Die Stadt und der Ball ⚽️ 

Nachdem Gelsenkörken von britischen Schlachtenbummlern der Fußballeuropameisterschaft 2024 als „Shithole“ aus der Riege sehenswerter Städte aussortiert worden ist, kontert  nun die Oberbürgermeisterin der Stadt freundlich, dass das Beste  an Gelsenkirchen die Menschen der Stadt sind.

Ist das nicht ein Angriff auf viele andere Städte, deren Bevölkerung unübersehbar ziemlich mies sein könnte? 

Das erinnert mich an einen alten Stadtfilm aus dem benachbarten Oberhausen (der Filmstadt schlechthin). Wie der Film berichtet, ist dort ist wohl auch ein bodenständiger Menschenschlag zu Haus. Das beste an der Stadt sollen aber die vielfältigen Autobahnen ringsum sein – die beim Verlassen der Stadt verdammt dienlich sein können. Viele fahren von dort zwangsläufig Richtung Gelsenkirchen.

Ich bezweifle nicht, dass Gelsenkirchen – wie auch Oberhausen – einiges zu bieten hat. Vielleicht erfährt man ja einmal etwas davon.

Ein Halbzeitfazit im Ticker des Kicker

„Ein schwacher erster Durchgang geht zu Ende. Köln und Bremen kommen kaum in Abschlusspositionen.
Viele Fehler und Ballverluste bestimmen das Spiel. Für einen Sieg müssen sich beide noch ordentlich steigern.“

Ich behaupte dagegen aber, dass sich für einen Sieg nur eine Mannschaft steigern muss. Würde sich die andere Mannschaft gleichermaßen steigern, wäre die Gleichwertigkeit ein Garant für ein höchstwahrscheinlich weiterhin torloses Unentschieden. Je besser eine Mannschaft im Vergleich zur anderen ist, um so wahrscheinlicher ist der Sieg der besseren Mannschaft und um so verdienter ist ja auch der Sieg.

Ja! — So geht Fußball … Philosophie …

Zwischengefunkt

Ein Star des deutschen Fußballs – Jérôme Boateng – ist derzeit ohne Verein. Im Hintergrund ist es nicht ohne Bedeutung, dass ein Gericht noch einmal darüber entscheiden muss, ob er seiner Partnerin gegenüber gewalttätig war. In vorausgegangenem Urteil in dieser Sache wurde er zu einer empfindlichen Geldstrafe verurteilt. Gerichtlicherseits geht es aber nun wohl nicht mehr um unsichere Beweismittel, sondern allein um die Befangenheit eines Richters.

Wie dem auch sei, der FC Bayern will seinen Exspieler jetzt wohl neu verpflichten und argumentiert schräger als vertretbar zwischen „Sport“ und Privat“.

Der Geist der „Unschuldsvermutung“ – ein strategischer Rechtsbegriff, der überhaupt nicht für den alltäglichen Gebrauch kultiviert ist – soll davon ablenkt, dass sich gerade der Nichtjurist auch bei vermeintlich ungeklärten oder unentschiedenen Vorkommnissen ja verantwortbar verhalten muss. Wenn man das geschickt umgehen will, dann kommt das Zauberwort von der Unschuldsvermutung auf den Tisch. Also: laufende Gerichtsverfahren verhindern unsere Meinungsbildung nicht. Das Leben geht weiter.

Mal angenommen: Der Jupp verprügelt ständig seine Frau. Und ich spiele mit ihm regelmäßig Karten. Und jetzt soll ich eine zweckentfremdete Unschuldsvermutung ins Spiel bringen, damit alles so weiter läuft, wie bisher? – Schmuddeliger kann man kaum argumentieren.

Aber jetzt (einige Wochen später): Boateng hat nun wohl in den USA einen Verein gefunden. 

Die Grundzüge

Ich erkläre gerade die Grundzüge des Fußballspiels. Wann, warum und wie die Akteure in die Räume gehen, versetzt meine Zuhörer in ein erwartungsgeladenes Erstaunen.

Morgen werde ich die  Halbfeldchips ins Nichts erklären.

Und – angeregt durch die laufende Weltmeisterschaft – noch etwas:

Ich habe gerade entwickelt, wie eine Fußballmannschaft in einem Turnier bestehen kann, obwohl sie nach aller Erfahrung nicht zu den Topmannschaften zählt: Wenn man vergleichsweise sehr schnell laufen kann und in Bedrängnis den Schuss ins Seitenaus beherrscht – vorzugsweise mit einer unvermeidlichen Berührung durch den Gegner -, dann hat man schon die halbe Miete, die man noch mit punktueller und ungezügelter Leidenschaft anreichern kann. 

Die Regierung in Peking wird zweifelsfrei in ein paar Jahren eine Topmannschaft ins Feld schicken.

Im Eifer des Gefechts

In einem Achtelfinale der Fußballweltmeisterschaft der Frauen kommt es zu einer denkwürdigen Szene. Am Ende eines harten Zweikampf setzt sich die Engländerin Lauren James zunächst auf die Nigerianerin Michelle Alozie, steht dann auf und steigt auf das Gesäß ihrer Gegenspielerin, bevor sie den Rasen wieder betritt. Zunächst gab es dafür die gelbe, danach dann doch die rote Karte. Dann war der Star der Mannschaft ganz schnell verschwunden.

Ich sehe das einprägsame Bild als ein Symbol des Kolonialismus. Man macht es, weil man meint, es sich leisten zu können. Im Fußball wird so etwas stets individuell geahndet. Dabei basiert der Kolonialismus auf einer gut verbreiteten Idee, dass man selbst phantasierte Überlegenheiten wirtschaftlich nutzt. Die Idee verdichtet sich schnell in einer Ideologie, die Staaten erreichen und Gesellschaften dominieren kann. Mit der roten Karte werden die Zusammenhänge leider abgeschnitten. Man gewinnt den falschen Eindruck, dass mit der roten Karte der Fall abgeschlossen sei. Lauren James wird das so sicher von vorn herein nicht bedacht haben. Kolonialismus verwirklicht sich punktuell im kollektiven Eifer.

Mehr Trainer als sonswatt

Das Fußballspiel findet für jeden Akteur stets zwischen Sieg und Niederlage statt. Anderenfalls gäbe es ja auch kein Publikum. Bestimmte Dauersieger leben in einer Epoche, die dem Publikum abverlangt, eine Niederlage zumindest für möglich zu halten. Für jede Mannschaft gibt es gute und schlechte Zeiten, die mit der Zeit verklären. Damit bleibt allen ruhmreichen Mannschaften ein ewiger Glanz. Die Beliebtheitsführer haben meist die Niederlagen und Verletzungen jeder Art gut genutzt, um für ein erfolgreiches Spiel zu lernen.

Die deutsche Nationalmannschaft der Frauen ist nun als gehandelter Favorit nicht zufällig in der Vorrunde der Weltmeisterschaft gescheitert. Die Kontrahenten in der Welt haben aus emanzipatorischem, finanziellem und sportlichem Interesse den Abstand zu den wenigen Weltmarktführern sichtbar verkürzt. Die Versuche, auch hierzulande den Fußballsport weiter zu optimieren und die Premiumrolle zu behalten, haben dazu geführt, dass eine Phalanx von Experten für jedes erdenkliche Detail Pläne entwickelt hat, die in Verhaltensvorschriften für alle Akteure auf dem Platz und abseits davon münden. Damit ist man auf alles vorbereitet, aber nicht auf die Wechselfälle des Spiels. Im Spiel kann sich mit diesem Hintergrund sehr schnell Hilflosigkeit und eine Irritation zwischen Plan und Wirklichkeit breit machen. Bei fast allen vermeintlich großen der Branche erlebt man in großen Turnieren mittlerweile stets, dass sie gegen  vermeintlich kleine Gegner schlecht aussehen. Sie werden mit einem unbedingten Siegeswillen und mit einer ausgesucht einfachen Taktik überrascht und können dann ihr Spiel nicht mehr aufziehen. Hätte die Elf, deren Qualität ja nicht anzuzweifeln ist, auf dem Platz den Instinkt und die Freiräume von Hobbykicker, wäre so ein Spiel eher zu gewinnen. Man würde blitzschnell neue Wege finden, ohne sich treu bis zum Ende an einen Schlachtplan zu halten, der sich mitten im Spiel überlebt hat. Die ganz großen Fußballhelden machen in solchen Situationen ihr Ding und verschwistern sich auf dem Spielfeld in Windeseile mit allen Teilen der Mannschaft. Plangerecht unterzugehen oder mit einem ungeplanten Impuls die Siegerstraße zu betreten ist eine Entscheidungsfrage, die eher den großen Mannschaften vorenthalten wird.

Ich bin ja schon lange von der Frauennationalmannschaft sehr überzeugt und aber auch auf Niederlagen vorbereitet. Es wäre nur gut, wenn die Öffentliche Berichterstattung nicht zur Lobhudelei verkommt und infolgedessen das Publikum dem Sieg auf ganzer Linie für realistischer hält als er ist. Das führt nur zur umfassenden Enttäuschung, über die dann auch wieder kritikhudlerisch berichtet wird.

Ich bin überzeugt, dass die Fans schon bald wieder gute und siegreiche Spiele erleben werden.

Zur Fußball WM 2018: Ein Tor ist ein Tor

 Die Fußballweltmeisterschaft lebt vom Hinten-dicht-machen und den vergeblichen Versuchen fast aller Torjäger und davon, dass die Opulenz des Ereignisses alle Beteiligten sichtbar überfordert. Ich habe deshalb zum Tagesgeschehen nach und nach viele Anmerkungen gemacht, die nur selten mit dem Wesenskern des Sports zu tun haben.

Ich verdichte hier mal meine verstreuten Miniaturen zum Ereignis.


Ich möchte gern als WM-Orakel arbeiten. Angebote als PN.


WATUTINKI heißt der Ort, in dem die deutsche Mannschaft bei der Fußballweltmeisterschaft wohnt. Mich beschleicht die Ahnung, dass der Ort von Stefan Raab gegründet wurde, der deshalb dort nun Ehrenbürgermeister ist. Wir werden sehen …


Wenn der Torhüter den Ball beim ersten Zufassen nicht festhält, dann sagt so ein Reporter stets: „Leichte Unsicherheit!“ – Na gut, was soll er auch anders sagen? Vielleicht: „Oh, eine vermutlich entwicklungsbedingte motorische Störung! Deswegen musste er vor seiner Profilaufbahn auch seine Ausbildung zum Kellner abbrechen.“ – Ehrlich gesagt: Wenn man schon etwas sagen muss, dann gefällt mir die von mir ausgedachte Variante besser.


Wenn  der Schiedsrichter pfeift, dann ist das Spiel unterbrochen. Dann sagt der Reporter: „Das Spiel ist unterbrochen“.  – Na gut, was soll er auch anders sagen? Vielleicht: „Mehrere Spieler haben sich nach Hinweis an den Schiedsrichter in die Box gelegt, weil sie wollen, dass die Zeit ohne Fußballspiel vergeht, um ihr Geld möglichst angenehm zu verdienen.  – Ehrlich gesagt: Wenn man schon etwas sagen muss, dann gefällt mir die von mir ausgedachte Variante besser.


Bei Sport1 habe ich heute „So heiß sind Schwedens Spielerfrauen“ gelesen. Und dann kamen nur Bilder. Ich weiß echt nicht, was ich damit machen soll.


Nachdem der Fußballheld Kross festgestellt hat, dass so ein Spieler Eier haben muss, ergab sich in der WM-Home-TV-Scene sofort die Frage, mit welchen Körperteilen man eigentlich regelgerecht Tore schießen kann. 


Fußball ist nun doch mittlerweile ein Spiel intellektueller Geister. Das dürfte auch den Schöngeistern gefallen, wenn sie sich mal die Mühe machen würden. Ich habe an den Kommentaren von Frau Neumann nichts auszusetzen. Wenn man nicht abliest, passiert es allen anderen Kommentatoren auch, dass sie Vergleiche und Einschätzungen mitteilen, die sie gern im Nachhinein streichen würden. Vor 30 Jahren noch haben die Kommentatoren nur jeweils die Namen der ballführenden Spieler genannt, weil sie aus ihrer Position die Rückennummern lesen konnten und beim Tor die eingeübt Begeisterung gezeigt. Allein die Rundfunkreporter waren damals Stars. Auch wenn meistens das Leder zu häufig geschlenzt wurde. Aber das haben die Schöngeister ja nicht gehört.


Um in diesen Tagen der WM-Home-TV-Scene und den dort tätigen abermillionen Schiedsrichtern einmal einen neuen Impuls zu geben, habe ich heute während der Übertragung Eierlikör getrunken. Für die Nachspielzeit habe ich als Höhepunkt den in der Flasche verbleibenden Rest mit Limonade aufgemischt und getrunken. — Ich ging als Sieger vom Platz. Morgen reihe ich mich wieder ein und trinke Bier. Versprochen!


Ich habe mich schweren Herzens davon überzeugen lassen, dass Portugaller sich gegen Portugiesen nicht durchsetzen wird. Meinen Sprachgebrauch habe ich notgedrungen angepasst. Was haltet ihr eigentlich von den Senegiesen?


Heute gab es wieder eine 11-Meter-Entscheidung, die journalistisch so kommentiert wurde: „Das war nicht genug!“ – also genug des Fouls im Strafraum. Bisher war ich der Meinung, dass die Fußballregeln weitestgehend spielraumfrei sind, damit der Einfluss des Schiedsrichters auf das Spiel minimiert wird. Wenn es aber so ist, dass das Foul auf einer Scala einsortiert und dann auch noch eine Grenze bestimmt werden muss, wo auf der Scala das Foul beginnt, dann ist jeder Schiedsrichter überfordert, denn er hat gar keine Zeit, so eine Zuordnung vorzunehmen. Es bleibt also eine ziemlich beliebige Zufallsentscheidung, der man ganz einfach widersprechen kann. – Das ist doch recht merkwürdig in einer Zeit der Videobeweise.


Die deutsche Mannschaft wiederholt ihre Fehler aus den Vorbereitungsspielen. Die mexikanische Mannschaft kämpft, nutzt die Fehler und siegt verdient. Alle Akteure waren makellos frisiert! Aber woher kommt die Hoffnung, dass das nächste Spiel der Deutschen besser sein wird?


Renovierung der Fanmeile

Das Areal ist begrenzt. Man kann es wahlweise als Strecke oder Fläche mit zwei Stellen hinterm Komma vermessen und aus dem Ergebnis jeweils einen individuellen Namen ableiten, wahlweise in Kilometern oder traditionell in Meilen. 

Ich komme darauf, weil Kneipen neben Hochschulen mit Vorliebe Vierkommafünf heißen. — Geschafft!


Julian Brandt und Mats Hummels haben angeblich kein Tattoo.

Oh Gott, wenn das mal Schule macht!

Es wird sogar der Verdacht gehandelt, einer von beiden würde befürchten, mit einem Tattoo von der eigenen Mutter ermordet zu werden.

Es ist ein Graus mit der deutschen Fußballnationalmannschaft. Ein Kompromiss wäre doch ein Tattoo in der Achselhöhle für alle, das eine halbierte Zwiebel darstellt.


Ich träume von einem Film, für den das eine oder andere #Tattoo allein durch Körperbewegung animiert wird.

Ausgangspunkt für diese Idee ist das traditionelle Seemannstattoo mit dem Motiv der nackten Braut, die bei der Bizepsanspannung ihre Brüste hebt und danach wieder senkt. Das war immer schon großes Kino.

Mit guter Einkauspolitik käme es zu einem Endspiel der Fußballweltmeisterschaft, das auch noch eine zweite, vollkommen andere Geschichte darüber erzählt, wie der Ball rollt.


Es ist höchst fragwürdig zu behaupten, der Sieg Deutschlands gegen Schweden anlässlich der Fußballweltmeisterschaft 2018 sei zustande gekommen, weil zuvor nach langer Zeit einmal wieder die Nationalhymne gemeinsam gesungen wurde. Die Hypothese ist zwar zulässig, erfordert aber eine höchst aufwendige Versuchsanordnung, um sie widerlegen zu können.

Ich vermute eher, dass die Mannschaft besser gespielt hat als der Gegner. Aus der Erforschung der Arbeitergesangvereine weiß man allerdings, dass gemeinsames Singen die Solidarität in einer Gruppe unterstützt, wenn man ein deutliches gemeinsames Ziel hat.


Deutschlandfahnen sind wider Erwarten über Nacht zum Ramsch verkommen. Wenn ich die jetzt in rauhen Mengen aufkaufe, kann ich doch … (vervollständige den Satz)


Ich fordere
den sofortigen
Rücktritt von
Sportminister Seehofer!


Heute hat mein Bäcker schon wieder kleine Brötchen gebacken. 

Ja, er ist auch Fan der deutschen Fußballnationalmannschaft.


Mein Nachbar sagt immer zu seinem Zahnarzt: „Geld spielt keine Rolle!“ — Es muss doch klar sein, dass auch das System Fußball mit so viel Geld verstopft ist, dass Geldstrafen immer sehr gern angenommen und beglichen werden.


In einem Interview der Welt am 5.7.  hat Herr Bierhoff entsetzlichen Mist erzählt. Daran zweifelt er selbst nicht. Er sagt, dass er und mehrere andere Verbandsvertreter beim Korrekturlesen nicht gemerkt haben, dass da gar nicht stand was er eigentlich sagen wollte. – Ich mag das nicht glauben!


„Man hätte vor der WM überlegen müssen, ob man auf Özil verzichtet, sagte der DFB-Manager gestern. Sogar Mesut Özil-Gegner kritisieren, dass Bierhoff jetzt so nachtritt.“ (Süddeutsche Zeitung)

Herr Bierhoff hätte wahrscheinlich unmittelbar vor der WM sagen sollen, dass aus gegebenem Anlass nur der Fußball zählt und sonst nichts, und dass man sich die Übeltäter Özil und Gündogan erst nach der WM vornehmen wird. – 

Aber wer würde so etwas sagen? 

Genau deshalb kartet Herr Bierhoff jetzt nach. Er wird sich das also nur so gedacht haben für den Fall, dass nicht alles eh im Freudentaumel untergeht und irgendwelche Gaucho als die Blöden verhöhnt werden können. – Man kann vermutlich nicht beides gleichzeitig haben, einen kritischen Umgang miteinander und eine zielgerichtete 11-Freunde-Ideologie sowie dann auch noch einen Sieg, der alles andere unbedeutend erscheinen lässt.


Erst meckert Nationalmannschaftsmanager Bierhoff und danach jetzt auch noch Fußballbundsvorsitzender Grindel am Fußballspieler Özil herum. Grindel stellt sogar die Forderung, Özil müsse sich nach seinem Urlaub irgendwie erklären. Damit ist der Urlaub dann wohl erst einmal gelaufen. Offenbar scheint dem DFB eine dämliche Rechtfertigung nach Gündogans Art aber auszureichen, denn der hat sich damit wohl vor der Kritik in Sicherheit gebracht. Warum sollte Özil sich erklären, wenn er bereits klar gemacht hat, dass er nichts sagen wird? Er könnte damit ja auch nur alles noch schlimmer machen. Der DFB wirkt wie so ein wildgewordener Manager fantasierter Ziele, der die Welt mit Parolen eindeckt und selbst nichts geregelt kriegt. Der DFB hätte sich vor der WM – durch wen auch immer – ohne wenn und aber, für oder auch gegen Özil (und Gündogan) aussprechen können. Das hat er aber nicht gemacht. Jetzt ist es zu spät. Man hat wohl nur noch im Repertoire den Deutschen raushängen lassen, der alles so viel besser weiß, dass er glaubt, sagen zu können, was für andere gut ist. Armselig … und so deutsch, dass ich es kaum hören mag.


Jetzt spricht Özil.
Er spricht über seinen Pressetermin mit dem designierten Sultan der Türkei, dem es recht war, sich als Sportversteher zu inszenieren. Ich hätte Özil nicht dazu geraten, denn es war mit einer Rechtfertigung zu rechnen. Und Rechtfertigungen machen einen nachgewiesenen Fehltritt nur noch schlimmer.
Wer sagt denn seit ewigen Zeiten, dass man Sport und Politik trennen müsse? Es sind die schwerreichen Sportfunktionäre, die über ihre Nähe zu Politik immer noch dazu verdienen. Und jedesmal behaupten sie, man würde dem Sport Schaden zufügen, wenn er in der Politik mitspielt. Im Fall öffentlich sichtbarer Kooperation mit den Despoten der Welt, behaupten sie sogar, der Sport könnte der mangelnden Demokratie hie und dort entgegenwirken.
Das ganze Trennungsparadigma ist ideologischer Art und glatt gelogen. Jeder Sportler und jede Sportfunktionärin muss sich wie jeder Bürger auch auf alle Wechselfälle des Lebens einlassen und dazu gehört auch die Politik. Ich weiß nicht, wie Herr Özil auf diese Trennkost gekommen ist. Hoffentlich nicht in der Übernahme einer x-fach vorgekauten Folie aus seiner Lebenswelt.
Es ist wie es ist: Wer sich mit einem Sultan zeigt, zeigt auch, dass er demokratische Lebensverhältnisse nicht so ernst nimmt. Er bleibt unter demokratischen Ansprüchen ein unnahbarer Risikofaktor. Er würde wohl mit allen Präsidenten der Welt in einem getrimmten Vorzeigeambiente huldigend posieren und möglicherweise das Klopfen aus den Kerkern im Keller überhören.

Nachtrag: Am Abend nach den Äußerungen tritt Özil aus der Nationalmannschaft zurück. – Ja, dann hätte er sich die Äußerungen auch sparen können. Sie hellen nichts auf.


Özil führt sein Drama „Rassismusgefühl“ über mehrere Stunden in drei Akten auf. Dies in englischer Sprache ohne Untertitel auf Twitter und mit millionenfachem Publikum. – Das macht doch nur ein exzentrischer Multimillionär, weil er es sich erlauben kann. Seine eigentlichen Adressaten warten ungeduldig auf die Übersetzung.
Ich hatte – wenn überhaupt – einen minimalen Poetry Slam in deutscher Sprache erwartet. So etwa: „Ich stand plötzlich unvermittelt neben Erdogan. Da hatte ich fürchterliche Angst, dass seine menschenverachtende Art auf mich und meine Familie abfärbt. Ich wollte weg laufen. Aber hätte ich damit nicht alles noch schlimmer gemacht? Nur weil ich mit zwei Herzen lebe, kann ich zum Glück das eine oder andere Herz mal hoch- oder runterfahren und solche Situationen heil überleben, auch wenn die Mehrzahl der Einherzigen und der Herzlosen dafür kein Verständnis hat. – Ich erwarte nun, dass das Publikum mein grandioses Herzspiel beklatscht. Was? — Ihr wollt nicht klatschen? — Ihr habt mich nicht verdient ihr … [kinskiesk improvisiert … tritt dann ab]“
Jetzt haben wir das Vielfache von dem zu lesen, was die Özil-Tweets hergeben. Überall sind fantasievolle Mutmaßungen über Täter und Opfer. Es lässt sich alles kaum auseinanderhalten. Am besten überlebt man wohl als ein Täter, der auch Opfer ist und es sich in der gut ausgebauten Opferrolle wirklich gemütlich einrichtet — bis draußen Frieden einkehrt.


Meine Freundin M. kommt in weiten Wochen in die Schule und kennt sich im Fanwesen insoweit aus, dass sie jetzt so frei ist, für Belgien zu sein. – Trotz allem: Sie bleibt dabei.

Unmaßgebliche Bemerkungen über das Foulspiel

Auch wenn wir es nicht mögen: Das Foul gehört existenziell zum Fußballspiel. Wenn sich also die Sportart weiterentwickelt, dann gilt das auch für die Fouls. Es erscheint dem naiven Betrachter so, dass Fouls nicht dazu gehören, weil sie ja grundsätzlich mit einem Freistoß der gegnerischen Mannschaft geahndet werden. Bereits das Wort Foul macht den Eindruck, dass wir ihm den Eintritt in die Sprache verwehren wollen. In den Anfängen des Fußballs, wie heute auch noch bei vielen Hobbymannschaften, waren Fouls nach Möglichkeit zu vermeiden. Je ernster der Sport betrieben wird, um so mehr merkt man, dass man, ohne aktiv zu foulen, fast immer den Kürzeren zieht. Der Spieler nimmt also im Zweikampf gern eine Prise von der Rücksichtslosigkeit, die so ein Foul heraufbeschwört. Es ist klar, dass auch die Ausbildung und die Praxis der Trainer vermittelt, wie man Fouls günstig einsetzt, den Verdacht zu vermeiden sucht, man habe vorsätzlich gefoult und insgesamt auch noch dabei auch noch die Unschuldsmine an den Tag legt.

Nun weiß ich wirklich nicht, worauf die Spieler der laufenden Weltmeisterschaft diesbezüglich trainiert sind. 

Da wird also der vielbeachtete und gut bezahlte Spieler Neymar übel gefoult. Er liegt am Boden, hält sich mit den Händen die Fußknöchel fest und wälzt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht minutenlang am Boden. Der Schiedsrichter ist geneigt, den Verursacher mit der gelben oder gar roten Karte zu bestrafen. Da springt Neymar auf, als ob nichts gewesen wäre und begründet den Verdacht des Schiedsrichters, er sei trotz des sichtbaren Fouls einer Spieleinlage aufgesessen. Solche Situationen mehren sich. Man weiß dabei nie, ab der eine oder der andere sich eine Bestrafung eingehandelt haben, oder gar beide.

Offenbar wird der Grundtatbestand des Fouls derart ausgestaltet, dass er Gegenstand der Sportwissenschaften ist und seitens der Trainer so etwas wie ein Training für Fouls geben muss, auch wenn das ein Fremdkörper in der Idee vom fairen Sport ist. Schließlich sind allerdings dann doch die Schiedsrichter mit der Bewerkstelligung des fairen Spiels allein gelassen.

Das legendäre “Mach et Otze!“ des Trainers Ruthemöller an seinen Spieler Ordenewitz (1.FC Köln) markierte bereits im letzten Jahrtausend die Aufforderung, sich über ein Foul die rote Karte zu holen, um dadurch die Bestrafung so zu steuern, dass man für ein hochwichtiges Spiel wieder unbelastet einsatzfähig ist.

Mittlerweile könnten allerdings die Leute vom Theater wertvolle Schützenhilfe leisten, das Foul möglichst so beeindruckend und glaubhaft auf den Platz zu bringen, dass Wirklichkeit und Fiktion untrennbar verschmelzen. Wer würde schon einem sich wälzenden Spieler, der von professionellem medizinischem Fachpersonal vor zigtausend Zuschauern in einen Nebel von Eisspray gehüllt wird sagen, er habe ja gar keine Schmerzen?

Ich bin SchLauspieler. Ich weiß, wovon ich rede. Ich habe noch reichlich viele Tips, das Foul auszugestalten.

Sie reden dem Fußball das Wort

  • Er prüft das Trikot seines Gegenspielers auf Reißfestigkeit und wird mit einem gelben Karton bestraft.

Er nagelt aus zehn Metern das Leder unter die Latte.

Er pflückt die Kirsche am rechten Pfosten souverän runter.

Er gleicht aus dem Nichts als Joker aus.

Er wirft sein Jackett auf die Bank und steht nun im leichten Pulli am Spielfeldrand.

Er steigt am zweiten Pfosten hoch, kann aber den Kopfball nicht richtig drücken.

Er kann sich auf der linken Seite durchtanken und in den Sechzehner eindringen.

Er nimmt das Geschenk dankend an und nickt die Kugel in den rechten Winkel.

Er lässt sich aber nicht beirren und zeigt auf den Punkt.

Er will jetzt nichts mehr anbrennen lassen.

Er spart jetzt Körner für kommende Aufgaben, weil der Drops bereits gelutscht ist.

Er setzt aus einer gestaffelten Defensive heraus gezielte Nadelstiche.

Er lauert auf schnelle Konter.

Er wird am linken Strafraumeck in Szene gesetzt, allerdings abgeblockt.

Er steht goldrichtig und kommt mit dem Bauch an den Ball und schiebt ihn damit über die Linie.

Er spritzt dazwischen und holt noch einen Eckball heraus.

Er hat allen Platz der Welt und zieht einfach mal ab.

Er probiert sich aus 18 Metern in halbrechter Position mit einem Aufsetzer.

Er täuscht eine Rechtsflanke an, legt dann aber die Kugel auf den linken Schlappen.

Er will auf der anderen Seite für Entlastung Sorgen in dem er im Angriffsdrittel den Flügel wechselt.

Er lässt in der Mitte abtropfen.


  •  Wann wird er endlich zur Fahndung ausgeschrieben oder bekommt eine eigene Fernsehshow?
  •  Noch sind fünf Minuten auf der Uhr; noch ist hier ordentlich Feuer drin.

Der Mannschaftssport ist etwas für Individualisten

Beim Fussball wird ja immer die Mannschaft betont. Selbst der überragende Spieler wird sagen, dass nicht er, sondern die Mannschaft das Spiel so gut gemacht hat. Es ist äußerst verpönt, sich direkt als Superstar zu positionieren. Das macht dann besser doch die geneigte Presse. Privat sind Fußballprofis ganz anders — könnte man mutmaßen. Die Zweisamkeit der Spieler mit ausgesucht präsentablen Frauen ist ja auch zu oberflächlich, um hinter der Fassade der Mannschaft ein Individuum zu finden. Und es wäre ja auch wirklich zu blöde, Individualität im Hang zum Eigentor zu entwickeln.

Und nun kommt es nach dem Terroranschlag auf die Mannschaft von Borussia Dortmund, wie es kommen musste. Der Streit darüber, ob man nach so einem Anschlag direkt zur Tagesordnung übergeht oder in der Betroffenheit verweilt, wird direkt für die ganze Mannschaft ausgetragen – entweder, oder – aber das dann doch für alle gleich. Die Psychologen sagen teilweise, man solle nach so einem Ereignis innehalten, also nicht direkt zur Tagesordnung übergehen und den Gedanken ans nächste Spiel aufschieben. Die Psychologen sagen teilweise aber auch, dass die erwünschte Normalität am einfachsten zu erreichen ist, indem man den Kontext der traumatischen Belastung so schnell wie möglich wieder aufsucht.
Lediglich die in sich ruhende Fußballlegende Olli Kahn kommentiert am nächsten Tag wohltuend, dass es ja möglich sei – weil es ja bei so einem Anschlag eigentlich nicht um Fussball geht – dass jeder einen anderen Weg sucht und findet, das einschneidende Ereignis zu bewältigen. Mittlerweile ziehen einige nach.
Aber wo kommen wir da hin, wenn Fussballer als Individualisten nur spielen, wenn und wie sie wollen und die Pläne der Fußballverbände durcheinander bringen. Spätestens an dieser Stelle hört auch für den Fan der Spaß auf. Und die aufgehübschten Frauen drohen in andere Sportarten abzuwandern.
Das Spiel ist als endlose Schleife inszeniert. Der Abpfiff ist der Marker auf der Timeline. Das Spiel löst das Leben ab.