Nikolaus 3.0

Die kolportierten Divergenzen zwischen Nikolaus und Weihnachtsmann beruhen auf einer einprägsamen Irreführung.

Hier der Katholische Bischof mit Mitra und Stab, der Kinder beschenkt. Dort der von Coca-Cola eingefärbte Weihnachtsmann, der das Weihnachtsgeschäft ankurbelt.

Aber so ist das nicht.

Bereits in den Alltagsbegegnungen mit den beiden überwiegen die Überschneidungen. Kinder verwenden die beiden Namen wahllos und das, was damit verbunden ist, geht praktisch wild durcheinander. Lediglich den Begleiter für den Nikolaus sieht man beim Weihnachtsmann so nicht. Er ist weitaus softer und könnte bestenfalls gestylte Engel und Rentiere vertragen, während der Nikolaus mit dem Zwarte Piet, dem Knecht Ruprecht oder dem Krampus kollaboriert, die nicht selten Angst und Schrecken verbreitet, wenn der Nikolaus sie nicht zur Ordnung ruft. Aber im oberflächlichen Erleben sind auch solche Unterschiede unbedeutend für eine Unterscheidung zwischen den beiden Herren.

Mit der Reformation wurde das traditionelle Wirken des Nikolaus erstmalig beschädigt. Weil die Welt der Heiligen in vielen Teilen Europas in die Kritik geraten war, wurde das Christkind als Geschenkebringer kultiviert und der Nikolaus in seiner Aufgabe erheblich zurechtgestutzt. Seitdem heißt es vielerorts, aber nicht überall: An Nikolaus gibt es kleine, an Weihnachen große Geschenke. Mit der Besiedlung der USA durch Europäer kam auch das Brauchtum und damit der Nikolaus dort hin. Der Nikolaus musste, so wie die anderen Einwanderer auch, eine länger Integrationsanpassung durchlaufen, um sich für alle Amerikaner empfehlen zu können. Dazu gehörte, dass er in den Metropolen interkulturell fit gemacht wurde und schließlich seine Einbindung in industrielle Produktions-, Werbe- und Verkaufsabläufe erfuhr, ohne dass er danach gefragt wurde, ob das in seinem Interesse ist. Die Bibel als Urgrund des nikolausischen Selbstverständnisses hatte nach und nach eine eher marginale Bedeutung. Um selbst zur Ware zu werden und seinerseits für Konsumwaren zu werben, eroberte er die Geschenkanteile des Christkindes zurück und wurde vollends zum Vehikel des umfassenden Weihnachtsmarketings: Er stand in grellem rot überall vor Kaufhäusern. Daran knüpfte die Mär an, der Weihnachtsmann sei eine Erfindung des Konzerns Coca-Cola. Richtig daran ist nur, dass Coca-Cola einer der aufstrebenden Konzerne war, die den Nikolaus ausgeschlachtet und für ihre Zwecke wieder gefüllt und hergerichtet haben. Mit der Expansion Coca-Colas hatte man direkt auch einen Weihnachtsmann für die ganze Welt.

Um das Schenken selbst dann auch noch rational an die christliche Familien heran zu führen hat man nach englischem Vorbild die amerikanischen Hauskamine in Szene gesetzt. Durch die Kamine werden bis heute – wie auch immer – alle vom Weihnachtsmann geförderten grellen Geschenkpakete in die gute Stube transferiert.

Wenn nun der amerikanisierte Weihnachtsmann über internationale Konzerne nach Europa reimportiert wird, dann stehen sich plötzlich Nikolaus und Weihnachtsmann gegenüber und finden es einfach unglaublich, dass einer wie der andere dem ursprünglichen Nikolaus entstammt. Seit 1950 ist der Weihnachtsmann in Europa auf dem Vormarsch. Das, was die amerikanische Variante durchgemacht hat, trifft die europäische Variante hart. Er beugt sich einfach nicht einem entfesselten Konsum. Lediglich sein Pferd hat sich im urbanen Lebensraum als unpraktisch erwiesen und wurde durch einen himmelsgängigen Schlitten mit allerlei Rentieren ersetzt, wie wir es vom Weihnachtsmann kennen.

Kinder sehen das sehr pragmatisch. Sie können mit diesem und jenem gut und widerspruchsfrei leben und sehen beide gut sozio-kulturell integriert. Sie bauen Ihnen sogar Brücken und weichen die Trennschärfe bereits im Sprachgebrauch auf.

Ich mag den Nikolaus mit Mitra und Stab sehr, weil er zur Gesellschaftskritik weitaus fähiger ist und damit auch zur Kindergerechtigkeit. Brav, dick und schrill, ist mir zu langweilig.

Unmaßgebliche Gedanken zur Präsidentschaftswahl Clinton ./. Trump

Dass sich das abgehängte Prekariat jetzt auch mit der Präsidentenwahl in den USA in Erinnerung bringt, ist überfällig. Dass das abgehängte Prekariat Lösungen abseits des etablierten Politikgeschäfts sucht, ist zu erwarten und seit langem bekannt. Dass das abgehängte Proletariat den harten Existenzkampf auch in der Konkurrenz zu anderen Menschen auf der schlechten Seite des Lebens betreibt, um sich selbst aufzuwerten, ist Tradition.

Anstatt sich schicksalhaft in die Fortschreibung der prekären Situation zu begeben und Frau Clinton zu wählen, wählt man in einer solchen Situation doch lieber jemanden, der noch weniger gelitten ist, Herrn Trump. So gesehen, hat man sich zumindest eine Schleife des Elends über eine oder gar zwei Amtszeiten eines Präsidenten erspart.
Wenn die unbeliebtesten Kandidaten antreten und der unbeliebteste von ihnen auch noch gewinnt, dann ist das ein herausragendes Zeichen für eine Legitimationskrise des politischen Systems. So eine Krise ist darin begründet, dass der Durchschnittswähler nicht mehr daran glaubt, dass die überkommene Politik fundamentale Grundabsichten, wie Freiheit, Gerechtigkeit, Sicherheit, Gesundheit und Wohlstand, verwirklichen wird.
In einer solchen Situation braucht man Umverteilungen, neue Paradigmen und eine aktive Straßenöffentlichkeit.
Anstehende Umbrüche dieser Art werden mit oder ohne einen Präsidenten oder aber auch gegen einen Präsidenten stattfinden, denn der Souverän ist und bleibt das Volk. Seine Befreiung aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit (Kant) muss es schon selbst in die Hand nehmen!

Wir mögen die Zweikämpfe sehr, deshalb wird die Politik auch immer gern bipolar inszeniert und als Duell dargeboten. Eigentlich hätte man auch die Grünen rund um Jill Stein wählen können, aber das hätte ja dem Duell geschadet.


Nachtrag: 

Aus gegebenem Anlass: An alle die, die meinen, sich mit vernünftigen Wahlentscheidungen auszukennen.

Wenn man die armen und dummen Leute selbst züchtet, darf man sich anschließend nicht darüber beschweren, dass sie falsche Wahlentscheidungen treffen. Ich meine ja – immer noch – dass der Dumme gebildet werden muss und dass der Arme gerechten Lohn braucht, bevor er nach Ansicht anderer „vernünftig“ wählen kann … Bis dahin ist seine Vernunft eben eine andere!

Von VIVAT zu FIFAT!

Wer die geheimdienstlichen Animositäten im Verhältnis der USA und Deutschlands und die gewinnträchtigen Intrigen des internationalen Fußballs aufgenommen hat, der wird angesichts des gestrigen Freundschaftsspiels – Deutschland gegen USA – sicher den Gedanken gehabt haben, dass das Ergebnis zuvor abgestimmt worden ist, um den einen ein Erfolgserlebnis zu vermitteln und den anderen für anstehende Aufgaben anzuspornen.

Dafür mache ich gleich noch einmal: VIVAT zu FIFAT!

Das Klima? Alles prima!

Die USA und China wollten gerade, wie die Presse berichtet, ein Zeichen setzen. USA und China sind die mit Abstand größten Hersteller des Treibhausgases Kohlendioxyd.

Wenn China nun zusagt, zur Rettung des Weltklimas den Ausstoß von Kohlendioxid im Jahr 2030 zu deckeln, dann bedeutet das im Klartext, dass man 15 Jahre weiter macht wie bisher – und bis dahin dann wohl auch noch vergessen haben will, dass 2030 eigentlich eine Begrenzung stattfinden soll.
Wenn nun die Medien diese Zusage als Fortschritt im internationalen Klimaschutz verkaufen, dann wirkt das bescheiden. Es ist aber falsch.
Die Klimaziele der USA sind ebensowenig ambitioniert.
Es ist aber schön, dass ihr schon einmal darüber gesprochen habt.