Oh Schreck — Bannon kommt!

Steve Bannon, der glücklose Vordenker Trumps, will nun Europa für die egozentrisch-rücksichtslose Rechte erobern. Er ist schon angereist. Man könnte auch sagen: Schon wieder ein us-amerikanischer Supermarkt, nachdem bereits Wal-Mart mit seinem Brückenkopf in Deutschland gescheitert ist. Denn wir haben hier unsere, in Amerika weitgehend unbeachtete, Eigenart und sind nicht einmal rechtsradikal anzufixen. Selbst Missionare für alle Gesellschaftslagen sind in Europa nicht selten verfügbar.
Okay – wir sollten Herrn Bannon ernst nehmen. Aber noch ist er nichts anderes als ein zugereister Besserwisser mit bekannt kruden Ideen, die die absolute Mehrheit der Menschen abstoßend finden. Wir wären aber nicht dem Grunde nach demokratisch verfasst, gäbe es nicht doch Splittergruppen, die fast so denken wie Bannon und die die Demokratie so auswaiden wollen, dass sie allein als Hülle für alle innovationsfeindlichen, konservativen Rechthaber überdauert. Es wäre eine Aufwertung dieses finsteren Gesellen, würden wir nun allein ihm zu Ehren Symposien veranstalten und Aktiongruppen gründen, die widersprechen und sich hier und auch global für eine nicht umdeutbare Menschlichkeit einsetzen, also etwas, was unter vereinten Nationen schon lange selbstverständlich ist. Gleichwohl sollten wir – das aber auch immer schon – im alltäglichen grenzenlosen Dialog Diversity & Inklusion betreiben und das auch in Institutionen, die der Befähigung der Menschen zum selbst- und mitverantwortlichen Leben in einer gerechten und friedfertigen Welt verpflichtet sind. Das sind nicht nur (Hoch-) Schulen und Kindertagesstätten, sondern auch Familien und Nachbarschaften. Der Gedanke an eine rechtspopulistische Besserwisserei taucht nämlich nur auf, wenn die demokratischen Verhältnisse hinter ihren Erwartungen zurück bleiben und der Wähler für sein Leben einfach nicht mehr daran glaubt, dass das demokratische Leben – wie versprochen – gerechter, zuverlässiger, gesünder und wohlständiger wird und sich politische Zirkel bürgerverdrossen und letztlich unbeachtet in ihre Gremien zurück ziehen.
Kümmern wir uns um Menschen, dann kümmern wir uns ganz nebenbei und auch höchst wirkungsvoll um lebhafte Parlamente und reisende Weltverbesserer in der Art des Herrn Bannon.

Im Namen der Pflanze

Jeder soll ja Essen, was er will.

Gleichgültig ist dabei, ob er im Extremfall damit zur Höchstform aufläuft oder stirbt. Schlimm wird es erst, wenn spärliche empirische Befunde zur Weltanschauung verdichtet werden und zunächst unbeteiligte Menschen ansprechen und mitreißen.

Moehre

Im Veganressort hat sich bedauernswert viel zur Weltanschauung dieser Art verdichtet. Man zitiert als Ideologiebasis immer wieder Belege für scheinbar segensreiche Wirkzusammenhänge, die dann allerdings höchst fragwürdig und widerlegt sind. Der Sinn kritischer Forschung, nämlich widerlegende Argumente zu sammeln, wird systematisch ausgespart. Man sagt in eingeweihten Kreisen auch nicht, dass man in dem, was man isst, auf spezifische Art wählerisch ist, sondern man sagt, dass man Veganer ist und markiert damit einen selbst gemachten Status. Man spricht sogar Nahrungsmitteln, die selbst mit der Weltanschauung nichts zu tun haben, die Eigenschaft zu, vegan zu sein. Dabei gibt es beispielsweise eine vegane Möhre überhaupt nicht, denn sie ist sich selbst genug, also eben ausschließlich eine Möhre, wenn sie für jedermann verständlich bezeichnet werden soll. Selbst Restaurants teilen bisweilen dieses Label vegan. Alle Welt lässt sich in diesem Denksystem schließlich zuordnen, vegan oder eben nicht. Die Funktion dieser Vereinnahmung in der Sprache entspricht der, die es auch in Religionen gibt. Das Judentum kennt beispielsweise koscher und der Islam kennt halal, kurz: erlaubt!

Wenn nun eine selbstgetrimmte Veganerin kurz vor dem Gipfel des höchsten Berges der Welt stirbt, obwohl sie nur belegen wollte, dass der Veganer unsterblich viel kann – die Presse berichtet darüber -, dann ist das bedauerlich und es ist auch kaum der Rede wert, wenn man bedenkt, dass jährlich sehr viele Menschen an den hohen Bergen dieser Welt sterben.

Wenn nun in den sozialen Netzen die tote Veganerin posthum verlacht wird, dann ist das nicht zu rechtfertigen. Das Problem ist aber nicht, dass es möglicherweise um eine verblendete Veganerin geht oder um entgrenzt plappernde Menschen in sozialen Netzen. Es geht nämlich darum, dass eine Veganideologie gegen besseres Wissen tragische Erscheinungen auslöst, die ohnedies nicht denkbar wäre.

Ideologie und Mundgeruch

Frau Merkel sieht eine Ideologie als etwa grundsätzlich Böses. Ihr griechischer Kollege Tsipras ist ihr beispielsweise zu ideologisch und hart, um als Gesprächspartner angemessen zu agieren. ¥ Sie ist damit nicht allein.
Der Literaturtheoretiker Terry Eagleton hat 1993 gegen solche Positionen den journalistischen Merksatz geprägt: “Ideologie ist wie Mundgeruch immer das, was die anderen haben.” Er nutzt dabei einen Vergleich als ein Stilmittel, das heutzutage das politische Kabarett prägt. Wendet man jedoch die Prämisse Merkels und anderer ins Gegenteil – und es gibt gute Gründe, das auch zu tun – dann gilt aber auch der Merksatz Eagletons nur bedingt:
Eine Ideologie müssen wir uns nämlich als etwas grundsätzlich Gutes vorstellen. Für den Mundgeruch gilt das grundsätzlich nicht. Grundsätzlich gibt es aber auch Ausnahmen.

Veganismus als Weltanschauung

In der Presse wird gerade darüber diskutiert, welche Zukunftsaussicht der Veganismus hat. Experten sind skeptisch.

Weltanschauungen überdauern für längere Zeit, wenn sie sich erst etabliert haben. Sie unterliegen aber trotzdem dem Wandel in der Geschichte. Viele Weltanschauungen sind längst begraben. Der Veganismus selbst ist allerdings noch gar nicht zu Weltanschauung gereift. Vegan lebende Menschen vernetzen sich immer mehr und missionieren aktiv wie passiv als Lobby für Tiere und gehen als personifiziertes Beispiel voran. Viele Erscheinungen auf dieser Welt werden aber gar nicht veganideologisch erfasst, weil in ihnen Tiere nicht vorkommen. Die Inflation der als Weltraumfahrer oder Nachrichtensprecher verkleidete Tiere in Filmen und auf Fotos wird als süß markiert, vermutlich um die Missionstätigkeit in der großen Welt fehlgeleiteter Tierfreunde nicht zu erschweren. Hundekotkontaminierte Stadtlandschaften bleiben ebenso außerhalb de Betrachtung wie die pferdeverrückten Kinder und Reitsportler, die ihr Sportgerät des Überflusses derart vervielfältigen, das es mehr Pferde gibt als zur Zeit der Kutschen. Gnadenhöfe werden in die Infrastruktur eingebaut und bisweilen aufgelöst, weil die Tierliebe auch auf Kosten der Tiere zum lukrativen Geschäftsmodell taugt.
Vielleicht ist es ja das kapitalistische Wirtschaften, das sich zur beherrschenden Ideologie entwickelt hat und letztlich alle ideologischen Konkurrenten gleich mit instrumentalisiert: Man wendet sich zu Recht dagegen, das Tier als Ware zu verwursten und nutzt gleichzeitig das kapitalistische Grundparadigma, sich zu etablieren. Ein gutes Beispiel dafür ist, dass die Tierrechtsorganisation PETA in den USA Gift und Waffen einsetzt, um die Tiere zu entsorgen die für die lebende Wiederverwertung nicht schön genug sind und die sich das Land in einer Gefühlstrunkenheit an Feiertagen und so weiter immer wieder leistet. PETA entlässt damit den Staat aus seiner Verantwortung. Die Glaubwürdigkeitskrise des kapitalistischen Wirtschaftens infiziert also auch eine Speerspitze der veganer Bewegung. Rechtfertigungsversuche gehören dazu und machen die Sache nur noch schlimmer.

Jaja – die Welt ist ungerecht und sie wird es auch bleiben. Wir werden daran aber nicht zugrunde gehen, nur der eine und der andere. Wir werden Freude haben, auch wenn unmittelbar daneben Menschen und Tiere sterben. Da helfen eben nur Toleranz und unbelastete Gespräche, um die Welt nie endend zum  guten zu wenden. Die Depression für alle wird dagegen kein Erfolgsmodell werden!