Schleierhaft bleibt die Kraft der Symbole

Einer Juristin in Berlin entgeht ein Arbeitsplatz, weil sie ein Kopftuch trägt. Immer wieder geht es um die Präsentation des Kopfes und es schließt sich ein langer Schwanz von Ungereimtheiten an. Das passiert nicht, weil wir nichts Besseres zu tun haben, sondern weil wir die Annäherung an Menschen zunächst von bestimmten sichtbaren und fehlenden Symbolen ableiten. Manche Symbole verunsichern mehr als andere. Das Kopftuch ist so ein Symbol.
Schleier und Kopftuch sind Werkzeuge. Es kommt darauf an, welchen Zweck man damit verfolgt. Sowenig, wie der Hammer per se dem Mord dient, dienen Schleier und Kopftuch der Unterdrückung. Das Werkzeug weist also zurück auf seinen Benutzer und eventuell auch auf Machtkonstellationen. Als Symbol muss es gedeutet werden.

In Alltagsbegegnungen pauschalieren wir zunächst gern. Das erlaubt uns eine erste Annäherung. Wenn wir es dabei zu toll treiben, laufen wir vor jedem Handwerker und jeder Kopftuchträgerin weg, bevor wir eine Differenzierung vornehmen können. Wer solchen Differenzierungen ausweicht, sieht gern überall Feinde.
Meine Erfahrungen mitkopftuchtragenden Frauen sind nicht zu beanstanden. Meine Erfahrungen mit verschleierten Frauen sind dagegen schlecht. Die differenzierte Wahrnehmung des Gegenüber war stets derart eingeschränkt, dass weder die Beziehung gestaltet noch das anstehende Sachthema erörtert werden konnte.

Ich will trotzdem gegen den Schleier nichts sagen, sage aber gern, dass es schade ist, wenn sich jemand eines Werkzeuges bedient, um sich aus dem sozialen Miteinander auszuklinken und dass es nicht zu vertreten wäre, wenn fremde Mächte da mitspielen. Ich weiche dann gern – wenn es geht – auf gesichtzeigende Menschen aus und bleibe aber unsicher, ob das da ein begrenzter und bemitleidenswerter oder ein grenzenloser und autonomer Mensch hinter dem Schleier war.
Ich gestatte mir noch einen kleinen Exkurs über die beliebte Behauptung, dass Kopftücher ein Zeichen der Unterdrückung sind:
Zur empirischen Beweisführung, wie sie in der Wissenschaft gilt, ist eine Behauptung dann falsch, wenn es auch nur ein einziges Gegenbeispiel gibt. Als Standard wird immer angeführt, dass die Behauptung „Alle Schwäne sind weiß.“ dann als widerlegt gilt, wenn ein einziger schwarzer Schwan nachgewiesen wird. Das gilt auch für Kopftücher! Die Behauptung: „Kopftücher sind ein Zeichen der Unterdrückung“ ist falsch, wenn man einen Fall dokumentiert, in dem die Unterdrückung einer Kopftuchträgerin ausgeschlossen werden kann.
Eine Kollegin aus dem Deutsch-türkischen Kulturkreis ist stets bemüht zu erklären, dass sie das Kopftuch trägt, weil sie aus einer Laune der Natur heraus nur ganz wenige Haare auf dem Kopf hat und sich das Kopftuch bewährt hat, die Haare unauffällig zu verstecken.
Meine Lieblingsbehauptung ist aber:
„Unter Verschleierungen verbergen sich lediglich Männer, die unerkannt bleiben wollen.“ –
Jetzt bist du dran!

Nur für Heinz Buschkowsky

Wie gesagt: Wirklich nur für Heinz #Buschkowsky …

Bei der #Kopftuchdebatte denke ich immer an eine Nachbarin, die nach dem Frisörbesuch die frische Dauerwelle unter einer durchsichtigen Plastikhaube beschützt, welche unter dem Kinn verknotet wird. Bei mir löst der Anblick Angst und Abscheu aus. Bei einer Begegnung wechsle ich die Straßenseite. Und ich neige dazu, zu behaupten, dass sogar eine Burka keine schlechtere Alternative wäre.
Mein Therapeut sagt, dass ich da durch muss, weil wir ja alle herumlaufen dürfen wie wir wollen und auch schreiben dürfen, was wir wollen.
Ach so:
Ich plane gerade eine Ausstellung meiner Duschhauben, die sich bei Hotelaufenthalten so angesammelt haben. Ich habe Sie bereits in einer Datenbank erfasst.