Was ist schon so schön, wie es aussieht …

Das Fanwesen trägt dazu bei, die Vereine reich zu machen. Es hat sich vor allem im Fußball über die Jahrzehnte immer mehr mit Gewalttätigkeit angereichert und geht vielfach auch Verbindungen mit rechtsradikalen Strömungen ein. Beachtet wird diese unheilige Allianz erst dann, wenn es unübersehbare Exzesse gibt. Die Fans sind bisweilen schlimm, das begünstigende Umfeld aber wohl noch etwas schlimmer.
Die UEFA, der Dachverband des europäischen Fußballspiels, gibt anlässlich der gerade ausgespielten Europameisterschaft, Schützenhilfe: Unter seiner Regie werden alle Filmaufnahmen in den Stadien aufgenommen und für den Gebrauch aller Fernsehanstalten zurecht geschnitten. Zumindest ARD und ZDF sehen darin eine Zensur, die eine sachgerechte Berichterstattung unmöglich macht. Es hat den Anschein, dass es nackte Flitzer, Pyromanen, Räuchermännchen, Werfer von Gegenständen und Großangriffe auf vermeintlich gegnerische Fans nicht gibt. Doch das ist falsch. Auch alle was fies ist, muss der Mensch sehen dürfen, um sich ein Bild zu machen. Alles schön zu reden bleibt der Phantasie des einzelnen überlassen – wenn er das will.

FIFA als Episode

Die FIFA – so sagt man – ist in Aufruhr, seit Funktionäre unter Korruptionsverdacht verhaftet sind und Entscheidungen über die WM-Vergabe offenbar Ermittlungen ausgelöst haben, weil sie mutmaßlich manipuliert wurden. Aber im Zentrum der FIFA ist es so ruhig, wie im Zentrum eines Wirbelsturms.

Diese FIFA ist ja keineReligionsneugründung mitEwigkeitsanspruch, sondern nur ein Zweckverband, die Dinge des Fußballs weltweit abzugleichen und zu fördern, damit man überall ziemlich gleichberechtigt gegeneinander spielen kann.

Wenn ich nun in diesem Verband oder einen beliebigen anderen Verein Mitglied bin und feststelle, dass die Geschäfte grundlegend am Zweck vorbei gehen und keine Chance habe, daran etwas zu ändern, dann verlasse ich diesen Verein oder gründe einen neuen Verein. In vielen Sportarten ist es übrigens so, dass Verbände mit weltweiter Orientierung parallel arbeiten, sich ab und zu vereinen und abtrennen. Das ist manchmal ineffizient, dafür aber menschlich.
Bei der hohen Bedeutung des Fußballs in Europa wäre es für den europäischen Verband UEFA leicht, die FIFA als selbstgerechte Korrumpierungsanstalt bedeutungslos zu machen und weitaus gerechter zu arbeiten. Selbst ein Zusammenschluss von einigen europäischen Spitzenclubs des Fußballs könnte die FIFA bei einer Verweigerung das Fürchten lehren.
Offenbar sind alle anderen Fußballverbände und ihre Funktionäre aber in ihrer Grundausrichtung so sehr weit von der FIFA des Herrn Blatter nicht entfernt. Denn nur so erklärt sich ihre zaghafte Kritik im Mainstream der öffentlichen Diskussion, ohne dass es eine praktische Konsequenz gibt. Der in der Gegenkandidatur verbrannte jordanische Prinz Ali – in der sprechenden Presse liebevoll aber unverständlicherweise auf dem letzten Buchstaben betont – zeigt bei seinen Auftritten, dass er der Aufgabe nicht gewachsen ist und dass er Katar als WM-Ausrichter auch sehr viel mehr mag als uns lieb ist. Und der UEFA-Präsident Platini – er mag gern auf französische Art auch auf dem letzten Buchstaben betont werden, aber da sind die sprechenden Journalisten sich noch nicht einig – hat zur Stärkung seiner Vasallen ja bereits die letzte Europameisterschaft zum Wohle des Duos Ukraine/Polen durchgesetzt. Die Folge ist eine Dankbarkeit, die blattereske Züge trägt.
Eine Lösung ist offenbar nur zu erwarten, wenn sich der Fußballfan angewidert beispielsweise dem Völkerball oder dem Rhönradfahren zuwendet. Doch damit ist nicht zu rechnen.