Ein letztes Ding

Wenn Apple Produktneuvorstellungen ankündigt, dann brodelt unmittelbar die Gerüchteküche.
Für ein paar Wochen bleibt das Elend der Welt vor der Tür und der Nerd konzentriert sich auf belanglose Halbwahrheiten und reißt alle anderen mit.
Jetzt ist einem freien Investigativmitarbeiter vom Fachmagazin MacFuror eine Aufnahme im Allerheiligsten der Applezentrale in Cupertino gelungen. Offenbar trägt ein Model bei den Proben zu dem für den 9. September 2015 anstehenden Enthüllungsevent bereits die lang und breit erwartete Apple Watch Peta.
AppleWatch
© by Walter Watch, MacFuror
Dabei handelt es sich um eine protzige Unisexausführung dieser Computeruhr, die  ganz im Entwicklungstrend liegt: Sie fällt um jeden Preis auf und wird sich wohl am Markt schon bald als kollektives Alleinstellungsmerkmal etablieren.
Wieder einmal wird Apple der Konkurrenz etwas vormachen.

In aller Facebookfreundschaft!

Es wird ja gern so gehandhabt, dass man solchen Leuten, wie praktizierenden Bildzeitungslesern, die Freundschaft aufkündigt und seinen Teil dazu beiträgt, sie von der Meinungsvielfalt auszusperren.
Es ist manchmal unangenehm und ich will es auch niemandem ersparen:
Die Bildzeitung gehört in das Spektrum der freien Meinungsäußerung. Auch dumme Menschen gehören dazu. Dazu gehören auch üble Rechthaber, versprengte Exoten und Allesegalisten, also hauptsächlich Menschen, die sich von dir und mir heftig unterscheiden.
Die Möglichkeit des Entfreundens erlaubt Toleranz, wenn man sie nicht nutzt. Wenn Freunde die eigene Meinung nicht mehr kreuzen würden, würden wir in der Einfalt der Bequemlichkeit versinken.
Sicherlich hat auch die Toleranz Grenzen. Allein mit einem Klick lassen Sie sich allerdings keine Grenzen ziehen.
Ich kündige diese Facebookfreundschaften also grundsätzlich nicht! Wenn Sie mir allerdings angetragen worden sind, ohne dass ich die Person gekannt habe und ich danach mit Verschwörungstheorien der übelsten Sorte oder ständig wiederholender Werbung so stark eingedeckt werde, dass ich der Gegenrede überdrüssig werde, dann lasse ich trotzdem gern mit einem Klick die Lebenswelten getrennte Wege gehen. – Das habe ich bisher tatsächlich zweimal gemacht.
Das Löschen behält sich in seiner anmaßenden Allmacht ohnehin Facebook vor.

Schnell nachgepusht …

In der „Emma“ fordert Frau Pusch: Frauenquote fürs Cockpit!

Sollte sich herausstellen, dass Frauen die besseren Piloten sind – was sich angesichts der vielen zu berücksichtigenden Faktoren und ihrer Wechselwirkung kaum verifizieren lässt – dann hilft die Quote ja nicht! Wir würden dann doch nicht mehr mit Männern fliegen wollen und müssten die Fliegerei als Frauendomäne absichern.
Die Quote taugt, um eingefahrene Klischees aufzubrechen. Sie ist ein vorübergehendes Mittel der Emanzipation.

Im gegebenen Kontext ist die Vermarktung der Idee lediglich rücksichtslose Frauenpolitik zu einem Zeitpunkt, der Beachtung garantiert.
Es wäre unverantwortlich, wenn hier jemand posten würde, der besagte Co-Pilot sei gegen Masern geimpft worden.

Die Entwicklung der Medien ist atemberaubend, aber zeitgeisttreu

Ich verdeutliche das einmal im Vergleich zweier Katastropheninszenierungen, nämlich zur Ermordung des US-Präsidenten Kennedy 1963 und zum Absturz eines Linienflugzeugs in diesen Tagen. Dazwischen liegen also mehr als 50 Jahre.

Damals war die Berichterstattung kurz und auf das wesentliche beschränkt. Nach etwa 5 Minuten wurde ohne Rücksicht auf das Publikum auf eine kollektive Trauer übergeleitet. Die öffentlich rechtlichen Anstalten hatten dazu die Hoheit. Es war also für den Rest des Tages „ernste Musik“ zu hören. So nannte man das damals. Die Information war zufriedenstellend, die Musik war mir ein Ärgernis.
Heute wird das eigentliche Ereignis, zu dem kaum mehr Erkenntnisse vorliegen als zu dem historischen Attentat, mit Wiederholungen, Perspektivwechseln, Mutmaßungen und Expertenbefragungen nahezu rund um die Uhr behandelt. Die Trauerarbeit wird dabei selbst zu einem Ereignis, über das die Presse inklusive berichtet und daran beteiligen sich Politiker in öffentlichen Auftritten vor Ort. Das Ereignis wird also letztlich medial zelebriert und mit nichtssagenden Floskeln so lange verdünnt, wie sich die Medienkonsumenten binden lassen. Der Klick ist im Zweifel wichtiger als die Information. Über die bereits gut eingeführte Secondscreennutzung ist der Medienkonsument aufgefordert, sich zur Verstärkung der tragenden Stimmung aller Berichte zu äußern. Dass kollektive Gefühl der Betroffenheit bleibt unecht, zeigt aber auf, dass das Thema so bald kein Ende haben wird.

Damals war das für mich auch nicht optimal mit der Berichterstattung in den Medien. Mittlerweile scheinen mir die Medien die Zeit mit einer eigenwilligen Unterhaltung zu stehlen, in der unbedeutende Dinge bis ins unendliche aufgefächert werden. – Oh, du schöne bunte Medienwelt!

Variationen über den Mittelfinger

Mich erreichen viele Hinweise, dass der souveräne Umgang mit dem Mittelfinger noch auf sich warten lässt.
Das lässt sich offenbar nur satirisch bewältigen.
Jan Böhmermann zeigt, wie das geht – und trifft direkt wieder auf Menschen, die eine empirische „Wahrheit“ wollen, obwohl die Wahrheit selbst bereits in die Satire abgewandert ist.
Ich habe nun der satirischen Bewältigung einige Aspekte hinzu zu fügen.

Jetzt arbeitet die Presse bereits emsig an einer historischen Parade der Stinkefinger.
Sollten wir in einer Art Beschneidung nicht direkt nach der Geburt diese unnützen Mittelfinger entfernen?

Die grundsätzliche Beschneidung dieses fiesen Fingers in pantheistischer Manier würde weltweit Arbeitsplätze schaffen.

Die Nachfrage nach isolierten Stinkefingern sorgt für eine Hausse auf dem Scherzartikelmarkt.

#stinkefinger and more:
Es ist nun Zeit für eine „Finger Challenge“ zugunsten der griechischen Staatskasse.

Bildungsnotstand

Was macht das Fernsehen, wenn die Bilder fehlen? Es fügt sich in die Anspruchslosigkeit. Ein Beispiel:

Immer wenn von ansteckenden Krankheiten die Rede ist – in jedem Jahr gibt es ja so eine Epidemie, die sich mutmaßlich zur Pandemie entwickeln könnte – brauchen allein die Nachrichtensendungen ein Hintergrundbild und am besten auch noch einen Film. Die gibt es aber nicht. Man bedient sich deshalb in Archiven und zeigt im Bild eine Spritze, die in einem Arm steckt, im Bewegtbilder sieht man noch einen Daumen, der die Spritze betätigt. Der Wert dieser Medien tendiert gegen Null. Gerade deshalb wirken sie für den kritischen Zuschauer besonders verletzend und für die Impfstoffindustrie umsatzfördernd.

Christian: Der Suchtzwerg
Christian: Der Suchtzwerg [aus dem ZWERGWERK]
 

In diesen Tagen starb schon ein Kind an Masern. Und wieder sehen wir die Spritzen in den Oberarmen.
Die allgemein beklagte Bilderflut in den Medien ist offenbar auch dann nicht leicht zu bewältigen, wenn sie lediglich einfältig wiederholt, was jeder schon unzählige mal gesehen hat.
Es wäre zufriedenstellender, dass man die Rundfunkkanäle benutzt, wenn man keine Bilder hat. Jedes Medium hat besondere Stärken.

Über das Telefonbuch

Es ist so lange her, dass sich schon längst nicht mehr jeder daran erinnert: Früher standen alle Menschen mit Namen und Adressen und Berufen in einem Telefonbuch, wenn sie einen Telefonanschluss hatten. In den fünfziger Jahren waren das eher die wohlhabenden Menschen. Danach wurden das Telefon und das Telefonbuch nach und nach zum Standard in jeder Familie. Das Telefonbuch hatte Konjunktur. Denn eigentlich nur dort konnte man Telefonnummern und weitere Informationen nachschlagen. Die telefonische Auskunft wurde nur selten bemüht, nämlich wenn der gewünschte Telefonpartner ziemlich weit weg war. Die Telefonbücher bezogen sich auf die jeweiligen Telefonbezirke. Wer privat oder beruflich deutschlandweit recherchierte, hatte nicht selten aus dem Kinderzimmer ein Telefonbuchzimmer gemacht. Telefonbücher konnte man zu hunderten mit jeweils tausenden von Seiten erwerben. Telefonbücher waren aber bereits damals eine zweifelhafte Geldanlage. Im Turnus von zwei Jahren wurde sie aktualisiert und neu aufgelegt.

Mit der Verbreitung des Computers, der ja immer schon beim Suchen und Sortieren von Daten Hervorragendes leistet, bot es sich an, das Telefonbuchwesen neu zu überdenken. Zunächst gab es eine postamtliche CD, auf Alle Telefonanschlussinhaber deutschlandweit zu finden waren. Private Anbieter ermöglichten sogar bald eine Rückwärtssuche. Man konnte als auf der Basis der Telefonnummer nachschlagen, wer sie denn hatte. Mit dem Mobiltelefon und seinen privaten Anbietern entstanden aber schließlich Verzeichnisse, die privat erstellt wurden und gänzlich an dem ehemaligen Monopolisten Post vorbei aufgebaut wurden. Mittlerweile finden wir im Internet jede erdenkliche Information über Telefonkontakte in Windeseile, es sei denn, jemand unterbindet das zu seinem persönlichen Schutz und wird dann eigentlich nur von denen angerufen, zu denen er schon lange einen Telefonkontakt unterhält.

Das Telefonbuch selbst erscheint unbeeindruckt von dieser Entwicklung. In gleicher Form und Farbe ist es weiterhin verfügbar. Früher konnte man auf der Basis einer individuellen Benachrichtigung sein persönliches und einziges Telefonbuch bei der Post abholen. Und als der Markt für Telefonbücher nicht mehr da war, wurden in den Postfilialen diese Bücher palettenweise hingestellt mit der Aufforderung, sich davon so viel zu nehmen, wie man will. Aber vermutlich wollte schließlich auch niemand mehr die kiloschweren Verzeichnisse, ältere Traditionalisten einmal ausgenommen.

Jetzt hat die Post reagiert. Sie produziert das Buch immer noch, hat aber nun menschliche Verteiler aus dem Niedriglohnsektor beauftragt, diese Bücher in allen Wohnhäusern zu stapeln. Unnützes und folienverpacktes Papier stapelt sich bundesweit verteilt zigtonnenweise.

Gestern sah ich einen Hausflur, bei dem der Durchgang schon gefährlich zugelegt war. Vor der Tür auf einer Bank, hatten die Bewohner schon ein paar Exemplare ausgelegt, um Wanderern Lektüre zu bieten. Ein Bürger trug auf dem Weg zur Arbeit mal schnell einen Stapel zum Altpapiercontainer.

Ich habe mir gedacht, ich schreibe diese Geschichte mal auf und frage die Post, womit der unbestellte und unerwünschte Segen zu rechtfertigen ist.

Zur Entlastung in einem kommunikativen Zirkelschluss empfehle ich, die Bücher in den Briefkasten der Post zu werfen. Je mehr es sind, um so nachhaltiger wird die Kommunikation sein.

Ich würde auch gern den Energiewert der Telefonbücher einmal ermitteln …