Splitter

Das Spiel ist aus.

230Olympiazwerg
• Zwerg 230 • von Christian

Das olympische Spiel gewinnt an Fragwürdigkeiten. Die Vielfalt der Ungereimtheiten sorgt für Unterhaltung. Ich habe sie unsystematisch aus der Berichterstattung herausgeklaubt und nenne sie Splitter.

Splitter sind nicht nur klein, wie bei der Eissplittertorte,
sondern auch tückisch, wie beim Splitter im Fuß.

Mein Olympiasplitter:
Nachdem die Doppeltrapschützen ab und zu einen fliegen gelassen haben, haben die Kanuten ordentlich einen rausgehauen.

Mein Olympiasplitter:
Dass die Olympischen Spiele weltweite Beachtung finden, merkt man an jeder Ecke:
Hier in der Küche spielt gerade ein Mensch einen Pferdepart aus dem Dressurreiten nach.

Mein Olympiasplitter:
Auf dem Golfplatz der Olympischen Spiele leben Kaimane. Da ist wahrscheinlich auch der blutverschmierte Triple Bogey nicht weit.

Mein Olympiasplitter:
Stell dir vor, du analysierst in deinem Beruf Dopingproben und tagtäglich wird ein Hektoliter Urin angeliefert.

Mein Olympiasplitter:
Die Reporter haben neuerdings immer etwas mit Hose drauf.
„Sie hat einen braunen Strich in der Hose.“
„Das springt man nicht aus der kalten Hose.“
Ich muss mir dann in der Metaberichterstattung immer erklären lassen, was das jeweils bedeuten könnte.

Mein Olympiasplitter:
„Mit einem Wallach in die Weltspitze — Wie muss man sich das vorstellen?

Mein Olympiasplitter:
Heute war es besonders schlimm! Ich gucke die begnadeten Körper der Olympischen Spielen in Rio. Die allgemeinen Nachrichten werden etwas verschoben, um das laufende Hockeyspiel bis zum Ende zeigen zu können. Danach kommen dann aber doch nicht die Nachrichten, sondern zunächst 10 Minuten Werbung. Beworben werden ausschließlich unnötige Dinge, die an die Adresse der älteren und irgendwie behinderten Menschen gehen. Es geht um Durchfall, Gelenkschmerzen, irgendwelche Vitamine. Man sieht auf alt geschminkte Darsteller, die sich aus der Gebrechlichkeit in die wendige Jugend beamen. Ich finde diese Art der Werbung zum kotzen und sehe überhaupt kein Argument, warum man eines dieser beworbenen Produkte kaufen und den Hersteller reich machen sollte.

Mein Olympiasplitter:
Die Brasilianerinnen haben den Deutschen kein Paroli geboten und daraufhin haben die Deutschen die Brasilianerinnen abgeschossen. – Ich werden Beachvolleyball vermissen.

Mein Olympiasplitter:
„Wir haben gesehen, dass er Verdauungsprobleme hat.“ (TV-Kommentar zum Wettbewerb im Gehen). Ich habe es auch gesehen und finde, dass es spontan sehr flüssig und sachgerecht ausgedrückt wurde.

Mein Olympiasplitter:
Die Sparkassenfinanzgruppe wird mir um keinen Deut sympathischer, weil ich zwischen den Teilen der Berichterstattung unzählige Male darauf hingewiesen werde, dass diese Gruppe die Berichterstattung präsentiert, zumal die Deutung mitschwingt, dass ohne so eine Präsentation die Berichterstattung nicht denkbar ist.

Rex Hoeneß

Der höchst selbstgerechte und fremdgerechte Egomane Hoeneß bastelt sich jetzt auch seine Resozialisation selbst zurecht.

Sein Steuerbetrug bis zum bitteren Ende zeugt von einem Menschen, der die Welt als einen Baukasten betreibt, der ihm jedes Heil für seine sensible Seele liefert. Es war kein Zufall, dass er bei der Wahl seines Nachfolgers als Präsident des FC Bayern lediglich die Bösartigkeit der Welt beklagte, die für ihn, dem entlarvten Verbrecher, nichts Gutes mehr übrig hat und ihn in seinen Grundfesten aus der Verankerung zu reissen droht. Der neue Präsident war ihm Nebensache. Selbst der Almosengeber Hoeneß erscheint plötzlich in einem neuen Licht als selbstgefälliger Regler, der die Gerechtigkeit in der Welt nicht braucht, weil er mit irgendwelchen Geldgeschenken dem einen oder anderen armen Teufel selbst aus der Patsche hilft und darüber berichten lässt.

Als dem als Bundestrainer designierte Daum im Jahr 2000 Kokaingebrauch nachgewiesen wurde, hat Hoeneß das mit dem allgemeinen Merksatz: „Kriminelle haben im Fußball nichts zu suchen“ kommentiert.

Jetzt will Hoeneß als weltbekannter Verbrecher selbst noch einmal gern so ein mächtiger Vereinspräsident werden, wie er es vordem schon einmal war. Es ist nun zu erwarten, dass er seinen Merksatz nun auch auf sich selbst anwendet oder doch zumindest erklärt, warum es ihm mittlerweile gleichgültig ist, ob da ein Krimineller den Fußball bespielen lässt. Man hört dazu nichts. Offenbar haben alle Resozialisationsversuche für Hoeneß bisher nicht viel gebracht. Seine verhängnisvolle Grundorientierung hat wohl doch unbeschadet überdauert.

Ohne Hoeneß ist die Welt sogar so weit, dass sie Kriminelle vom Fußball grundsätzlich eben nicht ausschließt. Andererseits ist die Welt aber nicht so blauäugig, dass sie den Kriminellen – mir nichts, dir nichts – auf den Posten durchwinken, der über allem angesiedelt ist und ein Höchstmaß an Verständnis für die Welt, für den anderen und auch für sich selbst erfordert. Und ein Resozialisationsprogramm wäre in einer Chefetage ohnehin nicht wirksam. Als Assistent des Zeugwarts wären die Bedingungen weitaus besser, sich auch für noch verantwortungsvollere Aufgaben zu empfehlen.

Erstaunlich ist nicht, dass Hoeneß so bleibt wie er war. Erstaunlich ist, dass die Idee verbreitet wird, die Tat und der Täter gingen getrennte Wege. Der Täter wäre also nach der Tat und der verbüßten Strafe in der Rolle eines unbeschriebenen Blattes. Das erinnert doch stark an den mittelalterlichen Ablasshandel. Dahinter verbirgt sich hoffentlich nicht eine Initiative der Trumpianer, die mit ihrem Geld die öffentliche Meinung pachten, um den entfesselten Egomanen zum unerreichbaren Vorbild zu stilisieren.

siehe auch

Was ist schon so schön, wie es aussieht …

Das Fanwesen trägt dazu bei, die Vereine reich zu machen. Es hat sich vor allem im Fußball über die Jahrzehnte immer mehr mit Gewalttätigkeit angereichert und geht vielfach auch Verbindungen mit rechtsradikalen Strömungen ein. Beachtet wird diese unheilige Allianz erst dann, wenn es unübersehbare Exzesse gibt. Die Fans sind bisweilen schlimm, das begünstigende Umfeld aber wohl noch etwas schlimmer.
Die UEFA, der Dachverband des europäischen Fußballspiels, gibt anlässlich der gerade ausgespielten Europameisterschaft, Schützenhilfe: Unter seiner Regie werden alle Filmaufnahmen in den Stadien aufgenommen und für den Gebrauch aller Fernsehanstalten zurecht geschnitten. Zumindest ARD und ZDF sehen darin eine Zensur, die eine sachgerechte Berichterstattung unmöglich macht. Es hat den Anschein, dass es nackte Flitzer, Pyromanen, Räuchermännchen, Werfer von Gegenständen und Großangriffe auf vermeintlich gegnerische Fans nicht gibt. Doch das ist falsch. Auch alle was fies ist, muss der Mensch sehen dürfen, um sich ein Bild zu machen. Alles schön zu reden bleibt der Phantasie des einzelnen überlassen – wenn er das will.

Wintersport im Einklang mit der Natur

Da wird ein Skirennen abgebrochen, weil angeblich die Gesundheit der Sportler an erst Stelle steht. Aber wir haben doch dafür bezahlt, dass wir auf dem eingesessenen Sofa hautnah dabei sind, wenn ab und zu mal jemand in die Fangzäune katapultiert wird. Stattdessen zeigen sie dann eine Konserve aus dem Behindertensport. Dort sieht man auch, wie der Sportler nach einer Querschnittlähmung in den randständigen Leistungssport zurückfindet. In der festen Verbindung mit einem Monoski wird er plötzlich vollständig hilflos durch das Gelände geschleudert. Er bleibt unverletzt. Wenn man sich nur stark genug mit den Darstellern identifiziert, wird das Sofa auf jeden Fall auch die ungeplanten Bewegungen aus dem Fernsehgerät übernehmen. Ich erinnere mich noch daran, dass ein Sofa plötzlich unbrauchbar wurde, als gerade der Wurflutz verunglückt war.

 

Gefahr ist selten rar

In der Zeitung lese ich, dass der Feuerzeugwerfer endlich gefasst ist. Endlich!
Er hatte in einem Fußballpokalspiel zwischen Mannschaften aus Osnabrück und Leipzig ein Feuerzeug auf das Spielfeld geworfen, den Schiedsrichter getroffen und damit sogar das Spiel entschieden. Er ist wohl ein Fan der Osnabrücker Mannschaft. Das Spiel wurde abgebrochen und für die Gastmannschaft gewertet. Der Wurf war offenbar nicht erlaubt. Dabei war er im  Szenario doch nur der Endpunkt übelster aggressiver Beschimpfungen und Bedrohungen, an denen auch Spieler beteiligt waren. Es war im Grunde nur eine naheliegend konsequente Handlung. Das sei alles branchenüblich – bis auf den Feuerzeugwurf – sagt man nun scheinheilig.
In einer Versuchsreihe habe ich festgestellt, dass es ein Zufallstreffer gewesen sein muss. Selbst von Jahrmarktgeschäften wissen wir, dass es nicht so einfach ist, mit ungenormtem Wurfwerk, das ursprünglich ganz anderen Zwecken dienen sollte, leere Dosen umzuwerfen.
Diese Feuerzeuge sind, wie es nun scheint, saugefährlich. Das habe ich bisher nicht gewusst. Ich hätte es wissen müssen, wie der werfende Jüngling auch. Nun wird gegen den jungen Mann wegen gefährlicher Körperverletzung (§224 StGB) ermittelt. Sein Wurfglück paart sich allerdings mit dem Glück, wenigstens noch nach den Maßgaben des Jugendstrafrechts verurteilt werden zu können. Es ist trotzdem nicht nur abzusehen, dass er sein weiteres Leben als Straftäter gestalten muss, er muss auch noch mit zivilrechtlichen Forderungen rechnen, die ihn dauerhaft in der Armut halten, weil seinem Verein vermutlich ein Millionenschaden entstanden ist. Denn Fußball ist ein großes Geschäft, in das sich der junge Mann ganz nebenbei in Tateinheit auch noch eingemischt hat. Beim Geld hört bekanntlich der Spaß auf.
Ich bin neuerdings dafür, Feuerzeuge zu verbieten oder wenigstens nach den Regeln zu behandeln, die auch für andere Waffen gelten. Was war das eine glückliche Zeit, als wir uns noch brennende Streichhölzer nachwarfen, die mit abnehmendem Lichtschein und zunehmendem Rauchwölkchen in der Flugbahn verglühten. Ohne Feuerzeuge würde ich nichts vermissen. Und ich würde nach Gartenfeten nie mehr von allen Fensterbänken, Tischen und Mauern vereinsamte Feuerzeuge zusammentragen, die nun ungenutzt in Kramschubladen liegen und vergeblich darauf warten, gebraucht zu werden. Ich vermute auch eine totale Überfremdung: Deutschland beherbergt sehr viel mehr Feuerzeuge als Menschen. Wir sind nicht der Friedhof der Feuerzeuge dieser Welt!
Ich glaube ernsthaft, dass ein geworfenes Feuerzeug ebensoviel Schaden anrichtet, wie ein geworfenes Butterbrot. Herabfallende Dachziegel sollten dagegen unter das Kriegswaffenkontrollgesetz fallen. Und schon höre ich sie alle rufen: „Scheiß der Hund auf’s Feuerzeug!“ Feuerzeug
Doch ich warne: Der Hund ist in urbanen Lebensräumen auch nicht unproblematisch zu handhaben.

Dressur pur

Dass Dressur und Freiheit gegensätzlich sind, ist unumstritten. Es bedarf einiger Überzeugung aus der Branche der Dressurreiter, zu vermitteln, dass die Unfreiheit der Dressur die edle Freiheit des wilden Pferdes nur vervollkommnet. Die Überzeugungskraft reicht dann auch nicht sehr weit. Außerhalb der Dressurbranche guckt man ungläubig oder wendet sich schnell anderen Sportarten zu. Nur neurotische Perfektionisten können eine als Sport getarnte Tierdressur mögen, die jeden freien Schritt unterbindet und deshalb Kunstfiguren hervorbringt, die lediglich einer konzeptionell gemachten Logik folgen.

Jetzt wurde bei einer Europameisterschaft in Aachen ein krankes Pferd auf die Reitbahn geschickt, damit es sich amortisiert anstatt die Freiheit zu bekommen, die dem Kranken grundsätzlich zusteht. Es ist schief gegangen und die Eigner des Pferdes taten so, als wollten sie es zunächst nicht glauben. Jetzt ist klar, dass sie den Aufschrei des Pferdes totgeschwiegen und sein Humpeln sogar im Wettbewerb großzügig übersehen haben.

Ich sehe in diesem Fall, dass der Umgang mit dem Tier dem Umgang mit einem toten Sportgerät entspricht.
Es sollte doch so sein: Der Tierfreund fragt das Pferd, bevor er sich draufsetzt. Üblicherweise sagt das Pferd auch dann nein, wenn es unverletzt ist. Das ist zu respektieren.
Herrenreiter sind Relikte einer untergegangenen Welt, die mit Geld eine geraubte Anmut falsch inszenieren.
Das Reitpferd steht auch dann nicht kurz vor dem Abitur, wenn es den Ansprüchen genügt und als kostspielige Wertanlage gehandelt wird. Es will vermutlich trotzdem nur ein Pferd sein, auch wenn die journalistischen Berichterstatter es durchaus für möglich halten, dass solche Pferde rechnen und schreiben können und nicht einfach nur flüchten, wie es die Biologen sagen.

die SZ schreibt

Von VIVAT zu FIFAT!

Wer die geheimdienstlichen Animositäten im Verhältnis der USA und Deutschlands und die gewinnträchtigen Intrigen des internationalen Fußballs aufgenommen hat, der wird angesichts des gestrigen Freundschaftsspiels – Deutschland gegen USA – sicher den Gedanken gehabt haben, dass das Ergebnis zuvor abgestimmt worden ist, um den einen ein Erfolgserlebnis zu vermitteln und den anderen für anstehende Aufgaben anzuspornen.

Dafür mache ich gleich noch einmal: VIVAT zu FIFAT!

FIFA als Episode

Die FIFA – so sagt man – ist in Aufruhr, seit Funktionäre unter Korruptionsverdacht verhaftet sind und Entscheidungen über die WM-Vergabe offenbar Ermittlungen ausgelöst haben, weil sie mutmaßlich manipuliert wurden. Aber im Zentrum der FIFA ist es so ruhig, wie im Zentrum eines Wirbelsturms.

Diese FIFA ist ja keineReligionsneugründung mitEwigkeitsanspruch, sondern nur ein Zweckverband, die Dinge des Fußballs weltweit abzugleichen und zu fördern, damit man überall ziemlich gleichberechtigt gegeneinander spielen kann.

Wenn ich nun in diesem Verband oder einen beliebigen anderen Verein Mitglied bin und feststelle, dass die Geschäfte grundlegend am Zweck vorbei gehen und keine Chance habe, daran etwas zu ändern, dann verlasse ich diesen Verein oder gründe einen neuen Verein. In vielen Sportarten ist es übrigens so, dass Verbände mit weltweiter Orientierung parallel arbeiten, sich ab und zu vereinen und abtrennen. Das ist manchmal ineffizient, dafür aber menschlich.
Bei der hohen Bedeutung des Fußballs in Europa wäre es für den europäischen Verband UEFA leicht, die FIFA als selbstgerechte Korrumpierungsanstalt bedeutungslos zu machen und weitaus gerechter zu arbeiten. Selbst ein Zusammenschluss von einigen europäischen Spitzenclubs des Fußballs könnte die FIFA bei einer Verweigerung das Fürchten lehren.
Offenbar sind alle anderen Fußballverbände und ihre Funktionäre aber in ihrer Grundausrichtung so sehr weit von der FIFA des Herrn Blatter nicht entfernt. Denn nur so erklärt sich ihre zaghafte Kritik im Mainstream der öffentlichen Diskussion, ohne dass es eine praktische Konsequenz gibt. Der in der Gegenkandidatur verbrannte jordanische Prinz Ali – in der sprechenden Presse liebevoll aber unverständlicherweise auf dem letzten Buchstaben betont – zeigt bei seinen Auftritten, dass er der Aufgabe nicht gewachsen ist und dass er Katar als WM-Ausrichter auch sehr viel mehr mag als uns lieb ist. Und der UEFA-Präsident Platini – er mag gern auf französische Art auch auf dem letzten Buchstaben betont werden, aber da sind die sprechenden Journalisten sich noch nicht einig – hat zur Stärkung seiner Vasallen ja bereits die letzte Europameisterschaft zum Wohle des Duos Ukraine/Polen durchgesetzt. Die Folge ist eine Dankbarkeit, die blattereske Züge trägt.
Eine Lösung ist offenbar nur zu erwarten, wenn sich der Fußballfan angewidert beispielsweise dem Völkerball oder dem Rhönradfahren zuwendet. Doch damit ist nicht zu rechnen.

Basics of Nordic Walking

Was haben wir gelacht als zum zweiten Mal Spazierstöcke zu Sportgeräten umgebaut wurden. Das erste Mal war es zur Einführung des Hockeys. Sie wurden dann beim zweiten Mal als Sportgeräte für das Nordic Walking adaptiert. Volkshochschulkurse vermittelten fortan, was wir für nicht möglich gehalten hatten: Man kann diese Stöcke falsch benutzen! Und weil wir ja schließlich alles richtig machen wollen, konnten wir lernen, wie es geht und bekamen dann auch noch eines dieser nutzlosen begehrten Zertifikate. Solche Kurse wurden möglich, weil im Dreieck von Sportwissenschaften, Medizin und Betriebswirtschaft in Windeseile eine Theorie für diese neue Erfindung erfolgreich in Auftrag gegeben worden war. Ich verstehe diese Theorie bis heute nicht. Nur dadurch war es aber jedenfalls möglich, Experten zu benennen, Bücher zu schreiben, Zweifel an der wohltuenden Wirkung auszuräumen und Geld einzufahren.

Jetzt sind ein paar Jahre vergangen. Viele haben die schreckliche Geschichte von dem Menschen gelesen, der endlos und verwirrt im Kreis gelaufen ist, weil ihm ein Stock abgebrochen war und der darauf nicht vorbereitet war (Der Postillion berichtete darüber).

Jetzt sehe ich allerdings viele Leute mit imaginären Stöcken laufen. Die Theorie und die vermutlich davon abgeleitete Praxis entwickeln sich kontinuierlich weiter. Der imaginäre Stock ist eine wunderbare Erfindung, die den Stockbruch in der Vergangenheit belässt und fast nichts kostet. Man erkennt den imaginären Stock vor allem an den Handbewegungen des Nordic Walkenden und kann zweifelsfrei ausmachen, ob der Walker das auch richtig macht. Ich gucke immer genau hin. Letztes ist doch tatsächlich jemand im unebenen Gelände mit einem Stock hängen geblieben und konnte den Sturz nur durch eine wahnwitzige Abfangbewegung vermeiden. Ein anderer ist gleich auf feuchtem Untergrund weggeschlittert. Er hat beide Stöcke fallen lassen, um sich händisch im Areal festzukrallen. Ich glaube, er hat die Stöcke gar nicht mehr aufgehoben und einfach liegen lassen.
Herz und Kreislauf sind jedenfalls top und ausgelacht wird auch fast niemand mehr.