Fußball mit dem Bein der Elfe …

Es ist ja richtig, dass die Gemeinschaft der Sprechenden darüber entscheidet, was die Sprache betrifft. Kein Rechthaber und kein Duden kann uns da etwas vorschreiben, auch nicht die Bundesregierung.
Gestern spielte in der Fußballweltmeisterschaft der Frauen die Mannschaft der Elfenbeinküste und verlor 0:10 gegen die deutsche Mannschaft.
Und da war es wieder: Die Reporterin brachte Ivorerinnen ins Spiel. Irgendwann sagte sie auch mal Afrikanerinnen, dann aber nur noch Ivorerinnen.
Gut – man gewöhnt sich ja an alles und es ist nicht auszuschließen, dass dieses Wort von der Gemeinschaft der sprechenden vermisst würde, wenn es bei der Suchen nach einer gerechten Sprache aussortiert würde.

Das Wort hat eine ruhmlose Geschichte:
Mit dem Beginn des Kolonialismus der Europäer waren zunächst die afrikanischen Küsten bekannt. Von dort aus wurden die verwertbaren Stoffe aus dem Hinterland verschifft. An einer Stelle waren es hauptsächlich Elefantenzähne und der Küstenabschnitt wurde fortan Elfenbeinküste genannt. Dass im Hinterland Menschen unterschiedlicher Kultur und Volkszugehörigkeit lebten war uninteressant, so lange sie den Abtransport nicht behinderten. Irgendwann wurde das Hinterland zur französischen Kolonie. Man behielt der Einfachheit halber den Namen und ordnete ihn der Kolonie zu: Côte d’Ivoire. Ein Name, der den Kulturen und Völkern im Koloniegebiet gerecht wird, gab es nicht. Es war ja auch eine Zwangsgemeinschaft von ungefähr 60 Volksgruppen, die sich allerdings auch nicht auf das Staatsgebiet beschränken. Die Grenzen waren ja nicht gewachsen, sondern wurden von der Obrigkeit gesetzt.
Nun hat sich der Name Elfenbeinküste bis heute gehalten. Er ist zumindest ab und zu ein Anlass, danach zu fragen, wie es zu diesem seltsamen Namen gekommen ist. Vollends kolonialistisch vernebelt wird die Benennung aber, wenn man die übergestülpte Amtssprache Französisch nutzt und aus den Menschen dort Ivorer macht. Ivoire heißt ja nichts anderes als Elfenbein. Ich weiß nun auch nicht, wie diese Menschen zu bezeichnen sind, wenn sie gemeinsam Fußball spielen. Ich bleibe aber pragmatisch bei Elfenbeinküster und könnte auch Elfenbeiner so eben noch im deutschen Sprachraum akzeptieren. Das öffnet wenigstens die aufklärende Frage, wie es zu einem derart merkwürdigen Namen kommt und ebnet den Weg zu einer Antwort. Das Wort Ivorer verschleiert dagegen den Blick auf gesellschaftliche und politische Gerechtigkeit und suggeriert dem naiv gläubigen Deutschsprechenden, hier habe ein völkerkundliches Expertenteam das alternativlos richtige Wort gefunden.
Das ist respektlos und menschenverachtend.

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