Facebook auf Datentour

Facebook hat ja eine hervorragende Stellung unter den sozialen Medien. Das ist vor allem der überwältigend großen Zahl von Nutzern zu verdanken. Facebook ist und bleibt ein Instrument des Kapitalmaximierung und nicht der gleichberechtigten Verständigung, auch wenn die Nutzer immer noch nicht die Idee von der Gleichberechtigung im Netz aufgegeben haben. Facebook zeigt nur ab und zu einmal seine schäbige Seite. Man will ja die Nutzer nicht verschrecken. Jetzt hat man gerade die AGBs, also das Kleingedruckte selbstgefällig geändert. Der Nutzer braucht nur stillhalten und schon verschwinden seine Daten in Kanälen in denen sie Gewinn versprechen.

Nun sagt der Bürger schon seit Jahren, dass er eine ehrliche Haut ist und nichts zu verbergen hat. Diese Grundeinstellung kommt Facebook gelegen. Der Bürger erlebt es also eher als Entlastung, wenn die Algorithmen ihm den Weg weisen und dafür nach und nach seine Autonomie einkassieren und ihm vorgaukeln, dass seine Autonomie über die freie Wahl zwischen zahlreichen Mitteln gegen Prostataleiden gewährleistet sei.

Wenn ich also sage: „Ich erwarte von Facebook Respekt vor meinem geltenden Recht auf einen selbstbestimmten Umgang mit meinen Daten!“ dann stößt das häufig auf Unverständnis …

Ich rufe dem Tsunami entgegen: „Aber ich bin doch Nichtschwimmer!!!“

Lustig ist es aber nicht, wenn Facebook die Welle macht, um meine Daten in ihr Heiligstes zu spülen. Gemachte Wellen sind keine Naturgewalten und weder zwangsläufig noch unbeeinflussbar.
Wenn sich nun aber der Facebooknutzer lediglich in seiner vermeintlichen Bedeutungslosigkeit wegdrückt und auf Gegenrede und auf
verzichtet, dann bestätigt er, was Facebook schon lange weiß: Mit denen kann man es ja machen!
Der gefühlte Mehrwert von vielfach geteilten Posts – die ja eigentlich gar keinen Mehrwert bringen – wird schließlich höher bewertet als die fremdbestimmte Planung unserer Interessen nach einem fremden Algorithmus.
Meine geschätzten Freunde diskutieren die aktuelle Übergriffigkeit Facebooks kaum. Einer zieht sich zurück ohne zu löschen, alle anderen spielen weiter.
Ich  –––  spiele mein öffentliches Dreifachleben weiter und warte nun gespannt darauf, ob und wie das angekündigte Bußgeldverfahren gegen Facebook wirkt …
Auf dem Dachboden haben wir bereits die Schlinge installiert, und unsere Finger schweben unaufhörlich über dem Delete-Button …
Ach, los – sprechen wir doch lieber … [eye roll button] •KLIKK•

lustige Beleidigung

„Beleidigen und beleidigt sein“
sind einem Psychodrom längst vergangener Zeiten zuzuordnen, als man sich einen Gegner aufbaute, indem man aus heiterem Himmel behauptete: „Der hat mich beleidigt!“.

Ich verstehe immer noch nicht, warum immer noch in diesem Muster argumentiert wird.

Jetzt soll doch tatsächlich, so die Süddeutsche Zeitung – die Verlobte eines bekannten Tennisspielers den Gegner beleidigt haben. Ohhhhh Gott!

Weil es so schön ist, hier das Zitat:
„Kim Sears, Verlobte von Andy Murray, hat dessen Gegenspieler Tomas Berdych während des Halbfinales der Australian Open  heftig beleidigt. Die in der Box sitzende 27-Jährige hatte während des Halbfinal-Sieges von Murray (6:7, 6:0, 6:3, 7:5) mehrmals das „F-Wort“ im Zusammenhang mit dem Tschechen benutzt. „F***** have it, you Czech flash f***“, sagte Sears. TV-Kameras fingen den Vorfall ein, das Video kursiert nun im Internet.“
„Beleidigungen“ sind einfach nur lustig! – wie damals als mich die Jungs von Monty Python beleidigt haben …

Falsche Freunde…!?

Gegen die posthume Vereinnahmung der toten Mitarbeiter von Charlie Hebdo wehren sich jetzt die Überlebenden. Sie lehnen die „Freunde“ ab, die sich nun per Mausklick oder Demo millionenfach aufdrängen, weil deren Motive eigentlich nur abseits des Selbstverständnisses von Charlie Hebdo liegen können. Die geschlossene Front der demonstrierenden Politiker gehört ihnen ebenso zu den falschen Freunden wie die Rassisten, die nun strategische Solidarität zeigen.
Diejenigen Politiker, die da in den vorderen Reihen mitmarschiert sind, sind zum großen Teil dafür bekannt, dass sie es mit der Friedfertigkeit selbst nicht so genau nehmen. Die öffentliche Präsenz war – ob mit oder ohne Trauer – politisch vor allem nützlich. Mittlerweile gibt es gottzeidank ja auch eine öffentliche Debatte über diejenigen, die die Ereignisse in Paris zum eigenen Vorteil instrumentalisieren. Allein das Geschäft mit dem Logo „Je suis Charlie“ von Joachim Roncin haben T-Shirthersteller und sogar Geschäftemacher aktiviert, die sich das Logo als gute Einnahmequelle schützen lassen wollte.

Es war also wohl doch durchgängig kein Platz für tränenverwaschene Worte, die eine umfassende Solidarität in trunkenem Mitgefühl ausdrücken, so wie es das Erste Deutsche Fernsehen uns mit der Überschrift „Paris trauert!“ weiß machen wollte.
Die begleitende Presse hätte nicht die Aufgabe haben sollen, die Situation katalytisch auf die Spitze zu treiben und auch noch Menschen ins Feld zu führen, die ihr Land lieben.
Die hat es wohl versäumt, gerade in dieser Situation auf trennscharfe Begriffe zu setzen und einen journalistischen Mehrwert zu markieren.
Ich schätze auch das Spiel mit der Sprache, aber eben nicht als journalistische Nebelmaschine.

Nichts als Tellerrand

Man könnte also sagen, ich habe bei meiner Reise durch die Weltliteratur über den Tellerrand (französischer Philosoph des 22. Jahrhunderts) hinaus alles kennengelernt, ohne mich in die Tiefen der Texte begeben zu müssen.
Ich bin damit Trendsetter.
Denn nur über die Verkostung von Werbung und Abstracts gewinnen wir die Zeit, das vollständige Wissen um Schönheit und Leidenschaft für ein Menschenleben verdaulich zu gestalten.

Eigener Herd …

Ein Herd ist ja eine Feuerstelle oder im übertragenen Sinn ein Ursprung für ein Ereignis, das oft eine Krankheit ist. Das Feuer selbst ist erst einmal nur eine Option, wenn ein Herd vorhanden ist. Er kann kalt bleiben.
Wenn nun vor 25 Jahren „Margot Honecker im DDR-Ministerrat: „Absicht des Gegners besteht darin, hier bei uns einen Kriegsherd .. anzufachen.“ (Tweet der Stasiunterlagenbehörde @Mauerfall89 ) gesagt haben soll, dann frage ich mich, ob überhaupt ein Herd oder ein Kriegsherd angefacht werden kann. Zudem wird weder ein Herd markiert noch seine Inbetriebnahme mittels Feuer, das dann erst die Grundlage bieten würde, es anzufachen.
Aber vielleicht war ja damals der Sprachgebrauch noch anders oder der deutsche Sprachraum diesbezüglich zweigeteilt … Oder vielleicht ist es ja nur ein von der Welt entkapseltes Elitegeschwurbel im Parteijargon.

Da fehlen mir die Worte

Anlässlich einer menschenverachtender Praxis, die an Zeiten erinnert, die mit der Besinnung auf die Menschenrechte vorüber schienen, kursieren merkwürdige Begriffe.

Destruktive Gruppen werden in der Presse als „Islamischer Staat (IS)“ oder „Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)“ geadelt, so als wäre ihr interner oder ihr erwünschter Sprachgebrauch öffentlich etabliert und akzeptiert. Es werden garnierend Begleitbegriffen verwandt, die kontrafaktisch eine Bedeutungstiefe signalisieren, wie „Islamismus“ oder „Antisemitismus“ oder jetzt sogar „Scharia-Polizei“, wo es oberflächlich bleibt und Weltanschauungen als Steinbruch für Rechtfertigungen genutzt werden.
Menschenverachtende Brutalität war bisher immer pseudoideologisch überbaut mit perversen Verkürzungen von Welt- und Menschenbildern aus Religion und Philosophie.
Deshalb ist es höchst angebracht, destruktive Gruppen nicht als Weiterentwicklungen von Weltanschauungen in die Öffentlichkeit zu tragen, sondern das, was passiert, deutlich zu beschreibend.
Das ist offenbar aufwändiger, als fragwürdige Etikettierungen zu verwenden, aber unumgänglich, wenn in der Berichterstattung informieren und nicht ideologisieren will.