete Experte, stellt den Kontakt zu den tatsächlichen Wirkparametern wieder her.
Wir sollten die Deutungshoheit rechtzeitig zurück erobern.

In aller Facebookfreundschaft!

Es wird ja gern so gehandhabt, dass man solchen Leuten, wie praktizierenden Bildzeitungslesern, die Freundschaft aufkündigt und seinen Teil dazu beiträgt, sie von der Meinungsvielfalt auszusperren.
Es ist manchmal unangenehm und ich will es auch niemandem ersparen:
Die Bildzeitung gehört in das Spektrum der freien Meinungsäußerung. Auch dumme Menschen gehören dazu. Dazu gehören auch üble Rechthaber, versprengte Exoten und Allesegalisten, also hauptsächlich Menschen, die sich von dir und mir heftig unterscheiden.
Die Möglichkeit des Entfreundens erlaubt Toleranz, wenn man sie nicht nutzt. Wenn Freunde die eigene Meinung nicht mehr kreuzen würden, würden wir in der Einfalt der Bequemlichkeit versinken.
Sicherlich hat auch die Toleranz Grenzen. Allein mit einem Klick lassen Sie sich allerdings keine Grenzen ziehen.
Ich kündige diese Facebookfreundschaften also grundsätzlich nicht! Wenn Sie mir allerdings angetragen worden sind, ohne dass ich die Person gekannt habe und ich danach mit Verschwörungstheorien der übelsten Sorte oder ständig wiederholender Werbung so stark eingedeckt werde, dass ich der Gegenrede überdrüssig werde, dann lasse ich trotzdem gern mit einem Klick die Lebenswelten getrennte Wege gehen. – Das habe ich bisher tatsächlich zweimal gemacht.
Das Löschen behält sich in seiner anmaßenden Allmacht ohnehin Facebook vor.