Kangalfisch

Wenn man meint, dass die  Rötliche Saugbarbe, die aktuell als Kangalfisch gehandelt wird, in der Symbiose mit dem menschlichen Fuß lebt, dann ist man ein Opfer der Wellnessbranche. In seinem natürlichen Lebensraum wird er sicherlich nebenbei so manchen Badenden knabbernd von der Hornhaut befreit haben. Jetzt soll der Fisch in den Becken deutscher Wellnessunternehmer vermarktet werden. Der Unternehmer will das so. Es ist ein vielversprechendes Geschäftsmodell. Bevor man nun die Kündigungsfristen und Urlaubsansprüche der Fische regelt, bleibt zu überlegen, ob wir die Fische nicht doch lieber in ihrer Heimat belassen und unsere Trüffelhobel stattdessen ab und zu über die Fersen der schwitzenden Wohlstandsbürger schieben, deren Kinder gerade die braven Pferde reitend zugrunde richten. Dazu können wir ja eine Tapete mit bunten Fischen anrichten.
Die Unternehmer bemühen bereits die Gerichte, weil ihnen die Genehmigung versagt wird. Das Verwaltungsgericht hat den Fisch der Gewerbefreiheit untergeordnet. Ich bin gespannt auf weitere Fischgerichte.

Nachtrag:
Die Hornhaut ist ja eigentlich dem Auge zugeordnet.
In der alternden, unbeweglichen und gleichgültigen Gesellschaft wird die Hornhaut aber trotzdem zielsicher an den Füßen ausgemacht, nachdem man sie meistens lange vernachlässigt hat.
Ich schätze Hornspäne vor allem als Dünger im Garten. Sie geben den Radieschen, von oben und unten und allen Seiten betrachtet, ein blendendes Aussehen und eine gewollte Schärfe.

Beitrag zum Rohstoffmanagement in den Zeiten der Tierliebe

Der Mensch ist anpassungsfähig wie kein anderes Lebewesen. Das Nachdenken  und das Vorausdenken über sich selbst und andere führt zu einer ungeheuren Vielfalt, sich so oder aber auch ganz anders einzurichten und zu meinen, dass die getroffene Wahl einzigartig richtig ist. Wenn er erst einmal entschieden ist, neigt der Mensch nicht nur dazu, diese Entscheidung für gut und richtig zu halten. Sogar die begleitenden Emotionen richtet er so ein, dass das in seiner Welt alles ganz normal ist. Mir fällt als gutes, aber unbedeutendes Beispiel wieder der Hundebesitzer ein. Würde er seine eigene Notdurft eintüten und in der Jackentasche herumtragen, bis ein Abfallbehälter auftaucht? Weil es nicht sein muss, würde man ihn wohl nicht dazu bewegen können. Er würde es extrem unangenehm empfinden und sähe sich im Beisein anderer Leute sogar gedemütigt. Verschärft man aber das Gedankenspiel und bietet die Notdurft eines andern an, dann ändert sich an der Ablehnung nichts. Verschärft man das Gedankenspiel noch einmal und nimmt ein ganz anderes Säugetier, etwa einen Hund, dann sieht die Sache auch nicht gerade appetitlich aus, aber doch wesentlich entspannter. Man kommt im Rahmen der Urbanisierung des Hundelebens eben nicht daran vorbei, soziales Verhalten vorzuleben, indem man den Hundekot aufklaubt und wegträgt. Mittlerweile wird Hundekot in Plastiktüten als besondere Belastung der Zivilisation erkannt. Der Hundebesitzer wird es selbstverständlich auch gut finden, den Hund an geeigneten Vorrichtungen rektal abzusaugen, wenn der Mensch damit als Freund der Hunde und der Menschen überleben kann, weil er ja so anpassungsfähig ist. Die Absaugvorrichtung gäbe es – ganz nebenbei – an jeder Tankstelle und würde den Rohstoff direkt zu einem Dünger für urbane Tomatenzuchten aufbereiten und in einem Rohrsystem weiterleiten. Es wäre zweifellos aber noch besser, wenn der Hund das Ende seiner Entwicklung noch nicht erreicht hat und irgendwann ein Leben ganz ohne Verdauungstrakt bewerkstelligen könnte. Das Tamagochi kehrt zurück und markiert in weiser Voraussicht den Höhepunkt der Tierliebe. Sogar einen Tod könnte man dann durch einen Batteriewechsel als Intermezzo gestalten. Auf Messen für Senioren werden jetzt bereits solche Tiere angeboten. Die Resonanz ist überwältigend.


Und dann auch noch dies:

Ich spüre ein Defizit.

Wenn ich eine meiner Freundinnen mit dem Kinderwagen durch die Großstadt schiebe, verfängt sich immer wieder und dann aber urplötzlich ein Hundehaufen in einem der Räder. Offenbar muss ich während der Fahrt so viel Weitblick und Umsicht walten lassen, dass die Anforderungen der allgemeinen Verkehrssicherheit dagegen unbedeutend sind. Damit fühle ich mich überfordert.
Ich möchte sagen, dass es ja nur immer ein einzelnes schwarzes Schaf ist, das sich einen ungeeigneten Hund hält, der in die gänzlich unvorhersehbare Fahrspur des Kinderwagens kackt. Aber das ist nicht so! Das schwarze Schaf hat ja bereits unter der sengenden Sonne seinen Hund im verschlossenen Auto zu Tode gegrillt, als das Schaf mal kurz im Biergarten war. Zum Glück lag der Hund auf Backpapier.
Jetzt bleibt mir nur, auf den städtischen Grünflächen bei den spielenden Kindern stets noch eine reinigende Sonderfahrt anzuhängen. Oder ich warte darauf, bis der Heimwerkermarkt ein Spray anbietet, daß wie von Zauberhand alle Räder kurz und schmerzlos keimfrei macht.

Und dann auch noch das (im November 2015):

15 000 € hat die Stadt Bonn jährlich für die Hundekottüten ausgegeben. Jetzt ist Schluss damit!
Es ist mir zu ekelig, jetzt auszurechnen, wie viele Hundekottüten man für das Geld bekommt und für die Hunde in der Stadt Durchschnittswerte zu entwickeln, wie viele solcher Tüten man für so einen Hund mit wie viel Inhalt veranschlagen könnte.
Zu vermuten ist aber, dass Tüten dieser Art als Gefrierbeutel zweckentfremdet werden.

Bienenklicken

Pro 7 sammelt Klicks und zahlt dafür Geld zur Rettung von Bienen.

Mit unserem Zuspruch adeln wir Pro7, die – wie sie sagen – „Verantwortung zeigen“, weil sie Geld für Bienen spenden, wenn wir nur fleißig bei Facebook klicken. So, wie die behauptete Verantwortung offensichtlich einer Werbeidee zuzuordnen ist, wird sie auch an den Spender weitergereicht. Er soll tatsächlich glauben, dass ein Klick Geld losschlägt und eine Biene rettet.

Abgesehen davon, rechnen sich solche Klicks auch abzüglich der Spenden recht gut, weil sie den Zuspruch für den Sender erhöhen. Legendär ist ja das gleiche Werbeprinzip am Beispiel einer bestimmten Brauerei, die dem Trinker zumutet, den Regenwald zu retten, wenn er deren Bier trinkt und die Brauerei einen Teilgewinn in Bäume investiert.
Die Bienen kranken aber nun nicht weltweit daran, dass ihnen Geld fehlt. Die Bienen kranken nämlichandenselbstgewählten, weltweit wirksamen Lebensbedingungen der Menschen, allen voran die Versorgung derWeltmitlandwirtschaftsbezogenen PestizidenunddieHypermobilität der Menschen.DieMenschenkarren die Bienenvölker mit ihren Parasiten immerzu durch die Gegend und beförderndamitlokaleKoexistenzen von Biene und Parasit zum weltweiten Befall mit tödlicher Wirkung. Wo die Bienen auch sind, den Pestiziden können sie heutzutage nicht mehr ausweichen und den Parasiten auch nicht.

Ein verantwortliches Handeln bestünde darin, chemische Ressourcen einzusparen und insgesamt langsamer zu leben. Dazu bedarf es ausdrücklich nicht des Geldes, das ohnehin im turbokapitalistischen Übermaß die Welt flutet. Das Umdenken ist absolut billig zu haben und Pro7 spielt danach auch eine noch bescheidenere Rolle. Sie können dann in der verbesserten Welt über eine weitere Verbesserung der Welt berichten.

hot dog station

Aus Berlin hört man viel über einen Streit, an dem Hunde in der Stadtlandschaft beteiligt sind. Überall liegt Hundekot herum, auf Straßen, deren Mittelstreifen und Fußwegen, in Parks und in Badeseen. Jetzt ist der Kot sogar auch häufig in bunten Tüten verpackt. Sie setzen Farbtupfer und warten auf eine Abfuhr, die es nicht gibt.
Je urbaner der Lebensraum der Menschen gestaltet ist, desto eher stoßen der Hund und sein Frauchen / Herrchen an Grenzen: Alles ist notdurftgedrungen reglementiert und verpflanzest und die Freiheit des Hundes konfligiert unmittelbar mit dem läufigen Menschen. Der Mensch sieht die Stadt an, als wäre sie allein für Menschen gebaut. Dabei weiß jeder, dass die Einsamkeit in den Städten eines zuverlässigen Freundes bedarf. In Japan gibt es sogar schon mehr Hunde als Kinder. Hunde sind preiswerter, bleiben auf Wunsch auch wohnungsgerecht klein und bergen vorbeugend ein geringeres Risiko als Kinder. Also kommt man auch hier am Hund nicht vorbei. Alles, was es für den Menschen gibt, wird deshalb nach und nach auch für den Hund installiert. Der Unterschied besteht darin, dass aber nicht der Hund eigenmächtig die Dogstation aufsucht, sein Besitzer ist nämlich stets führend dabei. Der Hund selbst würde, wenn schon nicht anarchistisch, also doch rücksichtslos gegenüber menschlichen Ansprüchen, seine Notdurft schamlos in der Öffentlichkeit verrichten.
Die Kontroverse bleibt ein Spiel zwischen Hundebesitzern und denen, die sich vom Hund irgendwie in die Enge getrieben fühlen. Der Hundebesitzer fordert immer wieder irgendwie und irgendwo Toleranz an und entschuldigt sich beiläufig und routiniert für die vielen anderen, die verantwortungslosen Hundebesitzer. Sein Widersacher mag Hundekot einfach nicht und sieht seine Toleranz nicht darin, Hundekot selbst aus seinen Profilsohlen zu kratzen oder einen Service damit zu beauftragen. Eltern von freilaufenden Kindern sehen sich gar mit suchendem Blick als lautstarke Warnmelder im Einsatz und bleiben im Gelände von der Schönheit der Stadt abgelenkt. Selbst wenn der unbeteiligte Beobachter sieht, dass eine vornehme Hundebesitzerin den Kot vorschriftsmäßig mit einer Tüte aufklaubt, sie dann auf links zieht, verknotet und schließlich in die Manteltasche steckt, wendet er sich angewidert ab und kämpft mit einem ungewollt üblen Speichelfluss. Eine große Sensation war es, als so ein unbeteiligter Beobachter einmal mit einer Bekannten aus einer anderen Kultur in einem hundeverrückten Bezirk der Stadt immer wieder auf angeleinte Hunde traf. So etwas kannte seine Bekannte gar nicht und spekulierte lange darüber, was ein Hund in der Stadt zu suchen habe und warum er an einer Leine ist.
Das Ich-hab-nichts-gegen-Hunde-aber erinnert etwas an die Einleitung eines Rassisten, seine Ideologie schmackhaft zu machen. Ich möchte es aber trotzdem nutzen, denn wir planen und betreiben unsere Städte ja grundsätzlich hundefrei. Allein um die Stadt weiterhin hundefrei betreiben zu können, gibt es ein Behelfsregularium, den Hund möglichst rückstandslos durch die Stadt zu schleusen. Den Hotdogstationen vis à vis liegt die Dogstation so geschickt, dass sie nicht weiter auffällt. Die öffentlichen hundbezogenen Dienstleistungen gibt es also nicht zur Freude der Hunde, sondern allein zur Aufrechterhaltung des human unbeschmutzten Lebens. Der Hundebesitzer, der nicht vorsorgend ausgestattet ist, findet am Rand aller Hundebewegungszonen kostenfreie Tüten in Entnahmebehältern, deren einziger Zweck aufgedruckt ist.
Hund
Ich leiste mir etwas besonderes, obwohl ich mich dafür etwas schäme. Auf Kosten der Allgemeinheit hole ich mir unbemerkt immer einmal wieder so eine Tüte, um sie als Geschenkverpackung einzusetzen. Das kommt immer wieder gut an, mit Pralinen und mehr. Das ist wenig aufwändig, preiswert, originell und stiftet einen Gesprächsanlass.
Man muss ja nicht gleich Hundebesitzer anzünden, um im Dschungel der Großstadt, den Überlebenskampf mit einem Fanal zu krönen.

Nur keine Eile

Die kurzen Tage haben jetzt ein Ende.
Das Gras rankt bald an den Sonnenstrahlen.
Der schutzlose Müll an den Autobahnen
hat einen weiteren Winter überlebt und ist Legende!

Schon bald wird frisches Grün
die alten Sünden verschwinden lassen.
Nichts geht jedoch über eine exakte Trennlinie zwischen dem schnellen Asphalt und dem besinnlichen Grünstreifen.
Nur keine Eile!

Strup van Hondenpoep: Kreuzigungsdynamik

SvH15
Strup van Hondenpoep: Kreuzigungsdynamik

 

 

Strup van Hondenpoep, der bekannte flämische Neoexpressionist, macht in seinem Zyklus Glück zum Jahreswechsel ein weiteres Werk der Öffentlichkeit zugänglich.

Unter dem schlichten Titel Kreuzigungsdynamik, zeigt er in dem für ihn typischen Struppistil eine als Hochrelief ausgebildete höchst dynamische Kreuzigungsszene auf Gehwegplatte, die auch den nichtprofessionellen Ausstellungsbesucher einmal mehr beeindrucken wird.

Das Werk ist unbegrenzt zugänglich auf der Thomashofstraße vis-à-vis Ungarnplatz in Aachen.

Das Klima? Alles prima!

Die USA und China wollten gerade, wie die Presse berichtet, ein Zeichen setzen. USA und China sind die mit Abstand größten Hersteller des Treibhausgases Kohlendioxyd.

Wenn China nun zusagt, zur Rettung des Weltklimas den Ausstoß von Kohlendioxid im Jahr 2030 zu deckeln, dann bedeutet das im Klartext, dass man 15 Jahre weiter macht wie bisher – und bis dahin dann wohl auch noch vergessen haben will, dass 2030 eigentlich eine Begrenzung stattfinden soll.
Wenn nun die Medien diese Zusage als Fortschritt im internationalen Klimaschutz verkaufen, dann wirkt das bescheiden. Es ist aber falsch.
Die Klimaziele der USA sind ebensowenig ambitioniert.
Es ist aber schön, dass ihr schon einmal darüber gesprochen habt.

Lagerhaftung für ausgewählte Atome

Dies ist eine Nachdenkung nahezu bis ans Ende der Welt.

Seit dem September 2014 gibt es ein Bundesamt für kerntechnische Entsorgung (BfE).

Es hat die Aufgabe, ein Endlager für Atommüll zu suchen und das Geld dafür bei den Müllproduzenten einzutreiben.

Wer wünscht sich nicht einen Ort, an dem alle strahlenden Abfälle und die diesbezüglichen Sorgen der Menschen für ewig begraben werden?

Während der Körper eines Lebewesens in wenigen Jahren zum Humus, also zur Grundlage für neues Leben wird, ist es bei strahlendem Material anders. Es sieht dauerhaft viel ansehnlicher aus, aber seine zerstörende Wirkung haucht über viel Jahrtausende tödlich aus dem Grab.

Es wurde fahrlässig versäumt, die Endlagerfrage zu stellen, bevor der strahlende Müll als kalkuliertes Nebenprodukt auf der Welt war. Aber wahrscheinlich ist diese Fahrlässigkeit doch eher als Kollateralschäden bei einem aggressiven Geschäft zu verstehen, denn kein Mensch produziert doch Gift, ohne zu Wissen, was er damit anfangen wird.

Gesucht wird nun also ein Loch in der Erde, das die strahlende Wirkung für ungefähr 100 000 Jahre abschirmt. Der Geologe und der Mensch, der sich so einen Zeitraum unvoreingenommen vorausdenkt, weiß genau, dass es gar keine unterirdischen Formationen gibt, die eine derart dauerhafte Sicherheit gewährleisten. Die Hoffnung, zukünftigen Lebewesen könne die Radioaktivität nichts anhaben oder sie seien gar in der Lage, der Gefahr mit neuen Technologien ein Ende zu machen, läßt sich allerdings nicht mit einer Wahrscheinlichkeit belegen und muss deshalb außerhalb der Betrachtung bleiben.

Deshalb bleibt nur eine Lösung: Es bedarf keines Endlagers, sondern eines dauerhaften und mobilen Zwischenlagers, damit man von Fall zu Fall durch die Jahrtausende neue Zwischenlager einrichten kann, wenn bisherige unsicher werden. Damit lässt sich sehr gut das Verursacherprinzip fortschreiben. Wir tragen unsere Lasten im Rucksack durch die künftige Menschengeschichte. Das ist keine schlechte Voraussetzung, für die Zukunft auch die Verantwortung zu tragen.

Es wäre gut, das neue Bundesamt mit einer wirklichkeitsnäheren Aufgabe zu betrauen. Mit der Suche eines Endlagers wird der Bürger mit zweifelhaften kommerziellen Interessen hinters Licht geführt. Er soll auf Teufel komm raus glauben, ein Endlager sei möglich. Deshalb wird das Wort so lange in den Sprachgebrauch hinein gedrückt, bis der letzte Mensch tatsächlich glaubt, dass es etwas gibt, was es eigentlich nicht gibt.