ein bekannter polnische Ort mit einer Skisprungschanze wird jetzt von den Sportreportern nicht mehr Wisla ausgesprochen, weil das L einen Strich hat (Ł ł). Getreu irgendwelcher Übersetzungen dieser Sprachhürde sagen sie neuerdings „Wiswa“, um sich punktuell dem polnischen Sprachraum zu nähern und den diplomatischen Standard zu erreichen. So gesprochen, könnten sie ja auch ein W schreiben und würden dann aber merken, dass sie damit in Wirklichkeit vom polnischen Sprachraum weiter entfernt sind als zuvor.
Ich habe mir einmal die polnische Aussprache am Rechner vorsagen lassen und dabei dann auch geübt. Das Ergebnis war kläglich. Es hörte sich am besten an, wenn ich ein L mit halb eingerollter Zunge und mit spitzem Mund und einem kleinen runden Loch zwischen den Lippen gesprochen habe. Vor dem Spiegel sah ich damit so erbärmlich aus, dass ich mich selbst nur noch mit zurückbebender Leidenschaft angucken konnte, vollkommen abgelenkt von der Sprache selbst.
Liebe Sprachaufseher der Fernsehschaffenden: Lasst sie einfach wieder die Sprache des Publikums sprechen. Das ist ihr Auftrag.
Ich schreibe das hier nur deshalb, um an den legendäre polnische Arbeiterführer zu erinnern.




