Waffenhändler

Jetzt gibt es große Aufregung, weil der heilige Fussball sich mit dem Waffenhändler Rheinmetall gemein macht. Heckler und Koch wird dann wohl auch bald den Sport mit Geld und seinen Vorstellungen zu verbessern suchen.

Als die aktuellen Kriege begannen, die Schlagzeilen zu beherrschen, habe ich ja noch aus Spaß gesagt, nun müsse man Rüstungsaktien von Rheinmetall kaufen. Um reich zu werden, hätte ich damit sogar recht gehabt. So einfach ist also alles ökonomisieren zum eigenen Vorteil. Konzerne, die die Waffen schon in ihren Katalogen zeigen, können nicht anders, als damit ehrlich zu sein. Sie streiten nichts ab, sondern basteln lediglich an Legenden, warum ein Krieg gut ist, wenn man ihn nur gewinnt und dass die Firma mit den begehrten Kriegsgeräten dazu beitragen kann, damit das auch so sein wird. Dieser erzwungenen Ehrlichkeit steht die Ehrlichkeit derer gegenüber, die zivile Güter produzieren, aber ein Auge darauf haben, was sie mit ihren Zwischenprodukten im Krieg verdienen können. Ich meine damit also die Hersteller von zunächst unverdächtigen Gegenständern wie beispielsweise in der Fahrzeug- und Raumfahrtindustrie. Sie tragen nämlich ganz gern auch zur Ausstattung von allerlei Kriegsgeräten, wie Raketen, Drohnen bei. Ihre Ersatzteile werden weltweit und nur schwer zu verfolgen in die Rüstungsindustrie befördert. Andererseits retten sie aber ihr heilvolles Image in dem sie beispielsweise ihre dem Leben dienliche Medizintechnologie werbend vor sich hertragen.

Ich finde es befremdlich, wenn die harten Rüstungskonzerne jetzt mit Panzern in Fußballtore schießen. Ich finde es aber noch eine Spur geschmackloser, wenn die weichen Rüstungskonzerne das gleiche tun.

Offen für vieles

Auch wenn es draußen einmal etwas kühl ist, nutze ich jede Möglichkeit, kurzärmelig durch die Welt zu gehen. Der Grund ist eines meiner überragenden Alleinstellungsmerkmale. Viel Passanten tuscheln dann: „Mensch guck mal, der hat überhaupt kein Tattoo…“ 

Analysierende Zungen verorten mich gar in der Generation Tipp-Ex, weil die Wunden meiner Seele immer so schön verdeckt sind.

Also stimmt das gar nicht, dass ich der Generation Montageschaum angehöre? Oder habe ich mir das wieder einmal ausgedacht, um einer Generation mit nur einem einzigen Mitglied zugehörig zu sein?

Ich frage mich mal …

Das ist die Rückseite der Visitenkarte eines Facharztes, wie sie für die Patienten zur Verfügung steht.

Die Vorderseite ist kaum zu beanstanden. Dass sie die Praxis als Medizinisches Versorgungszentrum des Dr. X und Kollegen GmbH ausweist, daran habe ich mich ja schon gewöhnt. 

Aber diese Rückseite zeigt unleserlich aber deutlich, dass das dort erwirtschaftete Geld hinten und vorn nicht reicht. Ich sollte dort mal den Steuerberater zum Blutdruckmessen dort vorbei schicken.

Es könnte aber auch sein, dass ganz wenige Ärzte im Nebenjob eine sehr große Anzahl solcher Zentren betreiben, während die allein standortbeständige Praxishilfe die Geschäftsführung übernommen hat. Aber das erklärt ja die offensichtliche Armut nicht. – Die Fragen bleiben …

Mein Grundsatz

Ich würde letztens gefragt, was Grundsätze sind. Da überlege ich mal kurz:

Grundsätze sind eben nur einige wenige Sätze, die die Gestaltung der Welt betreffen, aber in der Pauschalität versinken, weil sie die Vielfalt der Möglichkeiten in der Kürze nicht abbilden. Grundsätze sind also letztlich Denkversuche, die idealerweise verworfen werden. 

Es ist im Grunde so wie mit den Vorsätzen und den speziell ichbezogenen Grundsätzen.

Mein ichbezogener Grundsatz lautet bekanntlich:
Ich bin ein humanistischer Anarchist.
Aber auch damit ist das letzte Wort wohl kaum gesprochen.

Der Purzel

Die Hundeversteher werden mir unheimlich. Ich überlege immer, was so ein Hund in einer bestimmten, von Menschen dominierten Situation denken mag. Mir fällt dazu nichts ein. Dass der Hund menschengewollte, oft sogar menschenähniche Attitüden an den Tag legt, ist allein verhaltenspsychologisch zu erklären und damit einleuchtend wie verstörend. Die Nummer mit den Leckerlies macht mir den Hund wohl noch unzugänglicher als er ohnehin schon ist.

Wenn jetzt der mir weitgehend unbekannte Purzel in menschlicher Gesellschaft ganz allein mit einer Halstüte ausgerüstet ist, weil er sonst den Verband an seiner Pfote aufknabbert, weiß ich beim besten Willen nicht, wie seine Ausgewogenheit zwischen ertragen und befreien zustande kommt und ob er mich nicht viel lieber fressen würde.

Das ist Purzel nicht …

Jetzt habe ich mir einmal im Selbstversuch so eine Halstüte auferlegt. Es ist sehr schwitzig und ich traue mich nicht in die Öffentlichkeit. Ob es noch mehr zu berichten geben wird, das kann ich im Moment auf meinem Weg zum echten Hundeversteher noch nicht abschätzen.

Wording als Schattendasein

Es gibt ja unzählige erhellende Adjektive, die es uns ermöglichen, die Substantive des Lebens auch mit lebendiger Individualität auszustatten. Wir können sogar ganz neue Adjektive erfinden und mit ihnen bis zur Ausformulierung spielen. In der Praxis des Sprechens und Schreibens werden Adjektive allerdings bis kurz vor der Vernichtung reduziert – und es bleibt ein Standard, der nicht einmal ausdrückt, was man sagen will.

Mein liebstes Beispiel: Das Adjektiv schön geht mir überall, vor allen Dingen in der medial dargebotenen Kochkunst, total auf die Nerven … Schön ist offenbar allein diese schlotzig-knackig aufgehübschte Kochkunst im Windschatten der Sterneküche. Ein Adjektiv als Floskel zu gebrauchen, das geht auf keinen Fall gut. „Bleibt alle mal schön saftig!“