Die Uhr ist unbarmherzig

Als technische Erfindung läuft sie ab – ohne innezuhalten. Wir schaffen uns ganz schnell billige Symbole, so als könnten wir damit die Zeit für die ja die Uhr steht, für ein paar Extrasekunden eintauschen und eine Besinnung einschieben. Aber auch darüber geht die Zeit achtlos hinweg. Als hätten wir es gewusst, haben wir die Brille mit dem Blick ins neue Jahr äußerst preiswert und gleichwohl zu teuer ausgewählt. Sie wird schneller ausgedient haben als wir denken können, derweil das Modell fürs folgende Jahr zuversichtlich bereits in Arbeit ist. 

Die Uhr hat uns die vielgelobte Pünktlichkeit beschert. Aber wäre es nicht besser, wir würden zuerst einmal das Silvesteressen, den ultimativen Jahresendschaumweintrunk nicht an der Uhr ausrichten, sondern das neue Jahr in unsere selbstgewählten Tagesabläufe  einbauen – oder auch nicht? Das Böllerevent würde sich zumindest als unbrauchbar erweisen, wenn jeder Mensch sich seine Böllersekunde frei in der Zeit selbst einrichten könnte – wenn er will. Die Kunstform des Feuerwerks bekäme ihren mittlerweile zerböllerten Freiraum zurück. Man kann ja sogar den Jahresbeginn verschlafen, ohne damit den Einfluss auf bessere Zeiten einzubüßen. 

Bleibt locker, cool, gesund und menschenfreundlich – 2024 und danach wie zuvor.

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