Wovon so ein Minister oder eine Ministerin Ahnung haben muss

Wenn neue Regierungen gebildet werden – wie in diesen Tagen das Kabinett Merz – liest man in den Medien immer wieder, es wäre besser, wenn diese Ministerin und jener Minister eine Fachexpertise hätten. Wie ein Echo wird das verstärkt durch unzählige Bürgermeinungen in sozialen Medien. 

Ich halte das für überaus naiv. Wenn so eine Fachexpertise wirklich erforderlich wäre, müsste man aus dem Kreis der erfahrenen und höchstqualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des jeweiligen Ministeriums auch die Ministerin oder den Minister rekrutieren. Es ist kaum vorstellbar, dass ein gewählter Volksvertreter oder eine Volksvertreterin mit Fachexpertise glänzen könnte. Unter ihnen gibt es zwar mancherlei Expertinnen und Experten für alle politisch relevanten Wechselfälle des Lebens, aber beileibe keine, die die vielfältigen Tätigkeiten in so einem Ministerium abbilden. 

Die Aufgabe als Minister oder Ministerin schafft keine zusätzliche Expertise, sondern verbindet die gegebene Fachperspektive mit dem politisch in der Regierung ausgefeilten politischen Willen und den Willensbekundungen aller anderen politischen Kräften. Daus ergeben sich Aufgabenverschiebungen im Ministerium und eine sich immer wieder wandelnde politische Diskussion im Parlament. Es ist unter demokratischen Verhältnissen ein Risiko Abgeordnete oder Abgeordneter zu sein. Bei jedem Minister ist das Risiko aber weitaus größer. Ihre Zeit in der Politik ist nach jeder Wahl immer wieder begrenzt.

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