Rechtschreibung ist geschichtsvergessene Konvention – nicht mehr. Alles, was neu ist, kommt nicht aus der Rechtschreibung selbst, sondern aus der Missachtung der Rechtschreibung. Zum Glück ist eine gezielte Missachtung ab und zu auch dabei.
Mit der Rechtschreibung habe ich zudem noch ein nicht unbedeutendes Problem: Manchmal gibt es Wörter in zwei „richtigen“ Ausführungen, von denen ich aber meist nur eine Ausführung für richtig annehmen mag. Deshalb gehöre ich beispielsweise zu jenen, die dafür in Frage kommen, auf dem beliebten Schild „Türe bitte schließen“ mit einem x die Türe zur Tür zu machen. Denn genug ist genug. Türe würde ich lediglich in einer dem Reim verpflichtenden Lyrik als vollwertig akzeptieren, wenn es sich eben nur dadurch reimt. Aber das macht der Dichter schon autonom, auch ohne sich um die Rechtschreibung zu kümmern. Dieses Ausdenken von Reimen hat beispielsweise Heinrich Heine perfektioniert, ohne die Rechtschreibung oder die Verständlichkeit zu schädigen, weil er aus seinen Findungen keine Allgemeingültigkeit ableitet, aber die Verständlichkeit trotzdem im Blick behält.

