Lost Garage

Es gibt Garagen, die es gar nicht gibt. Sie stehen gern in stark verdichteter Innenstädten mit ziemlich alter Bebauung. Man erkennt sie daran, dass sie für neuzeitliche Autos nicht die erforderliche Höhe und Breite haben, meist eine sehr alte zweiflügelige Holztür besitzen und eigentlich niemals geöffnet werden. Das angebrachte Schild „Ausfahrt bitte freihalten“, wird aber wohl öfter geputzt. 

Wenn ich nun jemanden unterstütze, der durch mehrere Handicaps lange Stadtwege nicht machen kann, dann parke ich in unmittelbarer Nähe, manchmal eben vor einer solchen Ausfahrt und warte dort. 

Heute kommt so ein EdelSUV und hält neben mir. Der Fahrer macht mir Zeichen, dass er meinen Parkplatz beansprucht. Bei heruntergedrehten Fenstern sagt er dann, dass er auf meinen Parkplatz will und begründet das mit den bezeichneten Schild. (Bild 1) Die ganze Straße ist zugeparkt. Ich sage ihm dann, dass ich den Parkplatz freigebe, wenn er die Garage öffnet, um dann da rein zu fahren. Er kündigt an, dass er mich mit meiner Zustimmung nun blockieren wird. Er fährt also zwei Meter vor und öffnet seinen Kofferraum. Er braucht zehn Minuten, um zehn Säcke Trockenputz auszuladen und durch einen zweiten kleinen Eingang ins Haus zu tragen. Blockiert war ich nicht wirklich. Ich hätte mit meinem smarten Cabrio da locker rausrangieren können. Dann setzt er seinen SUV auf einen anderen freigewordenen Parkplatz, nicht ohne wüste Mutmaßungen über mich und mein Seelenleben von sich zu geben und ohne mich anzugucken oder anzusprechen. Als er dann im Haus verschwindet, bekomme ich das Zeichen, um mein Auto wieder in Bewegung zu setzen.

Mir ist die Angelegenheit nicht so sehr gleichgültig, dass ich darauf verzichte, die Situation zu dokumentieren. In jeder Stadt gibt es vermutlich die eine oder andere „lost garage“ die ein Privatjudiz befeuert und für Unannehmlichkeiten sorgt. Ich kenne auf Anhieb fünf solcher Garagen, darunter eine Arztausfahrt (Bild 2), obwohl es den Arzt schon ewig lange nicht mehr gibt und am Garagentor die Wildkräuter wuchern, sowie ein als Garage getarntes Handwerkerlager in bester Verkehrslage.

Bild 1
Bild 2 „Arztausfahrt Tag u. Nacht freihalten“
Bild 3 – Da hat sich offenbar ein Kleinunternehmer ein innenstadtnahes Lager aufgebaut

Kommentar

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