Durchblick

In diesen blitzsauberen Einkaufszentren ist es üblich, dass Brillenträger angesprochen werden. Letztens war ich unvermeidlich dran!

Sie so: „Darf ich ihnen die Brille putzen?“
Ich so: „Nö!
Sie dann so: „Schade, das hätte sich gelohnt!“
Muss ich mich in aller Öffentlichkeit von unbekannten Menschen derart als Schmutzfink beschimpfen lassen? – Oder habe ich ihr nur die Provision vermiest?

Zertifizierung

Zertifizierungen sind fast immer Etikettenschwindel.

Dies schon allein deshalb, weil der Verbraucher dadurch angehalten wird, dem Label mehr zu vertrauen als seinem guten Geschmack. Wer nur lange genug seinen Geschmack nicht benutzt, wird schließlich die Geschmacklosigkeit mögen. Lediglich die Zertifizierung technischer Geräte ist anders zu bewerten, wenn das Interesse am Gewinn die Toleranzen nicht verdunkelt.

„unbeschulbar“ ?

Heute argumentiert die TAZ mit „unbeschulbar“ — und setzt damit eine unsägliche Tradition fort.

• Dieses Wort verunstaltet das Wort Schule.

• Das Wort suggeriert, dass der Auftrag der Schule, nämlich Kinder ohne Ausgrenzungen mit Erziehung und Bildung zu fördern, trotz Schulpflicht nicht gilt.

• Das Wort fokussiert in ideologischer Manier ein Kind, das den Wünschen der Schule genügen soll und nimmt die Schule vor dem Entwicklungserfordernis in Schutz, auch künftig auf neue Erfordernisse zu reagieren.

Wenn „unbeschulbar“ nicht Karriere als Unwort macht, dann …

TAZ schreibt

Verkehrszeichen

Verkehrszeichen werden kaum noch ernst genommen. Das kann fatale Folgen haben. Es stellt sich also die Frage, wie man die Beachtung der Verkehrszeichen verbessern kann.
In Mönchengladbach ist man nun auf die Idee gekommen, die Verkehrsschilder direkt so aufzustellen, dass deren Zweck durch die Art der Aufstellung an Gewicht gewinnt.
Am Beispiel des Schildes „103-20 Kurve (rechts)“ sieht man deutlich, dass es nun keinen Zweifel mehr daran gibt, dass es lediglich rechts herum geht. Das erscheint doch als ein Weg in die richtige Richtung.

 

103-20 Kurve (rechts)

Mensch Lore!

Die Schriftsteller aus den Lokalredaktionen sind oft noch experimentierfreudig und belustigen uns mit sinnenhaften Träumereien.
Jetzt berichtet in der WAZ vom 28.5.2014 aus Essen ein gewisser Martin Spletter über die Suche der Polizei nach einem entlaufenen Häftling in einer Gartenanlage in Essen Karnap. Der schönste Satz lautet: „Am Eingang der Anlage, die mitten im Emscherpark liegt, nördlich der Schurenbachhalde, steht selbstredend eine kohlenschwarze Lore.“

Die schwarze Lore kenne ich noch und sie hat schon damals geredet, was das Zeug hielt. Dass sie nun gar kohlenschwarz ist, das halte ich für übertrieben.

Der Kommunalpolitiker mit Ansehen der Person

Dass Kommunalpolitiker vergleichsweise eher hässliche Menschen sind, muss ja nicht unbedingt auf die Qualität der politischen Arbeit durchschlagen.

Wenn ich mich jetzt hier in dieser Gegend zwischen den Wahlplakaten bewege, dann sind diese Menschen allerdings derart beeindruckend wenig ansehnlich, dass ich meine Aufmerksamkeit kaum abwenden kann, mich etwas schäme, Albträume erwarte und um eine gute Politik bange.

Nach der Wahl kann ich diese Gesichter wohl erst wieder für eine Weile vergessen, oder aber auch nicht.

Falsche Fahnder [aus gegebenem Anlass]

Es ist schon sehr hysterisch, dass sich nun in den mehr und weniger sozialen Medien sogar selbsternannte Fahnder zur Aufklärung des Missbrauchs von Kindern einschalten, wenn ein Kind nicht mehr erreichbar ist.

Es ist ebenso schlimm, wenn Kinder, die so langsam erwachsen werden – heute aktuell eine A. in O. – die Entscheidung treffen, nicht mehr nach Hause zu gehen und dann plötzlich eine Armada selbsternannter Helfer per Mausklick das arme Geschöpf zum Treibjagdobjekt machen und dabei höchstens das Ziel verfolgen, dass alles wieder so wird wie früher. Das wird es aber nicht! Würde man A. ernst nehmen, dann würde man vermuten, dass es tiefe Gräben zwischen „zu Hause“ und A. gibt. Da ist niemandem geholfen, denen da zu Hause zu einem wirksamen Zugriff zu verhelfen. Wer reif ist, punktuell einen abweichenden Weg zu gehen, der ist sicherlich auch reif, diesen Weg zu einem glücklichen Ende zu führen und adäquate Hilfsstellen zu finden.

Im übrigen sei noch einmal drauf hingewiesen, dass solche Fahndungsaufrufe im Netz in die Persönlichkeitsrechte eingreifen und strafbar sind, so lange die Polizei keine bestimmten Details zum Anlass nimmt, ihrerseits zur Mitthilfe bei der Fahndung aufzurufen. Bisher hat die Polizei dazu keine Initiative ergriffen.

Stellt euch vor, ihr würdet, weil ihr eine nicht jedem verständliche Entscheidung über einen Aufenthalt trefft, eure höchstpersönliche Angaben mit Bild überall und für sehr lange Zeit im Web sehen.

Ein Vertrauen auf die Erziehung und die Beziehung zum Kind erscheint besonders fragwürdig, wenn hier der Vater selbst zur Jagd nach seinem Kind ruft.