Zwischen Leben und Tod

Der Mangel an Parkplätzen in der Innenstadt hat viele Vorteile. Bei einem Spaziergang zu meinem eigentlichen Ziel habe ich heute wegweisende Aufnahmen gemacht.

Noch relativ frisch geduscht warte ich gerade auf eine Untersuchung …

Etwas später: Das Ergebnis ist hervorragend gut.

Ich schreibe das nur, weil das ganze Leben dazwischen stattfindet – ebenso wie in jedem Film, der  immer genau zwischen den Bildern abläuft …
[in memoriam Werner Nekes]

Wofür halten sie mich?

Damit ich nichts vergesse, habe ich einen Terminkalender. Da mischt sich gern die moderne Onlineplattform zur Terminvermittlung bei Ärzten namens Doctolib ein. Diese Plattform hat mir einmal einen günstigen Termin in einer weit entfernten Stadt besorgt, während sie die günstigen Termine in meiner Gegend mutmaßlich in dieser entfernten Stadt an den Patienten gebracht hat. Jedenfalls hält mich diese Plattform wohl für ziemlich dösig. Die Erinnerungen an den Termin per Mail nehmen kein Ende und ich lese zum x-ten mal auch, dass ich die Praxis in der ersten Etage auch gut mit dem Aufzug erreiche, wo ich parken kann und wie ich meinen Termin verlegen kann und vieles mehr. Würde ich derartige Erinnerungen und Hinweise in meinen Kalender einbauen, würde er mit mir an Erschöpfung zusammenbrechen.

Die freie Arztwahl wird bei Doctolib sehr stark beachtet. Meistens will man ja einen Termin und keinen  Arzt als Auswahlkriterium. Die Ärzte mögen einen noch so interessanten Lebenslauf haben, wenn ich keine Erfahrungen mit einem ganz bestimmten Arzt habe, die ich liebend gern erneuern  will, ist er nur ein unvermeidbares Anhängsel, um einen Termin zu buchen.

Einmal hatte ich in diesem System einen Termin bei Dr. Z. gebucht. Beim Einchecken in der Praxis hieß es dann, dass man gar nicht wisse, ob der Dr. Z. mich überhaupt behandeln würde, man werde das aber noch klären. Als Privatdozent wird ihm vom Personal offenbar lieber eine andere Arbeit zugeschoben. Ich habe dann an zwei unterschiedlichen Wartepositionen der geräumigen Praxis an diesem Text hier geschrieben und diverse Zeitschriften gelesen, die man so richtig anfassen konnte. Sie hatten bedauerlicherweise keine Umblätterhilfe. Dass man so etwas über Jahrhunderte ertragen hat, verstehe ich nur schwer. Dann wurde ich ausgezeichnet von Dr. Z. bedient. Ich habe es aber auch schon erlebt, dass der gebuchte unbekannte Arzt als Platzhalter im Onlinesystem fungierte. Es hat mir ohne Federlesen ein völlig anderer und ebenfalls unbekannter Arzt zur Gesundheit verholfen. Warum bestimmte Igelleistungen nicht von der Krankenkasse übernommen werden? Das fällt in den Zuständigkeitsbereich der Krankenkasse – hieß es – obwohl sich die Frage danach immer nur in der Arztpraxis stellt. Das ist alles etwas seltsam. Aber offenbar funktioniere ich gut im Gesundheitssystem. Ich bin so scheiße gutmütig, vor allem, wenn ich etwas krank bin.

Arzt und Apotheker sind nicht allein

Die Werbebranche lebt doch sehr agil, wenn es um die Werbung für Medikamente geht. Selbst frei verkäufliche Medikamente mit zweifelhafter Wirkung sollen wirksam in der öffentlichen Meinung ankommen. Deren Hersteller freuen sich nun, endlich einmal mit den Herstellern der ernsthaften Medizin auf Augenhöhe geadelt zu werden.  Das gilt auch für den Hersteller einen Mittels gegen Blähungen, dessen Werbung am Ende mit einem Furz eines Hundes aushallt. Danach kommt  ein grauer und äußerst schnell gelesener Warntext in Bild und Ton. Der Gesetzgeber will damit die Naivität aus den Werbeversprechungen herausnehmen und weist auf die Fachexperten hin.

Menschen aller Generationen kennen den Text: „… und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“ auswendig. Die ganze Republik kann den Text fehlerlos und schnell nachsprechen.

Nun hat die Bundesregierung den Warntext aber geändert, weil an den Genderprofis vorbei die ganzen Jahre nicht aufgefallen ist, dass es auch Ärztinnen und Apothekerinnen gibt.

Wie bei allen wichtigen Reformen erscheint die neue Variante, die wir nun lesen und hören, aber auch nicht so ganz optimal zu sein. 

Neuerdings lautet der offizielle Warntext: „Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt oder fragen Sie in Ihrer Apotheke“.

Es bleibt nämlich unbeantwortet, ob man in der Apotheke nun den Apotheker oder die Apothekerin fragen soll oder gar noch jemanden anders, der da so `rumläuft. Die Apotheke selbst kann ja wohl hoffentlich erst dann sprechen, wenn ihr demnächst ein Anrufbeantwortungs- oder Kundenbedien-BOT implementiert worden ist.


Es ist schade, dass „der Deutsche“ im internationalen Vergleich den Ruf verdient, sehr fehlerhaft gründlich zu sein, auch wenn es sehr viel Zeit kostet.

Claude Ekel oder der Aufruhr der Aerosole

Immer wieder gibt es Berichte in den Medien, dass dem geöffneten Klodeckel beim Abspülen allergefährlichste Aerosole zu verdanken sind. Der Rat ist dann, stets den Deckel vor dem Abspülen zu schließen. Das behindert die Krankheitserreger, verhindert sie aber nicht. Wenn ich nun das Klo sauber verlassen will, öffne ich nach 15 Minuten, wenn sich der Aufruhr der Aerosole gelegt hat, den Deckel abermals, um mit der Klobüste nachzuarbeiten, wiederhole das Deckelprozedere und besetze oder verriegele den Toilettenraum für weitere 15 Minuten während die Bürste ungeschützt so vor sich hin sprenkelt.

Man beachte die zarte Klofußumpuschelung!

In der Theaterpause dürfte das nicht zu schaffen sein. Wir brauchen den gläsernen Klodeckel, der sich für eine bestimmte Zeit am Topf festsaugt und eine auf Knopfdruck selbsttätige Klobürste, die völlig unzugänglich arbeitet. Die Ingenieure vom Fach haben da wohl etwas verkackt.

Triage …

Triage ist ein Begriff aus der Katastrophenmedizin und beruht auf leidvollen Erfahrungen. Aus diesen Erfahrungen kann selbstverständlich für die Medizin außerhalb von Katastrophen das eine oder andere übernommen werden. Triage bezieht sich auf Situationen, in denen sehr viele Schwerverletzte in einer unübersichtlichen Situation nach einem Alarm auf Fachleute aus dem Gesundheitsbereich treffen, die keine helfende Infrastruktur vorfinden aber in der Not wenigstens mobile, aber immer noch unzureichende Hilfsmittel dabei haben, um trotzdem wirksam zu helfen. Sie haben also keine Rechtsnormen oder Verständigungen über Verfahrensweisen und sie müssen unmittelbar handeln. Dabei ist es meist so, dass man eben nicht allen gleichzeitig helfen kann und sich punktuell denen zuwendet, deren Verletzung unmittelbar behandelt werden muss und die nach einer ersten Einschätzung in der bestehenden Situation auch wirksam, meist lebensrettend geholfen werden kann. Auch medizinische Verfahrenstechniken und Hygienebedingungen sind dabei meist eingeschränkt. Man wendet sich dann mit medizinischer Absicht nicht denen zu, die mutmaßlich sehr schnell sterben werden. Die Situation ist also stets ethisch unbefriedigend und dennoch vom Ethos der Medizin getragen. Es ist naheliegend, dass in solchen Situationen die Rechtslage pragmatisch in den Hintergrund tritt. Gleichwohl bleibt die Frage bestehen, oder der eine oder andere Akteur in dieser und jener Situation nicht anders hätte handeln müssen. Eine Antwort dazu wird es aber nur selten geben, weil jeder Akteur mit seiner schnellen Einschätzung per se einen schmalen Blickwinkel hat und nicht über die Zeit verfügt, um weiter differenzierend zu gucken und dann auch zu handeln.

Der Bundesgerichtshof hat nun in einem Urteil feststellt, dass es einer Regelung des Gesetzgebers bedarf, um Behinderte davor zu schützen, in einem Triageverfahren aussortiert zu werden. Das gebietet das Grundgesetz. Das ist einerseits richtig so, verordnet aber der medizinischen Praxis in der Katastrophe Regelungen, die für die geordnete Bewältigung entwickelt worden sind, also beispielsweise eine Begutachtung einer Patienten unter 4 oder gar 6 Augen. Und damit verlässt der Schrecken der Triagepraxis die Katastrophe und zwingt alle Akteure in einen zeitfressenden bureaukratischen Ablauf, den es ja gerade zu vermeiden gilt.

Man merkt schnell, dass sich die Ungerechtigkeit in Situationen der Triage nicht vermeiden lässt. Deshalb sollten im Vorfeld einer Triage alle Vorkehrungen getroffen werden, dass sie erst gar nicht eintritt. Das sichert letzt sich auch die Rechtsstaatlichkeit. Man braucht also politische und administrative Regelungen im Vorfeld der Triage, deren Nichteinhaltung an unmittelbare Konsequenzen gebunden ist.

Corona aus dem Automaten

Es ist Anfang März 2021:
Die Bürde der Verantwortung im Umgang mit Corona ist so unermesslich groß, dass man sich einen politischen Automatismus ausgedacht hat, der fortan entlastet und alles selbst regelt.

Es gibt nun Lockerungen im Lockdown, die hie und dort sogar kleine Schneisen der Freiheit zu vernetzen ermöglichen, wenn bestimmte Messwerte eingehalten werden.

Beispielsweise öffnen wir die Gastronomie. Und weil der Satz gilt, dass soziale Kontakte keine absolute Sicherheit bieten, ist es nicht unwahrscheinlich, dass Cafébesucher die gewonnene Freiheit auch direkt wieder verspielen. Dann wird Ihnen das Café bei steigenden Zahlen wieder weggenommen.

Wir haben mit den Automatismus in Wahrheit ein Konditionierungsprogramm für Entgrenzungsliebende: Bleiben sie zu Hause, bekommen sie ihr Café wieder zurück. Damit sind die Erfinder des Automatismus fein raus. Die Umsetzung erfolgt dezentral und der Bürger merkt sehr bald, dass er durch sein Verhalten selbst bestimmt, wie die Kurve der Infektionen gefahren wird.

Soweit, so gut!

Bleibt nur die dumme Angewohnheit, den Nachbarn für die steigenden Infektionszahlen verantwortlich zu machen.

Auf allen Viren

Virulina (Symbolbild)

Wir schreiben das Jahr 2020. Es gibt einen neuen Virus. Er wird im Volksmund Coronavirus genannt, wie er so schön aussieht. Er ist derart neu, dass niemand über irgendwelche Antikörper gefügt, die ihn unschädlich machen könnten. Allerdings ist es auch so, dass gesunde und junge Menschen oft gar nichts vom Virus spüren. Andere allerdings können daran sterben. Man kann die Symptome bekämpfen oder erträglicher machen, aber gegen den Virus selbst ist noch kein Kraut gewachsen. Bis es einen Impfstoff geben wird, ist es die Strategie, die üblichen Wege der Verbreitung über Tröpfcheninfektion zu versperren. Man wäscht sich oft die Hände und meidet öffentliche Ansammlungen von Menschen. Dass man oft Viren verteilt, ohne sich krank zu fühlen, macht den ganze Auftritt des Virus tückisch. Die Menschen ändern ihre Lebensgewohnheiten und kaufen anders ein, als bisher. Verbreitet wird der Vorwurf, Leute würden hamstern und Unmengen Lebensmittel in ihre Kammern schaffen. Es gibt Fotos von leeren Regalen. Aufrufe, das nicht zu tun, haben offenbar keine Wirkung. Desinfektionsmittel und Gesichtsmasken sind ausverkauft und werden sogar in Krankenhäusern geklaut und tauchen sogar auf Märkten wieder auf, weil sich ihr Wert gesteigert hat. Dabei ist ihr Nutzen gegen den Virus für Privatpersonen begrenzt. Allerdings sind die Ärzte und Krankenhäuser an der Materialknappheit auch selbst schuld. Die Vorratshaltung ist schlecht und die Lieferketten sind derart auf Sparsamkeit getrimmt, dass weltweit der Nachschub fehlt, weil die chinesischen Produzenten ausfallen und den chinesischen Markt bedienen.

Das mit den Hamsterkäufen sehe ich zudem vollkommen anders, als es gerade medial vermittelt wird.
Wenn wir, wie gewünscht, unsere Umtriebigkeit reduzieren, was ja zur Verzögerung der Ausbreitung des besagten Virus beiträgt, weil man eben Verbreitungswege reduziert, wenn man also auch verstärkt zu Hause bleibt, dann ändern sich auch die Einkaufsgewohnheiten. Man kauft eher dann, wenn es in den Läden weniger drängelig und hektisch ist und kauft mehr, aber auch seltener. Das Warenangebot richtet sich hauptsächlich danach, was gekauft wird. Wenn sich die Kaufgewohnheiten ändern, dauert es also etwas, bis die Änderung logistisch nachvollzogen ist. Der just-in-time-Ablauf hat also einen kleinen Knick. Wenn beispielsweise jeder Käufer plötzlich zwei Großgebinde Toilettenpapier mitnimmt anstatt einem, dann ist bereits eine Lücke auf der Palette, wie man sie noch nie gesehen hat, die aber dann auch wieder aufgefüllt wird. Der Einkauf folgt den Versorgungsansprüche im Alltag und der Vorratshaltung aus akutem Anlass. Und ab und zu springt dabei auch mal ein Hamster vom Warenbeförderungsband und verschwindet in der Cerealienabteilung. Das ist normal! Es wird selten sein, dass in diesen Zeiten jemand mehrere Großpackungen Hackfleisch in den Kühlschrank stopft.

Die Vorratshaltung ist unter Mensch und sogar im Tierreich immer und überall ein Thema des Überlebens. Sie ist in den tiefsten Schichten der Entwicklung und des Bewusstseins verankert und läuft bereits ab, ohne dass man daran denkt, also im Kleinhirn. Dagegen kann man sich zwar intellektuell positionieren, aber nicht mit Erfolg.

Ach: Eine Apotheke in Bonn bietet gerade erfolgreich 100 ml Sterillium für 32 € an. Ein gutes Geschäft.

Ein kleiner Nachtrag:
Im Jahr 1961, also im kalten Krieg, hat die Bundesregierung alle Bürger mit sehr viel Aufwand zu Hamsterkäufen aufgefordert. Der Grund war die prekäre Sicherheitslage, in der man mit dem Schlimmsten zu rechnen hatte. Es gab sogar besondere Plakate mit Eichhörnchen, den vermeintlichen Superhamstern. Die Aktion war erfolglos. Es fehlte eben das Gefühl, in einer Notlage zu sein.
Das belegt meine These, dass über Hamsterkäufe nicht mit Argumenten entschieden wird.

Impfpflicht als Politshow

Ich habe mir mal die Statistik beim Robert Koch Institut (RKI) angeguckt. Dort wird akribisch die Impfstatistik geführt. Die Impfquote gegen Masern steigt über viele Jahre – wenigstens seit 2004 – bis zum heutigen Tag kontinuierlich und liegt bei 97,1% bzw. 92,8% für die 2. Impfung. Beide Impfungen sind für einen dauerhaften Schutz erforderlich.

Das bedeutet zunächst, dass es überhaupt keinen Grund für den Gesundheitsminister Spahn gibt, das Thema überhaupt, und dann auch noch gerade jetzt, in die Öffentlichkeit zu tragen.

Man kann zwar stets mit einer Quote von unter 100% unzufrieden sein, wird sich ihr annähern, aber sie letztlich nicht erreichen können. Die Quote der 1. Impfung zeigt, dass das System zur Werbung und Unterstützung für das Impfen nahezu lückenlos funktioniert. Der angestrebte Herdenschutz wird bei 95% angenommen. Wenn also die Quote der 2. Impfung etwas unter dem Herdenschutzniveau liegt, dann liegt das offenbar daran, dass das enge Betreuungssystem von Kinderärzten und Erziehern, das zur erfolgreichen Impfung beiträgt, bei älteren Kindern etwas gelockerter ist. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass – bis auf unvermeidbare Einzelfälle – Eltern die erste Impfung der Kinder durchführen lassen, die zweite aber plötzlich verweigern. Die 2. Impfung geht wahrscheinlich oft einfach nur in der Alltagsgestaltung als wichtiges Thema verloren. Gerade deshalb ist es aber wichtig, durch eine gezielte Wertschätzung betroffener Kinder und Eltern neue Wege zur 2. Impfung einzurichten und verlässlich zu etablieren. Bei ca. 6 Millionen funktionalen Analphabeten in Deutschland reichen dann auch Werbebroschüren und Briefe zur Werbung nicht aus.

Der aktuelle Hype um die Impfpflicht ist jedenfalls ein politisch aufgeblasenes Medienmonster ohne sachliche und aktuelle Bedeutung.

Es gibt allerdings eine nicht zu unterschätzende punktuelle Ideologisierung rund um bestimmte Einrichtungen, die Impfungen ablehnen. So gibt es Freundeskreise und Subkulturen, in denen die Impfquote bei der 2. Impfung bei 25% liegt. Das wurde wohl auch einmal in der Freien Waldorfschule Erftstadt so ausgezählt. Und das ist gefährlich! Es trifft nicht die Volksgesundheit, sondern auch die Menschen in der jeweiligen Einrichtung.
Aber in solchen Fällen hilft auch keine Impfpflicht, sondern eine deutliche Ansprache der jeweiligen Ideologieträger und ihrer Gefolgschaft, ohne dass man dazu ein spezielles Gesetz mit Sanktionspotential benötigt. Die Experten fordern so ein Gesetz ja wohl auch nicht, sondern nur ein Minister.

Dass der Hype je nach Medium auch noch von dämlichen Symbolbildern und Symbolfilmen der Kategorie „Spritze sticht im Fleisch“ begleitet wird, verursacht zudem Schmerzen.