Politik als Fußballspiel

Es geht mir nicht aus dem Kopf und deshalb schreibe ich es auf.

Wir suchen ja stets danach, mit Vergleichen argumentieren zu können, damit man uns zuhört. Es ist immer spannend zu hören, ob so ein Vergleich auch hält oder hinkt. Und wenn die Aufmerksam flächendeckend sichergestellt werden soll, dann nutzten wir immer gern den Fußballsport.
Am Wahltag (22. September 2013) war es auch so. Zunächst sagte wohl der Bundeskanzlerkandidat der SPD, Herr Steinbrück, der Ball liege nun in der Spielhälfte von Frau Merkel, der Bundeskanzlerin. Deshalb müsse sie nun den nächsten Spielzug der Koalitionsverhandlungen einleiten. In unzähligen Interviews mit bisherigen Oppositionspolitiker tauchte der Fußball an diesem Tag in den Medien immer wieder auf, und mit unwesentlichen Abweichungen sagten alle das selbe. Bis Frau Schwesig kam! Sie ist im Kompetenzteam von Herrn Steinbrück. Sie bestand darauf, dass der Ball nun bei Frau Merkel „im Tor“ liegt … Da hat sie doch wohl ein Eigentor geschossen! – und belegt, dass sie jedenfalls in Fragen des Fußballs vom Expertenstatus sehr weit entfernt ist. Ich glaube nicht, dass die regierende Welt des Fußballs so etwas jemals verzeiht.

Über das Telefonbuch

Es ist so lange her, dass sich schon längst nicht mehr jeder daran erinnert: Früher standen alle Menschen mit Namen und Adressen und Berufen in einem Telefonbuch, wenn sie einen Telefonanschluss hatten. In den fünfziger Jahren waren das eher die wohlhabenden Menschen. Danach wurden das Telefon und das Telefonbuch nach und nach zum Standard in jeder Familie. Das Telefonbuch hatte Konjunktur. Denn eigentlich nur dort konnte man Telefonnummern und weitere Informationen nachschlagen. Die telefonische Auskunft wurde nur selten bemüht, nämlich wenn der gewünschte Telefonpartner ziemlich weit weg war. Die Telefonbücher bezogen sich auf die jeweiligen Telefonbezirke. Wer privat oder beruflich deutschlandweit recherchierte, hatte nicht selten aus dem Kinderzimmer ein Telefonbuchzimmer gemacht. Telefonbücher konnte man zu hunderten mit jeweils tausenden von Seiten erwerben. Telefonbücher waren aber bereits damals eine zweifelhafte Geldanlage. Im Turnus von zwei Jahren wurde sie aktualisiert und neu aufgelegt.

Mit der Verbreitung des Computers, der ja immer schon beim Suchen und Sortieren von Daten Hervorragendes leistet, bot es sich an, das Telefonbuchwesen neu zu überdenken. Zunächst gab es eine postamtliche CD, auf Alle Telefonanschlussinhaber deutschlandweit zu finden waren. Private Anbieter ermöglichten sogar bald eine Rückwärtssuche. Man konnte als auf der Basis der Telefonnummer nachschlagen, wer sie denn hatte. Mit dem Mobiltelefon und seinen privaten Anbietern entstanden aber schließlich Verzeichnisse, die privat erstellt wurden und gänzlich an dem ehemaligen Monopolisten Post vorbei aufgebaut wurden. Mittlerweile finden wir im Internet jede erdenkliche Information über Telefonkontakte in Windeseile, es sei denn, jemand unterbindet das zu seinem persönlichen Schutz und wird dann eigentlich nur von denen angerufen, zu denen er schon lange einen Telefonkontakt unterhält.

Das Telefonbuch selbst erscheint unbeeindruckt von dieser Entwicklung. In gleicher Form und Farbe ist es weiterhin verfügbar. Früher konnte man auf der Basis einer individuellen Benachrichtigung sein persönliches und einziges Telefonbuch bei der Post abholen. Und als der Markt für Telefonbücher nicht mehr da war, wurden in den Postfilialen diese Bücher palettenweise hingestellt mit der Aufforderung, sich davon so viel zu nehmen, wie man will. Aber vermutlich wollte schließlich auch niemand mehr die kiloschweren Verzeichnisse, ältere Traditionalisten einmal ausgenommen.

Jetzt hat die Post reagiert. Sie produziert das Buch immer noch, hat aber nun menschliche Verteiler aus dem Niedriglohnsektor beauftragt, diese Bücher in allen Wohnhäusern zu stapeln. Unnützes und folienverpacktes Papier stapelt sich bundesweit verteilt zigtonnenweise.

Gestern sah ich einen Hausflur, bei dem der Durchgang schon gefährlich zugelegt war. Vor der Tür auf einer Bank, hatten die Bewohner schon ein paar Exemplare ausgelegt, um Wanderern Lektüre zu bieten. Ein Bürger trug auf dem Weg zur Arbeit mal schnell einen Stapel zum Altpapiercontainer.

Ich habe mir gedacht, ich schreibe diese Geschichte mal auf und frage die Post, womit der unbestellte und unerwünschte Segen zu rechtfertigen ist.

Zur Entlastung in einem kommunikativen Zirkelschluss empfehle ich, die Bücher in den Briefkasten der Post zu werfen. Je mehr es sind, um so nachhaltiger wird die Kommunikation sein.

Ich würde auch gern den Energiewert der Telefonbücher einmal ermitteln …

Die Kreatur als Ware

China ist ja weit weg und der Chinese geht ja bekanntlich rabiat mit seinen Tieren um und isst sie beinahe alle auf.

Da passt es gut ins Bild, dass jetzt in China Schlüsselanhänger mit lebenden kleinen Echsen und Schildkröten und sonst was auftauchen: Die Tiere sollen sogar post mortem in ihrer Brühe genießbar sein. Zumindest wird im Internet an allen Ecken darüber berichtet.

Verfolgt man die Berichterstattung, sieht man allerdings immer die gleichen angeblichen Fotobeweise und findet bereits Jahre überdauernde Hinweise, die sich wortidentisch durch das ganze Internet plagiieren. Ernsthafte Belege gibt es nicht, wie zum Beispiel eine Jutta, die sich so ein Ding mal mitgebracht hat.

Wer Lebewesen kennt, dem ist auch schnell klar, dass das Überleben im verschweißten Plastikbeutel in Minuten zu kalkulieren ist. In den Berichten steht aber entweder, dass sie in der nahrhaft-sauerstoffreichen Suppe einige Monate leben, oder dass sie eben nur wenige Tage überleben. Bei beiden Varianten ist die Entrüstung heftig und die kulturelle Offenheit für das chinesische Tierverständnis wird vorsorglich geblockt.

Ich würde ja – und so schlau ist aber auch der Chinese – Weichplastiktiere nehmen, die wirtschaftlicher und extrem langlebig und sauber einzuschweißen sind. Und der Rohstoff kann nicht wegkrabbeln. Für ein Massenprodukt gibt es keine andere praktikable Lösung als schön bunt designtes Weichplastik!

 Wenn uns keine andere Freude bleibt, als uns solidarisch an die Seite der geschundenen Kreatur zu stellen, dann sind wir besonders anfällig für Geschichten, die es offenbar nicht gibt. Als vor Jahren unter dem Schlüsselbegriff Bonsaikitten in einer Kunstaktion gezeigt wurde, dass zur Freude der Menschen Katzen in Flaschen gezüchtet werden, war das Geschrei ebenso groß wie jetzt mit den tierischen Schlüsselanhängern. Obwohl man es auf Bilder sehen konnte, gab es doch keine Katzen in der Flasche.

Ich bin dafür, dass wir die abenteuerliche Engagement für eine Chimäre umleiten und uns wieder verstärkt um die Lebewesen kümmern, denen wir auch tatsächlich begegnen.

Über diverse Clowns

Der deutsche Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hat unter der Vorgabe, Klartext zu reden, die italienischen Spitzenkandidaten Berlusconi und Grillo als Clowns bezeichnet und wurde umgehend vom italienischen Staatspräsidenten Napolitano, einem Kommunisten, zurückgewiesen – am 27.2.2013. Ein geplantes gemeinsames Abendessen fand nicht statt.

 Wer sich der Welt der Gaukler und Clowns nähert, merkt allerdings schnell, dass der soziale Status des Clowns deshalb sehr hoch ist, weil er zum Zweck der Erkenntnisse Tabus bricht und Grenzen überschreitet. Gaukler und Narren waren nicht selten die letzten verbleibenden Ratgeber einsamer Herrscher bei Hof. Die Musikerin Sophie Hunger brachte das noch kurz vor der neuen Clowndebatte im NDR-Talk „3 nach 9“ sinngemäß auf den Punkt. Sie habe schon früh in der Familie gelernt, dass der Clown in der sozialen Bedeutung doch sehr viel höher einzuschätzen sei als der Bänker. (Man hört das in ihren Liedern.)

Beppe Grillo, verwachsen mit der Commedia dell’arte, wird nichts Schlimmes daran finden, als Clown verstanden zu werden. Im Gegenteil! Silvio Berlusconi ist dagegen ja nur bekannt für sexuelle Übergriffigkeiten, unangemessene Nazivergleiche und Vetternwirtschaft. Er ist also kein Clown. Seine platte Selbstinszenierung ist der Zweck, den er anstrebt. Da wendet sich nichts zum Besseren. Das Zeug zum Clown hat er leider nicht!

Es bleibt, dass Herr Steinbrück einen reformbedürftigen Clown-Begriff hat, wenn er Grillo und Berlusconi gleich setzt. Angesichts des Elends und anderer Probleme in der Welt, erscheint mir das allerdings wenig bedeutungsvoll. Okay – man kann darüber sprechen.

 Dass nun mancher Italiener den Beleidigten spielt, erinnert doch etwas an den Nationalstolz vergangener Jahrhunderte und die historischen Projektion, der jeweils andere wolle nur Böses und man möge sich zum kriegsvorbreitenden, nationalistischen Säbelrasseln zusammenfinden. Auch das jetzt vorgetragene Argument, die eigenen Angelegenheit der Italiener dürfe erst gar kein externes Thema sein, entstammt längst überwundenen Zeiten. Zuletzt mit der weltumspannenden Blockbildung in der Zeit des kalten Kriegs wurde eine Nichteinmischung als Doktrin gebraucht.

Zum Glück sind heute viele Grenzen offen und man spricht beiderseits über die gleichen Themen. Es ist doch nicht einzusehen, dass diese Freiheiten für Politiker nicht gelten, zumal sie ja bereits grenzenlos Verelendung über Haushaltsdisziplin und Bankenrettung betreiben.

Grillo ist ein Clown, Berlusconi ein gnadenloser Showman und Peer Steinbrück hoffentlich auf einem guten Weg, ein wirklich guter Clown zu sein.

In Italien wird der Clown übrigens für wegweisende Entscheidungen offen bleiben. So ist er definiert!

Praxisgebühr

Eine Selbstverständlichkeit wird heute zur Errungenschaft: Praxisgebühr abgeschafft! Endlich können die Armen wieder zum Arzt!

Beides hat ja eigentlich nichts miteinander zu tun.

Deshalb sollten wir uns zunächst bedingungslos freuen.

Die Parteien wollen gemocht werden. Deshalb werden sie zur Freude der Bürger dann auch irgendwann mal das Betreuungsgeld wieder abschaffen.

Der zyklische Ablauf hält uns bei Laune !?

Unser Geld

Wenn nun die Bundesbank einen Teil unseres Goldes aus den USA zurück holt, um zu gucken, ob es noch da ist, dann ist es so, als würde ich mein Geld auf der Sparkasse auch mal besuchen.

Aber weil die Scheine sich zum verwechseln ähnlich sehen, bleibt mein Verdacht, dass die mir doch nur das Vorzeigegeld auf den Tisch legen, während mein eigentliches Geld schon über alle Berge ist.